Was ich einfach nicht verstehe oder aufgrund der zahlreichen Beiträge vielleicht überlesen habe:
Lassen sich die Kräfte, die während des Starts auf die Rampe wirken, denn nicht im voraus berechnen, oder geht das tatsächlich nur mit "learning by doing?"
Man kennt doch die Drücke, den Schall, die Hitzeentwicklung usw. Wenn man da noch dann noch etwas Reserve obendrauf packt, dürfte so etwas doch nicht passieren, oder?
Aber hat es bei Artemis nicht auch die Lifttüren eingedrückt, oder so?
Ich denke eigentlich es wurde schon alles gesagt (bzw. geschrieben), aber noch nicht von mir!
Zunächst herzlichen Glückwunsch an SpaceX dass das Starship/Super Heavy-Gespann abgehoben und so lange durchgehalten hat.
Zu der Frage ob man das berechnen kann, ich glaube bis zu einem gewissen Grad kann man rechnen und simulieren, dann kommt u.U. noch Erfahrung dazu aber am Ende kann man nur einen 1:1-Test machen.
Diese Temperaturen, Drücke, Volumenströme und vor allem Vibrationen ("Noise") bekommt man im Labor nicht (gleichzeitig) und zumindest nicht in dieser Dimension hin.
Auch die hier schon mal angesprochenen übervorsichtigen Russen, "die einen überdimensionierten Flammengraben" bauen, mussten bei der Sojus-Startanlage in Wostotschny Lehrgeld zahlen.
Beim ersten Sojus-Start ist trotz aller Erfahrung und Sicherheitsmargen ein monströses Stahlbauwerk aus den Angeln gehoben worden.
Da war mir zumindest nicht klar, ob das beweglich sein sollte, hinterher war es jedenfalls "lose", wenn man das bei einem 100-Tonnen-Teil so sagen kann.
Dass man da was machen muss, ist glaube ich allen klar geworden.
Wenn man nach jedem Start die Startanlage aufwändig auf Vordermann bringen muss und die Tankfarm nicht wiederverwendbar wäre
dann macht auch die Wiederverwendung der Rakete nicht so viel Sinn.
Ob man unter dem Melkschemel abgraben kann, um einen Flammengraben auszuheben bezweifle ich etwas, da müsste man das eigentliche Fundament freilegen.
Eher würde ich mir vorstellen, dass man auf zwei oder drei Seiten einen Hügel aufschüttet, so dass nur in eine Richtung der Abgasstrahl (sprachlich eine ziemliche Untertreibung aber ich kenne kein wirklich passendes Wort für das was wir da gesehen haben, Mars Chroniken hat von pyroklastischem Strom gesprochen...
) nur in eine Richtung weg kann.
Was mir aber am meisten Kopfzerbrechen macht ist, welches Material für die Auskleidung des wie auch immer gearteten Flammenschachts in Frage kommt?
Man erkennt ja auf den Bildern des Melkschemels, dass nicht nur die (wahrscheinlich auch schon hochfesten) Bodenplatte komplett abgetragen wurde, sondern auch mindestens eine Querstrebe des eigentlichen Starttisches wegerodiert wurde.
Wir haben sehr hohe Temperaturen, was metallische Werkstoffe eher als ungeeignet erscheinen lässt.
Den extremen Druck und Volumenstrom könnte hochfester extrem armierter Beton (kohlefaserverstärkt?) alleine vielleicht noch ab, aber möglicherweise sind die "Vibrationen" (auch hier finde ich kein wirklich dieser Urgewalt entsprechenden Begriff), das größte Problem.
Mit Hochdruck-Wasserschneiden kann man Beton recht erfolgreich zerlegen, wobei sich mir bei diesen Bildern eher die Analogie eines Bohrhammers oder Presslufthammers aufdrängt:
Die extremen Vibrationen zerkleinern den Beton in handliche Stücke und der Überschallstrom trägt diese dann weg und legt die nächste Schicht frei.
Insoweit ist der zukünftige Einsatz des Deluge-Systems, um gerade diese Vibrationen zu mindern, absolut notwendig.
Ich kann mich nur nicht des Eindrucks nicht erwehren, dass das alleine nicht ausreichen wird.
Egal wie der Flammenschacht konstruiert wird, sollte jemand eine besondere Betonmischung vertreiben oder herstellen können, die einen hochvibrativen, überschallschnellen Hochtemperatur-Pyroklastischen-Strom aufhalten und aushalten kann, ich denke Elon würde sich über einen Anruf freuen.
Viele Grüße
Rücksturz