Wir haben derzeit eine planetare, komplett vernetzte Zivilisation, keine "mehrere Zivilisationen nebeneinander". Wenn hier eine Krise auftritt, dann betrifft es diese globale Zivilisation (wie auch zB kaum ein Teil davon keine negative Auswirkungen des Klimawandels spüren wird - ganz vereinzelte Ausnahmen evtl. abgesehen).
Covid-19 (Container/Lieferketten/Chip-Krise) und Russlands Krieg gegen die Ukraine mit China auf seiner Seite hat allerdings zu einem Umdenken bezüglich Vernetzung geführt. Man hat gelernt, daß eine totale wirtschaftliche Vernetzung auch nicht gut ist. Vielleicht führt dieses Neugelernte dazu, daß einer weiterer "Filter" beseitigt wird.
Diese technische Zivilisation ist aber gerade durch den massiven Einsatz fossiler Energieträger möglich geworden. Müssten die Zivilisation neu starten (zB. vom Niveau des 18ten jahrhunderts aus), müsste der zweite Anlauf ohne diese fossilen Energieträger gelingen. Das ist nicht unmöglich, da wir ja, wie Du sagst inzwischen weiteres enormes Wissen angesammelt haben. Wenn wir diese dann auch breit anwenden können (also auch breit über lange Zeiträume verfügbar halten können - hunderte von Jahren), dann wäre diese durchaus möglich, dass so eine globale technische Gesellschaft neu starten kann. es wäre aber deutlich aufwändiger.
Cool, Du beschreibst gerade genau das, worum es im Roman "Der Splitter im Auge Gottes" geht
Bei der dortigen Alien-Zivilisation ist der periodische Rückfall in die "Steinzeit" aus biologischen Gründen die Regel (es kommt zwangsweise immer zur Überbevökerung und dann zum "3.Weltkrieg" und Kollaps). Diese Aliens haben auf ihrer Welt nach dem x.ten Kollaps nicht nur schon alle fossilen, sondern auch alle nuklearen Brennstoffe aufgebraucht, und müssen als neue Zivilisation immer sofort mit der Kernfusion anfangen. Um das zu schaffen, werden vor einem Kollaps vorsorglich bunkerartige Lager angelegt, die das komplette technische Wissen enthalten, in die man aber nach einem Kollaps erst reinkommt, wenn man wieder ein gewisses Maß an Schlauheit aufgebaut hat (damit Steinzeitdeppen da nicht vorher schon reinkommen und alles kaputtmachen).
Der Roman ist allerdings aus den 70ern, wo man noch nichts mit erneuerbaren Energien zu tun hatte. Gäbe es heute einen Rückfall, dann könnte man bei einem Neuanfang direkt damit anfangen, was ja mittlerweile sowieso das simpleste und günstigste ist. Noch ein Filter weniger.
Und ... ich halte ein Problem langfristig für noch dramatischer und gefährlicher als die Überbevölkerung: das Schrumpfen der globalen Bevölkerung nach dem "Peak". ersten weil man dann permanent in einer deutlich überalterten Gesellschaft befindet und zweitens ... weil dieser Trend nicht mehr aufgehalten werden kann. Auf langen Zeitskalen ist dieser Trend sogar mit einer der gefährlichsten über das Überdauern der technisierten gesellschaft. Den hat nur aktuell kaum einer auf dem Schirm, weil wir "kurzfrsitig" mit genau dem gegenteiligen Problemen zu kämpfen haben und er daheri wie ein "Luxusproblem" wirkt.
Eine interessante These, aber ob wir das noch in der Praxis erleben werden, wage ich zu bezweifeln. Offensichtlich ist ja eher Bevölkerungszunahme immer wieder, wenn auch nicht immer, ein Grund für Konflikte und Kriege.
Gunnar Heinsohn sieht das sogar sehr extrem.
Länder wie Japan und West/Mittel/Nordeuropa wollen am liebsten überhaupt nicht mehr wissen, daß es sowas wie Krieg überhaupt noch geben kann. Jedenfalls gehören die mit niedrigen Geburtenraten zu den friedlichsten, auch wenn Russland hier gerade eine extremst unrühmliche Ausnahme bildet.
Bei Japan kann man sogar sehen, daß ein Bevölkerungsrückgang zu Innovationen führt, zumindest in der Robotik. Ein Bevölkerungsrückgang als "Filter" würde bedeuten, daß es am Ende gar keine Nachkommen mehr gibt, was für mich kaum vorstellbar ist. Aber wie gesagt, hierfür gibt es noch gar keine Praxisbeispiele (abgesehen von der These, daß die Neandertaler ausgestorben sind, weil sie nicht so gebährfreudig wie der Homo Sapiens waren).
Hinweis: Ich spreche hier immer noch von möglichen Filtern für technisierte Zivilisationen als mögliche "Lösung" für das Fermi-Paradoxon.
Ich persönlich halte die menschliche Zivilisation nur für einen Zwischenschritt zur synthetischen Superintelligenz. Hat die technologische Singularität einmal stattgefunden, dann sieht sowieso wieder alles ganz anders aus. In unserer aktuellen biologischen Form will niemand auf einen anderen Stern auswandern, wenn er nicht dazu gezwungen wird. Und was dann die Maschinen wollen, können wir nicht wissen. Vielleicht kriegt so eine Superintelligenz ziemlich schnell Depressionen, wenn sie rausfindet, daß sie zwar selber unsterblich ist, aber dann zusehen muß, wie das Universum selbst stirbt. Wozu sollte sie sich dann noch ausbreiten, wenn das alles eh "keine Zukunft" hat