Fermi Paradoxon

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Duc-Lo

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Fermi Paradoxon
« am: 25. Mai 2020, 18:11:19 »
Hallo,
zuerst einmal möchte ich um Verzeihung bitten, diese Frage hier im Forum zu stellen. Ich beschäftige mich in letzter Zeit mit dem Fermi Paradoxon. Warum wir noch keine Anzeichen von extraterrestrisches Leben haben?
Da stieß ich auf ein Artikel ( https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html) , der besagt, dass die Erde laut den Daten von Hubble und Kepler, sehr früh entstanden sei und das, als die Erde entstanden ist ,nur 8 % der Exoplaneten zu der Zeit existiert haben. SO ist die logische Schlussfolgerung <=> keine Ausserirdische. Zumindestens keine hochentwickelte. Wir sind die ersten. Allerdings bezweifle ich es, da ich nirgendwo im Internet noch eine andere Quelle gefunden habe, über diese Studie. Kann mir einer bitte da weiterhelfen und sagen ob es stimmt? Wie war das Universum vor 4,6 Milliarden Jahren? Wie viele Planeten gab es? Wie viele Sterne gab es?

Danke,

P.s: Was ist das Fermi Paradoxon? Gäbe es intelligente Außerirdische, müssten wir sie eigentlich überall um uns herum sehen, weil eine jede Zivilisation zwangsläufig irgendwann die gesamte Galaxis kolonisiert haben würde. Da wir aber keine offensichtlichen Anzeichen für einen Besuch Außerirdischer auf der Erde erkennen können, lässt sich schlussfolgern, dass es auch keine intelligenten Außerirdischen gibt – und somit wäre auch eine Suche nach ihren Signalen sinnlos.




Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #1 am: 25. Mai 2020, 18:42:45 »
Da dies eher ein SciFi-Thema ist, empfehle ich bei

www.scifi-forum.de

 im Feld "Suchen" Fermi Paradoxon (121 Beiträge) und Drake Gleichung (148 Beiträge) (einige Beitragsüberschneidungen) einzugeben. Ich denke, das Lesen wird viel Zeit erfordern. Der eine oder andere Beitrag dort ist von mir unter einem ähnlichen Nick wie hier.

Btw: Dort habe ich auch schon oft dieses Forum empfohlen u.a. im Unterforum Wissenschaft & Technik
Seit Apollo und Star Trek Classic Astronomie, Raumfahrt und SciFi-Fan.

TWR genügt als Anrede

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Offline Gertrud

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #2 am: 25. Mai 2020, 18:58:42 »
Hallo @Duc-Lo,

bitte lese diesen Artikel der am 08.03.2016 in Spektrum erschienen ist.
Weder Fermi noch paradox
Zitat
Wo sind sie denn, die Aliens? Bei einem Lunch soll der berühmte Physiker Enrico Fermi die Existenz von E.T. widerlegt haben. Doch das stimmt weder hinten noch vorne.

Beste Grüße
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

Offline Hugo

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #3 am: 25. Mai 2020, 22:57:42 »
Wenn man  nicht schneller  als mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann, dürfte es schwer  werden, sein  eigenes Sonnensystem zu verlassen. Die Grenzen der Physik sind gegeben. Vielleicht ist das der einzige Grund?

Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #4 am: 25. Mai 2020, 23:15:34 »
Wenn man  nicht schneller  als mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann, dürfte es schwer  werden, sein  eigenes Sonnensystem zu verlassen. Die Grenzen der Physik sind gegeben. Vielleicht ist das der einzige Grund?

Mit V=1/10c haetten wir die Voyagersonden in 9 Tagen eingeholt. Voyager 1 ist aktuell 20Lh von der Erde entfernt. Man würde es sogar noch bis Alpha Centauri schaffen  :)

Duc-Lo

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #5 am: 26. Mai 2020, 00:52:08 »
@alle,
zuerst einmal danke an Getrud auf den Verweis zu Spektrum (2016).
Meine Frage war aber, ob der Inhalt des Artikel stimmt https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html ?
Ob die Erde wirklich ein Frühchen ist unter den Planeten?
 Ob das Leben auf der Erde sozusagen zu früh entstanden ist. Und das Ausserirdisches Leben quasi erst entsteht, wenn wir schon längst ausgestorben sind? Ob es wirklich vor 3,5 Milliarden Jahren nur 8 Prozent der Planeten existiert hat.

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Offline Sensei

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #6 am: 26. Mai 2020, 01:26:11 »
3.5 Mrd Jahre sind eine lange, lange ... lange Zeit.

Das wir (mit) die ersten raumfahrt befähigten Lebewesen in der Milchstraße sind ist tatsächlich eine der möglichen Lösungen für das Fermi-Paradoxon. Aber auch eine eher unwahrscheinliche und durch diese Erkenntnisse kaum gestützte Möglichkeit.

Es ist bei einer solchen Betrachtung natürlich "hätte, könnte, wenn" dabei, ABER wenn interstellare Raumfahrt und Besiedlung möglich ist, dann sollte eine solche Zivilisation wohl innerhalb von unter 400mio Jahren die ganze Galaxie besiedeln können.
---
Sollte die Erde wirklich zu den ~10% frühesten Planeten gehören und dadurch 90% der Sterne als Kandidaten raus fallen... dann hätten wir halt noch 25 Milliarden statt 250 Milliarden Sternensysteme in als Basis der Drake-Gleichung.
In diesen astronomischen Beobachtungen ist ein faktor 0.1 ziemlich klein und keine monokausale Erklärung dieses Paradoxons.

Hallo @Duc-Lo,

bitte lese diesen Artikel der am 08.03.2016 in Spektrum erschienen ist.
...

Uhh, der Artikel ist allerdings weder wissenschaftlich, noch neutral gehalten.

Hier verteidigt ein SETI-Forscher und Anhänger seinen Job und redet die andere Seite IMO als Pessimisten schlecht. Gray ist hierbei einseitiger Beteiligter einer Debatte, kein neutraler Beobachter und Journalist. Die Argumentation ist dabei (IMO) echt schwach. Die Diskussionen um das Fermi-Paradoxon sind viel viel komplexer als dass man es durch ein "»Es gibt irgendwo Außerirdische« und »hier bei uns sind keine Außerirdischen«" zusammen fassen könnte.

Da dies eher ein SciFi-Thema ist, empfehle ich bei

Das finde ich nicht. Es ist ebenso ein SF- wie ein echtes wissenschaftliches Thema.
Ja, man kann vieles, auch gutes, literarisches dazu finden. Aber jemanden, der tiefgehende Fragen dazu hat würde ich trotzdem nicht primär auf eine SF-Seite schicken. Ebenso wie ich das bei jemanden mit Fragen zur Raumfahrt nicht tun würde - nur weil es häufiger auch in SF Werken vor kommt.

Bei google scolar gibt es auf den Suchbegriff "Fermi Paradoxon" 26.000 Treffer....

Wenn man  nicht schneller  als mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann, dürfte es schwer  werden, sein  eigenes Sonnensystem zu verlassen. Die Grenzen der Physik sind gegeben. Vielleicht ist das der einzige Grund?

Das allein kaum. Es gibt einige vorstellbare Techniken die auch unter Einhaltung der Lichtgeschwindigkeit funktionieren.

Langsamer zu fliegen heißt ja nur, dass man länger braucht. 10 Lichtjahre mit 0.05c wären eine Reise von "nur" ~200 Jahren.
Generationraumschiffe, künstlicher Uterus, reine von-neumann Sonden...

Dann kommt es aber immer noch auf die durchschnittliche Entfernung von "besidelbaren" Planeten an. Wenn es nur  alle ~100 LJ einen von diesen gibt wird interstellare Raumfahrt natürlich gleich wesentlich schwieriger umsetzbar.

zuerst einmal möchte ich um Verzeihung bitten, diese Frage hier im Forum zu stellen. Ich beschäftige mich in letzter Zeit mit dem Fermi Paradoxon. Warum wir noch keine Anzeichen von extraterrestrisches Leben haben?
Da stieß ich auf ein Artikel ( https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html) , der besagt, dass die Erde laut den Daten von Hubble und Kepler, sehr früh entstanden sei und das, als die Erde entstanden ist ,nur 8 % der Exoplaneten zu der Zeit existiert haben. SO ist die logische Schlussfolgerung <=> keine Ausserirdische. Zumindestens keine hochentwickelte. Wir sind die ersten. Allerdings bezweifle ich es, da ich nirgendwo im Internet noch eine andere Quelle gefunden habe, über diese Studie. Kann mir einer bitte da weiterhelfen und sagen ob es stimmt? Wie war das Universum vor 4,6 Milliarden Jahren? Wie viele Planeten gab es? Wie viele Sterne gab es?

Danke,

P.s: Was ist das Fermi Paradoxon? Gäbe es intelligente Außerirdische, müssten wir sie eigentlich überall um uns herum sehen, weil eine jede Zivilisation zwangsläufig irgendwann die gesamte Galaxis kolonisiert haben würde. Da wir aber keine offensichtlichen Anzeichen für einen Besuch Außerirdischer auf der Erde erkennen können, lässt sich schlussfolgern, dass es auch keine intelligenten Außerirdischen gibt – und somit wäre auch eine Suche nach ihren Signalen sinnlos.

Naja, die Definition dieses Paradoxons ist meist schon komplexer.
Ein guter Startpunkt ist wieder einmal Wikipedia.

Allein im deutschen Wiki werden 13 mögliche Erklärungen für dieses Paradoxon beschrieben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon

Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #7 am: 26. Mai 2020, 11:18:41 »
Ich mag das Fermi Paradoxon nicht. Es zerstört Träume. Aber irgendwann kam ich auf die Idee, dass Fermi einen Punkt komplett ignoriert. Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, was Kultur und Soziologie berücksichtigt. Die komplette Bevölkerung der Milchstraße in 1 Mio. Jahre setzt voraus, dass eine Superzivilisation nix anderes im Sinn hat, als sich wie ein Virus auszubreiten. Ein Virus mag das tun, aber eine ultrahochentwickelte Spezies? Man würde alles aufgeben und sich als Gesellschaft nicht mehr weiterentwickeln. Man stelle sich vor, meine Kinder erreichen einen neuen Planeten, schaffen eine Infrastruktur, bauen ein neues Schiff und deren Nachfahren fliegen mit einem neuen Schiff in historisch kurzer Zeit weiter. Das alte Schiff ist übrigens nicht wiederverwendbar und würde auch keinen Sinn ergeben. Nun stellt sich die Frage, warum sollte man das tun? Eine Spezies, die nichts anderes im Sinn hat, als sich zu vermehren, eine Schiff bauen und weiterfliegen? Wer sagt, dass auch jedes Generationenschiff sein Ziel erreicht. Da kann soviel schief gehen. Warum soll jeder Planet unbewohnt sein und jede Zivilisation die Kolonialherren freundlich empfangen? Wird diese Kette häufig durchbrochen und der Zyklus, bis ein Schiff weiterfliegt dauert deutlich länger, dann dauert die komplette Besiedlung unserer Milchstraße nicht 1 Million Jahre, sondern eher eine Milliarden Jahre. Irgendwann kennt diese Spezies gar nicht mehr den eigenen Ursprung. Eine homogene Entwicklung ist ausgeschlossen. Nicht mal, wenn es sich um künstliche Intelligenz handelt. Ich halte die Idee für eine homogene Ausbreitung aus soziologischen und statistischen Gründen für nicht nur unwahrscheinlich, sondern gänzlich  ausgeschlossen. Zumal eine Gesellschaft, die einen derart zwanghaften Drang nach Ausbreitung hat, eher zur eigenen Auslöschung führen dürfte, bevor man zum ersten Mal ins All fliegt.

Wie gesagt meine Meinung. Die galaktische Besiedlung ist nur theoretisch möglich, praktisch gibt es zu viele Unwägbarkeiten.

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #8 am: 26. Mai 2020, 12:31:36 »
Zitat
Aber irgendwann kam ich auf die Idee, dass Fermi einen Punkt komplett ignoriert. Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, was Kultur und Soziologie berücksichtigt.

Uhh. Nein.
Das wurde sehr stark berücksichtigt und macht die Mehrzahl der schwachen Fermi-Paradox Lösungen aus.

Zitat
Die komplette Bevölkerung der Milchstraße in 1 Mio. Jahre setzt voraus, dass eine Superzivilisation nix anderes im Sinn hat, als sich wie ein Virus auszubreiten.

Verteilungsmuster: Auch das ist eine der möglichen, bedachten Erklärungen.

Schau dir mal den Abschnitt bei wiki an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Verteilungsmuster_/_zivilisatorische_Diffusion

- wenn eine neue Kolonie nicht ein Schiff sondern 20 aussendet, dann müssten nicht einmal 10 % dieser neuen Kolonien sich weiter verbreiten.
- Keiner geht von komplette Besiedelung in 1 Mio. Jahr aus. Eher von < 1 Mrd. Jahren. Mit 500 Jahre für etablierung der Kolonie und 500 Jahre für den Flug ist man schon gut dabei.
- im großen Maßstab könnte man schon zu dem Schluss kommen, dass zumindest die Menschen sich fast Virusmäßig ausbreiten. Rückschläge bei der 'Besiedelung' fehlerhafte Weiterverbreitung sind auch bei Viren normal. Siehe Corona ;) Wichtig ist nur, dass man genügend andere Viren/Kolonien hat, die diese Lücke füllen können

Duc-Lo

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #9 am: 26. Mai 2020, 12:32:01 »
3.5 Mrd Jahre sind eine lange, lange ... lange Zeit.
Das wir (mit) die ersten raumfahrt befähigten Lebewesen in der Milchstraße sind ist tatsächlich eine der möglichen Lösungen für das Fermi-Paradoxon. Aber auch eine eher unwahrscheinliche und durch diese Erkenntnisse kaum gestützte Möglichkeit.

@Sensei, erstmal Danke für deine ausführliche Antwort. Kannst du mir erklären warum dies eher eine eher unwahrscheinliche und durch diese Erkenntnisse kaum gestützte Möglichkeit ist?

@alle, ich fand diesen Artikel von Spektrum (2019) ganz interessant : https://www.spektrum.de/news/sind-wir-allein-im-all/1732752




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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #10 am: 26. Mai 2020, 12:56:40 »
Dann muss ich meine Aussage eingrenzen.

Wenn die rare-Earth Hypothese zutrifft und Zivilisiertes Leben sehr sehr sehr selten entsteht, dann ist es durchaus möglich, dass wir die Ersten/Einzigen sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rare-Earth-Hypothese

ABER es ist unwahrscheinlich dass Milliarden Jahre gar nichts passiert, dann wir entstehen, und wenige Jahre danach überall ganz viele Zivilisationen entstehen.

Duc-Lo

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #11 am: 26. Mai 2020, 13:18:12 »
Wenn die rare-Earth Hypothese zutrifft und Zivilisiertes Leben sehr sehr sehr selten entsteht, dann ist es durchaus möglich, dass wir die Ersten/Einzigen sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rare-Earth-Hypothese


Ich halte generell wenig zur rare Earth Hypothese. Wir Menschen neigen schon zur Anbeginn der Zeit, dass wir einzigartig sind. Das war schon früher so, und ist bis heute geblieben. Zumindestens existieren wir ja. Das heißt es ist machbar, dass komplexes Leben im Universum entstehen kann. Wir sind doch das lebende Beweis.

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Offline Sensei

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #12 am: 26. Mai 2020, 13:33:40 »
Aber kein BEWEIS dafür, wie besonders oder nicht besonders wir sind.

Wir können in solchen Bereichen maximal Hinweise erlangen, aber keine Beweise. 
(Aber ja: die Standartannahme sollte eigentlich lauten, dass man selbst nicht soo besonders ist)

Duc-Lo

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #13 am: 26. Mai 2020, 14:09:05 »
ABER es ist unwahrscheinlich dass Milliarden Jahre gar nichts passiert, dann wir entstehen, und wenige Jahre danach überall ganz viele Zivilisationen entstehen.

@Sensei, mit wenige Jahre danach, habe ich ja nicht gesagt. Dieser Artikel (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html) besagt ja, dass die Erde ein Frühblüher war unter den Planeten. Und das unsere Zivilisation ein Frühblüher war unter den extraterrestrisches Lebensformen ( wenn es sie überhaupt gibt). Und das komplexe Leben nicht ein paar Jahren nach dem wir entstehen sondern erst ein paar Milliarden Jahre später beziehungsweise erst im Laufe der Zeit  in den späten Milliarden Jahren nachdem die Erde schon entstanden ist.

Zitat
Zitat Artikel:"Laut einer neuen Studie, die auf Daten basiert, die vom Hubble-Weltraumteleskop der NASA / ESA und dem Kepler-Weltraumteleskop der NASA gesammelt wurden, könnte es sein, dass die Erde (und alles Leben darauf) ein Frühblüher ist. Die logische Folge dieser neuen Studie ist, dass wir nicht von fortgeschrittenen außerirdischen Zivilisationen hören, da das Universum nicht die Zeit hatte, viel mehr bewohnbare Welten hervorzubringen."Quelle:Space.com
@alle,Also frage ich mich ob dieses Zitat überhaupt stimmt?




Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #14 am: 26. Mai 2020, 16:26:50 »
Auch von mir danke, Sensei.

Wollte nur anmerken, dass ich denke, dass das soziologische Problem imho ein starkes Argument ist. Selbst wenn man annimmt, dass die Kolonisierung in 1 Millionen Jahren von statten geht, ist es doch unwahrscheinlich, dass eine so hohe Intelligenz in dieser Zeit nicht einmal inne hält und sich fragt, ob das Sinn macht, sich alles unter den Nagel zu reißen und den Rest platt zu machen? Ich meine, wir sind schon egoistisch, aber das wäre der Gipfel allen Egoismus’

Egal, vielleicht sind ja nicht Tipler/Hart/Fermi das Problem, sondern Winstein.  :)

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Offline Therodon

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #15 am: 26. Mai 2020, 17:27:25 »
Ich fand die Video Serie vom Raumzeit VLog auf YT eigentlich ganz gut.
Was mir beim Fermi Paradox allerdings immer sehr kurz kommt ist die Frage: Würden wir es denn merken?

Ich meine wir tun uns ja schon schwer die Mondlandestelle zu sehen, das Sonnensystem könnte im Grunde voll sein mit Alien Satelliten und es könnte jede Menge Raumfahrzeuge auf Planeten und Monden geben. Bei unserer aktuellen Technik bräuchten wir schon extremes Glück um davon was zu finden, außer es ist gigantisch groß.

Und das Sie nicht "bemannt" hier sind, ist ja auch ne Frage des Anreizes. Von außen sieht doch unser Sonnensystem nicht wirklich einladend aus. Vielleicht sitzen irgendwo welche und haben das schon abgeschrieben nach der Art "Nur ein kleiner Planet in der habitablen Zone, sonst nur  08/15, voll uninteressant"

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Offline Sensei

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #16 am: 26. Mai 2020, 18:52:09 »
So funktioniert Kolonisation nicht.
Gerade im Kosmischen Maßstab kommt man nur durch die Milchstraße, wenn man immer die nächsten besiedelbaren Planeten nimmt, die man bekommen kann.

Klar, kann sein dass andere technische Intelligenzen andere Vorlieben haben.
Aber andererseits: was soll man in unserem Sonnensystem nicht vorfinden? Wir haben hier doch eine ziemliche Bandbreite an Himmelskörpern.

"Würden wir es denn merken?"
Das F-P wird meist aus dem Blickwinkel von SETI/ der Radiometrischen Sichtbarkeit betrachtet. Ich Verweis hier noch einmal auf den dt. Wiki-Artikel, Schwache Gegenargumente Nr.2: Mangelnde Sichtbarkeit
(liest meine Links denn auch jemand?!  ::)  ;) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit
Bzw. im englischen Artikel die ganze Sektion der Empirischen Evidenz von außerirdischen Lebens(darunter bitte keine Akte X Aliens verstehen)
https://en.wikipedia.org/wiki/Fermi_paradox#Empirical_evidence

Und bevor wir hier alle einzeln durchgehen müssen.. hier die liste der in der englischen Wiki aufgeführten Erklärungsmuster (bei Bedarf kann ich die auch noch übersetzen):
Zitat
4.1   Extraterrestrial life is rare or non-existent
4.2   No other intelligent species have arisen
4.3   Intelligent alien species lack advanced technologies
4.4   Water world hypothesis
4.5   It is the nature of intelligent life to destroy itself
4.6   It is the nature of intelligent life to destroy others
4.7   Periodic extinction by natural events
4.8   Intelligent civilizations are too far apart in space or time
4.9   Lack of resources to spread physically throughout the galaxy
4.10   Lack of desire to live on planets
4.11   It is cheaper to transfer information for exploration
4.12   Human beings have not existed long enough
4.13   We are not listening properly
4.14   Civilizations broadcast detectable radio signals only for a brief period of time
4.15   They tend to isolate themselves
4.16   Colonization is not the norm
4.17   They have only settled part of the galaxy
4.18   They are too alien
4.19   Everyone is listening but no one is transmitting
4.20   Earth is deliberately not contacted
4.21   Earth is purposely isolated (planetarium hypothesis)
4.22   It is dangerous to communicate
4.23   They are here unacknowledged

Duc-Lo

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #17 am: 26. Mai 2020, 19:02:40 »
Das F-P wird meist aus dem Blickwinkel von SETI/ der Radiometrischen Sichtbarkeit betrachtet. Ich Verweis hier noch einmal auf den dt. Wiki-Artikel, Schwache Gegenargumente Nr.2: Mangelnde Sichtbarkeit
(liest meine Links denn auch jemand?!  ::)  ;) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit

Was heißt den schwache Gegenargumente? Argumente die man leicht wiedersprechen kann? :-\

@Sensei, die Quellen habe ich durchflogen.

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Offline Sensei

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #18 am: 26. Mai 2020, 19:19:30 »
Noch einmal: Liest auch jemand die Quellen/Verweise?

https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Erkl%C3%A4rungsversuche

(Argumente, die gegen einzelne sich ausbreitende Zivilisationen akzeptabel sind. Aber nicht gegen eine Vielzahl sich ausbreitende Zivilisationen. )

Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #19 am: 26. Mai 2020, 20:05:17 »
Ja, ich  :)

... und danke an alle für die Quellen und den Impuls zum Nachdenken.

Allen Argumenten, egal ob prinzipiell oder schwach, ist eine gewisse anthropozentrische Sichtweise gemein. Wie sollte es auch anders sein. Das Thema spielt in vielen Episoden von Star Trek in Form der "Obersten Direktive" eine dominante Rolle, in der es tatsächlich eher nicht auf für die Menschheit oder Föderationsspezies komplett unbekannte Sichtweisen und Motivationen ankommt. Dabei ist die "Oberste Direktive" nur eine der angedachten und "durchgespielten" Lösungen. So ziemlich jede der Lösungen ist mal Thema in den verschiedenen Star Trek Serien geworden.

Was das angeht, könnte ich mir vorstellen, dass das anthropische Prinzip schlicht verhindert, dass wir Bandbreiten außerhalb unserer physischen Grenzen als Leben oder intelligentes Leben wahrnehmen. Letztlich wird es nicht anders gehen, als die Variablen der Drake-Gleichung durch Beobachtung und Messung weiter einzugrenzen. Wir sind da ja schon auf dem Weg, insbesondere durch die Entdeckung von immer mehr Exoplaneten und damit die EIngrenzung von f(p).

Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #20 am: 26. Mai 2020, 23:22:08 »
Ich denke bei dem Thema immer sofort an den wahnsinnig kurzen Zeitraum,  in welchem die Menschheit bisher Raumfahrt betreibt.  Und dann wird gleich über die Besiedlung der Galaxis nachgedacht und so getan, als wäre es quasi analog zur Besiedlung anderer Kontinente. für mich ist der vollkommen ungewisse Faktor die Entwicklung unserer eigenen Zivilisation.

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Offline Sensei

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #21 am: 27. Mai 2020, 04:27:41 »
Evolution, und der Drang nach Vermehrung und Ausbreitung, scheinen beim Leben universelle Faktoren zu sein. Nicht nur bei uns Menschen sondern generell.

Es muss ja nur ~jede 10. Kolonie, irgendwann während ihres Bestehens, einmal sagen: "Jetzt wollen wir auch mal unsere Tochterkolonien haben" und Schiffe aussenden. Es reicht wenn ein Bruchteil dran bleibt und sich weiter ausbreitet dass das Ausbreitungsgeschehen aufrecht erhalten wird.
Das Ausbreiten ist dominant. Einzelne Abweichungen führen nicht zum Stillstand der Ausbreitung. Im Gegenteil: Ein Stopp der Ausbreitung ist labil -> Einzelne Abweichungen vom Stopp einer Ausbreitung führt zu einer weitergehende Ausbreitung.



Der Witz hinter einer solchen Betrachtung wie beim F-P ist ja nicht, dass der Forscher dann gleich konkrete Universalaussagen für bis in alle Ewigkeit machen kann. Sondern dass man Überlegungen sammeln kann um diesen scheinbaren! Widerspruch aufzulösen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder letztendliches Wissen.


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Offline Therodon

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #22 am: 27. Mai 2020, 08:10:00 »
So funktioniert Kolonisation nicht.
Gerade im Kosmischen Maßstab kommt man nur durch die Milchstraße, wenn man immer die nächsten besiedelbaren Planeten nimmt, die man bekommen kann.

Es gibt immer noch viele Orte der Erde wo keine Menschen leben. Ganz so automatisch ist eine Besiedelung demnach nicht. Sieht man sich die Verteilung an, wird auch schnell klar, das zuerst die Orte mit Vorteilen besiedelt wurden, auch wenn man dabei vielleicht an anderen vorbei musste. Die Milchstraße hat wie gesagt von außen betrachtet wenig zu bieten, außer einen kleinen Planeten der Bedingungen haben könnte. Eine andere Zivilisation würde das ja erst konkret wissen wenn Sie die Erde untersucht hat.

Auch wir kennen ja mittlerweile endlos "erdähnliche" Planeten, von denen sich wahrscheinlich aber der Großteil irgendwann doch als toter Stein herausstellt.

(Wobei es allgemein eine interessante Überlegung wäre inwieweit man überhaupt die Erde beobachten könnte, da sind ja jede Menge Störfaktoren)

Zitat
"Würden wir es denn merken?"
Das F-P wird meist aus dem Blickwinkel von SETI/ der Radiometrischen Sichtbarkeit betrachtet. Ich Verweis hier noch einmal auf den dt. Wiki-Artikel, Schwache Gegenargumente Nr.2: Mangelnde Sichtbarkeit
(liest meine Links denn auch jemand?!  ::)  ;) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit

Hab ich gelesen, ist aber eine sehr schwache Argumentationskette im Wiki. Nur auf Radiosignale zu hoffen, ist noch unwahrscheinlicher als auf unbemannte Dinge zu stoßen, da man auf starke Quellen angewiesen ist. Die Kommunikation mit Sonden und Raumfahrzeugen ist doch viel zu schwach und nicht dauerhaft, um Sie mit irgendwas aufzufangen.

Im Grunde würde man nur etwas finden, wenn eine Alienbasis irgendwo in Reichweite wäre, die permanent Signale aussendet. Und selbst da müsste man wohl noch Glück haben mit der Ausrichtung. Denn so sonderlich viel hat man noch nicht abgesucht.

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Offline Sensei

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #23 am: 27. Mai 2020, 09:38:53 »
Ja, so ist es.
"Außerirdische per SETI aufspüren" ist gar nicht so trivial.

"Außerirdische Hinterlassenschaften bemerken" je nach Größe der Hinterlassenschaften auch nicht.

Und eine Zivilisation, die unseren Planeten vor zig Millionen Jahren kolonisiert hätte würden wir zwar (meist) leicht bemerken - aber das hätte auch unsere Entwicklung so geändert, dass wir uns diese Frage nun gar nicht stellen würden.

..
Deswegen ist schon die Grundfrage "Warum sind sie nicht da?" gar nicht so einfach wie es scheint.

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Offline Gertrud

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #24 am: 27. Mai 2020, 15:32:35 »
Hallo @Duc-Lo,

@alle,
(…)
Meine Frage war aber, ob der Inhalt des Artikel stimmt https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html ?
Ob die Erde wirklich ein Frühchen ist unter den Planeten?
 Ob das Leben auf der Erde sozusagen zu früh entstanden ist. Und das Ausserirdisches Leben quasi erst entsteht, wenn wir schon längst ausgestorben sind? Ob es wirklich vor 3,5 Milliarden Jahren nur 8 Prozent der Planeten existiert hat.

Leider bin ich erst jetzt dazu gekommen, den von dir geposteten Bericht durchzulesen. Danach bin ich zu dem Hubble -Bericht, auf den der von dir gepostete Bericht aufbaut, gegangen.
Diesen Bericht vom October 20, 2015, gebe ich hier wieder.

Most Earth-Like Worlds Have Yet to Be Born, According to Theoretical Study.
Die meisten erdähnlichen Welten müssen laut theoretischer Studie noch geboren werden.

Der Bericht basiert auf eine Studie des Studienautor Peter Behroozi vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore, Maryland.
Es ist eine theoretische Schlussfolgerung, die auf einer Bewertung der vom Hubble-Weltraumteleskop gesammelten Sterngeburtsdaten und Exoplanetenuntersuchungen basiert, die vom planetensuchenden Kepler-Weltraumobservatorium durchgeführt wurden.

Astronomen führen umfangreiche Beobachtungen durch, um abzuschätzen, wie viele Planeten in unserer Milchstraße potenzielle Aufenthaltsorte für das Leben sein könnten. Bis jetzt wurden noch keine Beweise einer außerirdischem intelligentem Leben aus einer intelligente technologische Zivilisationen gefunden.
Aber das Universum ist nicht nur sehr groß, es hat auch eine große Zukunft. Es gibt so viel übrig gebliebenes planetbildendes Gas aus der Galaxienentwicklung, dass das Universum noch sehr lange Sterne und Planeten erzeugen wird. Tatsächlich müssen die meisten potenziell bewohnbaren erdähnlichen Planeten noch geboren werden.

Die Erde kam früh in dem sich entwickelnden Universum. Laut einer neuen theoretischen Studie existierten bei der Geburt unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren nur acht Prozent der potenziell bewohnbaren Planeten, die sich jemals im Universum bilden werden. Und wenn die Sonne in weiteren 6 Milliarden Jahren ausbrennt muß der Großteil dieser Planeten, 92 Prozent, noch geboren werden.
Heutzutage geschieht  die Geburt von Sternen im Universum viel langsamer als vor langer Zeit, aber es ist so viel übrig gebliebenes Gas verfügbar, dass das Universum noch sehr lange Sterne und Planeten erzeugen wird.
Nach der Aussage der Co-Ermittlerin Molly Peeples von STScI gibt es genug verbleibendes Material [nach dem Urknall], um in Zukunft noch mehr Planeten in der Milchstraße und darüber hinaus zu produzieren.

Die Forscher sagen, dass zukünftige Erden eher in riesigen Galaxienhaufen und auch in Zwerggalaxien auftreten werden, die noch nicht ihr gesamtes Gas für den Bau von Sternen und begleitenden Planetensystemen verbraucht haben. Im Gegensatz dazu hat unsere Milchstraßengalaxie viel mehr des, für die zukünftige Sternentstehung, verfügbaren Gases verbraucht.
 Die Beobachtungsnachweise für den Urknall und die kosmische Evolution, die in Licht und anderer elektromagnetischer Strahlung kodiert sind, werden in 1 Billion Jahren aufgrund der außer Kontrolle geratenen Ausdehnung des Weltraums so gut wie gelöscht sein. Jegliche Zivilisationen der fernen Zukunft, die entstehen könnten, werden weitgehend ahnungslos sein, wie oder ob das Universum begann und sich entwickelte.

Quelle:
https://hubblesite.org/contents/news-releases/2015/news-2015-35.html

Beste Grüße
Gertrud
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