Hier wieder eine Zusammenfassung, irgendwie kam es mir so vor, als hätte es im zweiten Teil noch mehr Infos gegeben als im ersten Teil.
Raptor Triebwerk
- Elon ist es egal, ob die Raptor-Triebwerke aus der Nähe gefilmt werden, da draussen die Spotter eh ständig mit Teleobjektiven draufhalten; wenn ein Trottel denkt, er könne dadurch ein Raptor nachbauen, soll er es nur versuchen (*lach*)
- Raptor V2 stellt eine starke Verbessung dar, es wird viel cleaner aussehen, das Gewirr aus Rohren und Kabeln fällt weitgehend weg; Details will Elon nicht verraten, man wird es aber sofort sehen
- bis auf die grosse Glocke für die höhere Expansionsrate ist das Vaccum-Raptor mit dem Sealevel-Raptor identisch
- Expansions-Rate liegt aktuell bei 80, angestrebt wird 90
- ISP von 380 wird angestrebt, aktuell sind 377-378 zu schaffen
- es gibt 3 Raptor-Versionen: Sealevel schwenkbar, Sealevel starr, Vacuum starr
- nach Raptor V2 kommt V3, V4 und V5, jeweils mit immer besserer Effizienz
Sicherheit
- das größte Problem beim Space Shuttle war, daß es quasi nicht weiterentwickelt wurde bzw. werden konnte; der Grund ist, daß es immer bemannt war, was eine Weiterentwicklung im laufenden Betrieb unmöglich machte
- beim Space Shuttle herrschte eine gewisse Undankbarkeit gegenüber Verbesserungen: geht durch eine Änderung etwas schief, dann sind die Folgen fatal; wird durch eine Änderung etwas besser, dann fällt es kaum auf
- die Shuttle-Probleme, die zu den beiden Unfällen führten, waren beide vorher schon bekannt; aber es hatte bis dahin ja immer geklappt, weshalb man russisches Roulette spielte
- Dragon ist komplett konservativ entworfen, es ist unmöglich, daß etwas schiefgeht; Falcon 9 hingegen ist schon etwas weniger konservativ - wenn da mal eine Landung scheitert, ist das nichts wildes
- StarShip kann man dagegen momentan so oft explodieren lassen, wie man lustig ist, denn es fliegt nicht bemannt; es ist also aktuell das komplette Gegenteil bezüglich Sicherheitsmarge; das ist notwendig, um auf komplette und schnelle Wiederverwendbarkeit hinentwickeln und testen zu können
- StarShip bekommt kein Launch Abort System; ein solches schützt ohnehin nur für die erste Phase beim Aufstieg und muß aus Gewichtsgründen meistens schon vor Erreichen des Orbits abgeworfen werden (Ausnahme: Crew Dragon); im Orbit und bei der Rückkehr gibt es ohnehin kein Abort-System, ebenso nicht auf Mond oder Mars
- StarShip muß deshalb einfach sehr sehr oft fliegen und genug Redundanzen haben, z.B. bei den Triebwerken; erst dann wird es bemannt fliegen
Hitzeschutzschild
- die Kacheln sind mechanisch verbunden mit etwas Bewegungsspiel und halten aktuell schon ganz gut
- sie haben es geschafft, fast nur einheitliche Kacheln zu verwenden, selbst auf dem Nasenkonus klappt das weitgehend; das Space Shuttle dagegen hatte 24.000 oft unterschiedliche Kacheln
- das schwierige ist, daß sie keramisch sind und auf einer Metallstruktur sitzen, die sich bei den unterschiedlichen Temperaturen kräftig verzieht (Normaltemperatur, cryogene Betankung, heisse Phase beim Abstieg usw.); auch die Kacheln selbst dehnen sich beim Wiedereintritt aus
- sie müssen deshalb zusehen, daß die spröden Keramik-Kacheln nicht gegeneinanderstossen und dann brechen, denn bei einem Bruch wird das Schiff geröstet; sie hoffen, daß sie solche Stellen feststellen werden, wahrscheinlich mit (IR-)Kameras im Inneren der Tanks, die die Außenwand filmen
- größter Problembereich sind die Flügel; das Plasma wird sich an den starren Teilen der Flügel, die direkt am Schiff sitzen, stauen; außerdem werden die Gelenke angegriffen, die man nicht einfach so mit Kacheln schützen kann; hier sind Dichtungen aus Metall nötig, außerdem denkt man über Kühlung durch Verdunstung nach bzw. Methan drüberströmen zu lassen
- die Kacheln werden in einer SpaceX-Fabrik namens "Die Bäckerei" in Florida produziert, die aufgrund des hohen Bedarfs recht gross ist
Erster orbitaler Flug
- das Stacking wird für den ersten Flug wahrscheinlich wieder per Liebherr-Kran gemacht, sie warten nicht darauf, daß der Launch-Tower-Kran fertig wird
- der Quick-Disconnect Arm, der den Stack stabil an der Unterseite von Starship festhält und dieses betankt, muß aber fertig sein
- der Ring am Launchpad wiegt 370t, sie haben ihn mit "Unterlegscheiben" perfekt ausgerichtet; das System mit den 20 Halteklammern ist recht komplex, weshalb der Fit-Test mit dem Booster nötig war
- erster Flug wird orbitale Geschwindigkeit erreichen, ohne jedoch die Bahn zu zirkulieren, so daß das Perigäum in der Athmosphäre liegt; damit kann man sich einen De-Orbit-Burn sparen; Perigäum könnte sehr einfach durch das RCS angehoben werden
- Hauptziel beim ersten Flug ist es, den Orbit zu erreichen; am wichtigsten ist es, daß die Startanlage ("Stage 0") nicht zerstört wird, denn deren Bau ist viel aufwendiger als der von Starship/Superheavy; dann wäre es ausserdem schön, wenn der Booster alles richtig macht und auch einen Lande-Burn durchführt; ob das StarShip funktioniert ist erstmal Nebensache
- Booster soll keinen vollen Boost-Back-Burn machen, wichtig ist nur, daß er so präzise landet wie möglich, damit das spätere Einfangen durch den "Mech-Zilla"-Greifarm klappt
StarShip
- sie haben neue Nosecones in Entwicklung, die mit viel weniger Teilen auskommen und nochmal glatter sind
- die Entwicklung der Frachtluke wurde erstmal eingestellt; sie wollen zunächst in den Orbit und wieder runter, dann kann man sich nach 10-20 Flügen wieder Gedanken über die Luke machen (bedeutet, es wird 10-20 reine Testflüge geben!?!)
- an dem Auftanken-Prozess im Orbit wird aktuell auch nicht gearbeitet; der ist nur für Mond- und Marsflüge notwendig, nicht für Sat-Transporte; eventuell gibt es statt der Hintern-an-Hintern Formation wieder ein seitliches Manöver, weil die Starship-Tankleitungen doch wieder an der Seite liegen und nicht von unten über den Booster laufen
- die Flaps müssen das StarShip beim Wiedereintritt balanzieren, denn weil der Schwerpunkt bei den Triebwerken liegt, würden diese vorran in die Athmosphäre eintreten und verbrennen
- im Hyperschall-Flug muss der Anstellwinkel bei 60-70 Grad liegen
- Hitzespitzen müssen minimiert werden; die gesamte Hitzelast spielt hingegen eher keine Rolle; daher wird eine sanftere Flugbahn beim Wiedereintritt gewählt, als bei Kapseln mit ablativem Hitzeschutz
- denn bei Dragon ist es genau andersrum: Hitzespitzen sind egal, dafür darf die gesamte Hitzelast nicht zu groß sein, weil der Wärmeimpuls sonst durch den Schild wandert, den Kapselboden erreicht, sich dann der Hitzeschutz löst und mit den geöffneten Fallschirmen kollidieren kann; Dragon fliegt daher eine raue steile Wiedereintrittsbahn
Booster
- der Booster wird beim Landen nicht an den Grid-Fins gefangen, sondern an Extra-Ärmchen
- beim Re-Entry muß die meiste Kraft für die Nickbewegung (Pitch) des Boosters aufgewendet werden; das ist der Grund warum die Grid-Fin Paare jeweils näher aneinanderliegen, weil mit der Anordnung eine größere Pitchkraft möglich ist
- einen längeren Booster so zu halten ist einfacher, da der größere Abstand zwischen Schwerpunkt und Steuerflächen wie ein verlängerter Hebel wirkt
- der Booster erreicht beim Rückfall durch die Athmosphäre fast Endgeschwindigkeit/Grenzgeschwindigkeit (Fall mit Luftwiderstand); er wird durch seine enorme Größe beim Landeanflug sehr träge sein
StarGate
- Elon meint, es sieht hier teilweise aus wie in einer Hinterhof Werkstatt, aber es ist tatsächlich eine Hinterhof Werkstatt mit krass super fortschrittlicher Technik
- die neue Highbay wird nur etwas höher (ca. 100m) als die aktuelle (ca. 80m), dafür viel breiter mit zwei Kränen, die die komplette Fläche erreichen können; dort zu arbeiten wird viel komfortabler sein
- die Bar oben auf der Highbar ist noch nicht in Betrieb, sie brauchen dafür auch noch einen vernünftigen Aufzug
Außerdem
- Geheimhaltung ist kaum möglich, es ist das erste große Raketen-Projekt, daß direkt an einer öffentlichen Strasse stattfindet
- StarShips sind tolle Rasen-Schmuckstücke
- alles was Elon sagt und was man hier sieht, mag in zwei Wochen wieder überholt sein und anders kommen; man sollte Elons Worte nicht in Stein gemeisselt sehen, denn es ist auch viel falsch, was er manchmal sagt
- das einzige, was man nicht ersetzen kann, ist Zeit; Elon neigt dazu optimistische Zeitpläne aufzustellen; aber wäre er nicht ständig optimistisch, würden sie nicht die verrückten Dinge schaffen, die sie dauernd machen
- als er die Idee hatte, den Booster mit dem Turm zu fangen, dachten die Leute, er hätte den Verstand verloren, was vielleicht auch so ist; aber jetzt wollen sie es so machen
- die Zahlenspiele, die Elon so cool findet, sind tatsächlich Zufall: BN4+SN20 (=420); der Booster ist 69,x Meter hoch; Elon wurde 69 Tage nach dem 20.4. (=4/20) geboren; er fragt sich, ob er vielleicht von jemandem der Avantar in einem Computerspiel ist
- der Unterschied zwischen suborbitalen Weltraum-Hopsern und dem Erreichen und Verlassen eines Orbits ist riesig, Faktor 100 bis 1000, weshalb das bisher auch nur einige Länder geschafft haben; als SpaceShip One vor gut 15 Jahren zweimal das All erreicht hatte, ist noch nichtmal die Farbe abgeblättert, was den Unterschied sehr deutlich macht