Irgendwo in diesem Thread wird ja mein Blogbeitrag zitiert, in dem ich unter anderem die Forschungsambitionen aufs Korn nahm. (Stichwort "Weiblicher Zyklus") Ich finde den Beitrag gerade leider nicht wieder, wollte mich aber doch mal zu Wort melden, denn ich verfolge seit dem 1. März diese ganze seltsame Chose recht aufmerksam.
Die Crowdfunding-Aktion hat mich ziemlich misstrauisch gemacht, was die Finanzen von HE Space angeht. Wie kann es sein, dass bei einem solchen Millionenprojekt diese paar Tausend Euro entscheidend sein sollen? Ich fragte einen der Organisatoren, der mir zweimal mitteilte "The crowdfunding is mostly aimed at public engagement." - Heißt also, sie leiern den Leuten Geld aus den Rippen, obwohl sie es gar nicht brauchen? Beide Tweets wurden übrigens fix wieder gelöscht (ja, ich habe Screenshots...) und nach dem zweiten Mal wurde ich per Direktnachricht angepflaumt, meine Fragen würden ihn, den Organisator, sich schlecht fühlen lassen, was dieses Projekt angeht.) Auf Facebook stellte ich dieselben Fragen, aber man weigerte sich, sie mir öffentlich zu beantworte. Bitte nur per Mail, damit man "in Ruhe" antworten könne. Soso...
Nun gut. Es gibt ja noch andere Informationsquellen.
Beim Bundesanzeiger und bei Creditreform wurde ich fündig: Die Eigenkapitaldecke von HE Space liegt im letzten Bericht bei 9% (empfohlen sind ca. 30), seit Jahren steigt die Verschuldungsrate, Bilanzbonitäts-Rating im tiiiiefroten Bereich. Zumindest diese Firma kraucht anscheinend am Limit. Die zahlen gar nichts aus der Portokasse, das steht mal fest, und denen leiht wahrscheinlich derzeit auch keine Bank mehr was.
Allerdings hat HE Space mehrfach versteckt darauf hingewiesen, dass die beiden Astronautinnen später in ihrem Auftrag - also als Leiharbeiter bei HE Space - an Kunden verliehen werden sollen. (Quelle:
http://www.zeit.de/wissen/2017-03/die-astronautin-deutschland-iss-raumfahrt/komplettansicht ,
„... nicht als Angestellte einer staatlichen Einrichtung wie der NASA oder ESA, sondern im Auftrag von HE Space, die die Astronautenzeit dann an potenzielle Nutzer verkaufen kann“) Da ist also handfestes geschäftliches Interesse vorhanden. Nur: Man stelle sich vor, Randstad, Serco oder Manpower würden bei der Bevölkerung klinken putzen und um Geld betteln, um einen Buchhalter auszubilden, der dann lukrativ an andere Unternehmen vermietet wird. Würde da jemand Geld geben? Eher nicht. ^^
Was haben sie also gemacht? Eine neue GmbH und eine Stiftungs-GmbH gegründet, die seit einigen Tagen offiziell verantwortlich für das Projekt sind - aber ebenfalls völlig leere Kassen haben. Wie kommt man nun am besten an Eigenkapital, und zwar bitte ohne irgendwem ein Mitspracherecht einräumen zu müssen? Richtig: Man geriert sich nicht als Geschäftsmann, sondern als als Wohltäter ("Wir geben den Frauen eine Chance!") und lässt sich die Kohle schenken. Ohne Umsatz- oder Gewinnbeteiligung, ohne dass einem später ein neuer Teilhaber mit reinreden kann. Ein Crowdfunding muss her! Insofern ein schlauer Schachzug. Dumm nur, dass das Interesse der Öffentlichkeit nicht einmal für die 50.000€-Peanuts ausreicht. Nach meiner aktuellen Hochrechnung werden sie bei max. 45.000 landen, und dann ist Feierabend.
Allerdings ist es bei dieser Crowdfundingplattform "Startnext" so: Wird der Schwellenwert nicht erreicht, gehen
alle Spenden zurück an die Spender bzw. werden gar nicht erst eingezogen. Die Organisatoren bekommen dann gar nichts. Nicht mal die Euronen, die bis dahin eingegangen sind. Interessant wird also der letzte oder vorletzte Tag des Crowdfundings: Geht dann in allerletzter Sekunden noch eine großzügige - natürlich anonyme - Spende in Höhe des Restbetrags ein? Ich bin gespannt.
Nun haben sie ja immer wieder Andeutungen fallen lassen, dass sie das DLR und den Bund germe mit im Boot hätten. Daraus entstehen dann willkommene Missverständnisse wie das folgende:
https://twitter.com/AuerSusan/status/855030354280935424 Prompt steht das DLR als angeblicher Geldgeber da & die Aktion scheint zur Staatsangelegenheit geadelt. Was sie definitiv nicht ist. Endeffekt: Die Initiative segelt ungefragt im Windschatten des DLR, während dieses sich erklären muss, wieso es den Kram angeblich unterstützt.
Ja, das Ganze ist durchaus legal. Aber es ist unsauber, lebt von Halbwahrheiten und ist nicht wirklich ehrlich im Sinne von transparent. Weil sonst nämlich offensichtlich würde, was ich weiter oben schon beschrieb: Eine Leiharbeitsfirma will unter dem Deckmäntelchen des feministischen Patriotismus (oder des patriotischen Feminismus?) die Öffentlichkeit heranziehen, um die Ausbildung für zwei ihrer zukünftigen Angestellten zu finanzieren.
Das DLR war auf Twitter und Facebook in die Diskussionen um die geschönte Außenwahrnehmung übrigens mit einbezogen. Mittendrin erhielt ich von den Herrschaften eine Direktnachricht: "Hallo Ute, „Die Astronautin“ ist und bleibt eine private Initiative von HE Space."
Interpretiere ich mal als "Von uns sehen die im weiteren Verlauf keinen Cent."
Von mir übrigens auch nicht.
Schönen Abend noch allerseits.
Ute