Umfrage

und wieder die entsprechende Umfrage zur Landung

1. Erststufe der Falcon verfehlt die Plattform
1 (0.9%)
2. Erststufe trifft die Plattform, aber kann nicht stabil landen
30 (26.3%)
3. Erststufe landet stabil und kann zurücktransportiert werden.
74 (64.9%)
4. Die Landung muss warum auch immer abgesagt werden
9 (7.9%)

Stimmen insgesamt: 111

Umfrage geschlossen: 28. Juni 2015, 09:47:12

Verlinkte Ereignisse

  • 16:21 MESZ : Falcon 9 / Dragon CRS-7: 28. Juni 2015
  • 21:00 MESZ Update zu CRS-7: 20. Juli 2015

Falcon 9 / Dragon CRS-7

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #675 am: 21. Juli 2015, 14:33:26 »
...
Ich gehe jetzt noch einen Schritt weiter. Bis heute habe ich jede Unterstellung, es könnte Sabotage gewesen sein, weit von mir gewiesen. Aber wenn ein nach Maßstäben der Luft- und Raumfahrt beauftragtes, hergestelltes und zertifiziertes Bauelement bei 20% seines Nennwertes versagt, dann stinkt das. SpaceX bleibt wohl wirklich nichts übrig, als alles selbst zu machen. >:(

Na Verschwörungstheorien bringen uns nicht weiter ...

Zu amerikanischen Zulieferern für Komponenten in der Raumfahrt:
Da gibt es eine Reihe "schwarzer Schafe". TerraSAR und TanDEM waren davon auch betroffen. Das waren in den USA, wenn man mal vor Ort war und kontrolliert hat, teilweise "Hinterhofklitschen". Aber ... sie haben hübsche "MIL-Zertifikate" für ihre (alten) Produkte und Prozesse. Wenn man sich also nur auf das Zertifikat verlässt, kann man dort durchaus misst einkaufen (s. TanDEM und TerraSAR ...,). Also muss man den Lieferanten vor Ort selbst kontrollieren, oder eben die Lieferungen selbst testen ... und das erzeugt Aufwand. Wenn man dann Fehler feststellt, muss man erstmal eine Alternative auftun. Das verzögert ...
Man kann Musks Aussage "wir glauben nichts mehr und testen jetzt alles selbst" genau als so eine "lesson learned" lesen.


Und selbst wenn da jemand "böswillig" ein Bauteil sabotiert: durch ausführliche Tests/Inspektionen sollte die eigene PA das finden können.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Führerschein

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #676 am: 21. Juli 2015, 15:01:38 »
Es ist nicht möglich alle Teile der Rakete selber zu testen. Manchmal muss man sich auf Zulieferer verlassen, dass da Qualität geliefert wird.

Es ist Aufgabe des Zulieferers seinen Ausschuss selber zu finden und das die Zertifizierung eingehalten wird.

Das verlagert doch nur das Problem, ohne es aus der Welt zu schaffen: wie stelle ich in der gesamten Kette sicher, dass ein qualifiziertes Produkt am Ende raus kommt. Ob SpaceX jetzt 100% kontrolliert oder der Zulieferer selbst, ist da erstmal egal. Der Aufwand entsteht und wirkt.

Wenn man davon Abstand nimmt ... muss man mit Missionsverlusten rechnen. Das "gehört" sich aber in der Raumfahrt heute so nicht, da man eben nicht einfach reparieren kann. Daher gibt es da heute so viel Produktsicherung ...

Warum um Himmels Willen wird immer wieder ohne Grundlage unterstellt, daß das unterlassen wurde? Wurde es nicht. SpaceX hat das nur extern beauftragt.

Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #677 am: 21. Juli 2015, 15:13:01 »
Ich habe das nicht unterstellt (kann man aber durchaus so lesen), sondern spekuliert: Falls (das bessere Wort) man hier eine andere Philosophie fahren möchte (schlankere Prozesse), dann verlieren manche Sicherungsmethoden ihre Wirkung. Das muss man mit einplanen.

Ich kenne solche Diskussion, quasi mit dem Wunsch "mal mutiger zu sein" ... nur unterschreiben will dann auch keiner mehr. Raumfahrt (und v.a. Luftfahrt) sind da heute ein sehr konservatives Geschäft. Da man als Starter eben nicht einfach "weiter Geschäft" machen kann und nebenbei sein Produkt korrigiert, sonder da hier gleich alles stehen bleibt und der Umsatz ausfällt, ist das Geschäftsmodell im Trägergeschäft vielleicht auch nicht gerade robust (aber ich schweife ab ...).
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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #678 am: 21. Juli 2015, 15:33:45 »
Ich habe das nicht unterstellt (kann man aber durchaus so lesen), sondern spekuliert: Falls (das bessere Wort) man hier eine andere Philosophie fahren möchte (schlankere Prozesse), dann verlieren manche Sicherungsmethoden ihre Wirkung. Das muss man mit einplanen.

Du versuchst schon deutlich hier auf den ersten Blick den Anschein zu erwecken, als läge die Ursache bei eben diesen schlankeren Prozessen.

Aber genau das lag hier nicht vor. Was bezweckst Du also mit diesen angeblichen oder wirklichen Spekulationen?

Offline Ruhri

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #679 am: 21. Juli 2015, 15:37:17 »
Wenn es ganz blöd gelaufen ist, hat SpaceX entweder über den Preis oder über explizite Vertragsgestaltung verlangt, dass der Hersteller keine ausreichende Prüfung durchführt oder womöglich sogar eine zu schwache Ausführung liefert.

Mir fällt dazu der Fall der gebrochenen Achsen an den ICEs der Deutschen Bahn ein. Der Hersteller, eine Firma von Weltruf, musste danach konstatieren, dass es unmöglich ist, gegen die Wünsche des Kunden anzukonstruieren. Also, womöglich hat SpaceX exakt das bekommen, wofür man bezahlt hat, aber nicht nicht das, was man benötigt hätte.

Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #680 am: 21. Juli 2015, 15:37:57 »
...
Du versuchst schon deutlich hier auf den ersten Blick den Anschein zu erwecken, als läge die Ursache bei eben diesen schlankeren Prozessen.

Aber genau das lag hier nicht vor. Was bezweckst Du also mit diesen angeblichen oder wirklichen Spekulationen?


Diskutieren und Gedankenaustausch ... ist wohl die einfache Antwort.

(Oder unterstellst du, so wie du formulierst, mir dunkle Absichten?)


Dass die Falcon9-Linie hier ein Prozessproblem hat, ist aber offensichtlich. Wenn man den Prozess im Griff hat, sollten solche 20%-Bauteile entweder gar nicht erst auftreten oder rechtzeitig aussortiert werden. Es ist nur noch nicht klar, auf welcher Seite (Lieferant oder SpaceX) der Prozess versagt hat.
Jenseits des akuten Problems, muss man sich jetzt vielleicht noch andere Prozesse anschauen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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tobi

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #681 am: 21. Juli 2015, 15:40:15 »
Interessant finde ich, dass laut Chris Bergin alle Angestellten bei SpaceX - wenn sie der Meinung sind, ein Problem wurde nicht adequat behandelt - direkt den Chef (Musk) kontaktieren sollen. Damit wird der Dienstweg komplett übersprungen und man ist direkt beim Chef.

Das erinnert mich an das Konzept mit dem Wehrbeauftragten bei der Bundeswehr.

Offline Ruhri

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #682 am: 21. Juli 2015, 15:43:30 »
Nur dass der Wehrbeauftragte dich nicht feuert, wenn er mit deiner Leistung unzufrieden ist - Elon Musk befindet sich da leicht in einem Gewissenskonflikt.

Führerschein

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #683 am: 21. Juli 2015, 15:55:13 »
Dass die Falcon9-Linie hier ein Prozessproblem hat, ist aber offensichtlich. Wenn man den Prozess im Griff hat, sollten solche 20%-Bauteile entweder gar nicht erst auftreten oder rechtzeitig aussortiert werden. Es ist nur noch nicht klar, auf welcher Seite (Lieferant oder SpaceX) der Prozess versagt hat.
Jenseits des akuten Problems, muss man sich jetzt vielleicht noch andere Prozesse anschauen.

Ja, es gibt ein Problem. Das hat Elon Musk erkannt und klar gesagt. Er traut keinem Zulieferer mehr. Immerhin ist das das zweitemal, daß ein Zulieferer Schrott produziert, der die Rakete zerstören kann. Das erstemal war es der Hersteller der Helium-Behälter. Und das war ein Zulieferer, der gleichartige Komponenten auch an andere liefert. Aber die an SpaceX gelieferten waren mangelhaft.

*

Offline m.hecht

  • Raumcon Administrator
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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #684 am: 21. Juli 2015, 16:22:45 »
Interessant finde ich, dass laut Chris Bergin alle Angestellten bei SpaceX - wenn sie der Meinung sind, ein Problem wurde nicht adequat behandelt - direkt den Chef (Musk) kontaktieren sollen. Damit wird der Dienstweg komplett übersprungen und man ist direkt beim Chef.

Das ist eine Massnahme, die zwei wesentliche Vorteile hat.

1) Der wohl wichtigste Punkt ist, dass Musk nun direkt alle potenziell bekannten Schwachstellen der Rakete gemeldet bekommt und reagieren kann. Wie er reagiert (Tausch des Zulieferers, Tausch des Materials, Qualitätskontrollen, Veränderungen im Management) hängt vom jeweiligen Problem ab.

2) Die Wahrnehmung der Mitarbeiter (Arbeiter bis mittleres Management) für Qualität wird geschärft. Oder anders gesagt: Der Druck auf die Arbeiter, Qualitätskontrollen direkt an den CEO zu melden ist jetzt da. "Wenn ich es nicht direkt an Musk melde, widersetze ich mich einer direkten Anweisung des CEO". Ebenso wird der Druck auf das mittlere Management erhöht. "Musk zu seinem mittleren Management: Wie ihr habt an dieser Stelle keine gesonderten Tests gefordert/eingeplant. Erklärt mir das mal."


Mane

Führerschein

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #685 am: 21. Juli 2015, 16:34:54 »
Das ist keine neue Maßnahme. Die Möglichkeit ihn direkt anzusprechen, gab es immer.

Ich höre gerade die Pressekonferenz. Er sagte, vor jedem Start sendet er eine eMail an alle Mitarbeiter, daß sie ihn direkt ansprechen sollen, wenn sie irgendeinen Grund sehen, nicht zu starten. Auch, wenn der direkte Vorgesetzte anderer Meinung ist. Aber nachdem er das jedesmal sendet, ist die Wirkung inzwischen geringer. Die Leute sehen es und denken, Elon ist wieder mal paranoid.

Ein Kommentar dazu von mir, so wie ich es sehe. Nachdem Falcon 9R dev1 in McGregor explodiert ist, hat er den nächsten Start abgesagt. Nicht, weil es irgendeinen denkbaren Zusammenhang gäbe, sondern als Warnschuss für seine Leute, als Auffforderung lieber noch dreimal drüber nachzudenken.

Führerschein

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #686 am: 21. Juli 2015, 17:41:53 »
Nochmal zu den Daten der Streben wie von ElonMusk angegeben, nachdem ich es mir gerade zuende angehört habe. Ich bleibe zum vergleichen einfach bei den verwendeten Werten in pound.

Die Streben sind für 10.000 pound zertifiziert. Das Maximum der Belastung bei der höchsten Beschleunigung der 2. Stufe wäre ungefähr bei 3.500 pound also ein Drittel des Nennwertes. Versagt hat die Strebe bei 2.000 pound, also bei 20% des Nennwertes.

Sie haben zunächst eine Anzahl Streben getestet und einige gefunden, die bei Werten unterhalb des Nennwertes, aber deutlich oberhalb zu erwartender Belastung von 3.500 pound. Weil sie aber keine anderen Hinweise hatten, haben sie die Tests dann auf alle vorhandenen Streben, über 1000 Stück ausgeweitet und haben eine gefunden, die bei oder unterhalb  von 2.000 pound versagt hat.

Das entspricht dem, was ich weiter oben schon geschrieben habe, diesmal aber direkt aus dem Audiostream als Aussage von Elon Musk.

Die hohe Marge von 300% hat sie veranlaßt, nicht jede Strebe einzeln zu testen, sondern sich auf die Qualitätszusagen des Herstellers zu verlassen.

Führerschein

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #687 am: 21. Juli 2015, 17:50:48 »
Der Schlepper GoQuest hat den Hafen verlassen mit Umrüstungen, die offenbar für die Suche auf dem Meeresboden gedacht sind.

tobi

  • Gast
Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #688 am: 21. Juli 2015, 17:52:24 »
Das ist schon krass.

Man stelle sich mal vor ein Baugerüst stürzt ein, weil eine Stange nur 20% von dem hält, was sie eigentlich sollte. Und Stangen vom Gerüstbau werden in riesigen Mengen hergestellt. Wer entwirft schon Dinge mit Sicherheitsfaktor 5?

Offline proton01

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #689 am: 21. Juli 2015, 18:35:19 »
Nochmal zu den Daten der Streben wie von ElonMusk angegeben, nachdem ich es mir gerade zuende angehört habe. Ich bleibe zum vergleichen einfach bei den verwendeten Werten in pound.

Die Streben sind für 10.000 pound zertifiziert. Das Maximum der Belastung bei der höchsten Beschleunigung der 2. Stufe wäre ungefähr bei 3.500 pound also ein Drittel des Nennwertes. Versagt hat die Strebe bei 2.000 pound, also bei 20% des Nennwertes.

Sie haben zunächst eine Anzahl Streben getestet und einige gefunden, die bei Werten unterhalb des Nennwertes, aber deutlich oberhalb zu erwartender Belastung von 3.500 pound. Weil sie aber keine anderen Hinweise hatten, haben sie die Tests dann auf alle vorhandenen Streben, über 1000 Stück ausgeweitet und haben eine gefunden, die bei oder unterhalb  von 2.000 pound versagt hat.

Das entspricht dem, was ich weiter oben schon geschrieben habe, diesmal aber direkt aus dem Audiostream als Aussage von Elon Musk.

Habe ich das richtig verstanden ?

Die Streben sind bis 10000 lb zertifiziert, und trotzdem versagen ein erheblicher Prozentsatz unterhalb dieser zugelassenen Belastung. An der Stelle wäre bereits die Zertifizierung in Frage zu stellen, es dürften höchsten deutlich weniger als 1% versagen.

SpaceX setzt die Streben für eine maximale Last von 3500 lb ein, also mit Sicherheitsfaktor 2,86. Das ist konservativ, damit sollten sie auf der sicheren Seite liegen. Wenn die Zertifizzierung korrekt ist und stimmt sollte das mehr als ausreichend sein.

Aus den Testdaten der Streben inkl. derjenigen die zwischen 3500 und 10000 lb versagt haben hätte eine neue Statistik mit einer neuen Grenze für die zulässige Last bestimmt werden müssen, die dann wohl deutlich unterhalb von 10000 lb liegt, damit wäre der Sicherheitsfaktor von 2,86 erheblich zusammengeschmolzen.

Die hohe Marge von 300% hat sie veranlaßt, nicht jede Strebe einzeln zu testen, sondern sich auf die Qualitätszusagen des Herstellers zu verlassen.
Ist ja im Prinzip o.k., aber wenn mehrere Streben bereits bei weniger als der zertifizierten Belastung versagen ist die Marge von 300% (286%) in Frage gestellt. Außerdem, für welche Wahrscheinlichkeit und Konfidenz gilt denn diese Zertifizierung ?

Die fehlerhafte Zertifizierung ist vor allem die Verantwortung des Zulieferers und der zertifizierenden Behörde o.ä. Wenn das offiziell bescheinigt wird dann muss sich SpaceX drauf verlassen können, vor allem wenn die auch noch 286% Reserve für ihre Anwendung einplanen.

Aber die Konstruktion ist SpaceX Verantwortung. Da ist fail-safe gefordert, wenn eine Strebe versagt müssen die drei anderen den Tank in jedem Fall ohne Probleme halten können. Und das war wohl nicht gegeben, und dafür kann der Zulieferer nichts, sondern nur SpaceX.  Und in dem Moment wo SpaceX davon Kenntnis erlangt, daß Streben auffällig unterhalb der zertifizierten Last versagen, hätte SpaceX den Sachverhalt klären müssen.

Ich verstehe nicht ob die Strebentests bereits vor dem Start erfolgten oder erst jetzt im Rahmen der Ursachenforschung. Ist das beantwortet ?

Man stelle sich mal vor ein Baugerüst stürzt ein, weil eine Stange nur 20% von dem hält, was sie eigentlich sollte. Und Stangen vom Gerüstbau werden in riesigen Mengen hergestellt. Wer entwirft schon Dinge mit Sicherheitsfaktor 5?
Das ist aber genau was ich meine, eine einzelne Strebe eines Baugerüstes kann versagen, ohne das gleich alles zusammenbricht, wenn das Gerüst vernünftig aufgebaut ist und sich die vielen Streben gegenseitig ergänzen.

Führerschein

  • Gast
Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #690 am: 21. Juli 2015, 19:04:30 »
Die hohe Marge von 300% hat sie veranlaßt, nicht jede Strebe einzeln zu testen, sondern sich auf die Qualitätszusagen des Herstellers zu verlassen.
Ist ja im Prinzip o.k., aber wenn mehrere Streben bereits bei weniger als der zertifizierten Belastung versagen ist die Marge von 300% (286%) in Frage gestellt. Außerdem, für welche Wahrscheinlichkeit und Konfidenz gilt denn diese Zertifizierung ?

Die fehlerhafte Zertifizierung ist vor allem die Verantwortung des Zulieferers und der zertifizierenden Behörde o.ä. Wenn das offiziell bescheinigt wird dann muss sich SpaceX drauf verlassen können, vor allem wenn die auch noch 286% Reserve für ihre Anwendung einplanen.
....................
Ich verstehe nicht ob die Strebentests bereits vor dem Start erfolgten oder erst jetzt im Rahmen der Ursachenforschung. Ist das beantwortet ?

Diese Tests wurden nach dem Unfall durchgeführt. Ganz sicher wurden sie auch vor dem ersten Einsatz gründlich geprüft, aber da hat sich offenbar nichts ergeben, sonst wären sie nicht gekauft worden.

Aber die Konstruktion ist SpaceX Verantwortung. Da ist fail-safe gefordert, wenn eine Strebe versagt müssen die drei anderen den Tank in jedem Fall ohne Probleme halten können. Und das war wohl nicht gegeben, und dafür kann der Zulieferer nichts, sondern nur SpaceX.  Und in dem Moment wo SpaceX davon Kenntnis erlangt, daß Streben auffällig unterhalb der zertifizierten Last versagen, hätte SpaceX den Sachverhalt klären müssen.

Bei Raketen wird so nicht failsafe gebaut. Da muß die Qualität das hergeben. Sonst ist keine Nutzlast mehr drin. Die eingeplante Marge war schon ziemlich extrem. Entsprechend extrem hat auch der Hersteller gepfuscht.

Wenn ein Hersteller von Gartenstühlen an einen Euro-Ramschladen liefert und einer von 1000 Stühlen  unter einem normalgewichtigen Käufer zusammenbricht, dann kriegt der Hersteller schon Ärger. Bei Raketen sind ganz andere Margen im Preis drin.

Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #691 am: 21. Juli 2015, 19:39:58 »
Moin moin,

haben die die Teile bei den 123456 gekauft?!?  ;)
Der Firma gehört die Zertifizierung entzogen. Nun ja, bei ISO9000-Zertifizierungen hab ich auch schon Niveaulimbo erlebt. Warum sollte es den Amis besser gehen.

Grüße wolfgang

Edit: 123456 statt Nennung einer Nation auf diesem Planeten gesetzt. Gruss aus Cardiff   Pirx
« Letzte Änderung: 21. Juli 2015, 23:36:05 von Pirx »

Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #692 am: 21. Juli 2015, 19:44:36 »
Ich denke hier geht es nicht um ISO9001. Damit wird nur die Organisation auditiert und das Zertifikat heißt, dass man ein mit der Norm konformes System hat. Was für ein Produkt man dann baut, ist was anderes.

Hier wird es um eine sehr spezifische, technische Zertifizierung der Bauteile und Prozesse gehen.
\\   //    Grüße
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Offline bluemchen

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  • 528
Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #693 am: 21. Juli 2015, 20:05:04 »
Moin moin,

haben die die Teile bei den 123456 gekauft?!?  ;)
Der Firma gehört die Zertifizierung entzogen. Nun ja, bei ISO9000-Zertifizierungen hab ich auch schon Niveaulimbo erlebt. Warum sollte es den Amis besser gehen.

Grüße wolfgang
Der Post ist sicher die Katagorie Schalk. Ob er passend ist, ist eine andere Frage.
Momentan sind die Russen wohl die einzigen, die fliegen. Deren Starts kannst Du kaufen, ob Einzelteile weiß ich nicht.
Aber warum eigentlich nicht, wenn die fliegen ...

Grüße
Rainer

Edit: Im Zitat 123456 statt Nennung einer Nation auf diesem Planeten gesetzt. Gruss aus Cardiff   Pirx
« Letzte Änderung: 21. Juli 2015, 23:38:10 von Pirx »

Offline Steffen

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  • 1206
Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #694 am: 21. Juli 2015, 20:15:38 »
Hallo

Mich würde interessieren, war in so einem Fall eigentlich den Sicherheitsaufschlag macht. Wenn ein Lieferant eine Belastbarkeit garantieren soll, dann muß der ja schon eine Sicherheit einplanen, die alle möglichen Materialfehler abdeckt. Gibt es eine Lieferkette, und jeder verfährt so, dann kommt am Ende ein armdickes Tau heraus, wo ein Bindfaden gereicht hätte. Im "normalen" Leben passiert das sicherlich häufiger, aber so kann man ja nicht Raketen bauen. Um nicht nur die Sicherheit, sonder auch den extremen Leichtbau zu garantieren, müsste der Raketenhersteller ja alle Lieferanten und Unterlieferanten durchgängig im Qualitätsmanagement haben, um den tatsächlichen Sicherheitsfaktor zu bestimmen. Ansonsten wäre ja jedes Teil, das man nicht alleine selbst herstellt, am Ende für Raumfahrtanforderungen zu schwer.
Weiß jemand, wie das tatsächlich gehandhabt wird?
Eine andere Frage ist, wer prüfen und aussortieren muß. Das ist aber eine Frage der Vertragsgestaltung. Verantwortlich für den Prozess ist dann aber der Endhersteller der Rakete, denn nur der kennt die tatsächliche Sicherheitsmarge und muss festlegen, wie geprüft wird.

viele Grüße
Steffen

Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #695 am: 21. Juli 2015, 20:33:52 »
Anforderungen werden von "oben nach untern" durchgegeben. Der Systemführer designt erstmal das ganze System von oben. Wenn er etwas "unterbeauftragt", muss er das spezifizieren, was er haben will.

Falls er ein konkretes Bauteil einkaufen will, muss er das ziemlich genau spezifizieren ... und dann wahrscheinlich eine Wareneingangskontrolle machen.
Falls er ein von unten eine Lösung entwickelt haben will (z.B. für ein Subsystem), muss er seine technischen, funktionalen und Leistungsanforderungen und Interfaces spezifizieren, die die "untere Lösung" erfüllen muss, um in sein großes System zu passen und dort eine Funktion zu erfüllen. Die Entwicklung wird er dann wahrscheinlich mit Reviews begleiten. Vor der Ablieferung wird es dann ein "Acceptance Review" geben, bei dem er das gebaute Subsystem übernimmt (oder nicht).
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Offline Xerron

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  • 285
Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #696 am: 21. Juli 2015, 20:41:53 »
Hallo Leute, ich habe jetzt ewig die neuesten Postes gelesen. Bezüglich der Unfallursache stellt sich mir eine Frage in einem Punkt, der mir bislang völlig unlogisch erscheint. Wenn die besagte Strebe gebrochen ist und in deren Folge sich der Heliumtank gelöst hat, WARUM soll der Tank dann nach Oben fallen?!? Gut Helium ist leichter als das LOX, aber wir reden da von einem Freien Gas. Hier war das Gas in einer Druckflasche komprimiert und ist dort ausgeströmt. Aber dann müsste aufgrund der Erdanziehung und Beschleunigungskräfte der Behälter am Boden liegen bleiben und nicht nach oben fallen. Das widerspricht meinem Verständnis der Physik. Oder Treibt der Behälter aufgrund der Dichte des LOX auf diesem? Ist das rechnerisch möglich? Wenn der Behälter also auf den Boden fällt, erklärt es aus meiner Sicht nicht warum die Elektronikeinheit so schnell ausgefallen ist.  :-\

Gruß Xerron

Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #697 am: 21. Juli 2015, 20:47:20 »
@Xerron
...dazu hilft dir bestimmt das Video hier. Ist von Scott Manley, er hat mal alles zusammen gefasst und ein paar Bilder gebastelt wie das zu verstehen ist.


https://www.youtube.com/watch?v=1i8hfpLNAIo

Offline Xerron

  • ****
  • 285
Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #698 am: 21. Juli 2015, 20:56:02 »
Perfekt Danke!

Offline rok

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Re: Falcon 9 / Dragon CRS-7
« Antwort #699 am: 21. Juli 2015, 21:46:41 »
Der Schlepper GoQuest hat den Hafen verlassen mit Umrüstungen, die offenbar für die Suche auf dem Meeresboden gedacht sind.

Dazu stellt sich die Frage, wie tief ist das Wasser im Bereich der Bergungsstelle? Vermutlich zu tief, um mit Tauchern zu arbeiten. Sie brauchen also mindestens ein weiteres Schiff, das mit Ortungstechnik (Sonarsystemen) ausgerüstet ist. Dazu einen Unterwasser-Kameraroboter (ROV), da wird es vermutlich noch interessante Unterwasser-Aufnahmen geben.

Das kostet natürlich und ich vermute, dass einer der Hauptgründe für die Bergungsversuche der gerichtsverwertbare Nachweis für die Ursache des Absturzes ist wg. Schadensersatzforderungen.

Robert