Der WDR interviewte Arne Sönnichsen vom IQIB
Habe mir das nun auch angehört, ist gar nicht lang, von Minute 4 bis 14.
Aufhänger ist sein neues Buch "Raumfahrt und Politik" und die These, wir brauchen die Raumfahrt und insbesondere die LEO-Infrastruktur für die gesamte Wirtschaft. Das, was die Menschen hingegen von Raumfahrt wahrnehmen, ISS, Mond und Mars, sei dabei zweitrangig. Mit Pistorius und Baer gehe es in die richtige Richtung, aber erstmal nur militärisch motiviert, während ESA und nationales Raumfahrtprogramm weiter schrumpfen.
Er hätte sicher noch viel mehr Substanzielles zu sagen gehabt, aber die eher platten, vorgefertigten Fragen der Moderatorin haben das Meiste abgewürgt.
Ist aber aus anderen Grunde interessant:
Zum Thema zivile Raumfahrt sagte die Moderatorin wörtlich "ich muss dabei an die Milliardäre denken und ihre phallusförmigen Raketen, mit denen sie Spaßausflüge machten". Da haben wir es wieder. Es zeigt, abseits der grundfalschen Vorstellung, wie schief "New Space" auch und gerade bei Multiplikatoren wie Journalisten ankommt und so der Öffentlichkeit vermittelt wird.
Das sehe ich sogar bei Wissenschaftssendungen wie nano und Forschung aktuell, aber auch Blogs und Podcasts - SpaceX sind die, die den Nachhimmel mit Starklinks verseuchen und Raketen explodieren lassen (stimmt auch, ist aber eben nicht alles). Hingegen, jedes Artemis-Crew-Vorstellen und Stapeln einer SLS bekommt einen eigenen längeren Beitrag. Da stimmt die Gewichtung irgendwie nicht.
So schätzen offenbar auch die seriöseren Wissenschaftsjournalisten - ich glaube, hier lesen einige mit! - die aktuelle Raumfahrt ein und kommunizieren entsprechend. Sie versuchen, Begeisterung mit einer Wiederholung der Mondlandung zu wecken. Was vielleicht aus der persönlichen Biografie verständlich ist, "damals hat es doch auch funktioniert" und so mancher Forist hier denkt wohl auch so.
Aber die heutige breite Öffentlichkeit wird damit nicht abgeholt, und weder werden die so rasanten Entwicklungen im Raumfahrtsektor adäquat wiedergegeben noch die großen Perspektiven aufgezeigt.
Der letzte Mini-Hype um Rabea Rogge hat es gezeigt: Es ging fast nur um "erste Deutsche im All". Dass das mit - und nur mit - SpaceX und Milliardären ging und auch einen wissenschaftlichen Wert und eine größere Perspektive für die Raumfahrt über die Mission hinaus hatte, wurde fast komplett unterschlagen.
Finde ich schade und das führt eben gerade nicht zur Begeisterung für Raumfahrtthemen sondern zu dem "Was sollen wir wieder auf dem Mond", "alles militärisch" und "Spielplatz für Milliardäre". Und so schneiden sich die Raumfahrt-Journalisten ins eigene Fleisch, denn dann entscheiden die Redaktionen wieder gegen Raumfahrtthemen, weil "interessiert die Leser/Hörer ja nicht so" und "ist nicht so wichtig".