EmDrive

  • 584 Antworten
  • 193684 Aufrufe

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: EmDrive
« Antwort #375 am: 27. Mai 2016, 14:15:59 »
Die Mathematik ist da schon eine schizophrene Angelegenheit. Zum einen gibt es hier zwar Beweise und zwar nach der Form: Wenn A gilt, dann folgt daraus B. So etwas lässt sich dann beweisen. Aber letztlich beruht unsere gesamte Mathematik auf Axiomen, zu deutsch: Annahmen. Und solche Axiome sind nun grundsätzlich weder richtig noch falsch - man kann also weder das eine noch das andere beweisen.

Die Physik, die sich bei einem möglichen Funktionieren des EmDrives mit den Grundlagen auseinander setzen müsste, kennt im Grunde überhaupt kein "Richtig oder Falsch". Die Physik stellt Hypothesen auf, die Modelle liefern, und testet diese dann an der Realität. Wenn es nicht oder zumindest schlechter funktioniert als das Bisherige, dann lässt sich das irgendwann beweisen. Ansonsten hat man ein bestätigtes Modell, das mehr oder weniger gut Ergebnisse liefert. Der Klassiker ist da wieder Newton gegen Einstein: Einstein liefert die genaueren Resultate, ist aber schwerer zu berechnen. Folglich bleibt man in vielen Fällen doch bei den Methoden nach Newton.

An ein "Wir verstehen es nicht, aber wir benutzen es schon einmal" vermag ich aber nicht zu glauben. Die Zeiten, in denen Frühmenschen (vermtl. Homo Erectus) das Feuer für sich entdeckt haben, sind lange vorbei. Heute geht es nicht mehr ohne Theorie, und die müsste erst einmal gefunden werden.

Schneefüchsin

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #376 am: 27. Mai 2016, 15:01:28 »
Ich sehe kein Verstehen als Vorraussetzung für eine Nutzung. Was ich vorraussetze für eine Nutzung ist, dass man das Systhem kontrollieren kann und es sicher Funktioniert, hierfür ist nicht mehr als Erfahrungen nötig.

Es gibt heutzutage einiges, was wir nutzen oder machen, von dem wir keine Ahnung haben, wie es eigentlich funktionert. Mit wir meine ich dabei nichtmal nur den Nutzer, sonder allumfassend auch die entsprechenden Experten.
Anscheinend wissen wir noch nicht mal, wie ein Fahrrad wirklich funktioniert. Also auf Ebene der Physik.

Und das Physiker Ergebnisneutral sind glaube ich auch nicht, sorry. Dunkle Materie und Dunkle Energie wurden beispielsweise entworfen, damit die alten Physikmodelle weiterhin Funktionieren. Natürlich vielleicht gibt es sie, vielleicht auch nicht, aber hier grauts mir manchmal bei unserer Wissenschaft.

Grüße aus dem Schnee

Re: EmDrive
« Antwort #377 am: 27. Mai 2016, 15:15:03 »
Mal so als Beispiel: Hochtemperatursupraleitung ist bis heute nicht verstanden, wird aber verwendet, da es teilweise möglich ist mit flüssigem Stickstoff die nötigen Temperaturen zu erreichen (und der ist billig).
Trotzdem glaube ich nicht, dass ein hypotetisch funktionierender EmDrive, der nicht verstanden ist, für große Veränderungen sorgen würde. Dafür ist es zu riskant, eine Technik zu verwenden, die man nicht versteht.


Zum Thema DM/DE: Insbesondere Dunkle Energie ist für Physik ein Platzhalter mit der Aufschrift "Keine Ahnung was hier passiert". Das hat also nix mit Erhalt "alter" Physikmodelle zu tun. Abgesehen davon kann man ja schlecht von diesem Modellen ablassen, solang es keine Alternative gibt.
Aber offensichtlich hast du ja insgesamt eine gewisse Skepsis gegenüber Physik...
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Hermes

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #378 am: 27. Mai 2016, 15:20:25 »
Zitat
Anscheinend wissen wir noch nicht mal, wie ein Fahrrad wirklich funktioniert. Also auf Ebene der Physik.
Kommt darauf an wer mit wir gemeint ist. Wissenschaft und Technik wohl nicht.
hg
Hermes

Schneefüchsin

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #379 am: 27. Mai 2016, 15:36:41 »
Was mich an der Physik, oder eigentlich den Physikern ärgert ist, dass sie zb DM/DE als meist Fakt darstellen und nicht offen sagen, das das nur Platzhalter sind, weil sie auch nicht mehr wissen.

Ich habe Skepsis gegenüber einigen der, ich nenne sie mal "höheren Theorien", und wie mit ihnen umgegangen wird. Ich habe einfach oft genug erlebt, das etwas mit Beispielen erklärt wurde, wobei diese Beispiele mit kleiner Änderung im Aufbau oder der Betrachtung versagen.

Sollte sich der EM-Drive als funktionierend herrausstellen, kann ich ihn mir als Konkurenz zum Ionenantrieb vorstellen. Für unbemannte Sonden wäre das sicher kein Problem, bei bemannten Missionen wäre ich auch vorsichter. Wenn man aber ein Backup System hat sehe ich da auch keine Probleme.

@Hermes: Die Wissenschaft meine ich. War selbst überrascht als ich mal erfuhr, das man nicht ganz erklären kann, warum ein Fahrrad stabil fährt, sobald es schnell genug ist. Sowohl Gyroskop-Effekt, als auch Castor-effect konnten ausgeschlossen werden.

Grüße aus dem Schnee

Hermes

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #380 am: 27. Mai 2016, 15:50:24 »
Ganz einfach, Drallstabilisierung bzw. Drehimpulserhaltung.
hg
Hermes

Schneefüchsin

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #381 am: 27. Mai 2016, 15:54:15 »
Sorry, das ist der Gyroskop-Effekt. Der wurde aber ausgeschlossen, bzw als nicht nötig befunden.

Glaube wir schweifen ab.

Grüße aus dem Schnee

*

Offline Klakow

  • *****
  • 6759
Re: EmDrive
« Antwort #382 am: 27. Mai 2016, 20:11:11 »
Mal so als Beispiel: Hochtemperatursupraleitung ist bis heute nicht verstanden, wird aber verwendet, da es teilweise möglich ist mit flüssigem Stickstoff die nötigen Temperaturen zu erreichen (und der ist billig).
Trotzdem glaube ich nicht, dass ein hypotetisch funktionierender EmDrive, der nicht verstanden ist, für große Veränderungen sorgen würde. Dafür ist es zu riskant, eine Technik zu verwenden, die man nicht versteht.


Zum Thema DM/DE: Insbesondere Dunkle Energie ist für Physik ein Platzhalter mit der Aufschrift "Keine Ahnung was hier passiert". Das hat also nix mit Erhalt "alter" Physikmodelle zu tun. Abgesehen davon kann man ja schlecht von diesem Modellen ablassen, solang es keine Alternative gibt.
Aber offensichtlich hast du ja insgesamt eine gewisse Skepsis gegenüber Physik...
DE/DM war soweit ich weiß eingeführt worden weil man mit den heutigen Modellen sonst kein Modell hat das erklärt warum Galaxien nicht auseinander fliegen, vereinfacht gesprochen.
Es ist zwar opportun dann danach zu suchen, aber sich nur darauf zu konzentrieren halte ich ohne eindeutige Beweise kaum glaubwürdiger als die Annahme das EM-Drive Funktioniert.
Ich halte das für sehr spekulativ, das ist für mich kaum glaubwürdiger als Epizyklen die man sich früher ausgedacht hat um die Bewegung der bekannten Planeten am Himmel zu erklären.
Falls es mit EM-Drive, klappt rechne ich das man die Modelle schnell als unvollständig begreift, sowas gab es zumindest schon einmal, bei der Einführung der Relativitätstheorie.

Hermes

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #383 am: 28. Mai 2016, 06:04:28 »
Nochmal abschweif:
Zitat
Sorry, das ist der Gyroskop-Effekt. Der wurde aber ausgeschlossen, bzw als nicht nötig befunden.
Ausgeschlossen von wem? Von Dir? Ende abschweif.
Genauso läuft die Diskussion zum Thema EM.
Ein Effekt und die Erklärung durch den "Erfinder" wird euphorisch aufgenommen (was an sich noch nicht schlimm ist), aber dazu kommt dann von den "Fans" ein Trommelfeuer, was die Wissenschaft jetzt alles zu tun hätte, und was sie schon früher nicht kapieren wollte, und was sie angeblich nicht erklären könnte (sogar das Fahrrad!), usw.
Bloß inhaltlich kommt nichts.
Denkt mal auch selbstkritisch nach - was zeigen die bisherigen Experimente wirklich, und wie wäre zu zeigen, daß mit der EM-Drive Vorrichtung ein Schub erzeugt wird?
hg
Hermes

thecrusader

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #384 am: 28. Mai 2016, 09:30:11 »
Anscheinend wissen wir noch nicht mal, wie ein Fahrrad wirklich funktioniert. Also auf Ebene der Physik.
Das stimmt. Dazu habe ich auch mal einen Artikel gelesen. Und zwar nicht in der Bildzeitung, sondern vermutlich New Scientist. Auch ist es noch nicht so lange her Das Boeing den Empfangsbereich ihrer Zentrale mit dem Schriftzug verzierten: Unsere Ingenieure haben berechnet das Hummeln nicht fliegen können (oder so ähnlich).

*

Offline Klakow

  • *****
  • 6759
Re: EmDrive
« Antwort #385 am: 28. Mai 2016, 10:01:18 »
An vielen Stellen sagen uns die Modelle sehr genau voraus wie sich System verhalten, aber leider sind viele Sachverhalte extrem komplex, da scheitern oft selbst hochbegabte daran, bis dann mal jemand auftaucht der eine Lösung findet. Oft geht das einher das man Dinge sieht, die sich nicht ganz so verhalten wie die Modelle das vorhersagen, genau an dem Punkt hat man die Chance zu erkennen, dass etwas an der Theorie nicht stimmen kann. Die normale menschliche Reaktion ist erstmal zu schauen wo man z.B. bei den Parameter was übersehen hat, oder man versucht vielleicht mit obskuren Ideen etwas zu finden was das verwendete Modell stützt (z.B. DE/DM).
Falls das alles nicht fruchtet, braucht es jemand mit richtig viel Grips der in der Lage ist was neues zu denken. Solche Leute sind aber echt selten, noch dazu sieht es für mich so aus als werden die Vorgänge immer komplexer.

Schneefüchsin

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #386 am: 28. Mai 2016, 12:03:20 »
Nochmal abschweif:
Zitat
Sorry, das ist der Gyroskop-Effekt. Der wurde aber ausgeschlossen, bzw als nicht nötig befunden.
Ausgeschlossen von wem? Von Dir? Ende abschweif.
Genauso läuft die Diskussion zum Thema EM.
Ein Effekt und die Erklärung durch den "Erfinder" wird euphorisch aufgenommen (was an sich noch nicht schlimm ist), aber dazu kommt dann von den "Fans" ein Trommelfeuer, was die Wissenschaft jetzt alles zu tun hätte, und was sie schon früher nicht kapieren wollte, und was sie angeblich nicht erklären könnte (sogar das Fahrrad!), usw.
Bloß inhaltlich kommt nichts.
Denkt mal auch selbstkritisch nach - was zeigen die bisherigen Experimente wirklich, und wie wäre zu zeigen, daß mit der EM-Drive Vorrichtung ein Schub erzeugt wird?
hg
Hermes
Bitte mal tief durchatmen.

Nein, die Behauptung ist nicht von mir.
Ich werde mich hüten hier etwas wissenschaftlich ernsthaft in Zweifel zu ziehen, ohne es ordentlich zu Begründen und/oder als eindeutig meine Meinung zu markieren.
Ich hätte übriegens auch auf den Gyroskop-Effect getippt und war selbst ordentlich überrascht.
Von einer Technischen Universität, die testete, wie ein Fahrrad ohne die zuvor genannten Effekte funktioniert:


Mir ist auch egal, ob sie eine Lösung finden, es ging mir nur darum, das man auch heute Systheme nutzt, die man nicht vollständig versteht.

Selbstkrittisch nachgedacht:
Ich kenne nicht alle Punkte, wie der Entwicklungsstand gerade ist.
Bisher haben aber verchiedene Labore, welche mehr als nur Geragenbastler sind, behauptet eine Schubkraft nachgewiesen zu haben.
Nachweisen ließe sich sowas, indem ein EM Drive in einer Testvorrichtung aufgehängt wird, in der von verschiedenen Richtungen Halterungen ziehen und die Zugkraft messen. Wenn bei der Einschaltung dann die gemessenen Kräfte in den Halterungen sich ändern heißt das, dass durch den Betrieb Kräfte entstehen. Durch Verrechnung aller Messungen läst sich ermitteln, in welche Richtung die Gesamtkraft wirkt, womit es als eine Schubkraft in einem statischen System nachgewiesen wäre.
Man kann dann die Energieversorgung noch an den EM-Drive drann hängen, damit etwailige Fehler hierdurch ausgeschlossen werden, sowie die Testkammer evakuieren und mit Hallsonden nach Magnetfeldern suchen um eben magnetische Wechselwirkung und Luftströhmunen auszuschließen.
Mit den Erfahrungen hierraus kann man auf einer Ebenen Fläche einen Schlitten, der über ein Luftkissen oder ein Magnetfeld schwebt mit einem EM-Drive fahren lassen. Wenn man den Schubvector nicht ändern kann nimmt man mindestens 3 Stück in gleichmäßigem Winkel zueinander und kann so auf der Fläche sogar steuern. Damit ließe sich Beweisen, das der Schub auch außerhalb eines statischen Systhems funktionert
Zum Abschluss kann man sogar einen Testsateliten, zb einen Cubesat bauen. Wenn dieser es schaft mehrere m/s an dV zu erzeugen, die nicht durch andere Einflüsse auf die Flugbahn zu erklären sind, wäre diesein recht solider Beweis das dieser vorher gezeigte Schub auch im Weltall funktioniert, oder mindestens in einer Erdumlaufbahn.

Grüße aus dem Schnee

McPhönix

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #387 am: 28. Mai 2016, 12:18:56 »
Merkwürdig ist, daß man immer wieder mal Bilder von Versuchsanordnungen von "Küchentischbastlern" sieht. Wo man sich dann fragt "Wie jetzt, damit will man messen" ?
Gab es schon mal ein Bild aus "soliden Laboren" mit deren Versuchsanordnungen, welche man als Techniker auch als seriös bezeichnen würde?
Letztlich, was stempelt ein Labor als seriös?

Schneefüchsin

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #388 am: 28. Mai 2016, 12:44:00 »
Die Frage nach Seriösität ist natürlich berechtigt, bei allen Bastlern und Laboren.

Wichtig ist hierbei das Vorgehen, welches wir nicht überprüfen können. Somit müssen wir uns wohl auf die Reputation entsprechender Labore verlassen.
Jet Propulsion Laboratory, von der Nasa und auch einige Unis scheinen zu experimentieren, wobei diese eine gute Reputation haben.

Bastler sind oftmals offener mit Informationen und Bildern, haben normalerweise aber keine Reputation und können meist nur schwerer beweisen, dass sie anständig gearbeitet haben, selbst wenn sie es getan haben.

Grüße aus dem Schnee

McPhönix

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #389 am: 28. Mai 2016, 14:26:59 »
Wobei ich mr z.B. beim JPL vorstellen könnte, daß sie das zähneknirschend tun. Motto "Wahrscheinlich Quatsch, aber es bleibt ein Prozent Möglichkeit. Da müssen wir mitmachen, um den Fuß in der Tür zu behalten".
Interessant wäre mal die interne Rechnung
Drangesetzte Leute x reingestecktes Geld = veranschlagter Stellenwert  ;D

Re: EmDrive
« Antwort #390 am: 28. Mai 2016, 14:45:12 »
Nochmal was letztes zu mir von dem Thema, danach hör ich auf mit dem halb Off-Topic (Ich denke, auch wenn das nicht zu 100% den Thread trifft, hat es hier doch seine Daseins-Berechtigung):



Was mich an der Physik, oder eigentlich den Physikern ärgert ist, dass sie zb DM/DE als meist Fakt darstellen und nicht offen sagen, das das nur Platzhalter sind, weil sie auch nicht mehr wissen.

Ich habe Skepsis gegenüber einigen der, ich nenne sie mal "höheren Theorien", und wie mit ihnen umgegangen wird. Ich habe einfach oft genug erlebt, das etwas mit Beispielen erklärt wurde, wobei diese Beispiele mit kleiner Änderung im Aufbau oder der Betrachtung versagen.

Ich habe noch nie mit einem Physiker über DE gesprochen, der nicht offen heraus gesagt hat, dass es nur ein Platzhalter ist. Wer das nicht so sagt, hat von der Materie (höhö Wortspiel) keine Ahnung!

Zum Thema Beispiele: Das ist das typische Problem von höheren physikalischen Theorien. Es wird zunehmend schwerer, es Laien zu erklären ohne mathematische Formalismen zu verwenden. Dadurch kommt es dann, dass man Analogien und Tricks verwenden muss, die eigentlich nicht ganz zulässig sind, um ein "richtiges" Ergebnis zu beschreiben. Allerdings halte ich es dann ehrlich gesagt für falsch, diese Theorien für unwahr zu halten, wenn man sie nur auf einem solchen Level kennt. Für fundierte Kritik muss man sich nunmal mit der Mathematik dahinter beschäftigen! Was anderes ist allerdings die von dir erwähnte Skepsis, die ist sowieso immer angebracht, auch wenn man selbst von einer Theorie überzeugt ist!




DE/DM war soweit ich weiß eingeführt worden weil man mit den heutigen Modellen sonst kein Modell hat das erklärt warum Galaxien nicht auseinander fliegen, vereinfacht gesprochen.
Es ist zwar opportun dann danach zu suchen, aber sich nur darauf zu konzentrieren halte ich ohne eindeutige Beweise kaum glaubwürdiger als die Annahme das EM-Drive Funktioniert.
Ich halte das für sehr spekulativ, das ist für mich kaum glaubwürdiger als Epizyklen die man sich früher ausgedacht hat um die Bewegung der bekannten Planeten am Himmel zu erklären.
Falls es mit EM-Drive, klappt rechne ich das man die Modelle schnell als unvollständig begreift, sowas gab es zumindest schon einmal, bei der Einführung der Relativitätstheorie.

DM und DE wurden aus unterschiedlichen Beobachtungen heraus eingeführt.
DM wurde aus den von dir genannten Gründden eingeführt: Die Rotationsgeschwindigkeit von Sternen in den äußeren Galaxiegebieten ist schneller als es die Vorhersage mit der beobachtbaren Masseverteilung erlaubt. Das ganze wird auch auf höheren Skalen (Galaxienhaufen, -superhaufen) beobachtet.
Dies lässt sich dadurch lösen, dass es (soweit ich weiß vor allem in den äußeren Gebieten) zusätzliche Masse gibt, die nicht beobachtbar ist. Dazu zählt aber auch baryonische dunkle Materie, also z.B. kalte Staubwolken, Braune Zwerge etc. die sich nicht beobachten lassen. Allerdings reicht deren mögliche Masse nicht aus, da sie sonst selbst einfluss auf die Sternentwicklung gehapt hätten. Es muss also noch etwas zusätzliches geben, dass gravitativ wechselwirkt, aber nicht über die starke oder elektromagnetische Wechselwirkung (schwache WW ist prinzipiell erlaubt und wer weiß, eventuell gibt es noch eine weitere unbekannte Wechselwirkung?). Das ist die Idee hinter Dunkler Materie.

Es gibt aber sehr wohl auch Alternativhypothesen (MOND-Hypothese), nach denen auch intensiv geforscht wird, insbesondere an einer Veränderung des Newtonschen Gesetzes, welches einen neuen Grenzfall für sehr geringe Beschleunigungen einführt (analog zu den Grenzfällen kleine Abstände: Quantenmechanik, hohe Geschwindigkeiten: spezielle Relativitästheorie, hohe Massen: allgemeine Relativitästheorie).
Dabei wird ändert sich 

[tex]F = M \cdot a[/tex] zu [tex]F = M \cdot\mu (a/a_0) a[/tex]
wobei meist für die Funktion [tex]\mu(x)= \frac{x}{1+x}[/tex] verwendet wird und  [tex]a_0[/tex] ein Skalenparameter ist, mit dem der Schwellwert der Grenzbeschleunigung festgesetzt wird.

In der Tat lässt sich damit die Rotationsgeschwindigkeit beschreiben, allerdings ergeben sich falsche Vorhersagen: Man hat die Kollision von 2 Galaxienhaufen beobachtet und mit den Voraussagen des DM Modells und denen des MOND-Modells verglichen, und die der DM stimmen, die von MOND nicht. Und das ist eignetlich der Hauptgrund, warum die DM favorisiert ist, auch wenn meines Erachtens das MOND Modell deutlich mehr Eleganz hat (was in der Vergangenheit oft ein gutes Indiz in der Physik war). Ich denke, hier wird sich in den nächsten 10-30 Jahren noch einiges in den Modellen der Physik ändern.

Übrigens: Um hier die Kurve zum EM-Drive zu kriegen: Grenzfall sehr geringe Beschleunigung? Könnte das evnetuell was sein?   ;D


Dunkle Energie wurde stattdessen eingeführt um die Geometrie und Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums beschreiben zu können. Es gibt einen Dichteparameter, der die Geometrie des Universums beschreibt:
für [tex]\Omega < 1[/tex] hat man eine hyperbolische Geometrie (d.h. Winkelsumme eines Dreieckes < 180°)
für [tex]\Omega = 1[/tex] hat man eine euklidische/flache Geometrie (d.h. Winkelsumme eines Dreieckes = 180°)
für [tex]\Omega > 1[/tex] hat man eine sphärische Geometrie (d.h. Winkelsumme eines Dreieckes > 180°)

Man kann diese Geometrie messen und sie liegt verdammt nah bei 1. Aber mit der Masse, die man beobachtet, müsste sie nach den üblichen Theorien bei deutlich kleiner als 1 liegen. Man führt also eine "Dunkle Energie" ein, die diesen Parameter auf 1 auffüllt. Und hier macht man das wirklich mit dem Gedanken: wir haben keine Ahnung was hier passiert, wir haben aber auch keine andere Theorie, daher fügen wir den Platzhalter Dunkle Energie ein. Und hier klingeln bei mir sämtliche Skepsisglocken im Hirn, ob nicht einfach das Modell hinter diesem Dichteparameter "falsch" ist. Aber hier tritt für mich der oben genannte Fall ein: Ich habe von der dahintersteckenden Mathematik absolut keine Ahnung, ich wage mir also kein Urteil darüber!
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Offline Helge

  • *
  • 23
Re: EmDrive
« Antwort #391 am: 28. Mai 2016, 15:32:22 »
Wenn man die Theorie noch nicht versteht oder überhaupt noch nicht weiß ob es einen Effekt gibt, sind alle Versuchsaufbauten ja nur mehr oder weniger ein Schuss ins blaue.

Man kann doch mehrere hintereinander oder ineinander bauen, evtl wird der "Effekt" größer.

Oder ganz "einfach" man baut ein "EM Drive" mit mehr Power, anstatt 60 Watt Glühbirnchen mal eine 2000 Watt Hausnummer!
Angeblich soll der "Effekt" mit mehr Saft ja steigern...  :)

*

Offline Schillrich

  • Moderator
  • *****
  • 19601
Re: EmDrive
« Antwort #392 am: 28. Mai 2016, 17:33:39 »
Hallo zusammen,

bleibt hier bitte beim EM-Drive und führt keine philosophische Diskussion zur wissenschaftlichen Methodik, Weltbildern und kosmologischen Modellen in all ihren Hypothesen. Das aufzudröseln ist Arbeit für die Moderatoren. Ich werde dann weitere Beiträge ggf. löschen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Klakow

  • *****
  • 6759
Re: EmDrive
« Antwort #393 am: 28. Mai 2016, 18:27:52 »
Wenn man die Theorie noch nicht versteht oder überhaupt noch nicht weiß ob es einen Effekt gibt, sind alle Versuchsaufbauten ja nur mehr oder weniger ein Schuss ins blaue.

Man kann doch mehrere hintereinander oder ineinander bauen, evtl wird der "Effekt" größer.

Oder ganz "einfach" man baut ein "EM Drive" mit mehr Power, anstatt 60 Watt Glühbirnchen mal eine 2000 Watt Hausnummer!
Angeblich soll der "Effekt" mit mehr Saft ja steigern...  :)
Leider scheint das nicht ganz so einfach zu sein mal 2kW oder mehr dafür einzusetzen. Das hat dann wohl mit Kühlung usw. zu tun.


D.H.

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #395 am: 01. Juli 2016, 18:06:47 »
Ein Artikel zum EM_DRIVE auf golem.de, laut dem diese Art von Antrieb de facto nicht funktioniert:
http://www.golem.de/news/em-drive-der-warp-antrieb-muss-noch-warten-1606-121641.html

Gemäß dem Artikel haben Mitarbeiter der TU Dresden den EM-Antrieb untersucht und im Gegensatz zur viel erwähnten NASA-Studie das Triebwerk auch in andere Richtungen geschwenkt, um zu sehen, ob der Schub immer auftritt. In ihren Messungen haben sie bei einer bestimmten Antriebsrichtung Schub gemessen, bei dem kein Schub hätte auftreten sollen (Triebwerk war auf einer Torsionswaage angebracht und zeigte nach oben). Ihre Vermutung, dass der Schub durch den Testaufbau (durch die Stromversorgung von außen) und nicht durchs Triebwerk verursacht wird, äußert auch eine chinesische Wissenschaftlertruppe von der Northwestern Polytechnical University,Xi’an.

Hier ist das Paper der Dresdener: https://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_maschinenwesen/ilr/rfs/forschung/folder.2007-08-21.5231434330/ag_raumfahrtantriebe/JPC%20-%20Direct%20Thrust%20Measurements%20of%20an%20EM%20Drive%20and%20Evaluation%20of%20Possible%20Side-Effects.pdf

Und hier der Artikel der Chinesen (leider auf Chinesisch): http://www.tjjs.casic.cn/ch/reader/create_pdf.aspx?file_no=20160220&flag=1&journal_id=tjjs&year_id=2016

Re: EmDrive
« Antwort #396 am: 01. Juli 2016, 18:36:01 »
Jo habe ich auch gelesen und wollte es hier verlinken, interessant ist auch ein Kommentar-Thread unter dem Artikel.

Es ist wohl so, dass die Messungenauigkeit bei dem chinesischen Versuch sehr hoch ist, sodass man sich nur zu 20% sicher sein kann, im Batteriebetreib nichts gemessen zu haben.
Für mich ehrlich gesagt nicht nachvollziehbar, warum man bei einem solchen, international für Aufmerksamkeit sorgenden Thema nicht auf englisch publiziert (bzw nur der Abstract auf englisch ist)

Interessant ist auch ein anders, in den Kommentaren erwähntes Paper: Es ist ein Erklärungsversuch des EM-Drives ohne Verletzung der Impulserhaltung. Soweit ich das verstanden habe, gehts darum, dass innerhalb des Resonators Photonen entgegengesetzer Phase sich gegenseitig ihr elektromagnetisches Feld (über destruktive Interferenz) auslöschen und somit nicht reflektiert werden. Dadurch tragen sie einen Impuls davon.

Zitat
In the thruster’s cavity microwaves interfere with each other and invariably some photons will also end up co-propagating with opposite phases. At the destructive interference electromagnetic fields cancel. However, the photons themselves do not vanish for nothing but continue in propagation. These photon pairs without net electromagnetic field do not reflect back from the metal walls but escape from the resonator.

Ich bin allerdings bis jetzt nicht über den Abstract hinausgekommen, interessant wäre, ob in dem Paper auch eine Größenordung berechnet wird, in der der Schub nach diesem Modell liegen müsste. Ich werds mir später wohl mal durchlesen.

http://scitation.aip.org/content/aip/journal/adva/6/6/10.1063/1.4953807
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Offline AndiJe

  • *****
  • 568
Re: EmDrive
« Antwort #397 am: 11. Juli 2016, 17:42:54 »
Unser Aachener Technik-ASS Paul Kocyla  hat eine Crowdfunding-Aktion schon im Mai gestartet, weil er den Sateliten mit seinem EM-Antrieb in den Orbit befördern möchte. Na, dann viel Erfolg mit deinem Vorhaben, Paul!

 https://www.gofundme.com/25tmmes
Der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben, daher geht's ab sofort in die Krabbelstube!

McPhönix

  • Gast
Re: EmDrive
« Antwort #398 am: 11. Juli 2016, 22:28:17 »
weil er den Sateliten mit seinem EM-Antrieb in den Orbit befördern möchte.

Will  er den Sat inclusive EM irgendwie in den Orbit mitschicken oder will er den Sat mittels des eigenen EM in den Orbit hochbringen ? ;)

Offline AndiJe

  • *****
  • 568
Re: EmDrive
« Antwort #399 am: 12. Juli 2016, 04:17:16 »
Der Satelit braucht (leider) noch eine Mitflug-Gelegenheit, und dann wär ich gespannt, wie das Ding beschleunigt...
Der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben, daher geht's ab sofort in die Krabbelstube!