Mein Senf zu diesem Thread:
Hi ihr alle.
Ich bin während meiner Recherche zu Mars One auf diesen Thread gestoßen. Im Verlauf der letzten Woche habe ich das Ding dann tatsächlich von vorne bis zum Schluss komplett durchgelesen.
Ich fand viele interessante Meinungen. Gefallen hat mir der Ton: Es wurde niemand ausfallend und keiner hat hier den „Weltraum-Papst“ gegeben, sprich – er wusste nicht nur alles, sondern er wusste auch alles besser und fuhr daher jedermann und jederfrau über den Mund. Das kam nicht vor. Stattdessen wurde sachlich diskutiert, auch wenn man deutlich spüren konnte, dass es zwei Lager gab: Pro Mars One und Contra Mars One.
Ich selbst lernte Mars One Anfang 2015 kennen. Ich las einen Bericht in einem Magazin, der geplante Missionen zu Mars und Mond beschrieb. Ehrlich gesagt, war ich von Mars One begeistert. Mir gefiel die Idee. Aber ich ging nicht stärker auf das Thema ein.
Erst ein Jahr später, Anfang 2016, bekam ich eine regelrechte „Mars-Sucht“, ausgelöst von zwei echt guten Büchern über den roten Planeten. Da kam ich dann auch wieder auf Mars One und begann eingehender zu recherchieren. Dabei kam heraus, dass Mars One wohl gestorben war. Zwar tuteten die Leutchen rund um Bas Lansdorp munter weiter, die Mission würde stattfinden, aber ich dachte mir: Nee, das wird nix.
Hauptgrund war die fehlende Kohle. Kein Geld, kein Raumschiff. Kein Raumschiff, keine Marsmission. Das Ding ging wohl zugrunde, als Endemol Anfang 2015 ausstieg. Von da an ging gar nix mehr.
Was mir bei meiner Recherche auffiel: Man fiel von Anfang an geradezu aggressiv und voller Häme über das Projekt her. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Da hackten sie alle auf Mars One herum und machten das Ding schlecht, wo sie nur konnten. Wohlgemerkt: Schon ganz zu Anfang, als noch nicht feststand, dass Bas Lansdorp wohl nur eine Luftnummer präsentiert hatte.
Ehrlich gesagt, regte ich mich über so einige dieser selbsternannten Weltraum-Päpste auf. Manche von denen gaben Sachen von sich, dass ich dachte, die lallen im Suff.
Beispiel gefällig?
Gejaule eines Journalisten, der nicht im mindesten recherchiert hat: „Was passiert, wenn einer auf dem Mars eine Blinddarmentzündung bekommt? Dann stirbt er! Uääh!“
Ich dachte: Volldepp! Das passiert natürlich NICHT! Jeder weiß, dass zukünftige Marsnauten, egal ob bei Mars One oder der NASA, sich den Blinddarm vor dem Flutg entfernen lassen, gerade eben, damit es keine Probleme damit gibt. Das ist seit Jahren bekannt. Steht in jedem Buch über Marsmissionen. Recherchier bitte mal, bevor du unqualifiziert rumkrakeelst!
Sehr gerne kreischten sie auch alle gemeinsam: „Das ist unethisch!“
Meine Meinung: Wie bitte? Das sind erwachsene Menschen, die freiwillig zum Mars fliegen. Die kennen die Risiken und nehmen sie in Kauf. Man sollte doch wohl die Entscheidung erwachsener Menschen nicht infrage stellen. Das ist allein deren Sache. Und was heißt hier „gegen die Gesetze der Ethik“? Weltweit ziehen hunderttausende Soldaten in den Krieg. Dabei weiß jeder, dass Soldaten im Krieg getötet werden könnten. Komisch, darüber beschwert sich keiner und niemand nennt das unethisch, dass sich Leute freiwillig zum Militär melden, obwohl man genau weiß, dass die vielleicht totgeschossen werden könnten.
Dann lallten irgendwelche Besserwisser, dass die Pflanzen zu viel Sauerstoff produzieren würden. Dadurch würde eine Atmosphäre in den Habitaten entstehen, die zu gefährlichen Bränden führen würde. Wegen zu viel Sauerstoff in der Atemluft.
Ich dachte: Ach ja? Ach so! Na klar doch! All diese Raumschiffe und Raumstationen(ISS) und Living-Units auf Planeten sind natürlich aus extrem brennbaren Materialien gebaut, was? Da werden wohl echte Brandbeschleuniger verbaut? Idioten! Natürlich werden solche Lebensräume extra aus NICHT brennbaren Materialien gebaut. Zumindest ist das Zeug schwer entflammbar. Schaut euch mal die internationale Raumstation an.
Witzigerweise haben dann andere behauptet, die Pflanzen würden zu WENIG Sauerstoff erzeugen und die Marsianer elend ersticken.
Wieder konnte ich nur den Kopf schütteln. Die gewinnen doch Sauerstoff aus dem Wasser im Marsboden. Mittels Elektrolyse. Fehlt O2, wird welcher produziert.
Und dann die Strahlung! Oh weh! Da der Mars kaum eine richtige Atmosphäre hat, würden alle an Strahlenkrebs sterben und dabei womöglich sogar ums Leben kommen. Uääh!
Meine Meinung: Die Living-Units würden schon von Haus aus recht gut gegen Strahlen schützen. Die werden extra so gebaut. Zudem kann man sie mit Marserde bedecken. Das schützt noch besser. Aber die Besserwisser und Unkenrufer haben nicht recherchiert. Die kreischten lieber dumm rum und krakeelten Halbwahrheiten durch die Halle, die sie mal irgendwo aufgeschnappt hatten.
Weiter ging es. „Was ist, wenn der Luftaufbereiter versagt? Dann sterben die alle! Uääh!“ Meine Meinung: Ihr Vollpfosten! Natürlich haben die nicht nur EINE solche Apparatur dabei! Es gibt nicht EINEN großen Luftaufbereiter oder Wasserwiederaufbereiter oder sonstwas. Da werden natürlich mehrere kleine Einheiten mitgeführt. Fällt ein Ding aus, übernehmen die anderen, während das kaputte Ding geflickt wird.
Und nein! Bitte nicht wieder Uääh brüllen, weil die Kolonisten ja „keine Ersatzteile“ dabei haben. Erstens: Sie können in jeder Rakete welche mitführen. Zweitens: Die haben 3-D-Drucker dabei und können die Ersatzteile zumindest teilweise selbst herstellen. Auch Brillen, die sie vielleicht mal brauchen, kann man heutzutage drucken. Man kann vieles drucken. Auch Ziegelsteine, um neue Habitate zu bauen.
Dann heulten und maulten sie, die Treibhäuser seien zu klein und die Kolonisten würden verhungern. Zwei wirklich gut informierte Besserwisser haben ganz, ganz genau ausgerechnet, dass die Marsianer an genau dem und dem Tag verhungert sein würden. Weil die Treibhäuser nämlich zu klein sind. Ebent!
Mir wurde echt warm, als ich das las. Ich habe mich echt aufgeregt. Man kann ja anmerken, dass die Fläche zu klein ist, aber gleich behaupten, dass die deswegen sterben? Zu wenig Treibhausfläche?
Na und! Dann vergrößert man die! Das alles würde man doch herausfinden! Es soll alles JAHRELANG auf der Erde in der Mojavewüste und in der Antarktis getestet werden.
Wenn also zu viel oder zu wenig Sauerstoff da sind, dann wird man dann auch schon einen Weg finden, das zu regulieren. Die Treibhäuser sind zu klein? Vergrößern! Basta!
Nun knöpften sie sich die Solarzellen vor. Die machen ja auf dem Mars ganz viel weniger Strom als wie auf der Erde, weil auf der Erde tut die Sonne nämlich fast immer gar nicht ganz furchtbar viel stärker scheinen als wie auf dem Mars, weil der Mars, der ist ja soviel weiter weg von der sonnigen Sonne. Uääh!
Na und? Wird doch hier auf der Erde alles getestet. Die Solarzellen kann man mit einem speziellen Lack überziehen und dann nehmen sie nur noch so viel Sonnenlicht zur Stromerzeugung auf, als wären sie auf dem Mars in die Sonne gelegt. Kann man testen und rausfinden, wie viele Solarzellen man pro Living-Unit braucht. Wenn das mit dem Lack zu teuer kommt, legt man die Zellen in Nordnorwegen in die Sonne. Die scheint dort ungefähr so wenig wie auf dem Mars.
Dann krakeelte ein besonders Schlauer, dass es damals in den Neunzigerjahren mit Biosphäre 2 Probleme gegeben habe. Zu wenig Sauerstoff, Uäääh! Und wenn schon hier auf der Erde Probleme entstehen, dann doch erst recht auf dem Mars. Mega-Uäääh!
Ich konnte kaum noch an mich halten. Ich dachte: Leute, seid ihr echt so saudumm? Biosphäre 2 war ein in sich geschlossenes System. Da sollte nichts von außen zugeführt werden. Dann entstand das Problem, dass plötzlich zu wenig Sauerstoff da war. Man fand heraus: der Beton hatte den Sauerstoff beim Aushärten „aufgefressen“ oder so ähnlich. Und was bitteschön hat das mit den Living Units auf dem Mars zu tun? Dort erzeugt man Sauerstoff mit Pflanzen und man kann Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten. Sollte also der Sauerstoff knapp werden, stellt man welchen her.
Ein anderer besonders spitzfindiger Besserwisser meinte, anmerken zu müssen, dass der Stickstoff das Hauptproblem sei. Den bräuchte man in der Atemluft und den müsste man von der Erde mitbringen und ihn der Atemluft zusetzen. Irgendwann ist dann der Tank leer und das war’s auf dem Mars. Uäääh!
Wieder rollte ich mit den Augen und dachte: Lieber Herr Besserwisser: Es gibt erprobte und zuverlässige Geräte, mit denen man (unter anderem) Stickstoff aus der Atmosphäre ziehen kann. Und der Mars hat eine Atmosphäre! Und die enthält neben Kohlendioxid auch Stickstoff. Und, mal ganz nebenbei bemerkt, auch Sauerstoff. Ja, nur 0,13%, aber man kann ihn aus der Atmosphäre gewinnen, wenn man es drauf anlegt. Das funktioniert!
Man kann praktisch ALLE möglichen Probleme ausmerzen. Wenn die Leute in einigen Jahren zum Mars aufbrechen, haben die Marshabitate keine Kinderkrankheiten mehr und auch nicht die Mars-Anzüge und so weiter. Es wird ja alles jahrelang getestet und erprobt und verbessert und so verändert, dass es zum guten Schluss funktioniert, auch wenn man ein Restrisiko natürlich nicht ausschließen kann.
Trotzdem wurde weiterhin alles schlechtgeredet. „Was machen die, wenn was kaputt geht? Dann haben die vielleicht eine Rohrzange dabei und sonst nichts. Das war es dann.“ (Besserwisserkommentar eines deutschen „Fachmanns“, der mal Astronaut war)
Entschuldigung Herr Fachmann: Die werden natürlich viele Werkzeuge mitnehmen und nicht nur eine Rohrzange. (da hätten Sie aber auch selbst draufkommen können, aber Sie wollten ja Mars One bloß schlechtmachen wie all die anderen Hate-Kommentatoren, nicht wahr? Und nebenbei auch noch den Fachmann raushängen lassen, gelle? Haben Sie toll hingekriegt. Ich halte Sie jetzt für – sagen wir mal- leicht minderbemittelt. Ist aber nicht böse gemeint. Sie machen sich ja bloß Sorgen. So eine Rohrzange! Junge, Junge!)
Ich konnte es nicht mehr hören (in im Internet gesammelten Videos) und lesen(in Meldungen im WWW)! Ich wurde wirklich sauer auf diese Menschen, die sich als Fachleute aufspielten und die daher gingen und alles schlecht machten; die zu Teil die unglaublichsten Dummheiten von sich gaben, ohne vorher nachzudenken.
Meine Meinung zum Thema: JA!, es kann viel schiefgehen und JA!, es ist gefährlich. Aber es ist nicht unmöglich.
Das war wohl der Grund, warum ich mir im April 2016 vornahm: Du schreibst einen Roman über die Sache! Da kannste reinschreiben, wie dort oben auf dem Mars alles sehr wohl funktioniert und man Ersatzteile genug dabei hat und die Treibhäuser groß genug sind und so weiter.
Ich bin nämlich Hobbyschriftsteller.
Ich fing an, Notizen zu sammeln und innerhalb weniger Tage nahm der Roman Gestalt an.
Ich wollte natürlich den Typen von Mars One den Namen nicht „klauen“. Drum nannte ich meinen Roman „Mars First“. Den Titel verdankt die Schreibe ebenfalls den Unkenrufern und Meckerern. Die sagte nämlich auch sehr gern: „Warum gleich auf den Mars? Fliegt doch erst mal zum Mond!“
Wieder kann ich nur sagen: Leute? Nee! Der olle Mond taugt nicht so recht zur Besiedelung. Er hat keine Atmosphäre. Es gibt (wahrscheinlich) kein Wasser. Zwei Wochen scheint dort die Sonne, dann ist es vierzehn Tage tiefste Nacht.
Keine Atmosphäre – schlechtes Abbremsen der Landung. Null Schutz vor Weltallstrahlung und Meteoriten. Die Marsatmosphäre schützt wenigsten ein klitzekleines bisschen.
Kein Wasser – nix zu trinken, nix um Pflanzen zu gießen und wichtig: kein Wasser für Elektrolyse! Wenn man Strom in Wasser einleitet, wird es aufgespalten in Wasserstoff und Sauerstoff. Beides zusammen ergibt prima Raketentreibstoff und den Sauerstoff kann man atmen.
Tja und zwei Wochen Nacht auf dem Mond – nix Strom von Solarzellen. DIE Batterien möchte sehen, die vierzehn Tage eine Station mit Strom versorgen. Man müsste riesige Mengen davon mitnehmen und die Dinger sind schwer. Oder einen kleinen, giftigen Reaktor. Welch strahlende Zukunft für die Kolonisten. (Bitte lachen!)
Also sagen die Leute in meinem Roman: „Nein! Nicht zuerst zum Mond! Zuerst zum Mars! Mars zuerst!“ Und das heißt auf Englisch „Mars First“ und so heißt der Roman.
Geschrieben habe ich ihn dann erstmal nicht, ich hatte andere Projekte, die mir wichtiger waren. Aber als dann Ende letzten Jahres Mars One wohl endgültig zu Grabe getragen wurde (neues Datum des ersten Starts: 2031 – da ist Elon Musk längst da oben!), tat mir das leid.
Ich wollte einfach zum Mars. Ich wollte, dass diese Mission stattfindet.
Deswegen schreibe ich seit Anfang Januar an dem Roman.
Meine persönliche Meinung über Mars One:
Gute Idee, aber gescheitert. Erstens an Geldmangel, zweitens hatten die kein Konzept. Eine gute Idee allein reicht nicht. Aber es tut mir wahnsinnig leid, dass die es nicht geschafft haben. Ich fand das Ding irgendwie cool, auch wenn ich selbst nicht den Rest meines Lebens in einem garagengroßen „Kerker“ verbringen möchte.
Ja, warum sollte man zum Mars? Es kostet viel und es fällt nichts dabei ab.
Aber wir Menschen sind so. Wir sind in die tiefsten Tiefen der Ozeane getaucht und haben im Ballon die Erde in der Stratosphäre umrundet. Wir gehen zum Südpol und in einen Dschungel. Wir wollen forschen. Wir wollen nun mal Herausforderungen oder wie die Engländer sagen – Challenges.
Ich werde den Roman jedenfalls fertig schreiben. Dann habe ich meine persönliche Marsexpedition. Die im Gegensatz zu Mars One stattfinden wird. Ein reicher britischer Erbe unterstützt das Projekt finanziell mit seinem Milliardenvermögen.
Das war’s dann mit meinem Senf zu diesem Thread. Hoffentlich habt ihr euch keinen Wolf gelesen. Bitte beißt mich nicht.
Ach ja: Ich werde weiterhin jedes Posting hier lesen. Weils interessant ist!
Schönen Gruß aus dem Saarland
Steini