besser hinbekommen"? Was denn
Wass denn? Mit einigermaßen sauberer Weste und gutem Gewissen heil aus Situationen herauszukommen, die wir beide auch entfernt nicht erlebt haben.
Wernher von Brauns Verhalten in der NS-Zeit? Geht nicht, das ist Geschichte.
Man kann durchaus der Meinung sein, daß man etwas besser hinbekommen hätte, auch wenn es sich um Geschichte handelt. Gerade wenn es sich um Geschichte handelt, denn bei zukünftigen (Un-)Taten gibt es ja noch keine Möglichkeit sich darauf zu beziehen. Und für die aktuellen wird man selten schnell genug sein ;-)
Oder das Reden über die unschönen Stellen in Wernher von Brauns Biographie, die von manchen gerne übersehen und verschwiegen werden?
Jedem der hier mitliest sind diese unschönen Seiten bekannt. Auch die, die hier nicht Deiner Meinung waren, haben das klar zum Ausdruck gebracht. Wenn man aber zu intensiv auf Leuten herumtrampelt, die sich nicht wehren können, dann bekommt das für mich eben ein "G'schmäckle". Ich bitte um Verzeihung, aber mir fällt dabei sofort der Impulserhaltungssatz ein - man springt um so höher, je stärker man nach unten tritt.
"kultursensibel" könnte auch sein, dass man Tausende von im KZ gefangenen Menschen, die z.B. in Dora-Mittelbau für den Raketenbau elendig verreckten, nicht einfach dem Vergessen durch Verschweigen preisgibt ...
Das passiert nicht. Und wenn, dann nur dadurch, daß man diese "Vergangenheitsbewältigung" ritualisiert und hartnäckig einfordert. Einsicht muß im stillen wachsen, sie kann nicht in die Köpfe gehämmert werden.
Die Deutschen sind aus meiner Sicht einfach Perfektionisten, sie müssen alles übertreiben. In welcher Richtung auch immer. Wenn man die Schaukel aber zu stark in einer Richtung auslenkt, dann erfolgt eben eine ebenso starker Rückschwung. Ich wäre dafür, den Ball flach zu halten.
..nur weil es nicht zur Helden-"Kultur" um Wernher von Braun passt.
Du bist wirklich der Meinung, daß wenn ich von "eigener Kultur" schreibe, daß ich _diese_ Unkultur meine? Ich sprach von diesem von mir beobachteten inneren Zwang, z.B. den Hitler mit jedem Tag immer stärker zu bekämpfen. Man kann das nicht nachholen, er ist schon tot und seine Ideen glücklicherweise auch.
Die Deutschen sind aus meiner Sicht einfach Perfektionisten, sie müssen alles übertreiben. In welcher Richtung auch immer. Wenn man die Schaukel aber zu stark in einer Richtung auslenkt, dann erfolgt eben eine ebenso starker Rückschwung. Ich wäre dafür, den "Ball flach zu halten".
Man kann aus Geschichte lernen. Man kann, man muss nicht. Aber wenn man daraus lernen will, dann muss man sich auch damit befassen.
Ja, aber nicht in dieser Weise. Gut zu informieren ist eine Sache, eine ständige Berieselung erzeugt aber nur Gegenreaktionen. Ist Dir das wirklich nicht klar?
Ich muß wohl auch etwas privates schreiben. Mein Vater war auch kurz in Dora-Mittelbau, unterwegs aus einem Arbeitslager bei Auschwitz nach dessen Evakuierung in ein Aussenlager im Harz zum Stollenbau. Als Häftling natürlich. Ich brauche also keinen Nachhilfeunterricht.
Suche nach den Stichworten "Max Schmidt", Wollenberg und Ahrensbök, wenn es Dich interessiert. Sein großes Anliegen nach dem Krieg war, gut zu differenzieren. Zwischen denen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten menschlich verhalten haben, und den Sadisten, die es natürlich auch gab. Wenn es die Ersteren relativ häufig nicht gegeben hätte, wäre auch ich heute nicht da. Es gab natürlich beide Sorten, und wo ich W.v.B sehe, sollte klar sein.
Und noch ein Anlegen hatte er: Die "junge Generation" in Deutschland, die keine Schuld trifft, soll nicht traumatisiert werden. Schrieb er in einem Brief an ein Amt, am Anfang der siebziger Jahre. Es ist leider passiert, und ich befürchte, es wird Folgen (gehabt) haben. Da sind wir wieder bei der Schaukel.
Bitte, denke mal darüber wirklich nach.