Wernher von Braun

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #100 am: 19. Dezember 2013, 16:55:09 »
Alles schön und gut. Dann sollen diese Herrschaften, die so gerne über längst Verstorbene herziehen, aber auch die aktuellen Schuldigen packen. Ich verweise da jetzt zum Beispiel mal auf einen gewissen Präsidenten eines nordamerikanischen Landes, der Kriegsverbrechen nicht nur duldet und deckt, sondern auch persönlich immer wieder anordnet. Besagter Mensch wird in Deutschland bei einer Rede in Berlin seltsamerweise aber bejubelt, anstatt für immer hinter Gittern zu verschwinden. Heuchlerisches Pack ist das.  >:(
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

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Offline MX87

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #101 am: 19. Dezember 2013, 17:04:58 »
Es ist halt die Problematik, dass bei dieser namentlichen "Säuberung" öffentlicher Einrichtungen äußerst selektiv vorgegangen wird. Es wird der Fokus auf die Namen gelegt, die mit dem dritten Reich zusammenhängen. Andere aus der Zeit vor 1933 werden nicht so kritisch gesehen, auch wenn deren Verhältnis zu Politik und Rechtsstaatlichkeit nicht gerade die beste war. Beispielhaft seien hier nur Namen wie "Kaiser-Friedrich-Ring" oder die "Bismarckdenkmäler". Selbst beim "Hindernburgdamm" ist die Kritik nicht (mehr) so forsch.

WvB mag Mitwisser gewesen sein und es geduldet haben. Aber wieso gibt es in Ottobrunn die Willy-Messerschmitt-Straße noch?

Messerschmitt war unter anderem klarer Befürworter der Verlagerung von Produktion der Messerschmitt AG in die Konzentrationslager...

Unterm Strich mögen die von Politikern und Verantwortlichen geäußerten Absichten in Ordnung und Nachvollziehbar sein. Die Motivation scheint aber teils völlig irrationaler Aktionismus. Es gibt Einrichtungen / Orte die nach "schlimmeren" Menschen benannt wurden und die nach wie vor so heißen.

Andererseits die aktuellen Politiker, die der Ausspähung der eigenen Bürger durch andere Länder keinen Widerstand leisten. Verdienen es solche Menschen, dass nach ihnen etwas benannt wird???
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

Mcdivitt

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #102 am: 19. Dezember 2013, 17:18:23 »
Das steht auf einem ganz anderen Blatt.

Hier geht es aber nun mal um W.v.Braun und seine intensive Verstrickung als SS-Mitglied in die fürchterlichsten Nazi-Verbrechen, die durch nichts zu rechtfertigen sind.

Ganz so einfach darf man es sich eben nicht machen.

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Offline ZeT

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #103 am: 19. Dezember 2013, 17:38:32 »
Lies doch mal die Stellungnahme der Schule nach, anstatt alles und jeden zu verteufeln ... woher das Ganze kommt, wer dort diskutiert hat, was das Ziel war, was nicht das Ziel war ... und wie die Diskussion die falsche Schlagseite bekam, u.a. durch die, die der Schule nicht zuhören.

Darauf würd ich keinen Pfefferling setzen. Das alles ist und war die reine Farce.

Da geht es nurnoch darum sein Gesicht zu waren. Inhaltlich kann man das in die Tonne treten.

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Offline Helix

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #104 am: 20. Dezember 2013, 03:07:39 »
@Kelvin

Um das alles festzustellen, brauche ich die Details des konkreten Falles wirklich nicht zu kennen. Alle von mir genannten Gruppen sind dort mit Sicherheit vertreten. Und der beschriebene Mechanismus entfaltet seine Wirkung, auch wenn die Schule am Ende doch nicht umbenannt werden sollte. Die Überschrift in der Zeitung genügt vollkommen, man kennt das aus dem täglichen Leben. Der "gemeine Mensch auf der Straße" hat mitbekommen, daß er W.v.B. nicht mehr öffentlich bewundern kann, sondern daß es sich wohl um einen Verbrecher handeln muß. Maul halten also, wenn es darauf ankommt. PC hat wieder gesiegt - und nur das war/ist mein Thema. Wie schuldig oder nicht W.v.B. wirklich war, wird nur er geahnt haben - das ist eine Frage des Gewissens. Das er ein genialer Konstrukteur war, ist unbestritten.

Naja, so betrachtet hat dann die Bild recht, die hat die dicksten Schlagzeilen. ;)

Wenn du dich mit Schagzeilen begnügst und Dinge nicht hinterfragst, dann bist du sehr leicht manipulierbar. Einfach deswegen, weil es billig ist Schlagzeilen in die Welt zu werfen. Fundierte, nachprüfbare Dokumentation ist mühsam, zeitaufwendig und daher teuer. Sie zu lesen ist ebenfalls mühsam, zeitaufwendig und teuer. Aber nur so gelingt es, ein wenig hinter die Kulissen zu schauen, ansatzweise zu verstehen, warum manche Dinge so sind, wie sie sind und seine Wut nicht fremdgesteuert auf die Ziele der Schlagzeilen treffen zu lassen.

Nimm dir doch einfach mal die Zeit und lies bei der Schule nach:
  http://www.wvb-gym.de/cont/cms/front_content.php
Interessant sind die Links "Presseerklärung", "Namensgebung" und "Megaphon 1/2012" (Seite 1 und 2).
Besoders hervorheben möchte ich noch den in "Namensgebung" verlinkten Vortrag von Michael J. Neufeld
  http://www.wvb-gym.de/cont/cms/upload/allgemein/Neufeld_100Year_Retrospective_23March_12.pdf

Hier geht es aber nun mal um W.v.Braun und seine intensive Verstrickung als SS-Mitglied in die fürchterlichsten Nazi-Verbrechen, die durch nichts zu rechtfertigen sind.

1. "Hier geht es aber nun mal um W.v.Braun"
    Ja!
2. "die fürchterlichsten Nazi-Verbrechen, die durch nichts zu rechtfertigen sind"
    "sind" ist Plural, kann sich also nur auf "Nazi-Verbrechen" beziehen. Deshalb: ja!
3. "seine intensive Verstrickung als SS-Mitglied in die fürchterlichsten Nazi-Verbrechen"
    Jetzt wir's schwierig. Zu "Verstrickung als SS-Mitglied" sage ich: nein!
    Und bei "intensive Verstrickung ... in ... Nazi-Verbrechen" beginnt das wirkliche Problem.

@Alle, die hier mitlesen:
Hat noch jemand Michael J. Neufelds Buch "Wernher von Braun: Visionär des Weltraums - Ingenieur des Krieges - Biographie" gelesen?
Ansonsten kann ich es wärmstens empfehlen. Hier gibt es eine Rezension dazu: www.raketenspezialisten.de/pdf/doktor_faustus.pdf


Was - nicht nur - hier bei der Süddeutschen Zeitung an Stefan Mayrs Artikel http://www.sueddeutsche.de/bayern/wernher-von-braun-als-namenspatron-schande-fuer-die-schule-1.1847159 und den Kommentaren dazu auffällt, ist die "digitale" Denkweise: Für die Einen ist WvB der Held (natürlich makellos strahlend, sonst wäre er keiner), für die Anderen stellt er die Inkarnation des Bösen dar (an der kein gutes Haar gelassen wird). Zwischentöne sind kaum auszumachen. Aufgegriffen werden die Sch...hausparolen, je nach Geschmack von der linken oder der rechten Wand.

Hat jemand von euch in seinem Bekanntenkreis einen Menschen, der ausschließlich "gut" oder ausschließlich "schlecht" ist? Ich nicht! Wieso sollte irgendjemand nur "gut" oder nur "schlecht" sein? Wenn solche Schwarz-/Weiß-Bilder vorgebracht werden, frage ich mich immer, wer damit welchen Zweck verfolgen will.

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Offline Schillrich

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #105 am: 20. Dezember 2013, 06:45:29 »
Guten Morgen,

was mir bei der ganzen (binär polarisierten) Diskussion auffällt: All diese schnell zitierten Parallelen und Analogien zu anderen Menschen (ob gut oder schlecht, ob bejubelt oder verdammt), führen zu nichts in der Argumentation.
Das ist dann einfach Auge um Auge, Zahn um Zahn in reduzierter Form. Jedes "ja aber der ... !" gibt die Vorlage für ein nächstes "ja aber der ... (erstrecht)!". So kann man eine historische Diskussion nicht lösen.
Für mich ist es nur gangbar eine Person für sich zu bewerten. Das tue ich und habe eine klare Meinung zu WvB. Das muss aber jeder für sich tun. Das darf auch jeder für sich tun. Jeder von wird seine/ihre Gründe haben für die eigene Bewertung. Es bringt nichts, die andere Seite lautstark einfach zu verdammen (z.B. mit "Gutmenschen" zu titulieren ... ::)). Damit untergräbt man seinen eigenen Standpunkt.
\\   //    Grüße
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McFire

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #106 am: 20. Dezember 2013, 13:13:06 »
Naja mit Gutmenschen meine ich eben nicht die, welche WvB verteufeln. Sondern allgemein die Typen, die sich überall reinhängen und irgendwas "verbessern" wollen. Dabei inkauf nehmen, daß Unfrieden erzeugt wird. Ob pöhse pöhse Namen ändern oder dafür sorgen daß an einer Uni auch die Professoren mit "Professorin" angesprochen werden, ist egal. Hauptsache die eigene Gottähnlichkeit herausstellen.

Im Fall WvB hätt man einfach nur die Geschichte darüber hinweggehen lassen sollen. Denn (freilich notwendiges) Geschichtsbewußtsein erzeugt man nicht auf diese Weise.
Was hat man erreicht? Daß sich wieder mal, wie in allen diesen "für den Weltbestand wichtigen Problemen" die Leute gegenseitig beharken.
Wem nützt das ? Nun, Leute die sich gegenseitig bekämpfen, haben keine Zeit, auf andere Mauscheleien zu achten.
Die Frage , wem nützt das , ist allerdings heutzutage eine gaaanz böse Frage  ;)

WvB77

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #107 am: 07. Dezember 2014, 01:12:50 »
Von Brauns langjährige Sekretärin Bonnie Holmes ist letzten Freitag verstorben. Öffentliche Bekanntheit erlangt hat sie mit Beiträgen zu Dokumentationen über ihren Chef. Langsam dürften alle beruflichen Weggefährten von Brauns tot sein.

http://www.al.com/news/index.ssf/2014/12/bonnie_holmes_long-time_assist.html

tonthomas

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #108 am: 19. Oktober 2018, 19:39:21 »
...  Entwickler einer Massenvernichtungswaffe im dritten Reich und deren Anfertigung mit Hilfe von KZ Haeftlingen (mit oder ohne seines Wissens sei jetzt mal dahingestellt), ....
Dass er davon wusste, ja es sogar aktiv nutzte, könnte man meinem Empfinden nach heute als historisch gesichert betrachten.

Dazu auch das:



Als Gesamtperson ist er imho keinesfalls als Vorbild tauglich und auch nicht als Namensgeber für Straßen oder Schulen.

Gruß   Pirx

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Offline F-D-R

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #109 am: 19. Oktober 2018, 20:18:38 »
Na dann von mir ein Link zum Ort des Geschehens, ich denke es gehört dazu: http://www.buchenwald.de/573/

Danke.für den Link.. Das war notwendig.  Es geht im Mittlebau nicht um einige Zwangsarbeiter und zwangsverpflichtete deutsche Arbeitskräfte, sondern um KZ-Häftlinge, die dort durch Arbeit systematisch ermordet wurden!
Ich empfehle jedem einen Besuch dort incl Führung durch den Konstein. Ist wirklich sehr lehrreich. Und das meine ich ehrlich! Seht Euch das mal an, wenn Ihr dort seit.

BItte auch mal genau sich die Dokumente in den Schauvitrinen ansehen. Speziell die Anforderungen von ausgewählten KZ-Häftlingen aus dem KZ Buchenwald.
Zur genannten Literatur hätte ich sofort einige Gegenentwürfe./ Gegenvorschläge... .

Das Ganze ist so ungeheuerlich, was dort passiert ist, dass mit der Zeit (inzwischen sind ja die Zeitzeugen auch meist verstorben) sich fragt, war das wirklich soooo ?
Und dagegen muss man kämpfen. Gegen das Vergessen und Weichspühlen.

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Offline Schillrich

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #110 am: 20. Oktober 2018, 07:31:35 »
Verkürzte, politische Statements entfernt. Es geht hier um die Raumfahrtperson von Braun.
\\   //    Grüße
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Offline tul

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #111 am: 20. Oktober 2018, 17:56:47 »
Mal meine Meinung hierzu. Generell war das Raketenprogramm  für den weiteren Kriegsverlauf eher positiv, als dadurch direkt und indirekt extrem viele Ressourcen verbraten wurden. Mit indirekt meine ich die gigantischen Bunkeranlagen die als Abschussbasis dienen sollten, die aber dann schnell eingenommen wurden. Das hat das Ende des Krieges beschleunigt.

Des weiteren war Wernher von Braun für die Produktion der Raketen nicht verantwortlich. Die Verantwortung lag bei Arthur Rudolph, Albin Sawatzki etc. und der Lager-SS. Die Diskussion um Wernher von Braun erweckt daher auf mich eher den Eindruck einer Ablenkung, nachdem zwar einige von den Lagerkommandanten der SS nach dem Krieg hingerichtet wurden, aber so einige straffrei davonkamen. Die Diskussion sollte darüber hinaus eher um Arthur Rudolph gehen.

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Offline F-D-R

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #112 am: 21. Oktober 2018, 08:50:30 »
Es geht darum, ob er "würdig" ist, seinen Name als Vorbild herzugeben.... .

Er hat mit dem Teufel getanzt.
Er hat alles gewußt. Er hat nicht widersprochen .... .
Er hat dieses babarische System benutzt, für seine Zwecke. Und zwar sehr effektiv.
Er hat für seine Ziele den Tod tausender Menschen billigend in Kauf genommen. Ob in England oder im Konstein.
Er ist ein Opportunist!

Man muss sich mit ihm auseinander setzen. Mit dem genialen Organisator und Ingenieur genau so wie mit dem Opportunisten.
Nein, er ist nicht würdig als umfassenes Vorbild für unsere Kinder in Form eines Schulnamens zu dienen!

Hätten die Allierten nach Kriegsende nicht die Wissenschaftler und ihr Wissen als Kriegsbeute betrachtet, hätte er in Nürnberg neben Speer und Krupp gesessen.

Dass das V-Programm als so eine Art Widerstand gegen den Krieg betrachtet werden kann, da es gigantische Mittel gebunden hat. Diese These kenne ich auch. Und zwar aus einem Mund, wo ich es nicht erwartet hätte. Gehört aber jetzt nicht hier her.
Nein! Das V-Programm spiegelt den Größenwahn des Nazisystems wieder.


Ohne dieses technische Erbe wäre die Ramfahrt bestimmt nicht so schnell aus den Startlöchern gekommen. Aber das ändert das oben geschriebene nicht.

Wilga35

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #113 am: 21. Oktober 2018, 12:41:55 »

Hätten die Allierten nach Kriegsende nicht die Wissenschaftler und ihr Wissen als Kriegsbeute betrachtet, hätte er in Nürnberg neben Speer und Krupp gesessen.

Nein, hätte er nicht. Da saßen nur Politiker, Großindustrielle und Vertreter der militärischen Führung. Wernher von Braun gehörte keiner dieser Gruppen an.

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Offline tul

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #114 am: 21. Oktober 2018, 15:49:31 »
Es geht darum, ob er "würdig" ist, seinen Name als Vorbild herzugeben.... .

Er hat mit dem Teufel getanzt.
Er hat alles gewußt. Er hat nicht widersprochen .... .
Er hat dieses babarische System benutzt, für seine Zwecke. Und zwar sehr effektiv.
Er hat für seine Ziele den Tod tausender Menschen billigend in Kauf genommen. Ob in England oder im Konstein.
Er ist ein Opportunist!


Widerspruch wäre tödlich gewesen. Er wurde ja schon einmal verhaftet. Man könnte sich eher fragen, warum die Zivilbevölkerung in den Fabriken ab 1944 nicht in einen Generalstreik getreten ist.

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Offline MR

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #115 am: 21. Oktober 2018, 16:43:26 »
Einige machen es sich viel zu einfach. Aus unserem heutigen Deutschland, mit Demokratie und Meinungsfreiheit, lässt sich natürlich sehr bequem urteilen. Doch damals sah das anders aus. Als sich von Braum dem Militär angeschlossen hat, waren die Nationalsozialisten noch nicht einmal an der Macht. Angesichts der Familientradition gab es an einer militärischen Karriere zur damaligen Zeit auch nichts auszusetzen. Als sich Jahre später die menschenfeindliche Ideologie der Nazis offen zeigte, war es längst zu spät, um diese Zusammenarbeit zu beenden, es sei denn, von Braun hatte Sehnsucht nach der Ostfront.

Von Braun wurde im Frühjahr 1944 von der Gestapo verhaftet, weil er in einem privaten Gespräch bedauert hat, an einer militärischen Rakete und nicht an einem zivilen Raumschiff zu arbeiten. Das brachte ihm 14 Tage Gestapo-Haft wegen Wehrkraftzersetzung und Vorbereitung für die Flucht nach England ein. Sein Vorgesetzter, Walter Dornberger, musste bis zu Hitler persönlich gehen. Nur seine Bedeutung für das V2-Projekt bewahrte von Braun vor ernsthaften Konsequenzen. Man darf nicht vergessen, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits auf das Kriegsende zuging. Der Volksgerichtshof verhängte zu dieser Zeit bereits für das Hören von Feindsendern, abwertende Bemerkungen über Hitler oder Zweifel am Endsieg Todesurteile wie am Fließband.

Nach diesem Vorfall gab es nichts, was von Braun noch hätte schützen können. Bereits eine einzige Bemerkung über den Einsatz der Zwangsarbeiter oder ihre Lebensbedingungen hätte das Todesurteil bedeuten können. Der Einsatz von Zwangsarbeitern im deutschen Reich während des Krieges war in fast allen Wirtschaftsbereichen üblich. Die meisten deutschen Männer waren an der Front, die Kriegsproduktion konnte nur dank umfangreichen Zwangsarbeitereinsatzes aufrechterhalten werden. Die kleinste Kritik am Einsatz der Zwangsarbeiter oder an deren Lebensbedingungen wäre in der Endphase des Krieges sofort mit einem Todesurteil geahndet wurden. Geändert hätte es nichts. Von Braum war der technische Direktor von Peenemünde, auf die Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter hatte er keinen Einfluss.

Das von Braun auch vom Einsatz der V2 als Kriegswaffe nichts gehalten hat, zeigt ein Zitat anlässlich des ersten V2-Einsatzes gegen England sehr deutlich: Die Rakete flog perfekt, sie landete nur auf dem falschem Planeten!

Natürlich ist es heute leicht, sich ein Urteil darüber zu erlauben, wenn man gemütlich am PC sitzt. Damals, wo ein einziges falsches Wort den Tod bedeuten konnte, sah das anders aus! Bevor ihr von Braun kritisiert, fragt euch zunächst, wie ihr selbst in dieser Lage gehandelt hättet!

tonthomas

  • Gast
Re: Wernher von Braun
« Antwort #116 am: 22. Oktober 2018, 08:57:41 »
... Als sich Jahre später die menschenfeindliche Ideologie der Nazis offen zeigte, war es längst zu spät, um diese Zusammenarbeit zu beenden, es sei denn, von Braun hatte Sehnsucht nach der Ostfront. ....
Guten Morgen!

Nein! Das hat sich alles nachlesen lassen!  Zu einem sehr frühen Zeitpunkt.

Heute würde ich sagen: Parteiprogramme lesen!

Und gerade intelligenten Menschen zu unterstellen, sie hätten nichts ahnen, oder sehen können  .... Andere Wissenschaftler haben Deutschland verlassen. Und was ist das für eine Abwägung, sein eigenes Leben als wertvoller zu betrachten als das von Lagerinsassen?

Pirx

Wilga35

  • Gast
Re: Wernher von Braun
« Antwort #117 am: 22. Oktober 2018, 09:56:26 »
Ehrungen für Wernher von Braun:

    Am 8. Juli 1943 Ernennung zum Professor (eigenhändige Unterschrift Hitlers auf der Urkunde).
    Am 29. Oktober 1944 erhielt er das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern.
    1959 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
    1967 Wahl zum Mitglied der National Academy of Engineering.
    1969 erhielt er die Wilhelm-Exner-Medaille.
    1970 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
    1970 wurde der Mount Von Braun in der Antarktis nach ihm benannt.
    1975 wurde er mit der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft ausgezeichnet.
    2010 fand das dritte Wernher-von-Braun-Memorial-Symposium der US-amerikanischen Astronautenvereinigung an der University of Alabama in Huntsville statt.[36]
    Reliefporträt in der Haupthalle des Flughafens Berlin-Tegel.[37]

1974 hielt er insgesamt 25 Ehrendoktortitel, darunter von den folgenden Hochschulen:[38]

    University of Alabama
    University of Tennessee at Chattanooga
    University of Pittsburgh
    Saint Louis University
    Technische Universität Berlin (1963)
    Canisius College
    Clark University

Quelle: Wikipedia

Angesichts dieser vielen Ehrungen soll es nicht würdig sein, das der Name "Wernher von Braun" ein guter Schulnahme ist? Doch sein Genie und seine Verdienste gelten im eigenen Geburtsland offenbar nicht mehr. Traurig!  :(

AN

  • Gast
Re: Wernher von Braun
« Antwort #118 am: 22. Oktober 2018, 10:11:31 »
Ehrungen für Wernher von Braun:

    Am 8. Juli 1943 Ernennung zum Professor (eigenhändige Unterschrift Hitlers auf der Urkunde)....
    2010 fand das dritte Wernher-von-Braun-Memorial-Symposium der US-amerikanischen Astronautenvereinigung an der University of Alabama in Huntsville statt.[36]
    Reliefporträt in der Haupthalle des Flughafens Berlin-Tegel.[37]...
Ja und? Die Aufstellung zeigt imho nur, dass vielleicht zu viel weggesehen wird und eine nachhaltige, in die Tiefe gehende Bearbeitung des Themas leider viel, viel Zeit, vielleicht gefährlich viel Zeit, braucht. Und mit der von dir gezeigten Liste "in einem Stück" zu argumentieren, käme mir nie in den Sinn ... Wer sich oder gegenseitig oder wem in dieser Welt schon alles Orden und Auszeichnungen verliehen hat ... Mit der Liste zu argumentieren springt doch viel, viel zu kurz ...

Axel

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Offline Volker

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #119 am: 22. Oktober 2018, 12:54:43 »
Hallo,

Ehrungen für Wernher von Braun:

[...]
Angesichts dieser vielen Ehrungen soll es nicht würdig sein, das der Name "Wernher von Braun" ein guter Schulnahme ist? Doch sein Genie und seine Verdienste gelten im eigenen Geburtsland offenbar nicht mehr. Traurig!  :(

Wenn Du hier die Wikipediaseite zitierst, dann vielleicht auch noch einmal in der gleichen Seite etwas weiter oben nachlesen:

Zitat
Es liegt ein Brief von Brauns vom 15. August 1944 an Albin Sawatzki vor, der für die Planung und Steuerung der V2-Fabrikation verantwortlich war. Dieser belegt, dass von Braun im KZ Buchenwald war und dort selbst Häftlinge aussuchte. Viele Berichte und Dokumente sprechen für seine Involviertheit in die Vorgänge in Mittelbau-Dora. Im Erlebnisbericht von Adam Cabala ist zu lesen: „[…] auch die deutschen Wissenschaftler mit Prof. Wernher von Braun an der Spitze sahen alles täglich mit an. Wenn sie die Gänge entlang gingen, sahen sie die Schufterei der Häftlinge, ihre mühselige Arbeit und ihre Qual. Prof. Wernher von Braun hat während seiner häufigen Anwesenheit in Dora nicht ein einziges Mal gegen diese Grausamkeit und Bestialität protestiert. Selbst der Anblick von Toten haben ihn nicht gerührt: Auf einer kleinen Fläche neben der Ambulanzbude lagen tagtäglich haufenweise die Häftlinge, die das Arbeitsjoch und der Terror der rachsüchtigen Aufseher zu Tode gequält hatten. […] Aber Prof. Wernher von Braun ging daran vorbei, so nahe, dass er die Leichen fast berührte“.

Und in diesem Thread geht es nicht darum, ob man Wernher von Braun für seine Taten hätte verurteilen sollen oder nicht -- sondern ob diese Persoenlichkeit als Vorbild dienen kann. Da empfehle ich doch noch einmal den YouTube Video anzuschauen, den Pirx am 18.10. verlinkt hat, siehe oben.

Gruß
Volker
Forschung aktuell: Das Neueste aus Wissenschaft und Forschung

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Offline F-D-R

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #120 am: 22. Oktober 2018, 13:26:08 »
Wie immer ist das Thema so Komplex, und es ist schon interessant, welche Meinungen hier dargelegt werden. Ich darf mal kurz meine Sichtweise verkürzt darlegen:

Ja, WvB ist einer der genialsten Ingenieure, Organisatoren und Projektleiter des 20. Jahrhunderts.
Ja, WvB hat die Raumfahrt voran gebracht, wie kein zweiter.
Ja, WvB hat für die Amerikaner die Militärraketen entwickelt, die sie zur „Verteidigung der freien Welt“ brauchten.
Ja, WvB hat die Amerikaner zur Raumfahrtmacht geführt nach Sputnik und Gagarin.
Ja, ohne WvB hätten die Amerikaner es noch schwerer gehabt, den Mond, wie durch JFK gefordert, termingerecht zu erreichen.
Ja, WvB hat weitrechende Visionen Ende der 50er veröffentlicht und damit die Raumfahrt in der Zivilbevölkerung befördert.
Ja, WvB wurde zu Lebzeiten mit Ehrungen überhäuft.
Ja, WvB hat in Peenemünde die erste Großrakete entwickelt, die zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit an der Grenze zum Weltraum kratzte.
Ja, WvB hat die Grundlagen der modernen Raketentechnik entscheidend mit gelegt.
Dafür wird er heute noch geehrt und das zu Recht!

Aber noch mal zur ursprünglichen Fragestellung: Dient er als Vorbild für unsere Kinder als Schulname? Darf dieses Vorbild Makel haben und wenn ja, welche?
WvB ist für seinen Lebenstraum im übertragenen Sinne über Leichen gegangen. Er hat alles gewusst, was da abging. Er hat das System benutzt. Mittel zum Zweck waren NSDAP- und SS-Mitgliedschaft.
Er hätte auch seinen Lebenstraum gegen einen Weggang eintauschen können. Die Geschichte der Rakete wäre dann etwas anders verlaufen. Seinen Lebenstraum verwirklichen auf Kosten von anderen Menschenleben? Ein unbedingtes durchziehen auch im Pakt mit dem Bösen? Das (später) nicht wissen wollen, was außerhalb seines Schreibtisches passiert? (Die Drecksarbeit hat ja der böse Kammler gemacht, bzw. die anderen.  Abgedrückt haben andere.) Aber wer in so einer Position gearbeitet hat, der trägt Verantwortung auch im moralischen Sinne. Hat er sich dieser Verantwortung jemals gestellt? Und warum hat man in den 60er Jahren sollche Fragen nicht gestellt sondern erst jetzt? Man hat Ihn gebraucht!
Er ist ein klassisches Beispiel eines Opportunisten. Ist dass das Beispiel für unsere Kinder? Sollen die in so einem Geiste, wo man keine Rücksicht und Moral kennt, lernen?

====================

Anmerkung:
1.)Für mich trägt er eine direkte Mitschuld an dem, was im Kohnstein und im Mittelbau passiert ist. Aber das ist, wie gesagt, nicht die Frage, die hier gestellt wurde.
2.) Seine kurzzeitige Haft bei der Gestapo hat nichts mit Widerstand gegen das System zu tun. Vielmehr ist das die Folge interner Machtkämpfe im Versuch des Zugriffes auf die Rakete durch Himmler.

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Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
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Re: Wernher von Braun
« Antwort #121 am: 22. Oktober 2018, 13:29:52 »
Und in diesem Thread geht es nicht darum, ob man Wernher von Braun für seine Taten hätte verurteilen sollen oder nicht -- sondern ob diese Persoenlichkeit als Vorbild dienen kann. Da empfehle ich doch noch einmal den YouTube Video anzuschauen, den Pirx am 18.10. verlinkt hat, siehe oben.

Gruß
Volker

... Entschuldigung Volker, Du warst etwas schneller als ich mit dem Text. Genau so ist es.
Übrigens, in Dora liegt im Museum ein entsprechendes Schreiben in der Vitrine, betreffend der KZ-Häftlinge aus Buchenwald.
Ich hatte schon weiter oben empfohlen, mal dort einen Besuch zu machen... .

Offline Axel_F

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #122 am: 22. Oktober 2018, 13:57:01 »
Ein Hugo Junker, Koroljow oder Zielkowski (ja die letzten keine dt. Persönlichkeiten) würde als Schulnamen natürlich besser passen. Aber ich finde Wernher von Braun nicht sooo schlecht, solange es auch weiterhin Martin Luther (Bauernkrieg, Antisemit) und Richard Wagner (Antisemit) geehrt werden. Und ja - eine Oberth-Schule gib´s auch noch.
"Denn ein Schiff erschaffen heißt nicht die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meer wachrufen." (Antoine de Saint-Exupéry)

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Offline tomtom

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Re: Wernher von Braun
« Antwort #123 am: 22. Oktober 2018, 16:42:00 »
Offengestanden weiß ich nicht, warum wir diese Diskussion aktuell führen, vll. gibts keine anderen Themen mehr. Der Vorgang ist von 2014 und es gibt heute wohl keine Schule mehr, die Wernher von Braun heißt und das ist auch nicht zu erwarten. Natürlich kann man über die Person, seine Verdienste und die Schuldfrage diskutieren, aber in der Sache Schulname ist das Thema abgehakt
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

jakda

  • Gast
Re: Wernher von Braun
« Antwort #124 am: 22. Oktober 2018, 17:18:48 »
Es ist eine moralische Frage.
Aber :
WvB hat die Raumfahrt vorangebracht, die Mondlandung ermöglicht.
Was machen da schon die paar tausend Tode.
- ist für mich moralisch und humanitär keine Option.
Nur wie so oft - der Zweck heiligt die Mittel.