Heute gab es hier neue Informationen über die Unha-3 bzw.die Trümmerteile, die die Südkoreaner aus dem Meer gefischt haben.
http://koreajoongangdaily.joinsmsn.com/news/article/article.aspx?aid=2965869&cloc=joongangdaily|home|newslist1Demnach wird die erste Stufe der Unha-3 von vier Nodong-Triebwerken plus vier Steuerdüsen angetrieben. Der Gesamtschub wird auf 120 Tonnen geschätzt. Die Startmasse wird mit 91 Tonnen angegeben. Als Treibstoff der ersten Stufe dient
Kerosin, der Oxidator ist - wie hier bereits beschrieben - rotrauchende Salpetersäure (IRFNA) oder AK-27 oder Melange, wie das Zeug in der NVA genannt wurde. Das sind die Treibstoffe, die auch die berüchtigte Scud (= R-17) verwendet.
Die Struktur der Unha-3 besteht aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung, wie sie im Raketenbau weltweit üblich ist, und wurde in Nordkorea selbst gefertigt. Dagegen wurden viele Bauelemente aus dem Ausland , auch aus Europa, importiert. Diese Importe haben aber nicht die bestehenden Abkommen zur Verhinderung von Proliferation (MTCR = Missile Technology Control Regime) verletzt.
Die Qualität der in Nordkorea gefertigten Strukturelemente entspricht nicht aktuellen Qualitätsstandards. Die Südkoreaner fanden mangelhafte Schweißnähte und unebene Tankwände.
Die erste Stufe hat einen Durchmesser von 2,1 m und eine Länge von 15 m. Die zweite Stufe ist 9,3 m lang, die dritte Stufe ist 3,7 m lang, die Nutzlastverkleidung ist rund 2 m lang.
Ein Wort noch zum Nodong-Triebwerk. Es ist definitiv nicht das 4D10 aus der R-27, wie hier diskutiert wurde.
In seiner Konstruktion ähnelt es sehr dem Triebwerk der R-17, ist aber größer und schubstärker.
Schmucker und Schiller gehen davon aus, das es das Triebwerk der R-18 ist. Diese Rakete wurde entwickelt, aber nicht zur in die Bewaffnung der sowjetischen Streitkräfte aufgenommen. Es ist durchaus möglich, daß Makejew in den 1990er Jahre
noch zahlreiche dieser Triebwerke hatte und diese an Nordkorea verkauft hat.
Die Südkoreaner betrachten in ihrer Analyse die Unha-3 als Interkontinentalrakete.
Das halte ich - ehrlich gesagt - für eine politische Schlussfolgerung. Als Waffe ist die Unha-3 mit ihrer Größe und dem
Aufwand für die Startvorbereitungen nicht zu gebrauchen. Nach meiner Meinung ist es eine reine Trägerrakete, gebaut vor allem, um im Wettlauf mit Südkorea den ersten koreanischen Erdsatelliten zu starten.
Der Satellit scheint ja nicht funktioniert zu haben. Das wundert mich insofern nicht, weil der Satellit offensichtlich von den Nordkoreanern in Eigenregie gebaut worden ist. Es fehlten wohl einfach die Erfahrungen im Satellitenbau.
Vielleicht ist er auch schon beim Aufstieg durch starke Vibrationen kaputtgegangen, vielleicht war auch nur eine
Satellitenattrappe an Bord. Letzteres glaube ich aber nicht, Pjönjang hätte sicherlich gern und voller Stolz das "Lied von General Kim-Yong-Il" aus dem Weltraum präsentiert, wenn der Sender des Satelliten funktioniert hätte.