Wostok-Programm

  • 271 Antworten
  • 114205 Aufrufe
*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Wostok-Programm
« Antwort #50 am: 20. April 2016, 21:22:11 »
Na weil man den Raumanzug nicht innerhalb von Minuten ausziehen kann. Und Irgendwer muß auch mit Klamotten dagewesen sein. Denn Flatterhose, Bluse und Pullover wird sie nun nicht dabei gehabt haben.
Also ist das Bild frühestens Stunden nach der Landung gemacht worden, der Katapultsitz ist ja auch schon da.
Ist meine Meinung.

Da die Bergungstruppe da ist, ist die Frage doch beantwortet. Der Druckanzug ist gummiert. Da wäre ich auch sehr gerne schnell raus gewollt. Der SK-2 hatte im Gegensatz zum SK-1 einen Klimakoffer, aber der war für den Einstieg.
« Letzte Änderung: 22. April 2016, 14:25:27 von F-D-R »

*

Offline max-q

  • ****
  • 372
    • Olafs Raumfahrtkalender
Re: Wostok-Programm
« Antwort #51 am: 20. April 2016, 21:38:12 »
Na weil man den Raumanzug nicht innerhalb von Minuten ausziehen kann. Und Irgendwer muß auch mit Klamotten dagewesen sein. Denn Flatterhose, Bluse und Pullover wird sie nun nicht dabei gehabt haben.
Also ist das Bild frühestens Stunden nach der Landung gemacht worden, der Katapultsitz ist ja auch schon da.
Ist meine Meinung.
Natürlich ist das Fotoserie nicht unmittelbar nach der Landung entstanden. Die Ausrüstungsgegenstände wurden von Helfern zusammengetragen, sei es von der Dorfbevölkerung (deren Hilfe W.T. erwähnt) oder den mittlerweile eingetroffenen Bergungsmannschaften. Bei rt.com liest sich das so "After deployment of the parachute, I saw the spacecraft underneath. The spacecraft and the seat landed near me. We have to come up with a way to control the parachute canopy, because I landed on my back. Some people ran up to me and tried to help. The spacecraft was 400 meters away. A jet came in an hour, two parachutists descended. In three hours, I was on the phone with Khrushchev, reporting the successful completion of the flight." Also ist sie nur 400 m von der Wostok Kapsel gelandet. Zwei Stunden später waren die ersten Mitglieder des Bergungsteams vor Ort. Drei Stunden nach der Landung konnte Sie per Telefon (oder Funk) von ihrer sicheren Landung nach Moskau berichten. Etwa zu diesem Zeitpunkt, könnte ich mir vorstellen, sind evtl. die Fotos entstanden. Und das bestimmt nicht von der Dorfbevölkerung, sondern von einem professionellen Kamarateam. Da es Fotos/Filmaufnahmen von der Szenerie gibt, auf denen zu sehen ist, wie W.T. ihre Tubennahrung verteilt, denke ich trotz aller Zweifel immer noch, dass diese Bilder noch am Tag der Landung entstanden sind und nicht beim Fototermin am nächsten Tag. Andererseits, was haben die Bilder am nächsten Tag anders gezeigt, also in ein besseres Licht gerückt?
Geschichte und Geschichten aus sechseinhalb Jahrzehnten Raumfahrt:
http://www.raumfahrtkalender.de

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Wostok-Programm
« Antwort #52 am: 20. April 2016, 21:58:57 »
Ich stimme dem zu ....
Ich bin mir übrigens nicht sicher... müsste noch mal nachlesen, aber ich denke, Tereschkowa hatte am nächsten Tag auch bei Koroljow zum Rapport anzutreten. Wo stand das blos? In RaumfahrtConcret oder in der Flieger Revue?

*

Offline max-q

  • ****
  • 372
    • Olafs Raumfahrtkalender
Re: Wostok-Programm
« Antwort #53 am: 20. April 2016, 22:18:47 »
@F-D-R
Ich meine Flieger-Revue, müsste aber auch erstmal in mein Papier-Archiv schauen.

Viele Details (auch die Angaben aus dem rt.com Artikel) finden sich ebenfalls hier http://www.russianspaceweb.com/vostok5_6_origin.html speziell im letzten Kapitel http://www.russianspaceweb.com/vostok6_aftermath.html ist auch der Rapport bei Koroljow erwähnt, wobei der Zeitpunkt für mich nicht ganz klar wird. Interessant ist, dass A. Zak die diskutierten Fotos von der Landung als Bilder vom Training auf der Krim beschreibt...
Geschichte und Geschichten aus sechseinhalb Jahrzehnten Raumfahrt:
http://www.raumfahrtkalender.de

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Wostok-Programm
« Antwort #54 am: 20. April 2016, 22:32:57 »
...
Allerdings wird bestätigt, das W. Tereschkova sich bei der Landung im Gesicht verletzte. ....

Ich habe mir das entsprechende Video noch einmal angesehen.
t=1256
Davon gibt es übrigens auch "bessere" Versionen in der Qualität.
Kurz: Ab ca. 20:28 mal genau hinschauen. Rechte obere Wange hinter dem rechten Auge. Das ist schon eine ordenliche Schramme. Und in den Fotos wird so etwas "nachgearbeitet". Darin waren die Russen immer sehr gut. Blos das original Filmmaterial konnte man nicht retuschieren.
Hier sieht man das auch etwas deutlicher:


Also Problem auch hier gelöst - denke ich.

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Wostok-Programm
« Antwort #55 am: 20. April 2016, 22:51:44 »
@F-D-R
Ich meine Flieger-Revue, müsste aber auch erstmal in mein Papier-Archiv schauen.

Viele Details (auch die Angaben aus dem rt.com Artikel) finden sich ebenfalls hier http://www.russianspaceweb.com/vostok5_6_origin.html speziell im letzten Kapitel http://www.russianspaceweb.com/vostok6_aftermath.html ist auch der Rapport bei Koroljow erwähnt, wobei der Zeitpunkt für mich nicht ganz klar wird. Interessant ist, dass A. Zak die diskutierten Fotos von der Landung als Bilder vom Training auf der Krim beschreibt...

FR könnte sein. Aber in RC Heft 77/2/2013 stand auch was. Hatte ja schließlich die Einleitung mit verfaßt.
http://freunde-der-raumfahrt.de/page1.php
Leider habe ich mein RC und FR Archiv gerade ausgelagert und es somit nicht griffbereit. 
Da sammelt man Jahre sooo viel Papier an, und wenn man's braucht, ist es nicht da.  :(

Noch mal: Die Bilder sind von der Landung, da die Wostok im Bild die genauen Abbrandspuren der Wostok-6 aufweist.

Wilga35

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #56 am: 22. April 2016, 10:07:04 »
Weiß jemand die Ortszeit der Landung mit den Bildern in Übereinstimmung zu bringen? Die Landung war 620 km no von Karaganda. Zeitzone heute ist UTC+6. Demnach wäre es dort etwa früher Nachmittag gewesen. Bis die Bergungsoperationen in Gang kamen, war es (siehe rt.com) offenbar Abend, Moskau erst nachts vollkommen im Bilde. Dennoch könnte es wohl für die Filmaufnahmen noch gereicht haben. Oder was meinen unsere "Spezies"?

Habe anhand der Landekoordinaten (laut Wikipedia 53 Grad 16 Minuten Nord, 80 Grad 28 Minuten Ost) auf der Karte mal nachgesehen, wo Wostok-6 tatsächlich gelandet ist. Die Angabe 620 km nordöstlich von Karaganda stimmt zwar, viel näher lag aber z.B. Nowosibirsk mit ca. 250 km. Der Landeort lag auch nicht in Kasachstan wie immer behauptet, sondern das Territorium gehörte bereits zur russischen Teilrepublik der damaligen UdSSR. Damit war Wostok-6 neben Sojus-18-1 (Notlandung im Altai-Gebirge) das einzige bemannte Raumschiff der Sowjets, das östlich von Kasachstan gelandet ist. Die Entfernung des Landeortes zur am gleichen Tag auf fast der gleichen geografischen Breite, aber wesentlich weiter westlich gelandeten Kapsel Wostok-5 lag bei rund 800 km.
Bis die Rettungskräfte Wostok-6 endlich erreicht hatten, dürften also Stunden vergangen sein. Allerdings war es Mitte Juni, somit blieb es bis in die Abendstunden hell, was das Auffinden und die anschließende Bergung sicher erleichtert hat. Auch für Filmaufnahmen wird es noch hell genug gewesen sein.

Gruß, Wilga35
« Letzte Änderung: 22. April 2016, 12:06:03 von Wilga35 »

Offline dksk

  • *****
  • 745
Re: Wostok-Programm
« Antwort #57 am: 22. April 2016, 16:26:20 »
Zu den „Sitz“- Exponaten im Energija Museum noch ein paar Bemerkungen:
Im Übersichtsbild aus dem Energija Museum kann man gut erkennen, dass es sich bei dem als Tereschkowa Katapultsitz beschriebenem Exponat auf den ersten Blick um ein Teilstück eines Katapultsitzes handelt auf noch Teile draufliegen.
Da rechts im Bild ein Komplettsitz und links im Bild der Tereschkowa „Rest“ gleichzeitig zu sehen sind, habe ich mal eine Vergleichslänge angetragen.

Demnach müßte es sich um den flachen oberen Abschnitt eines Schleudersitzes handeln.
Von der Breite her kann man auch erkennen, dass die NAZ-Ausrüstung (das Paket hinter den Sitzresten auf dem Ständer) von der Proportion her gut in den Bereich unter den Unterschenkeln des Kosmonauten rein paßt. Das entsprechende Breitenmaß habe ich ebenfalls am Gesamtsitz gekennzeichnet.


Bildquelle:https://images.raumfahrer.net/up051134.jpg
--- --- --- --- 
Beim genaueren Betrachten der „Sitzreste“ ergeben sich dann aber viele Fragezeichen.
Um weitere Details zu erkennen, habe ich nach weiteren Bildern gesucht und von 2 Leuten im Web nach mail-Anfrage auch die freundliche Genehmigung zur Nutzung ihrer Bilder für diesen Beitrag erhalten.
Dabei handelt es sich um raumfahrtinteressierte Spezis, die mich jeweils gebeten haben ihre Website/Blog hier lobend zu erwähnen.

Das erste Bild ist von Martin Trolle Mikkelsen aus Dänemark


Bildquelle:Martin Trolle Mikkelsen Denmark

Er hat auf seiner Flickr Seite noch viele interessante Fotos.
https://www.flickr.com/photos/martintrolle/

Das zweite Bild stammt von Dallas Kasaboski aus Kanada.

Bildquelle:Dallas Kasaboski Canada

Auch er hat eine sehr informative Bildersammlung auf seiner Webseite.
http://dallaskasaboski.blogspot.de/2014/03/moscow-trip-day-3-energia.html

Auf den beiden neuen Bildern sind jeweils noch ein paar weitere Details besser zu erkennen.
Sie zeigen aber auch beim gegenseitigen Vergleich auf, dass an den Sitzresten im Museum öfter mal jemand ein Teil verändert (hochhebt, wieder hinlegt oder umräumt).
Als Artefakt zur Analyse eignet sich das Exponat daher nur begrenzt.

dksk

Offline dksk

  • *****
  • 745
Re: Wostok-Programm
« Antwort #58 am: 22. April 2016, 16:27:45 »
Hier mal alle 3 Aufnahmen der „Sitzreste“ im Vergleich dargestellt, um auch die Veränderungen zu erkennen.



Wenn auch von eingeschränkter Aussagekraft, habe ich einige Details mal versucht zuzuweisen. Insgesamt ist ein ziemliches Durcheinander und es scheint ein sehr starkes Schadensereignis vorgelegen zu haben. Einfach FUBAR…
Was mich grundsätzlich verwundert, ist der Gegensatz zwischen nahezu unversehrter Oberkante mit den Fallschirmführungsröhren an der Oberfläche und dem kompletten Fehlen des unteren Bereiches des Sitzes.





Der ausgestellte Restsitz besteht hauptsächlich aus dem oberen Teil des Katapultsitzes und Teilen des Rückenträgers des Fallschrimsystems.
Um auf die Proportionen und Originallagen mal zu referenzieren hier noch mal eine zugehörige Übersichtsskizze.



Die Aufkleber für die Fallschirm- und Gurtbefestigung sind auch teilweise gut zu erkennen. Daher ist hier zumindest eine räumliche Zuweisung möglich.

 

Ich denke mit den Darstellungen läßt sich zumindest ein besseres Verständnis für das Katapultsitz-Fallschirmsystem erzielen.

dksk

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Wostok-Programm
« Antwort #59 am: 22. April 2016, 18:38:46 »
@dksk: Da hast Du Dir aber ganz schön Arbeit gemacht. Alle Achtung. Sehr viele Details.
Also zusammen gefaßt: Es ist ein zerdepperter Wostok-Sitz, wo der untere Fußteil fehlt. Aber eben ein Wostok-Sitz. Dieser sieht nicht so aus, da deformiert, wie der auf dem Tereschkowa-Landebild.

Wenn man jetzt noch herausfinden würde, dass für den SK-1-Anzug (Männer) der Sitz frei aufgeschlagen ist und für den SK-2-Anzug (Tereschkowa) er durch Schirm vor dem Aufschlagen gebremst wurde - na das wär's doch.  :D
 
Anmerkung: der Zerdepperte Sitz muss nicht zwingend von einem Wostok-Flug stammen. er könnte auch von einem Test mit der IL-28LL vom ZAGI (?) sein. Aber das ist jetzt reine Spekulation.
Wie gesagt, ich traue der Exponat-Beschriftung bei Energia nicht über den Weg.

McPhönix

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #60 am: 22. April 2016, 20:50:00 »
Donnerwetter ja , da muß man staunen und den Fleiß loben !  :)

Trillian

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #61 am: 23. April 2016, 11:10:12 »
Der Flug von Wostok 1 wird mit 108 Minuten angegeben. Was ist 108 Minuten geflogen, die Kapsel oder Gagarin? Und wie wurde das gemessen?

jok

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #62 am: 23. April 2016, 13:19:51 »
Hallo,

Ich möchte nochmal schnell einen schwenk zum Gagarin Flug machen.

Bezugnehmend zu dem Post von FDR und dem Geheimnis um die Fallschirmlandung der Kosmonauten , separat zur Kapsel.
Also ich kenne es schon aus Kindheitstagen so , dass die Kosmonauten der Wostok Missionen sich aus der Kapsel katapultierten und am Fallschirm gelandet sind.
Also meine Bücher herausgesucht und nach dem Ursprung meines Wissens gesucht.
Es ist genau das von FDR schon angesprochene DDR Kinderbuch von Erwin Bekier "Juri , Der Erste Kosmonaut " .Darin findet man zunächst 99 Seiten ,über das Leben und den Flug des ersten Kosmonauten.Anschliessend Seiten mit Bildern.
Dabei ein Bild was die gelandete Wostokkapsel auf einem Feld zeigt , es ist das Foto was FDR auch schon als Landefoto der Wostok 1 gezeigt hat. Darunter findet man folgenden Satz. Ich zittiere mal:
"So sah der Flugkörper aus, den Juri Gagarin kurz vor der Landung vermittels seines Katapultschleudersitzes verlassen hatte, um nicht weit entfernt davon an einem Fallschirm niederzuschweben" .....so Orginal aus dem beschriebenen Buch.
Ich besitze die 5. Auflage und meine sie so im Alter von etwa 10 -12 Jahren geschenkt bekommen zu haben.
Damit müsste die Landeprozedur der Wostok Kosmonauten also 1976 - 1978 zumindest in der DDR bekannt gewesen sein.
Also ich kenne Sie schon immer so.

Gruss jok

Re: Wostok-Programm
« Antwort #63 am: 23. April 2016, 13:39:55 »
Darf ich mal fragen ob es in Bezug auf die Landung im Vergleich zu Woschod große Unterschiede gibt?

Um genau zu sein würde ich gerne wissen ob die Besatzung der Woschod-Raumschiffe mit der Kapsel selbst auf der Erdoberfläche aufkommen? Also ob sie eben nicht die hier skizzierten Katapultschleudersitze zum Benutzen der Kapsel verwendet haben, wie es bei Wostok offensichtlich der Fall war.

tonthomas

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #64 am: 23. April 2016, 13:44:51 »
Darf ich mal fragen ob es in Bezug auf die Landung im Vergleich zu Woschod große Unterschiede gibt? ...
In den beiden Woschods gab es keine Katapultsitze, und die Besatzungen erreichten in den Kapseln den Erdboden.

Gruß   Pirx

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Wostok-Programm
« Antwort #65 am: 23. April 2016, 13:55:27 »
Hallo,

Ich möchte nochmal schnell einen schwenk zum Gagarin Flug machen.

Bezugnehmend zu dem Post von FDR und dem Geheimnis um die Fallschirmlandung der Kosmonauten , separat zur Kapsel.
Also ich kenne es schon aus Kindheitstagen so , dass die Kosmonauten der Wostok Missionen sich aus der Kapsel katapultierten und am Fallschirm gelandet sind.
Damit müsste die Landeprozedur der Wostok Kosmonauten also 1976 - 1978 zumindest in der DDR bekannt gewesen sein.
Also ich kenne Sie schon immer so.

Gruss jok
Eigentlich ist alles klar, Juri ist am Fallschirm gelandet. Das Problem damals war, daß die Vorschriften zur Anerkennung des Weltrekorde durchspielen FAI sagten, der Pilot müsse in seinem Fluggerät starten und landen. Das war ja nicht der Fall. Also haben die russischen Behörden das Landeverfahren vernebelt, Juri hat nach de Flug nur allgemein erklärt daß man in der Kapsel oder separat am Fallschirm landen kann. Erst später, als der Rekord unumstritten war wurde die Wahrheit zugegeben.

jakda

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #66 am: 23. April 2016, 14:11:50 »
Ich muss jok hier beipflichten, ich kenne Gagarins Landung nicht anders.
In der DDR gab es einen Modellbaukasten der Wastok (ja - ich weiß, eigentlich gab es in der DDR gar nichts, außer Weißkraut...):



Das Modell hab ich noch auf dem Boden, man konnte den Katapultsitz samt Kosmonauten aus der Kapsel herausnehmen.
Auf der Verpackung sind auch Bilder der Landung.

jakda

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #67 am: 23. April 2016, 14:19:21 »
Eigentlich ist alles klar, Juri ist am Fallschirm gelandet. Das Problem damals war, daß die Vorschriften zur Anerkennung des Weltrekorde durchspielen FAI sagten, der Pilot müsse in seinem Fluggerät starten und landen. Das war ja nicht der Fall.

Diese "Argument" wir immer wieder, auch heute noch, von Hardlinern herangezogen, um Gagarins Flug als nicht existent zu erklären.
Aber: Es war der erste Flug eines Menschen in den Weltraum mit Umkreisung der Erde. Eine Anerkennung als Weltrekord durch die FAI hat eigentlich keinen interessiert,
weil es nichts an den Tatsachen ändert.
Übrigens - das Hardliner-Gegenargument ist: Die Amerikaner sind nicht gelandet.

jok

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #68 am: 23. April 2016, 14:29:58 »
Ich muss jok hier beipflichten, ich kenne Gagarins Landung nicht anders.
In der DDR gab es einen Modellbaukasten der Wastok (ja - ich weiß, eigentlich gab es in der DDR gar nichts, außer Weißkraut...):



Das Modell hab ich noch auf dem Boden, man konnte den Katapultsitz samt Kosmonauten aus der Kapsel herausnehmen.
Auf der Verpackung sind auch Bilder der Landung.

Hallo,

Ja den Bausatz kenne ich auch noch , das war von der Firma Plasticart wenn ich es noch recht kenne.
Übrigens wurden die Formen zur Herstellung der Spritzteile gerettet. Die Firma Reifra vertreibt das Modell jetzt wieder , aus dem schönen Erzgebirge.
https://www.reifra.de/online-shop/spielwaren-aus-eigener-herstellung/modellbau/bausaetze-fuer-flugzeugmodelle/81/raumschiffmodell-wostok-1

Also wer beim vielen lesen lust auf das Modell bekommen hat , es ist für kleines Geld wieder zu haben.


Zum Thema Anerkennung des Gagarin Fluges durch die FAI. Das dürfte der damaligen Sowjetunion so etwas von Bratwurst gewesen sein .Man hatte einen Kosmonauten mit einem Tonnenschweren Raumschiff auf Orbitalgeschwindigkeit gebracht und sicher gelandet.
Und das zu einem Zeitpunkt wo die USA mit Redstone und Mercury nicht mehr als einen ballistischen Hüpfer schaffte.
Kurz die Sowjetunion konnte mit ihrem Träger rund um die Welt auch militärische Nutzlast abliefern. Etwas was den USA Militärs große Sorgenfalten auf die Stirn malte.
Wem bitte interessierte da ein Stempel auf einer FAI Urkunde....


Gruss jok
« Letzte Änderung: 24. April 2016, 08:54:41 von jok »

Trillian

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #69 am: 23. April 2016, 14:38:43 »
Auszug aus der Fuldaer Zeitung vom Dienstag, den 25. April 1961
„… Gagarin hatte in seiner Raumkapsel drei Bullaugen aus hitzebeständigem Glas, durch die er die Erde und den Kosmos betrachten konnte. Die Raumkapsel war außerdem mit zwei Notausstiegen versehen. … In dem „Iswestja“-Bericht wurden keine Angaben darüber gemacht, wie Gagarin gelandet ist. Die Zeitung veröffentlichte ein Foto von der Innenausstattung der Raumkapsel, welches augenscheinlich von dem Standpunkt Gagarins während des Raumfluges gemacht wurde. … Gagarin saß in seinem Schleudersitz, von dem aus er auch seine Flugfunktionen ausführte. Es war ihm möglich, sich im Notfall mit dem Sitz aus dem Raumschiff herausschleudern zu lassen. …“

Auszug aus der Fuldaer Zeitung vom Montag, dem 17. April 1961
„ … Gagarin berichtete, daß sich keine Fotoapparaturen an Bord gefunden hatten. Er habe die Welt durch einen „Sehschlitz“ beobachtet. Über die Technik der Landung erteilte er keine Auskunft. Er sagte lediglich, es gebe verschiedene Varianten der Landetechnik, darunter auch eine mit Fallschirmen, und fügt ausweichend hinzu: „In der Sowjetunion wird es so gemacht: Der Pilot steigt in die Kabine und landet später auf der Erde.“…“

Auszug aus der Fuldaer Zeitung vom Donnerstag, dem 13. April 1961
„ … Die sowjetische Regierungszeitung „Iswestija“ veröffentlichte am Mittwochabend den ersten Bericht der Landung Gagarins.
Nach seiner Landung erzählte Gagarin: „Der Himmel war sehr, sehr dunkel, aber die Erde war bläulich. Es war alles deutlich zu erkennen.“ Als Hubschrauber sich dem Landeplatz Gagarins näherten, war der Weltraumflieger bereits seiner Kabine entstiegen und ging lächelnd auf die Besatzungen der Hubschrauber zu. Er trug einen hellblauen Raumanzug und einen Helm. Wie verlautet, war die Kombination nicht aus steifem Material, sondern leicht und flexibel. …“

So ganz ähnlich stand das wohl in jeder Tageszeitung in Westdeutschland im April 1961.

Bei den Bild mit dem Bausatz ist sieht man die Wostok-Kapsel zusammen mit der letzten Stufe des Trägersystems. Das haben die Sowjets auch erst später korrigiert. Aus welchen Jahr ist denn der Bausatz?

Trillian

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #70 am: 23. April 2016, 15:10:18 »
Antwort auf #62
Auszug aus dem Buch von Werner Büdeler „Monde von Menschenhand“ Union Verlag Stuttgart 1962:
Seite 205
„ … Der Pilot selbst befand sich in einer Kabine, die ähnlich ausgerüstet war wie die Kabine eines Flugzeuges. Er trug einen Raumanzug und saß in einem Schleudersitz. Mit diesem wurde er bei der Landung in etwa sieben Kilometer Höhe aus der Kabine herauskatapultiert und kam unabhängig von der Raumkapsel gleich dieser am Fallschirm zu Boden. …“ „… Auch Titow kam wie Gagarin am Fallschirm zur Erdoberfläche zurück.“…“

Wilga35

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #71 am: 23. April 2016, 15:11:06 »
Eigentlich ist alles klar, Juri ist am Fallschirm gelandet. Das Problem damals war, daß die Vorschriften zur Anerkennung des Weltrekorde durchspielen FAI sagten, der Pilot müsse in seinem Fluggerät starten und landen. Das war ja nicht der Fall.

Diese "Argument" wir immer wieder, auch heute noch, von Hardlinern herangezogen, um Gagarins Flug als nicht existent zu erklären.
Aber: Es war der erste Flug eines Menschen in den Weltraum mit Umkreisung der Erde. Eine Anerkennung als Weltrekord durch die FAI hat eigentlich keinen interessiert,
weil es nichts an den Tatsachen ändert.
Übrigens - das Hardliner-Gegenargument ist: Die Amerikaner sind nicht gelandet.

Das Argument mit der FAI wird ja immer wieder gern herangezogen, wenn es um die Geheimniskrämerei des Wostok-Landeverfahrens geht. Aber steht es denn auch tatsächlich in den FAI-Bestimmungen so drin, dass zur Anerkennung als Weltrekord die Landung in der Raumkapsel erfolgen muss? Ich persönlich bin mir da garnicht so sicher. Vielleicht war den Sowjets ja auch nur peinlich, dass sie ein in ihren Augen primitives Landeverfahren verwendeten, weil die Landung in der Kapsel zu gefährlich war.
Aber unabhängig vom Landeverfahren: Es war in jedem Fall ein Weltraumflug, was ja dann weltweit auch zu recht gewürdigt wurde. Das Landeverfahren war da eigentlich nebensächlich.

Hape1238

  • Gast
Re: Wostok-Programm
« Antwort #72 am: 23. April 2016, 19:04:05 »
Sehe ich auch so.
Wenn ich nichts übersehen habe, steht auch nix darüber in der Urkunde der FAI.
http://www.fai.org/downloads/icare/records_file_gagarin

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Wostok-Programm
« Antwort #73 am: 23. April 2016, 19:19:50 »
Eigentlich ist alles klar, Juri ist am Fallschirm gelandet. Das Problem damals war, daß die Vorschriften zur Anerkennung des Weltrekorde durchspielen FAI sagten, der Pilot müsse in seinem Fluggerät starten und landen. Das war ja nicht der Fall.

Diese "Argument" wir immer wieder, auch heute noch, von Hardlinern herangezogen, um Gagarins Flug als nicht existent zu erklären.
Aber: Es war der erste Flug eines Menschen in den Weltraum mit Umkreisung der Erde. Eine Anerkennung als Weltrekord durch die FAI hat eigentlich keinen interessiert,
weil es nichts an den Tatsachen ändert.
Übrigens - das Hardliner-Gegenargument ist: Die Amerikaner sind nicht gelandet.

Bitte mir nicht unterstellen ich würde Gagarinis Flug anzweifeln. Tue ich nicht.
Die Anerkennung durch die FAI war für die zivile Raumfahrt der Soviets wichtig. FAI ist die Abkürzung der französischen Bezeichnung für die IAF, Internationale Astronautische Föderation. Da wurde fünf Stunden gestritten, die Soviets sollte Belege vorlegen die beweisen dass Gagarin in der Kapsel gelandet ist. Schließlich wurde es ohne Beweise anerkannt. Später stellte sich raus dass die Soviets gelogen hatten. Ganz streng genommen war der erste Raumfahrer John Glenn im Sinne der Regeln, mindesten eine volle Erdumkreisung, in der Kapsel gelandet. Gagarin ist westlich des Startorts gelandet und hat keine vollständige Erdumkreisung durchgeführt. Aber die Regeln gelten nicht in der Öffentlichkeit.

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15221
Re: Wostok-Programm
« Antwort #74 am: 23. April 2016, 23:51:13 »
Also ich kenne niemanden, der irgendwelche Zweifel an Gagarins Flug hat.
Ich war schon öfters in den USA und im Kennedy Space Center.
Dort ist die Geschichte der Raumfahrt gut dokumentiert und Gagarins Flug wird besonders gewürdigt - ohne wenn und aber.
Die Landung ist dabei überhaupt kein Thema.
Gagarin war der erste Mensch im Weltraum - that´s it!


Gagarin in der Ausstellung "Early Space Exploration" im KSC Visitor Complex

In Ausstellungen im Kennedy Space Center wird Sputnik und der Gagarin-Flug als Initial-Zündung für die amerikanische Raumfahrt dargestellt.
Erst danach gab es Geld und den Willen zur Raumfahrt - sonst wären die Amerikaner noch später gestartet.