Hallo allerseits,
leider hatte ich wieder mal einige Probleme mit meinem Computer, da mein Browser (Google Chrome) plötzlich den Geist aufgegeben hat, als ich mit meinem Post fast fertig war, was mich ziemlich aufgehalten hat, weil dadurch mein gesamter Post mit allen Bildern und Links unwiederbringlich verschollen war ...
Deshalb halt alles noch einmal von vorn ...
Sodele, sagt man in Schwaben, na wenigstens einer aus der Runde kennt diese berühmte Aluminiumskulptur des belgischen Künstlers
Paul Van Hoeydonck, die einen Raumfahrer in einem Raumanzug darstellt.
Und diese Skulptur, die während der
Apollo 15-Mission zusammen mit einer Gedenktafel auf dem Mond niedergelegt wurde, ist ebenso in die Geschichte der bemannten Raumfahrt eingegangen wie auch die Aktion der Crew mit den
Mondbriefen, wenngleich auch beides bei den beteiligten Akteuren in mehr oder weniger guter Erinnerung geblieben ist.
Die
Wikipedia-Seite des
Fallen Astronaut skizziert zwar die nüchternen Fakten, spiegelt aber nicht annähernd die damalige Situation im Vorfeld der Mission und deren Begleitumstände sowie die damit verbundenen Konflikte und die daraus später entstandenen Differenzen zwischen den Beteiligten wider,
die aber wichtig für eine objektive Gesamteinordnung dieser historischen Aktion sind.
Um all diese Dinge besser beurteilen zu können, habe ich zunächst mal eigene Recherchen angestellt, die immer weiter in die Tiefe gingen, wobei ich solche Analysephasen hin und wieder gerne mal einschiebe, um mich vom täglichen Baugeschehen abzulenken und neue Kräfte zu sammeln.
Paul Van Hoeydonck hat sein Leben und Schaffen dem Thema
Weltraum gewidmet und hatte seine Skulptur ursprünglich
Man in Space genannt und geplant, die 8,5 cm große Figur aus Aluminium in blaues Acryl zu gießen, damit diese stehend auf dem Mond platziert werden konnte, um an die Eroberung des Weltraums durch die Menschheit auf dem Weg zu den Sternen zu erinnern.
Hier sieht man den Künstler 2017 mit dem damaligen Entwurfsmodell seines Mond-Kunstwerkes.
Quelle: galerie-breckner.de (Danny Van Hoecke)Während eines Treffens am
02.06.1971, also acht Wochen vor dem Apollo 15-Start, wurde zwischen
David Scott, James Irwin und Paul Van Hoeydonck vereinbart, dass die Skulptur kompakt und robust sein sollte, um die extremen Temperaturverhältnisse auf dem Mond zu überstehen. Sie sollte weder einen Mann noch eine Frau darstellen, noch irgendeiner identifizierbaren ethnischen Gruppe zuzuordnen sein. Außerdem sollte Van Hoeydonck's Urheberschaft, in Vermeidung einer Kommerzialisierung des Weltraums, nicht veröffentlicht werden, dem der Künstler damals, offenbar in totaler Euphorie, zugestimmt hat, da alles relativ schnell gehen und außerdem geheimgehalten werden musste.
Diesen Vorgaben entsprechend entwarf Van Hoeydonck sein Kunstwerk und entwickelte in weniger als zwei Monaten einen Prototyp, wie er auf diesen beiden Fotos aus der damaligen Zeit zu sehen ist, nachdem sich die Astronauten für die einfachere Version ohne Acryl-Umhüllung entschieden hatten.
Quelle: paulvanhoeydonck.comBemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass
David Scott und
James Irwin die Aktion ohne Kenntnis der
NASA und der
US-Regierung geplant hatten, und dass selbst Crew-Mitglied
Alfred Worden als Pilot der Apollo-Kommandokapsel
(Command Module Pilot) in diese Pläne nicht eingeweiht war, was er anschließend oft betont hat.
Scott und Irwin dachten insgeheim an ein persönliches Denkmal, um diejenigen Raumfahrer zu ehren, die bei der Erkundung des Weltraums starben und wollten damit neben acht US-Astronauten auch sechs ihrer sowjetischen Kollegen gedenken, deren 14 Namen in alphabetischer Reihenfolge auf der beigelegten kleinen Gedenktafel verewigt waren. Darunter war auch die dreiköpfige Besatzung der
Sojus 11, die am 30.06.1971, einen Monat vor dem Apollo 15-Start, infolge eines Kabinendruckabfalls beim Landeanflug ums Leben kamen, was wohl letztendlich den Ausschlag gegeben hat.
Und so nahm die Geschichte dann ihren Lauf, wodurch Van Hoeydonck's
Man in Space schließlich auf den Mond gelangte und von Scott zusammen mit der Gedenktafel als
Fallen Astronaut zu einem stillen anonymen Denkmal wurde, was aber ebenso wie der Name mit dem Künstler so nicht abgesprochen war.
Seitdem ist Van Hoeydonck der weltweit einzige mit einem Kunstwerk auf dem Mond vertretene Künstler,
obwohl er sich dessen Präsentation anders vorgestellt hatte, denn so handele es sich seiner Meinung nach tatsächlich um einen
Fallen Astronaut, also um einen toten Astronaut.
Quelle: BILD (Ken Glover) Die ganze Aktion blieb bis nach der Landung von Apollo 15 geheim und wurde von
David Scott erst in der großen NASA-Pressekonferenz öffentlich publik gemacht, die eine Woche später (12.08.1971) stattfand, wobei der Name des Künstlers von ihm jedoch nicht erwähnt wurde.
Am Ende dieses sehr interessanten Videos
Apollo 15 - In The Mountains Of The Moon (1971), das im folgenden Bild verlinkt ist, gibt es einen Ausschnitt aus dieser Pressekonferenz, in der
David Scott ohne große Umschweife auf die Szene mit dem
Fallen Astronaut zu sprechen kommt, wobei er sich auch kurz zu den Beweggründen der Crew äußert, wonach sie der 14 Astronauten und Kosmonauten gedenken wollten, die bei der Eroberung des Weltraums ihr Leben gelassen hatten.
"We left a small memorial on the Moon, in a lunar crater. There is a small plaque with fourteen names - the astronauts and cosmonauts who have died in the pursuit of Space exploration. Nearby, there is a small figurine representing a fallen astronaut."=1583
In der Zeit danach muss es den Künstler Paul Van Hoeydonck aber mehr und mehr gewurmt haben, dass sein Werk anonym bleiben musste und ihm keine gebührende Anerkennung zuteilwurde. Da auch seitens der
NASA keinerlei Reaktion erfolgte, musste er sich wie ein Erfüllungsgehife vorgekommen sein, zumal er auch über den Namen
Fallen Astronaut bestürzt war, den die Astronauten ohne seine Zustimmung vergeben hatten, der aber seiner Vision nicht gerecht wurde, wonach er mit dem
Man in Space den Triumph der Menschheit auf dem Weg zu den Sternen symbolisieren wollte.
Diese für ihn wenig erfreuliche Situation spitzte sich anschließend noch weiter zu, als er von der Crew erfuhr, dass sie vom
National Air and Space Museum (Smithsonian Institution) kontaktiert worden war, um die Erlaubnis zu beantragen, eine Kopie der Skulptur für ihre Ausstellung zu erhalten, wenn
er zustimmen würde. Sie wünschten eine exakte Nachbildung des
Fallen Astronauts, wie es hieß
"made to the same dimensions, material, finish and appearance by the same workman.",
und waren durchaus bereit, zwei Figuren zu kaufen.
Dies kam für Van Hoeydonck aber in doppelter Hinsicht einer Beleidigung gleich. Erstens, dass die
Smithsonian Institution die Astronauten kontaktieren musste, weil sein Name geheim war, wodurch ihm die Hände gebunden waren, und zweitens bezog sich das Einladungsschreiben auf ihn als
"Arbeiter", was ihn regelrecht schockiert haben muss.
Darüber war er auch noch 42 Jahre später verärgert, als er 2013 sagte:
"That astronaut called me a 'workman', and said to be good and stay quiet. I’m not a workman; I’m an artist. I said, 'If you are proud to have been on the moon, I’m proud to have a sculpture on the moon. I am the man who made that sculpture, damn it.'" Und später sagte er, ...
"if he was the 'workman' behind Fallen Astronaut, then Scott was just 'the postman.'"Am Ende siegte die Vernunft über den Stolz, und Van Hoeydonck produzierte zwei Repliken des Fallen Astronaut für die
Smithsonian. Durch diese Nachforderung wurde er in der Ansicht bestärkt, dass es an der Zeit war, selbst an die Öffentlichkeit zu gehen, was er auch David Scott mitgeteilt hat, worüber dieser allerdings nicht sehr erbaut war.
Und so kam es ein Jahr später am Tag des Starts zur
Apollo 16-Mission (16.04.1972) auf
CBS News zu einer Sendung, in der Van Hoeydonck durch den CBS-Korrespondenten
Walter Cronkite als der Schöpfer der Skulptur auf dem Mond vorgestellt wurde, womit er endlich rehabilitiert war.
Quelle: Paul van Hoeydonck/Waddell GalleryDabei erklärte Van Hoeydonck seine Motivation für sein in der Hand gehaltenes Kunstwerk mit seiner Zukunftsvision, die da hieß:
"I thought of the future of man, that the only possible future of man was in the stars."Danach gab es noch einigen Hick-hack zwischen
David Scott und der
Waddel-Galerie zu deren geplantem Verkauf weiterer Kopien der Skulptur, auf die ich an dieser Stelle aber nicht weiter eingehen möchte.
Meine Darlegungen stützen sich im Wesentlichen auf diesen sehr informativen Artikel
The Sculpture on the Moon von
Corey S. Powell und Laurie Gwen Shapiro, den ich allen Interessenten wärmstens empfehlen kann.
Paul Van Hoeydonck (93) und
Al Worden (86) waren erst kürzlich die Ehrengäste beim
"Man In Space"-Dinner von
BILD (24.01.2019),
Quelle: Starpress/Kay Kirchwitzund haben in diesem Video nochmals in ihren Erinnerugen an die damalige Zeit geschwelgt ...
Vielleicht sollte ich ja aus gegebenem Anlass auch einen spontanen Break machen und zu Ehren des diesjährigen
50. Jubiläums der ersten Mondlandung durch Apollo 11 endlich mal meine
Saturn V an den Start bringen, die von
Airfix anlässlich des 40. Jahrestages neu aufgelegt wurde, zumal die Zeit dafür eigentlich noch ausreichen müsste ...
Quelle: NASA Aber, wer mich kennt, weiß vielleicht auch, dass ich eigentlich kein Freund von solchen Hau-Ruck-Aktionen bin ...