SNC DreamChaser

Einige, auch sicher für euch interessante Infos die ich mir aus verschiedenen Quellen zusammengesucht habe:

Der gesamte Dream-Chaser besteht nahezu vollständig aus Komposit ohne Metalle.
Dadurch ist er leicht und spez. hitzebeständig.
Die Unterseite ist total flach, dadurch wird, zumindest in diesem Bereich, nur ein einziger Typ von Hitzekacheln gebraucht.
Druckkabine, ShootingStar und Flügel sind beteits vor Ort.
Linker Flügel soll Ende 2020, rechter Flügel Februar 2021 montiert werden.
April 2021 soll Zusammenbau abgeschlossen sein.
Nach 3 monatigem Testen wird Dream-Chaser nach Florida verlegt für runway-tests.
Mit dem Raumschiff selbst werden keine Flugversuche mehr durchgeführt. Sie haben in der Beziehung genügend Daten von früheren Testflügen.
Der erste Flug soll im September 2021 auf einer Vulcan Centaur stattfinden.
(Ist erst der 2. Flug der Vulcan, ihr erster Flug soll im Juli 2021 mit dem Peregrine Mondlander von Astrobotic erfolgen).
Bis 2024 sollen insgesamt 6 Versorgungsflüge zur ISS erfolgen.
Obwohl NASA vorläufig kein Intresse an einer Crewversion hat, soll eine gebaut werden. Diese wird sich u.a. durch Fenster, Überlebenssystem, FlyAbortsystem, und zusätzliche Steuerraketen von der Frachtversion unterscheiden. Ausserdem werden die Stummelflügel fixiert sein, so dass ohne Fairing geflogen wird (ist aufgrund des FlyAbortsystems erforderlich).
Die Crewversion unterscheidet sich von der Frachtversion nur zu 15%

Die Frachtversion benötigt ein 5-Meter-Fairing und kann auf allen Raketen dieser Grösse fliegen.

Die grossen Vorteile des DC sind:
Landefähigkeit auf jedem Grossflughafen.
Rücktransport mehrer Tonnen Fracht möglich.
Dadurch schneller Transport von grossen Mengen sensiblen Materials zum Kunden.
Frachtversion soll bis zu 15x wiederverwendet werden, Crewversion bis zu 25x
Wiederaufbereitungszeit 60 Tage
5,5 Tonnen zur ISS
Landung mit max Belastung von 1,5 g

Vorläufig sollen erst mal nur 1-2 Fracht-DC zusammengebaut werden.
 
Der DreamChaser unterscheidet sich vom Shuttle u.a.:
Keine Metallbauweise
Keine gewölbte Unterseite.
Nur 9 m (Spannweite 7 m) und damit 1/4 so lang trotzdem bis zu 7 Astronauten.
Keine giftigen oder hochgefährlichen Treibstoffe, so unmittelbarer Zugang zur Fracht nach der Landung möglich.
Sonnenkollektoren aussen am Frachtmodul.
Frachtversion hat keine starren Flügel, so Start im schützenden 5m-Fairing möglich.
Crewversion-Start oben auf der Rakete und nicht daneben.
Vollständig automatisierte Flüge und Landungen
Passt in C-5 Transportflugzeug

Das Konzept fand ich schon immer super. Die Frage ist, können sie sich auch jenseits der ISS Versorgung - die ja irgendwann mal, evtl. schon 2024 wegfallen wird - einen Markt erschließen? Kann man z.B. konkurrenzfähig Nutzlasten in den LEO / GTO transportieren und wer würde z.B. die Crew - Version einsetzen wollen?

Mir ist das alles nicht wirklich klar - deshalb wünsche ich SNC an der Stelle einfach mal viel Erfolg! 

Der DreamChaser unterscheidet sich vom Shuttle u.a.:

Keine gewölbte Unterseite.
[...]
Keine giftigen oder hochgefährlichen Treibstoffe, so unmittelbarer Zugang zur Fracht nach der Landung möglich.
[...]

Das Shuttle hatte im Vergleich auf die Größe ebenfalls keine gewölbte Unterseite. Der DC basiert ja eher auf dem Lifting Body Modell was natürtlich diese Struktur, die dem Hermes-Konzept ähnlich ist,  begründet.

Der DC besitzt in der Front ein RCS. Daher müssen da irgendwelche lagerfähigen Triebstoffe zum Einsatz kommen, daher würde ich eine gänzliche Ungiftigkeit so nicht direkt unterschreiben, oder ist bekannt was für das RCS und den Reentry brurn an Treibstoff verwendet wird?

...
Der DC besitzt in der Front ein RCS. Daher müssen da irgendwelche lagerfähigen Triebstoffe zum Einsatz kommen, daher würde ich eine gänzliche Ungiftigkeit so nicht direkt unterschreiben, oder ist bekannt was für das RCS und den Reentry brurn an Treibstoff verwendet wird?

Soweit ich das verstanden habe, soll(te) nur eine Treibstoffkomination für alles verwendet werden, und meine mich an Propan + Lachgas zu erinnern.

Gruß   Pirx

Edit:
"The propellant for the Dream Chaser RCS and MPS are a non-toxic oxidizer (N2O) and fuels (propane) which enable immediate access to the vehicle upon landing."
https://www.icao.int/Meetings/SPACE2015/Presentations/5%20-%20C.%20Lee%20-%20Sierra%20Nevada%20Corp.pdf

Das Konzept fand ich schon immer super. Die Frage ist, können sie sich auch jenseits der ISS Versorgung - die ja irgendwann mal, evtl. schon 2024 wegfallen wird - einen Markt erschließen? Kann man z.B. konkurrenzfähig Nutzlasten in den LEO / GTO transportieren und wer würde z.B. die Crew - Version einsetzen wollen?

Mir ist das alles nicht wirklich klar - deshalb wünsche ich SNC an der Stelle einfach mal viel Erfolg! 

DC war ja ursprünglich als Crew-Transporter geplant, wurde aber damals von der NASA nicht ausgewählt und deshalb auch nicht finanziell unterstützt und so erstmal etwas auf Eis gelegt. Als dann bei der nächsten Ausschreibung die inzwischen in Fracht-Version geänderte Bauweise akzeptiert und finanziert wurde, wird logischerweise erstmal diese gebaut. Das eigentliche Ziel bleibt jedoch die Crew-Version.
Sowohl für die Crew- wie für die Cargo-Version besteht gerade international recht grosses Interesse.
Sowohl DLR wie ESA und auch die UNOOSA haben mit SNC Verhandlungen geführt.

Früher oder später wird es auch commerzielle Raumstationen geben und gerade für deren Versorgung wird DC gleich aus mehreren Gründen die bessere Wahl sein.

Ich sehe durchaus eine auch finanziell recht erfolgreiche Zukunft für dieses logische, ja ich möchte fast sagen geniale Konzept.

Soweit ich das verstanden habe, soll(te) nur eine Treibstoffkomination für alles verwendet werden, und meine mich an Propan + Lachgas zu erinnern.

Oha... alles im Baumarkt oder bei Walmart erhältlich

N2O Das bissel Sauerstoff da drin ?

Abgesehen davon : (Wikipedia)
" Durch die Lage seiner IR-Absorption in einem atmosphärischen Fenster und seine große atmosphärische Verweilzeit von etwa 120 Jahren hat N2O ein hohes Treibhauspotenzial. Als drittwichtigstes langlebiges Treibhausgas trägt es erheblich zur globalen Erwärmung bei.[29] Sein Beitrag zur globalen Erwärmung über den Treibhauseffekt beträgt knapp 10 %. Seine Emissionen beim Anbau von Ölsaaten für Biokraftstoffe macht deren Beitrag zum Klimaschutz vollständig zunichte.[30]
Durch seinen Abbau in der Stratosphäre erhöht Lachgas dort die Konzentration von NOx, das katalytisch Ozon abbaut.[29] Unter den anthropogenen ozonschädlichen Emissionen ist Lachgas mittlerweile bedeutender als alle Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zusammen.[31] "


Vlt sollten sie's mal mit Manganheptoxid versuchen

N2O Das bissel Sauerstoff da drin ?

Volumenspezifisch ist der Sauerstoffgehalt für einen ungiftigen, lagerfähigen Oxidator doch ganz in Ordnung, ich würde vermuten man hat im Gegensatz zu z.B. Wasserstoffperoxid weniger Probleme mit Selbstzersetzung. Das scheint ja der limitierende Faktor bei der Lebensdauer des Sojus Raumschiffes zu sein, außerdem friert Peroxid ja auch bei knapp unter 0°C ein.

Beim Handling sollte man natürlich trotzdem aufpassen, dass es nicht zu einer explosiven Zersetzung kommt.
Ich hoffe aber das SNC seit dem letzten Unfall (oder war an dem Test nur Scaled Composites beteiligt?) beim Umgang mit N2O nicht nachlässig geworden sind. 
https://en.wikipedia.org/wiki/RocketMotorTwo#Related_test_program_accident

In einer Uni-Gruppe in der ich mal war hieß es auch lange "Hybridtriebwerke sind explosionssicher", bis man den experimentellen Gegenbeweis erbracht hatte. 
Andere Raketengruppen die wir besucht haben waren dann auch mal verwundert, warum unsere Leute plötzlich etliche Meter weiter hinten waren, als damit begonnen wurde Lachgas umzufüllen... 

Sierra Nevada arbeitet fleißig an seinem DreamChaser, was CNBC in einem Artikel festgehalten hat: https://www.cnbc.com/amp/2020/10/10/sierra-nevada-corporations-space-plan-dream-chaser-nasas-artemis-and-more.html?__twitter_impression=true
Die Kernpunkte mal kurz aufgelistet:
-Man ist mit DC weiter im Plan für den Jungfernflug
-Die Missions-Kosten hängen laut Aussage eines SN-Offiziellen maßgeblich von der Trägerrakete ab, weswegen man gespannt auf die zukünftige Entwicklung der Preise dort blickt
-SNC hat nach eigenen Angaben massiv in seine Raumfahrt-Abteilung investiert, man möchte mit DC Logistik, Transport und Crew (mMn überschneidet sich hier einiges) für jeden bereitstellen
-Man arbeitet auch an einem entfaltbaren Habitat und überlegt, das Logistikmodul von DC (Starchaser) auch für andere Anwendungen zu nutzen
-Man arbeitet an einer interaktiven App, die DreamChaser und seine Fähigkeiten verdeutlichen soll

Das entfaltbare Habitat (respektive, ein 1/3-Modell davon, wenn ich es richtig verstanden habe):

So sieht DreamChaser momentan aus:

Seine Flügel:

Das StarChaser-Modul:

Und noch eine hübsche Grafik aus der App:

Die Bilder sind aus dem Twitterfeed von Michael Sheetz, dem Autor des Artikels: https://mobile.twitter.com/thesheetztweetz/status/1315289808709840897

Der erste Flug von Dream Chaser zur ISS ist auf 2022 verschoben worden. Coronabedingte Verzögerungen bei Zulieferbetrieben haben zu zeitlichen Entwicklungsproblemen bei der Herstellung des Gleiters geführt.

https://spacenews.com/first-dream-chaser-mission-slips-to-2022/

Es gibt ein Statusupdate bzw. Bestätigungen:
1.) Zweiter Flug der Vulcan ist weiterhin der Dreamchaser im Jahr 2022
2.) Dreamchaser geht im Frühjahr 2022 für Tests nach Plum Brook und kommt dann zum Cape Canaveral
3) Wie TWiX schon zwei Posts vorher angemerkt hat wird an einem aufblasbaren Modul gearbeitet, dafür wird die Raumfahrtabteilung in Space Station und Cargo gesplittet

Quelle: https://twitter.com/TGMetsFan98 der hier Bob Cabana zitiert

P.S.: Übrigens wird der Shooting Star - das nicht wiederverwendbare Service- und Dockingmodul von Dreamchaser - für das aufblasbare Modul ebenfalls verwendet.

Auf Nachfrage, wann Dreamchaser starten wird: wahrscheinlich Anfang 2023

https://twitter.com/jeff_foust/status/1452895934602383362

Wird wohl nicht die letzte Ankündigung bleiben.

Hauptsache ist, dass es weiter geht!

Ich finde den DreamChaser ein wundervolles Raumschiff und speziell die geplante Crew-Version ein wichtiges Konzept als Gegenpart zu den Kapseln und bin über jede Zeitverzögerung traurig.

Obwohl Crew Dragon, CST-100 und Orion auf dem aktuellen Stand der Technik sind, hat das Gleiterchen eben den Appeal der Fortschrittlichkeit, der Modernität. Bei Lichte betrachtet ist jedoch die komfortable Landungsmethode der einzigste Vorteil. Bei der unbemannten Frachtversion des Dream Chaser wird der Vorteil noch kleiner, da man empfindliche Material- oder Gewebeproben für den Rückflug mit einer Kapsel polstern kann.

Obwohl Crew Dragon, CST-100 und Orion auf dem aktuellen Stand der Technik sind, hat das Gleiterchen eben den Appeal der Fortschrittlichkeit, der Modernität. Bei Lichte betrachtet ist jedoch die komfortable Landungsmethode der einzigste Vorteil. Bei der unbemannten Frachtversion des Dream Chaser wird der Vorteil noch kleiner, da man empfindliche Material- oder Gewebeproben für den Rückflug mit einer Kapsel polstern kann.

Ob Kapseln den modernsten Stand der Technik darstellen, da könnte man sich nun streiten. Ich bin zumindest anderer Meinung.

Ein Gleiter hat zwei massive Vorteile: Er benötigt keine Fallschirme (die man immer wieder neu installieren muss, kostet alles Zeit und Geld) und man kann ihn viel präziser landen. Wenn ich da lande, wo ich auch starte, habe ich ganz andere Turn-Around Zeiten, die teuren Bergungen aus der Steppe oder irgendwo aus dem Ozean fallen auch weg. Entweder man schafft es, Kapsel zielgenau auf Land zu landen (so wie es SpaceX mit der Dragon ja mal geplant hatte und wie es das Starship ja mal können soll), oder man baut einen Gleiter.

Entscheidende Vorteile sind sicher die viel geringere Schwerkraft-Belastung während der Landung, die viel bessere Steuerbarkeit und damit eine größere Unabhängigkeit von lokalem Wettergeschehen und Zeitfaktoren beim Ablegen von der ISS.
Für ein *Rettugsbeiboot* im falle einer gravierenden Notlage, evtl. sogar mit dem Transport eines schwer Verwundeten/Kranken, würde ich als Betroffener oder betreuender Arzt einen Gleiter bei weitem vorziehen!

Es hatte gute gründe warum das Shuttle als Gleiter gebaut wurde und X-37 immer noch benützt wird.
(Natürlich hatte das SpaceShuttle auch noch andere große Vorteile)

So wäre es mit einem Gleiter entdprechender größe(!) auch möglich Satelliten zur Erde zurück zu bringen, oder im All zu reparieren, was mit den Kapseln anerkannterweise nicht geht.
Auch der Einbau einer Luftschleuse wäre eher möglich.
Der DreamChaser dürfte aber dafür schon fast zu klein sein.

Der DreamChaser dürfte aber dafür schon fast zu klein sein.

Gehe mit deiner Argumentation voll und ganz mit. Aber wenn Dreamchaser erstmal fliegt, wird es da sicher bald Weiterentwicklungen geben.

Was wäre hier das Konzept - eine Gleiter-Nutzlast für Raketen ohne genug Antrieb um als eigene Stufe zu gelten? Auf welcher Rakete soll das dann starten?
Zum Spaceshuttle möchte man ja nicht zurück.
Und die großen Raketen gehen eher weg vom Gleiter-Konzept hin zu wiederverwendbaren 2. Stufen (BO, SpX). Und dann hätte man ja schon auch gleich einen (Crew)transporter ohne des Zwischenschritt des Gleiters.

Ich sehe das Vertical-Takeoff-Horizontal-Landing-Konzept (VTHL) eher in einer Nische bis Sackgasse. Mal sehen wie es sich weiter entwickelt...

Post mit Link zu 'gefährlichem Inhalt', zumal ohne jegliche Beschreibung des Links, gelöscht

In einer "Sackgasse" sehe ich da eher die Kapseln.
Ich erwarte auf längere Sicht da etwas ganz neues, welches die Nachteile aller bisher benützten Systeme überwindet und speziell diese leidigen "Fallschirm-" und  "Hitzeschildprobleme" überwindet.
Was das sein wird? "Keine Ahnung"

In der Zukunft wird höchstwahrscheinlich das Konzept des "propulsive landing" immer wichtiger (z.B. die Erststufen der Falcon 9, New Glenn, oder der komplette Starship-Stack).

Warum? Es funktioniert überall, egal ob auf der Erde, dem Mond oder Mars.
Es benötigt zudem viel weniger an Infrastruktur (keine Landebahn, keine Bergungsschiffe, etc.).

Kapseln die am Fallschirm landen (egal ob zu Lande oder im Wasser) sind für mich ein Relikt der 60er Jahre. Sie funktionieren nur mit Atmosphäre, lassen sich nicht steuern und benötigen jedes Mal einen neuen Satz Fallschirme.

Raumgleiter funktionieren auch nur mit Atmosphäre, können nicht "überall" landen und müssen zudem beim Start und bei Manövern im All jedes Mal die Masse ihrer Trag- und Steuerflächen mit beschleunigen (in beiden Fällen "tote Masse").

"propulsive landing" gut und schön, aber wie sie es beim Starship z.Zt. (noch?) machen, ist sicher nicht 'das Gelbe vom Ei'. Dieser leidige Hitzeschild und dann der 'Schwinger' am schluß......

Aber das wird jetzt wieder OT

Der erste "Traumjäger" nimmt langsam Form an.

https://spacenews.com/first-dream-chaser-vehicle-takes-shape

Die Flügel sind jetzt montiert, Hitzeschutzkacheln und Innenausbau soll folgen, ende des Jahres sollen dann die abschliessenden Temperaturbelastungstests stattfinden und 2023 der erste Start zur ISS erfolgen.
Für 2026 ist der erste bemannte Flug geplant.
Man hofft auf weitere Vefträge mit der NASA und arbeitet eng mit BO am Orbital-Reef-Projekt.
Auch mit der SpaceForce ist man im Gespräch, um evtl. einen  X-37B-Nachfolger zu entwickeln. [Allerdings denkt Boeing auch an eine aufgemotzte bemannbare Version (X-37C) ]

Dazu auch ein kurzer Zeitraffer, speziell auch zur Montage der Flügel.

Und weil es gerade so schön war, Dream Chaser nochmal.
Diesmal im Rahmen und im Vergleich zu allen bisher bekannten "Raumflugzeugen".