Raumcon
Raumfahrt => Unbemannte Raumfahrt => Thema gestartet von: rolli am 02. März 2007, 14:10:10
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Jubiläum für den europäischen "Umweltsatelliten":
ENVISAT
Umweltsatellit ENVISAT fünf Jahre im All
Vor fünf Jahren, in der Nacht zum 1. März 2002, startete der größte Umweltsatellit der Welt mit einer Ariane 5 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guayana. Seither umkreist Envisat (Enviromental Satellite) 14 Mal am Tag die Erde in einer Höhe von rund 800 Kilometern und sammelt dabei Daten über den Zustand von Ozeanen, Landmassen, Gletschern und der Atmosphäre. Zwei Instrumente an Bord kommen aus Deutschland.
(https://images.raumfahrer.net/up022839.jpg) [...]
Quelle:
http://www.astronews.com/news/artikel/2007/03/0703-002p.html
Na wir tun doch was ::)für unsere Umwelt...
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Moin,
aus ESA Info # 18 - 2007:
Überprüfung der Ergebnisse von ENVISAT nach fünfjähriger Betriebszeit
11 April 2007
Vom 23. bis 27. April werden in der Schweizer Stadt Montreux über 900 Wissenschaftler aus aller Welt am ENVISAT-Symposium 2007 teilnehmen, um Ergebnisse von Erdbeobachtungssatelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), vor allem des Satelliten ENVISAT, vorzustellen und zu überprüfen.
Mehr dazu hier >>> http://www.esa.int/esaCP/Pr_18_2007_p_GE.html
Jerry
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Envisat hat diese Woche zum 30.000sten mal die Erde umrundet. Zur Feier des Anlasses gab es auch ein beeindruckendes Bild von den Vulkaninseln Neuseelands.
(https://images.raumfahrer.net/up022838.jpg)
Quelle: ESA (gibts auch in höherer [url]Auflösung (http://www.esa.int/esaEO/SEMM7M73R8F_index_1.html)[/url])
http://www.esa.int/esaEO/SEMM7M73R8F_index_0.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,520706,00.html
http://envisat.esa.int/
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Envisat hat das Erdbeben in Italien "gesehen".
Quelle: http://www.esa.int/esaCP/SEM4PJ9NJTF_index_0.html (http://www.esa.int/esaCP/SEM4PJ9NJTF_index_0.html)
(https://images.raumfahrer.net/up022837.jpg)
Quelle: ESA, IREA-CNR
Aus Vergleich der Radardaten der Region vom 1. Februar und 12 April konnte die Bodenverschiebungen in dem Gebiet mit 2,8cm Auflösung gemessen werden. In einigen Gebieten hat sich die Erde um bis zu 25cm verschoben. Die Verschiebungen von fünf GPS-Stationen in der Region bestätigen diese Größenordnung.
Auswertung der Daten der 3er COSMO-SkyMed-Konstellation wird eine noch höhere zeitliche Auflösung in Tagesintervallen ermöglichen.
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Envisat wird bis 2013 verlängert:
http://www.esa.int/esaCP/SEM08O1OWUF_index_0.html
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Envisat wird bis 2013 verlängert:
http://www.esa.int/esaCP/SEM08O1OWUF_index_0.html
Jetzt auch bei uns als Portalmeldung in Deutsch:
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/05062009224854.shtml
Gruß Thomas
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Envisat hat mit dem Instrument SCIAMACHY Beobachtungen der Venusatmosphaere durchgefuehrt. Die spektralen Messungen sollen die Beobachtungen von Venus Express unterstuetzen und weiterhin Auschluss ueber die Beobachtung erdaehnlicher Planeten ueber grosse Entfernungen geben.
http://astronews.com/news/artikel/2009/07/0907-025.shtml
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N'abend,
das neue ESA-Satellitenbild der Woche von ENVISAT zeigt ein kombiniertes Radarbild, welches einen Teil von Grönland und des Arktischen Ozeans abbildet. Dieses Radarbild wurde aus drei Fotos von ENVISAT im letzten Jahr zusammengesetzt, dazu eingefärbt um die Veränderungen in diesem Gebiet kenntlich zu machen. Hier der Link zu dem Pressebericht:
http://www.echo-online.de/wissen/esa-spezial/art1109,571705?fCMS=21bfd463cbc8d3435df94ed101f28c7d
(https://images.raumfahrer.net/up022836.jpg)
Quelle:ESA
http://www.esa.int/esa-mmg/mmg.pl?b=b&type=I&mission=Envisat&single=y&start=1&size=b
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Hi,
Envisat liefert Bilder vom Ölteppich der sich im Golf von Mexiko nach dem Sinken der Ölplattform gebildet hat.
Hier der entsprechende Bericht im ESA-Portal von gestern: http://www.esa.int/esaCP/SEM1R2HMI8G_Germany_0.html
(https://images.raumfahrer.net/up000478.jpg)
Quelle:ESA
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Zu dem Radarbild von Envisat hier noch ein optisches des selben Satelliten:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/oil_slick_25April2010_1628eviopticalesa400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/oil_slick_25April2010_1628eviopticalesa.jpg)
(zum Vergrößern anklicken) (Quelle: ESA)
Und zum Vergleich eine Ansicht des selben Öls, die von Auqa, einem US-amerikanischen Erdbeobachtungssatellit aus dem A-Train, erzeugt wurde:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/448578main_img_feature_1649_full_fullaquanasamodisrapidresponsetam400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/448578main_img_feature_1649_full_fullaquanasamodisrapidresponsetam1500.jpg)
(zum Vergrößern anklicken) (Quelle: NASA / MODIS rapid response team)
Gruß Thomas
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Die ESA hat ein weiteres Radarbild von Envisat veröffentlicht. Öl im Golf von Mexiko 28. April 2010 5:45 MESZ:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/GulfofMexicooilslick29April2010Henviesa400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/GulfofMexicooilslick29April2010Henviesa1500.jpg)
(zum Vergrößern anklicken) (Quelle: ESA)
Im Optischen sah Envisats Medium Resolution Imaging Spectrometer (MERIS) das Öl am 29. April 2010 18:23 MESZ so:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/MERFR0PNGAT20100429H1enviesa400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/MERFR0PNGAT20100429H1enviesa1500.jpg)
(zum Vergrößern anklicken) (Quelle: ESA)
Gruß Thomas
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Envisat Radarbild vom 2. Mail 2010 5:45 MESZ:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/EnvisatASAR2May2010Hesa400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/EnvisatASAR2May2010Hesa.jpg)
(zum Vergrößern anklicken) (Quelle: ESA)
Envisat MERIS-Bild vom 2. Mai 2010 18:10 MESZ:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/oilslickGulfofmexicoMERFR20100502Hesa400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/oilslickGulfofmexicoMERFR20100502Hesa.jpg)
(zum Vergrößern anklicken) (Quelle: ESA)
Gruß Thomas
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Es gibt einen interessanten aber leider negativen Bericht bei Space.com (http://www.space.com/news/space-satellite-debris-threat-100726.html):
Envisat wird nach Ende seiner Mission ein großes Weltraummüllproblem sein. Als man den Satelliten entworfen hat gab es die internationalen Bestimmungen zur einheitlichen Entsorgung von Satelliten noch nicht. Also hat man sich darum auch keine Mühe gemacht. Das hat dann dazu geführt, dass das Antriebsmodul von Envisat von den weitaus kleineren Spot-Satelliten übernommen wurde, um Kosten zu sparen. Dieses Antriebsmodul hat allerdings nicht genug Treibstoffkapazität um den 8 Tonnen schweren Satelliten aus seiner 450km hohen Umlaufbahn zu holen.
Nach Missionsende wird Envisat also auf diesem Orbit verweilen und das nach aktuellen Berechnungen für die nächsten 150 Jahre. In dieser Zeit bietet der Satellit mit seiner Größe von 26x10x5 Metern ein ideales Ziel für Weltraumschrott und Kleinstmeteoriten. Vor allem seine großen Antennen, die in den vielen Jahren seit dem Start langsam porös und spröde werden, haben eine hohe Chance getroffen zu werden und damit noch mehr Weltraumschrott zu verursachen.
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Hast dich leider vertippt, es sind 486 Meilen, also 780 statt 450km :-\
Ich denke, dass sich die Probleme die Envisat verursachen wird einigermaßen in Grenzen halten werden.
Vielleicht kann man ihn zu Missionsende wenigstens noch ein paar 10km runterholen, das würde sicherlich einige Jahre einsparen.
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Ich habe einen ähnlichen Bericht bei SpaceNews gelesen. Da ist man mit den gut 8 Tonnen recht pessimistisch. Am 21. Juli ist Envisat wohl einem chinesischen Satelliten(teil) aktiv ausgewichen? Wenn Envisat aber in ein paar Jahren seinen Betrieb einstellt, wird er dies nicht mehr können. Da die sonnensynchronen Bahnen recht gut besetzt sind und außerdem von Schrottansammlungen gekreuzt werden, ... :(
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Und in 150 Jahren fällt das Ding dann auch irgendjemandem auf den Kopf... Ich vergleiche das Problem einfach mal mit der Atom-Müll Problematik auf der Erde. Da schiebt man das Problem auch einfach vor sich hin und hofft eines Tages eine Lösung zu finden. >:(
Hier fehlen Missionen wie die vom Shuttle in früheren Jahren, wo Satelliten auch wieder eingefangen und zur Erde gebracht wurden. Der Sattelit EUREKA war so ein Beispiel.
Könnte man nicht eine unbemanne Oberstufe an Envisat koppeln um die Bahn gezielt zu senken?
Immerhin, in 150 Jahren, wenn der Satellit verglüht, gibts auf der Erde ein schönes, grosses Feuerwerk zu bewundern :) ;)
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Könnte man nicht eine unbemanne Oberstufe an Envisat koppeln um die Bahn gezielt zu senken?
Man könnte sowas wie eine modifizierte Progress nehmen, aber bezahlen würde das momentan niemand. Und da das Problem noch 150 Jahre Zeit hat, um gelöst zu werden macht mans halt nicht, weil man auf zukünftige bessere Lösungen hofft. Hoffen wir mal, dass sich das nicht rächt.
mfg websquid
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Envisat hat mit seinem Medium Resolution Imaging Spectrometer (MERIS) ein beeindruckendes/schockierendes Bild von den Waldbränden in Zentralrussland, speziell um Moskau herum geschossen:
(https://images.raumfahrer.net/up009374.jpg)
Klicken für die größere Version (https://images.raumfahrer.net/up009473.jpg)
Moskau ist im Bild links unten, die Auflösung beträgt ca. 300m pro Pixel.
http://www.esa.int/esaEO/SEMWTBZNZBG_index_0.html (http://www.esa.int/esaEO/SEMWTBZNZBG_index_0.html)
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Envisat hat auch die durch die Feuer gefährdete Atomanlage bei Sarov mit der Tarnbezeichnung Arsamas-16, in der schon Andrei Dmitrijewitsch Sacharow tätig war, abgelichtet. Sie liegt gut zu erkennen im Bereich der untersten Ecke einer rautenartigen Struktur. Ich habe ihn in einem Bildausschnitt gelb markiert. Im Kreis oben die Stadt Sarov, unten im Grünen die Atomanlagen:
(http://www.raumfahrer.net/news/images/forestfiresFR2010072943977esa400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/forestfiresFR2010072943977esa1500.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/forestfiresFR2010072943977esasarowsnip400.jpg) (http://www.raumfahrer.net/news/images/forestfiresFR2010072943977esasarowsnip1500.jpg)
(zum Vergrößern jeweils anklicken) (Quelle: ESA)
Gruß Pirx
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Hallo,
ich bin durch eine Meldung in unserem Portal auf das Problem aufmerksam gewordne. Das mit Envisat ist ja wirklich eine ziemliche Zwickmühle. :(
Als Envisat gebaut wurde, war Weltraumschrott noch kein Thema. Ist ja okay. Aber vor einigen Jahren ist das Thema doch aufgekommen, und zu der Zeit hatte Envisat sicher wesentlich mehr als nur die 80 kg Treibstoff an Bord, von denen zuletzt die Rede war? Hätten die Betreiber da nicht beschließen können, die Mission nur noch so lange laufen zu lassen, wie noch genug Treibstoff für ein gezieltes Deorbiting vorhanden war?
Man könnte sowas wie eine modifizierte Progress nehmen, aber bezahlen würde das momentan niemand.
Das ist sicher richtig :( . Allein wenn man sich mal Gedanken zur Machbarkeit macht... oh oh. Die Oberstufe da hoch zu bringen, wäre wohl noch nicht mal das Problem.
Aber "die letzten Meter" wären wohl technisch überaus knifflig, sprich: das Anbringen der Stufe am Satelliten. Das ähnelt den damaligen Überlegungen einer unbemannten Servicemission zu Hubble nach dem Columbia-Unglück. Da war auch von horrenden finanziellen und technischen Hürden die Rede. :o
Ich spinne mal ein bisschen rum: Vielleicht wäre das ja ein geeigneter erster Einsatz für diesen ferngesteuerten ESA-Roboter "Justin" (?). Immerhin müsste man bei Envisat ja nicht irgendwelche fragilen Platinen und Kameras austauschen (die Bilder von der WFPC-2 haben wir ja wohl noch alle vor Augen - man stelle sich die Fummelei mit den widerspenstigen Schrauben mal mit so einem ferngesteuerten Manipulatorarm vom Boden aus vor ;D ). Man müsste "nur" so eine Raketenstufe an einem Satelliten befestigen. Das ist bestimmt viieel einfacher. ::)
Und da das Problem noch 150 Jahre Zeit hat, um gelöst zu werden
Das Envisat-Absturzproblem hat noch 150 Jahre Zeit, das stimmt. Das Envisat-Weltraumschrottproblem beginnt aber doch wohl an dem Tag, an dem Envisats letzter Manövriertreibstoff verbraucht ist... :(
Terminus
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Weil Sentinel 1A und Sentinel 2A des GMES-Programmes (GMES: Global Monitoring for Environment and Security) wohl (noch) später als ursprünglich einmal geplant um die Erde kreisen werden, muß Envisat länger durchhalten. In seinem leicht abgesenkten Orbit wollte man Envisat zuletzt bis etwa 2013 betreiben. Jetzt sieht es so aus, als müsse man ihn auch noch 2014 einsetzen, wenn die Sentinels mit den Nachfolgeinstrumenten noch nicht auf Umlaufbahnen um die Erde verfügbar sind.
Gruß Pirx
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Das ist doch prinzipiell nicht schlecht, oder? Envisat hat sich bisher doch bewährt und liefert gute Ergebnisse. Oder gibt es technische Schwierigkeiten, so dass gehofft wird, dass die Sentinels "endlich" verfügbar sind?
Grüße,
Olli
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Naja, er ist schon weit jenseits seiner garantierten Mission. Wenn man auf Kontinuität in den Daten zählt, dann sollte ein Nachfolger zügig kommen, abseits von Hoffen und Wahrscheinlichkeiten.
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Envisat ist ja ein ziemlich großer (und teurer) Satellit, ich erinnere mich noch an das Zittern beim Start mit einer Ariane, dass auch ja nichts schiefgeht. Was ist denn für das Missionsende geplant?
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... Was ist denn für das Missionsende geplant?
Nach verschiedenen Verlängerungen letzter Stand bisher 2013. Da Deaktivierung, aber kein Deorbit (kein Sprit dafür...). Siehe auch http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/28102010152748.shtml (http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/28102010152748.shtml)
Gruß Pirx
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Zurzeit analysiert man eine "Entsorgung" genauer. Man möchte wohl auf jeden Fall den SSO (sonnsynchronen Orbit) frei machen. Über die erwartete Verbleibzeit nach der Abschaltung hat Envisat aufgrund seiner Größe offenbar eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit anderem Schrott/Trümmern. Die Fragmentation könnte dann Envisats (begehrten) SSO auf absehbare Zeit zumüllen. Daher sollte Envisat diesen Orbit vor der Abschaltung auf jeden Fall verlassen.
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Envisat mit seinem SCIAMACHY-Spektrometer erforscht nun seit 10 Jahren die Ozonschicht der Erde. Der Start erfolgte am 28. Februar 2002 auf einer Ariane 5. Zu diesem Jubiläum hat das DLR einen Artikel veröffentlicht, worin auf die Forschungsergebnisse bezüglich unserer Atmosphäre eingegangen wird.
Klimawächter im All: Zehn Jahre SCIAMACHY auf ENVISAT (http://www.dlr.de/dlr/de/desktopdefault.aspx/tabid-10212/332_read-2801/)
Envisat Mission Manager Henri Laur spricht hier bei ESAs Earth from Space über die Mission des europäischen Umweltsatelliten.
ws
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Envisat ausgefallen? :o
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,827236,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,827236,00.html)
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Envisat ausgefallen? :o
Auch hier auf spaceflightnow (http://www.spaceflightnow.com/news/n1204/12envisat/)
Grobe Zusammenfassung:
"Envisat hat nach 10 Jahren Dienst aufgehört Daten zu Senden.
ESA-Mission Control erklärte einen Notfall und hat zur Unterstützung aufgerufen.
Ein Team von Operatoren und Flugdynamik-Spezialisten wurde schnell aufgebaut.
Die ESA hatte geplant die Envisat-Mission bis 2013 zu verlängern um bis zur Markteinführung der Sentinel-Satelliten Serie die Kontinuität von Daten zu gewährleisten.
Am Freitag plant die ESA eine Pressekonferenz [?] zu der Envisat Anomalie zu halten."
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Keine Daten? Keine Telemetrie oder "nur" keine Nutzdaten? Es hört sich erst mal nach ersterem an und das wäre schlecht. Man war ja gerade dabei das Szenario zu entwickeln und zu entscheiden wie man den Brocken vor dem Lebensende aus diesem wichtigen Orbit bekommt.
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Ein wenig interessant: schon seit Sonntag hat man keinen Kontakt mehr und man geht erst jetzt an die Öffentlichkeit. Für mich ist das ein Zeichen, dass es schlecht um die Mission steht und die Arbeiten der letzten Tage wahrscheinlich ergebnislos waren.
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Keine Daten? Keine Telemetrie oder "nur" keine Nutzdaten? Es hört sich erst mal nach ersterem an ...
Klingt für mich bes. im Kontext mit der Aufforderung zur Unterstützung nach der Variante keine Daten und keine Telemetrie.
Betrübter Gruß Pirx
Nachtrag:
Bei Red Ortbit heisst es: " ... it realized communication to Envisat was lost when reception of any data was not going through as it passed over the Kiruna ground station ... " > Man bemerkte, dass die Kommunikation mit Envisat abgebrochen ist, als bei einem Überflug über die Bodenstation Kiruna keinerlei Daten empfangen wurden.
In der GIS Lounge: " ESA reports that the satellite remains in stable orbit around the earth." > Die ESA berichtet, dass Envisat sich weiter auf einer stabilen Umlaufbahn befindet.
Und das Original der ESA mit Datum vom 12. April 2012 gibt es da: http://www.esa.int/esaCP/SEMQ2EHWP0H_index_0.html (http://www.esa.int/esaCP/SEMQ2EHWP0H_index_0.html) . Dort wird berichtet, dass es bis zum 12. April nicht wieder gelang, Kontakt zu Envisat herzustellen.
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Hallo,
Hier noch die ESA Meldung in deutscher Sprache:
http://www.esa.int/esaCP/SEMMRLHWP0H_Germany_0.html (http://www.esa.int/esaCP/SEMMRLHWP0H_Germany_0.html)
Gruß
Holi
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Und im Earthnet Online der ESA wurde schon am 10. April 2012 gemeldet:
"10 April 2012
On Sunday afternoon, 8 April, there was a sudden interruption of the communication links with the Envisat satellite, preventing reception of telemetry data. First recovery actions have been started."
Am Samstag den 8. April kam es zu einer plötzlichen Unterbrechnung der Kommunikationsverbindungen zu Envisat, in deren Folge der Empfang von Telemtriedaten nicht mehr möglich war. Erste Rettungsmaßnahmen wurden eingeleitet.
Gruß Pirx
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"Rettungsversuche für «Envisat» bislang erfolglos"
aus dem dpa Ticker (http://www.zeit.de/news/2012-04/13/raumfahrt-rettungsversuche-fuer-envisat-bislang-erfolglos-13135602)
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Nur bei klarem Himmel und sehr schwach gibt es aber direkten Sichtkontakt zu Envisat.
Hier die Daten für die Sichtbarkeit von Envisat (http://heavens-above.com/PassSummary.aspx?satid=27386&lat=52.51667&lng=13.4&loc=Berlin&alt=34&tz=CET) bis Ende nächster Woche für Berlin.
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ESA besorgt sich Hilfe aus den USA und aus Frankreich und Deutschland:
http://www.spacenews.com/earth_observation/120413-esa-enlists-help-envisat.html (http://www.spacenews.com/earth_observation/120413-esa-enlists-help-envisat.html)
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Wurde schon "visuell" untersucht, ob vllt eine Kollision mit Weltraumschrott stattgefunden ist? ist das überhaupt so genau möglich?
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Wurde schon "visuell" untersucht, ob vllt eine Kollision mit Weltraumschrott stattgefunden ist? ist das überhaupt so genau möglich?
Guten Morgen!
Ich stelle mir vor, dass man bei einer solchen visuellen Untersuchung vom Erdboden aus wirklich grobmechanische Veränderungen feststellen kännte, aber nicht, ob ein kleines Stück Debris irgend ein für den Satelliten lebenswichtiges Kabel oder eine Rohrleitung oder eine Platine usw. durchschlagen hat.
Gruß Pirx
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da hast du natürlich recht.^^ Schade, wäre auf jeden Fall aber interessant zu wissen
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Immerhin kann man vom Boden aus sehen (müsste man sehen können), ob der Satellit wenigstens seine Lage noch stabil hält.
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Nach dem Artikel bei SN schauen die Franzosen optisch mit Spot von oben und mit Pleiades von unten auf Envisat. Deutschland beleuchtet ihn mit der Radar vom Boden aus, mit der TIRA-Station in der Nähe von Bonn.
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Immerhin kann man vom Boden aus sehen (müsste man sehen können), ob der Satellit wenigstens seine Lage noch stabil hält.
Das soll ja laut Meldung weiter oben noch der Fall zu sein. Liegt also vielleicht "nur" ein Schaden bei der Kommunikation vor? Aber kann die komplett ausgefallen sein? Immerhin baut man meistens Backup-Systeme ein.
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Ich halte eine Kollission von größerer Art für unwahrscheinlich da ein Impact ja doch sicherlich Einfluss auf die Bahn gehabt hätte und diese kann man am Boden doch sehr genau messen.
Gruß Ian
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Etwas 'neues' von der ESA Envisat 19.04.2012 (https://earth.esa.int/web/guest/missions/esa-operational-eo-missions/envisat/news)
ESA's efforts to re-establish contact with Envisat satellite 19 April 2012
Since the occurrence of the sudden Envisat anomaly on 8 April, ESA engineers have been trying to re-establish contact with the satellite. So far those attempts have been unsuccessful.
Some useful information has been retrieved thanks to the support of various means (e.g. on ground radar images, Laser Retro-Reflector observations from laser tracking stations, French Pleiades satellite images). Such information shows that the satellite is on its nominal orbit, in one piece, however in an unexpected orientation.
Informationen von verschiedenen Seiten [..] zeigen, dass der Satellit in einem Stück auf seiner normalen Umlaufbahn aber in einer unerwarteten Orientierung ist.
Edit: Etwas ausfühlicher hier (https://earth.esa.int/web/guest/missions/esa-operational-eo-missions/envisat/news/-/asset_publisher/x9cY/content/esa-s-efforts-to-re-establish-contact-with-the-envisat-satellite?p_r_p_564233524_assetIdentifier=esa-s-efforts-to-re-establish-contact-with-the-envisat-satellite&redirect=%2Fc%2Fportal%2Flayout%3Fp_l_id%3D65961)
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Mittlerweile gibt es aktuelles Bildmaterial: http://www.esa.int/esaCP/SEM2HNKWZ0H_index_0.html (http://www.esa.int/esaCP/SEM2HNKWZ0H_index_0.html)
Gruß Pirx
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"Unexpected orientation" heißt ja dann wahrscheinlich, dass er eben nicht mehr zur Sonne ausgerichtet ist...?
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"Unexpected orientation" heißt ja dann wahrscheinlich, dass er eben nicht mehr zur Sonne ausgerichtet ist...?
In der Meldung vom 19. steht "Unexpected orientation". In der neueren Meldung vom 20., verlinkt von Pirx, steht aber nur, daß sie versuchen, das rauszufinden.
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Mehr Envisat-Ansichten von Pléiades 1A gibt es bei der französischen Raumfahrtagentur CNES: http://image-cnes.fr/1-loeil-du-satellite/pleiades-1a-observe-envisat/ (http://image-cnes.fr/1-loeil-du-satellite/pleiades-1a-observe-envisat/)
Gruß Pirx
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Mittlerweile gibt es aktuelles Bildmaterial: http://www.esa.int/esaCP/SEM2HNKWZ0H_index_0.html (http://www.esa.int/esaCP/SEM2HNKWZ0H_index_0.html)
Gruß Pirx
Und auch in Deutsch (http://www.esa.int/esaCP/SEM4Q2NW91H_Germany_0.html)
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Auf sciencemag.org hieß es am 23. April 2012, die ESA habe weiterhin keinen Kontakt zu Envisat.
Nutzer der Radarbilder von Envisat könnten möglicherweise solche von kanadischen Radarsatelliten verwenden, diesbezüglich gebe es eine Vereinbarung zwischen der ESA und Kanada.
Radarhöhenmesser-Daten könnte CryoSat 2 liefern.
Für die Erforschung der Atmosphäre und Untersuchung der Luftqualität gebe es laut sciencemag.org aber derzeit keine adäquaten Alternativen. Der Start des entsprechend ausgerüsteten Sentinel 3 sei für 2014 geplant.
Bei Nature hieß es am 24. April 2012, man halte laut Manfred Warhaut vom ESA-Standort Darmstadt sowohl den Ausfall des Hauptcomputers von Envisat als auch des zentralen Energieversorgungssystems des Satelliten für denkbar.
Gruß Pirx
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Dort http://gmesdata.esa.int/web/gsc/news/20120426 (http://gmesdata.esa.int/web/gsc/news/20120426) berichtet die ESA mit Datum vom 26. April 2012, dass man die Chancen, noch einmal Kontrolle über den Satelliten zu bekommen, für eher gering hält.
Die Bemühungen, Verbindung zu Envisat zu bekommen, laufen weiter. Aus den zuletzt von Envisat empfangenen Daten versucht man darauf zu schließen, was an Bord geschehen sein könnte.
Gleichzeitig untersucht man, wie man den Ausfall von Envisat bestmöglich kompensieren kann, bis die zur Fortsetzung der bisher von Envisat durchgeführten Datenerfassungen entsprechenden unterschiedlichen Sentinels im All sind.
Gruß Pirx
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Ein Interview:
"Wir müssen der Tatsache ins Gesicht sehen, dass wir Envisat verloren haben", so Liebig, Direktor für Erdbeobachtungsprogramme bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa.
http://www.wiwo.de/technologie/forschung/raumfahrt-envisat-war-unser-arbeitstier/6563186.html (http://www.wiwo.de/technologie/forschung/raumfahrt-envisat-war-unser-arbeitstier/6563186.html)
Gruß, Klaus
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Ein Interview:
http://www.wiwo.de/technologie/forschung/raumfahrt-envisat-war-unser-arbeitstier/6563186.html (http://www.wiwo.de/technologie/forschung/raumfahrt-envisat-war-unser-arbeitstier/6563186.html)
Interessantes Detail aus diesem Interview: Nach dem letzten geglückten Funkdatenkontakt (bei dem also auch Daten übermittelt wurden) hat der Satellit immerhin noch ca. 10 Stunden lang seine Trägerfrequenz (Carrier) gesendet, allerdings ohne jede Daten. Erst danach ist der Kontakt wirklich vollständig abgerissen.
Ferner interessant:
Lässt sich die Fehlerquelle denn bereits eingrenzen?
Liebig: Es ist auf jeden Fall kein Treibstoffproblem. Wir haben zwei Fehlerszenarien, die aufgrund der spärlichen Informationen, die wir haben, schwer zu bestätigen sind: Entweder ist die Stromversorgung der Datenverarbeitung defekt, oder die des ganzen Satelliten.
Terminus
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Envisat ist offiziell verloren, sagt die ESA:
http://www.esa.int/esaCP/SEM1SXSWT1H_index_0.html (http://www.esa.int/esaCP/SEM1SXSWT1H_index_0.html)
Man will allerdings noch zwei Monate lang nach möglichen Fehlerursachen fahnden. So lange soll es auch noch weitere Kontaktversuche geben.
Und: Sentinel-3 (http://de.wikipedia.org/wiki/Sentinel_(Satelliten)#Sentinel-3) soll jetzt ganz schnell starten, eine Art Envisat-Nachfolger, der statt von der ESA von Eumetsat betreut wird:
Now with the end of the mission, the launch of the upcoming GMES Sentinel satellites has become even more urgent to ensure the continuity of data to users, improve the management of the environment, understand and mitigate the effects of climate change and ensure civil security.
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Wirklich schade, aber es war nach den anfaenglichen Zeichen zu erwarten.
Nicht nur Sentinel-3 ist ein Envisat Nachfolger, das komplette GMES Programm ist im Prinzip die Nachfolge von Envisat welches sich auf fuenf verschiedene Satelliten und Piggyback-Instrumente bezieht. Dabei uebernimmt jeder Satellit ein bestimmtes Aufgabenfeld von Envisat. Sentinel 1, 2 und 3 sollen in den naechsten zwei Jahren starten mit jeweils einem zweiten Satelliten als Backup ein, zwei Jahre spaeter. Sentinel 4 und 5 sind Instrumente welche auf den naechsten Generationen von Eumetsat Satelliten fliegen werden (MTG und METOP-SG). Bis dahin soll es einen Sentinel 5 - Precurser Satelliten geben um die Luecke zu fuellen.
Das mal nur um zu verdeutlichen welchen Datenverlust man sich hier jetzt gegenueber sieht. :-\
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Sentinel 1, 2 und 3 ... mit jeweils einem zweiten Satelliten als Backup ein, zwei Jahre spaeter. Sentinel 4 und 5 ... Precurser Satelliten geben um die Luecke zu fuellen.
Das mal nur um zu verdeutlichen welchen Datenverlust man sich hier jetzt gegenueber sieht. :-\
Es verdeutlicht auch schön die Anspannung, der sich damals beim Start von Envisat die Verantwortlichen gegenüber gesehen haben müssen. ;)
Aber ich glaube, die Verlustquote bei diesen "Flaggschiffmissionen" ist bis jetzt bemerkenswert makellos. Oder ist jemals so eine milliardenteure Mission wie Viking, Cassini, Rosetta, Envisat oder neulich Curiosity schon gleich beim Start gescheitert? Mir fällt jedenfalls nichts ein.
Terminus
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Hubble Spiegel? Atlas-Able Pioneer? Cluster? Ranger-Programm?
(ok, zu den finanziellen Dimensionen hab´ich auf die Schnelle keine Zahlen greifbar)
Gruß Pirx
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Naja, das muß man relativieren.
Hubble war kein Totalverlust und wurde später repariert und bei Cluster flog ja das Risiko mit, nachdem man aus Kostengründen auf einen Erststart gebucht hatte. Gingen die nicht sogar für "umme" durch, genau aus dem Grund?
Die Ranger-Sonden waren recht minimalistische Objekte aus den Frühtagen der Raumfahrt und ohnehin Kamikazeflieger, da wurde eher nach dem Schrotflintenprinzip gearbeitet: Irgendeine wird schon treffen. Und für die frühen Pioneer gilt im Prinzip das gleiche. Damals war Raumfahrt noch um einiges experimenteller. Mit einem Milliardenprojekt wie Envisat oder Gallileo, bei dem alles auf eine Karte gesetzt wird und sich die aufgewendeten Ressourcen in einem einzigen Raumfahrzeug bündeln, kann man das nicht wirklich vergleichen.
Vor dem Hintergrund finde ich es auch sinnvoll, künftig die Instrumente wieder auf mehrere (kleinere?) Satelliten zu verteilen. So ist das Risiko geringer, auf einen Schlag gleich alles zu verlieren.
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Sentinel 1, 2 und 3 ... mit jeweils einem zweiten Satelliten als Backup ein, zwei Jahre spaeter. Sentinel 4 und 5 ... Precurser Satelliten geben um die Luecke zu fuellen.
Das mal nur um zu verdeutlichen welchen Datenverlust man sich hier jetzt gegenueber sieht. :-\
Es verdeutlicht auch schön die Anspannung, der sich damals beim Start von Envisat die Verantwortlichen gegenüber gesehen haben müssen. ;)
Aber ich glaube, die Verlustquote bei diesen "Flaggschiffmissionen" ist bis jetzt bemerkenswert makellos. Oder ist jemals so eine milliardenteure Mission wie Viking, Cassini, Rosetta, Envisat oder neulich Curiosity schon gleich beim Start gescheitert? Mir fällt jedenfalls nichts ein.
Terminus
... Mars-96? Phobos-Grunt?
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... ist jemals so eine milliardenteure Mission wie Viking, Cassini, Rosetta, Envisat oder neulich Curiosity schon gleich beim Start gescheitert? Mir fällt jedenfalls nichts ein.
... Mars-96? Phobos-Grunt?
Okay, die sind natürlich früh gescheitert, waren aber keine Milliardenmissionen. ;)
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Ich glaube, Mars 96 war schon ein international hoch angesetztes und kostspieliges Unterfangen. Man hat damals nur nicht so viel davon mitbekommen, da das WWW ja noch in den Kinderschuhen steckte.
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Ich habe bei Bernd Leitenberger eine recht ausführliche Seite über Mars-96 (http://www.bernd-leitenberger.de/mars96.shtml) gefunden und davon ausgehend auch die Homepage des Projektes (http://www.iki.rssi.ru/mars96/mars96hp.html) selbst. Angesichts der vielen geplanten Experimente kann man wirklich Respekt kriegen. Laut B.L. wurden die Gesamtkosten der Mission auf ca. 1 Mrd. US-Dollar geschätzt, davon z.B. 200 Mio. aus Deutschland für die Entwicklung der HRSC (deren Reserveexemplar es ja später doch noch zum Mars schaffte und heute noch da knipst :) ).
Jedenfalls wäre demnach Mars-96 tatsächlich mal eine (die einzige?) Großmission (aka Milliardenmission aka Flaggschiffmission), die schon beim Start gescheitert ist.
Terminus
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Man ist sich des "Müllproblems Envisat" bei ESA bewusst. Offenbar will man das aktiv lösen und den toten Brocken nicht sich selbst überlassen. Was das dann konkret heißen wird, ist hingegen noch nicht so scharf umrissen.
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Ähnliches habe ich neulich auch bei der ESA vernommen. Offenbar will man aber die Zeit abwarten, in der weiter versucht werden soll, wieder Kontakt zu Envisat aufzunehmen - auch wenn die Chancen dafür nahe null sind. Erst danach soll auch laut über eine Beerdigungsmission nachgedacht werden.
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Finde ich sehr beeindruckend, dass man sich zu einer solchen "Beerdigungsmission" durchringt. Das kostet ja erstmal Geld, ohne sofort Nutzen zu bringen. Andererseits dürfte die Firma und die Leute, die solche Pionierarbeit leisten, dieses Knowhow später für ähnliche Missionen vermarkten können.
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Der Nutzen ist hier, dass man diesen wichtigen Orbit frei hält. Ein passiver Envisat würde sich über kurz oder lang zu einem nicht mehr zu ignorierendem Gefahren-/Müllrisiko entwickeln. Die anderen Missionen auf diesem Orbit würden arge Probleme bekommen.
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... und angeblich gab es in den letzten Jahren viele und eine zunehmende Zahl von Kollisionswarnungen für Envisat. So lange er steuerbar war, war das kein Problem. Aber jetzt ist wohl vielen bei der ESA etwas mulmig zumute.
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Die Analyse der "Bedrohnungslage" ist sicherlich korrekt. Nur was kann man dagegen tun? Immerhin steht zu befürchten, dass sich Envisat längst in ein mehr oder weniger große Trümmerwolke aufgelöst hat, bevor ein wie auch immer konzipiertes Gefährt fertig entwickelt ist und gestartet werden kann.
DEOS ist doch sicherlich noch lange nicht soweit, und von Smart-OLEV hört man auch nichts mehr. Wann müsste also sinnvollerweise eine Mission starten und ist das tatsächlich zu schaffen?
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Grundsätzliche Dockingerfahrung hat man doch und Rücksicht auf eine weitere Betriebsfähigkeit muß man auch nicht mehr nehmen. Hat Envisat denn mögliche Andockpunkte? Es gab z.B. mal das Konzept, sich im Haupttriebwerk zu verankern. Nun hat Envisat ein solches nicht (bitte um Korrektur, falls das nicht stimmt), aber doch zumindest einen Adapter, mit dem er mal auf der Rakete montiert war. Die Abstiegsstufe selbst kann, bis auf die Anflugsteuerung, ja ansonsten durchaus einfach gehalten sein.
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DEOS ist zu klein, wobei ESA durchaus weiß, dass wir DEOS machen.
Selbst wenn so eine Mission ein paar Jahre braucht, um dann "das Problem Envisat" zu lösen, muss man das der sonst verbleibenden Orbitzeit (Lebensdauer des Problems) gegenübersetzen. Da habe ich die Zahl nicht parat, aber das Verhältnis lohnt sich.
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So einfach ist das mit dem "Andocken" nicht. Das ist auch das Problem bei DEOS: ein "nicht-kooperatives" Ziel. Das gab es bei uns so bisher noch nicht. Man braucht aufwändige Sensoren, Algorithmen und Verfahren auf der einen aktiven Seite, um das Ziel ordentlich zu erfassen, dessen Zustand festzustellen und sicher zu manövrieren. Außerdem müssen wir bedenken: es gibt keinen dauerhaften Kontakt zum Boden, nur mehrere minutenlange Fenster. In dieser Zeit müssen aktuelle Daten übertragen werden, die müssen ausgewertete werden, dann muss manövriert/agiert werden und das Ergebnis muss verifiziert werden. In der langen Phase des Funkschattens danach darf sich nichts gefährliches entwickeln ... alles nicht einfach.
Ein Mensch vor Ort ist quasi sehr flexibel (ein gutes Betriebssystem), aber ein automatischer Roboter? Das ist aufwändig zu entwickeln.
Vielleicht gibt's dann aber schon EDRS ... oder man nutzt TDRS mit? Das würde helfen.
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Selbst wenn so eine Mission ein paar Jahre braucht, um dann "das Problem Envisat" zu lösen, muss man das der sonst verbleibenden Orbitzeit (Lebensdauer des Problems) gegenübersetzen. Da habe ich die Zahl nicht parat, aber das Verhältnis lohnt sich.
Ich habe neulich mit einem der Missionswissenschaftler von SWARM gesprochen, der ja das Erdmagnetfeld sehr genau vermessen soll und insbesondere die Magnetosphäre im Blick haben soll. Ihm zu Folge scheint die Ionosphäre sich derzeit zusammenzuziehen, vermutlich als ein Resultat der globalen Erwärmung, die in oberen Atmosphärenschichten eher kühlend wirkt. Die Daten dafür stammen von der Vorgängermission CHAMP und sollen bald präzisiert werden.
Diese zusammenziehende Ionosphäre könnte das Weltraummüllproblem verschärfen, weil sie die Verweilzeiten im Orbit verlängern könnte. Für Envisat hielt mein Gesprächspartner eine Verweilzeit von 150 Jahren im schlechtesten Fall für denkbar.
Wenn diese Prognose (die die bisher kaum verstandene Dynamik der Ionosphäre berücksichtigt) so stimmt, bräuchten wir definitiv eine Entsorgungsmission für Envisat, egal ob in 10 oder 20 Jahren.
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wir bräuchten es dann auch sicher nicht nur für Envisat.
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Ja und nein. Akkut wird es quasi für Envisat, da er als dicker Brocken auf einem wichtigen Orbits gestrandet ist. Wenn man Satelliten aus diesem Orbit heraus nimmt, bevor sie "sterben", dann ist ihr weiteres Schicksal nicht ganz so schlimm für den Rest.
Wenn man aber einmal eine funktionierende Technologie hat, wäre das immer gut, um sie dann bei Bedarf abzurufen/loszuschicken.
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Außerdem müssen wir bedenken: es gibt keinen dauerhaften Kontakt zum Boden, nur mehrere minutenlange Fenster. In dieser Zeit müssen aktuelle Daten übertragen werden, die müssen ausgewertete werden, dann muss manövriert/agiert werden und das Ergebnis muss verifiziert werden. In der langen Phase des Funkschattens danach darf sich nichts gefährliches entwickeln ... alles nicht einfach.
Bei solch einer kritischen Mission wird die Kommunikation bestimmt über Artemis oder TDRS abgewickelt. Bei der Gelegenheit wär ich dafür nur noch Satelliten zu starten, die eine Haltevorrichtung besitzen wie Hubble sie bei der letzten Shuttle Wartungs-Mission bekommen hat. Am Besten gleich noch mit einem Kontaktschalter der die Systeme an Bord auch wirklich abschaltet bei Kopplung. So ein ungewisser Systemzustand ist sicher nicht die beste Voraussetzung.
Gruß, Klaus
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Bei der Gelegenheit wär ich dafür nur noch Satelliten zu starten, die eine Haltevorrichtung besitzen wie Hubble sie bei der letzten Shuttle Wartungs-Mission bekommen hat. Am Besten gleich noch mit einem Kontaktschalter der die Systeme an Bord auch wirklich abschaltet bei Kopplung.
So ein einfacher, Andockpunkt ohne elektrische oder sonstige Verbindungen sollte dann wirklich, möglichst internationaler, Standard werden.
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Der Raumzeit-Podcast RZ041, aufgenommen im Juni 2012, beschäftigt sich mit Envisat:
http://raumzeit-podcast.de/2012/07/09/rz041-envisat/ (http://raumzeit-podcast.de/2012/07/09/rz041-envisat/)
Download als mp3:
http://meta.metaebene.me/media/raumzeit/rz041-envisat.mp3 (http://meta.metaebene.me/media/raumzeit/rz041-envisat.mp3)
Download als mp4:
http://meta.metaebene.me/media/raumzeit/rz041-envisat.m4a (http://meta.metaebene.me/media/raumzeit/rz041-envisat.m4a)
Gruß Pirx
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Sollte Envisat mit einem anderen Satelliten crashen, könnte es für die ESA teuer werden. Im Falle eines Crashes droht eine Klage wegen grober Fahrlässigkeit meint man beim International Institute for Space Law in den Niederlanden:
http://www.spacenews.com/civil/121005-envisat-esa-unenviable-position.html (http://www.spacenews.com/civil/121005-envisat-esa-unenviable-position.html)
Anstatt Envisat bis zum letzten Tropfen zu betreiben, hätte man den Orbit um 30km auf 750km senken können. Von dort aus wäre ein Wiedereintritt in 25 Jahren möglich gewesen. Jetzt dauert es über 100 Jahre.
Jetzt gibt es nur 2 Optionen. Envisat herunterholen oder das Risiko eingehen und bei einem Crash zahlen. Selbst eine Sekundärtreffer, also Stücke von Envisat, die andere Satelliten treffen, könnte teuer werden.
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Auf welcher Gesetzesbasis? In Frankreich kann man heute Satellitenbetreiber oder den Startanbieter "anzählen", weil Frankreich ein Weltraumgesetzt hat, das Verantwortungen und Haftung regelt. In Deutschland gibt es das bspw. noch nicht. Haben die Mitgliedsländer der ESA ein internationales Vertragswerk ratifiziert, dass Haftung im All regelt? Wie soll Deutschland dann für etwas auf Seiten der ESA haften, für das es hier kein gültiges/ratifiziertes Gesetz gibt?
Und wer hat China verklagt, als sie vorsätzlich ihren Satelliten abgeschossen haben. Oder wer verklagt Russland und Iridium?
Pure Theorie ... und rechtlich gar nicht so möglich, wie es der "gesunde Menschenverstand" in dem Fall erscheinen lässt.
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Du hast den spannenden Vortrag auf dem Raumcon-Treff über Weltraumrecht verpasst. Es gibt durch den Weltraumvertrag durchaus rechtliche handhabe, wenn unsere Satelliten fahrlässig anderes Eigentum zerstören.
Haben die Mitgliedsländer der ESA ein internationales Vertragswerk ratifiziert
Yepp, signiert und ratifiziert: http://de.wikipedia.org/wiki/Weltraumvertrag (http://de.wikipedia.org/wiki/Weltraumvertrag)
Und wer hat China verklagt, als sie vorsätzlich ihren Satelliten abgeschossen haben. Oder wer verklagt Russland und Iridium?
Pure Theorie ... und rechtlich gar nicht so möglich, wie es der "gesunde Menschenverstand" in dem Fall erscheinen lässt.
Tobi hat ja explizit geschrieben, falls unser Schrott anderes Eigentum zerstört. Und dann würde aus Theorie schnell Praxis.
Gruß, Klaus
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Es ist trotzdem Theorie. In dem Vertrag steht ein Artikel zur völkerrechtlichen Haftung der Staaten, wenn man einem anderen Staaten Schaden zufügt oder gegen den Vertrag verstößt. Wer und wo wird diese Haftung durchgesetzt? Wer verklagt wen? Die ESA? Oder alle Mitglieder? Vor welchem Gericht? Völkerrechtliche Haftung ist schon so etwas wie ein Papiertiger und wir auch regelmäßig durch Immunitätsregeln umgangen.
Nicht umsonst suchen wir ein Weltraumrecht, um eine eigene Rechtsgrundlage zu haben, vor unseren Gerichten.
Aber, ich nehme die Frage am Montag mal mit zu unseren Juristen. Falls ich korrigiert werde, berichtige ich mich hier :).
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Aber, ich nehme die Frage am Montag mal mit zu unseren Juristen.
Wenn Du mir oder unserem Hausjuristen nicht glaubst, ist das natürlich eine andere Sache. Dann hol Dir noch eine dritte Meinung. Es ist auf jeden Fall hängen geblieben, dass man verklagen kann. Und es eben nicht pure Theorie ist.
Das man nicht bei Iridum klagte, hat viele Gründe. Aber da steht nichts davon, dass es juristisch nicht durchsetzbar gewesen wäre, zumal auch die grobe Fahrlässigkeit bei dieser Kollision auszuschließen ist:
http://www.examiner.com/article/iridium-satellite-collision-are-legal-consequences-forthcoming (http://www.examiner.com/article/iridium-satellite-collision-are-legal-consequences-forthcoming)
Gruß, Klaus
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Und offenbar gibts noch eine weitere Handhabe: http://www.oosa.unvienna.org/oosa/SpaceLaw/liability.html (http://www.oosa.unvienna.org/oosa/SpaceLaw/liability.html)
Gruß, Klaus
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Ich korrigiere 50% meiner Aussage :).
Die ESA hat über Ausführungsabkommen Regeln zur Haftung übernommen. Damit sind sie nominell anwendbar. Real wird das Ganze nach hiesiger Aussage nicht werden, es ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Für Schäden im Weltall gilt die Verschuldenshaftung. Man muss der ESA eine Schuld nachweißen. In Anbetracht, dass es noch keine etablierten "Verkehrsregeln" gibt, ist es schwer bis unmöglich, einen unanfechtbaren Beweis zu führen. ENVISAT ist so etwas wie ein umgestürzter Baum auf gerader, tagheller Landstraße. Wenn da jemand anderes reinfährt, hat er mindestens Mitschuld, denn er hat den Baum ja gesehen.
Für ENVISAT stellt sich dass dann so dar:- Wenn ein Anderer in ENVISAT hinfliegt, ist der auch schuldig.
- Wenn ein Anderer von einem Trümmerstück getroffen wird, dass von Envisat erzeugt wurde, dann ist er auch (mit)schuldig. Wenn man das Trümmerteil ENVISAT zuordnen kann, dann ist es auch ordentlich katalogisiert und man hätte ihm ausweichen können.
In der Summe bleibt das heute wohl doch ein Theoriefall. Wenn es hingegen mal ordentliche Orbit-Verkehrs-Ordnung gibt ...
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Sollte Envisat mit einem anderen Satelliten crashen, könnte es für die ESA teuer werden. Im Falle eines Crashes droht eine Klage wegen grober Fahrlässigkeit meint man beim International Institute for Space Law in den Niederlanden:
http://www.spacenews.com/civil/121005-envisat-esa-unenviable-position.html (http://www.spacenews.com/civil/121005-envisat-esa-unenviable-position.html)...
Dazu das:
Ist Envisat eine Zeitbombe?
Eine Mitarbeiterin des 1960 gegründeten Internationalen Instituts für Weltraumrecht (International Institute of Space Law, IISL) ist davon überzeugt. Während einer Präsentation im italienischen Neapel wies sie auf die ungewöhnlich hohen Gefahren hin, die der Erdbeobachtungssatellit Envisat für andere auf polaren Umlaufbahnen in rund 780 Kilometern über der Erde kreisende Satelliten bedeutet.
Weiter im Portal: http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/08102012130723.shtml (http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/08102012130723.shtml)
Gruß Pirx
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Mich überrascht vor allem, dass die esa hier nicht früher reagiert hat, da das Problem vom zunehmenden Weltraumschrott durchaus länger bekannt ist...
dazu aus dem Link:
"Irritiert zeigte sich Mejía-Kaiser, warum die ESA nicht die Priorität auf eine gesicherte Nutzbarkeit des speziellen, so wertvollen Bahnbereichs legte, und statt dessen versuchte, Envisat bis zum letzten Tropfen Treibstoff zu betreiben (im Sommer 2010 waren noch rund 80 Kilogramm Treibstoff an Bord verfügbar). Envisat sei zwar gestartet worden, bevor es Empfehlungen für das Sauberhalten von Erdumlaufbahnen gegeben habe, doch die Entscheidung, Envisat weiter zu betreiben, habe die ESA getroffen, nachdem sie eine Selbstverpflichtung, Richtlinien zur Vermeidung von Weltraumschrott einzuhalten, eingegangen war."
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Im Blog von Michael Khan, ESA-Missionsanalytiker am ESOC, gibt es eine Erwiderung an Mejía-Kaiser (http://www.scilogs.de/kosmo/blog/go-for-launch/allgemein/2012-10-10/war-der-weiterbetrieb-von-envisat-fahrl-ssig). Er hat ihre Zahlen nachgerechnet und kommt zum Ergebnis: sie erscheinen völlig daneben zu sein.
Ich habe mich bei den Zitaten und Berechnungen hier ausdrücklich auf frei verfügbares Material beschränkt und konnte dennoch zeigen, dass die Grundannahmen für Mejía-Kaisers Paper offenkundig unzutreffend sind. Jeder kann das verifizieren und nachrechnen, auch Martha Mejía-Kaiser hätte das tun können und sollen, bevor sie zu so heftigen Behauptungen und Anschuldigungen vorbringt, deren Beleg allerdings schwer fallen dürfte.
Sicher ist es keine gute Idee, einen Satelliten ins erdnahe Orbit zu starten, ohne Vorkehrungen zu seiner Begrenzung seiner Lebensdauer vorzunehmen. Heutzutage würde das so nicht mehr gemacht werden. Damals war das anders, nicht nur bei Envisat, sondern bei Satelliten aller Raumfahrt treibenden Nationen.
Er sieht daher auch kein fahrlässiges Vergehen der ESA - signifikant verringern können hätte sie die Bahnhöhe von Envisat nicht.
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In dem Blog heißt es ja sogar, dass der Vorwurf "grob fahrlässige Entscheidung" genannt wurde. Da würde man (ehh... ESA) ins Gefängnis gehen.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Probleme, die ein gewisses, aber nur sehr kleines, Risiko haben.
1. Zusammenstoß mit einem anderen Satelliten der auch tot und somit nicht steuerbar ist. Alle Anderen werden einfach ausweichen wenn es notwendig sein sollte.
2. Ob in 25 oder 70 oder mehr Jahren, das Ding wird unkontrolliert auf die Erde fallen. Das halte ich für das größere Problem. Irgendwann kommt so etwas auch mal über einer Metropole herunter.
Der gezielte Absturz der MIR war sicherlich besser als der unkontrollierte von Skylab.
NCC1701
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Ich kann mir nicht erklären was dieses Affentheater soll. Seit wann haftet der Betreiber für Schäden die durch den Schrott den er hinterlässt entstehen?
Für USA / Russland / China scheint das irgendwie nicht zu gelten.
Die Chinesen ballern ja auch gerne mal zu Testzwecken ausgediente Satelliten weg und erzeugen dabei tausende Trümmerteile mit hohem Gefährdungspotential.
Und auch die anderen haben mehr als genug alte Oberstufen / tote Satelliten da oben rumfliegen.
Jetzt mit dem Finger auf die ESA zu zeigen ist mehr als scheinheilig.
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Nun ja, China und Russland beschweren sich aber auch nicht über den Weltraumschrott, die esa hingegen schon ...
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Ich mag Keith Cowing und seine Kritik an der Nasa (Nasawatch)
Und im Prinzip nimmt er die ESA in Schutz:
http://spaceref.com/envisat/focus-on-space-debris-envisat.html (http://spaceref.com/envisat/focus-on-space-debris-envisat.html)
Meine Kritik ist eine Andere:
Ob die Dinger nun in 25, 100, 150 Jahren zurückkommen, niemand kann die dann steuern.
Bevor wir das "Kessler Syndrom" erleben werden, gehen die über Peking, NewYork, Moskau, Berlin... herunter.
Meiner Meinung nach sollte man über diese unkontrollierten Wiedereintitte über die nächsten 100 Jahre mehr besorgt sein.
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Und wieso? Meinst du, diese alten Satelliten hätten Unmengen giftigen oder radioaktiven Inventars an Bord? Mir scheint, du überschätzt die Gefahr gewaltig. Peking, New York, Moskau und Berlin sind Städte und befinden sich naturgemäß an Land. Mehr als 70% der Erdoberfläche sind aber mit Wasser bedeckt, und da müsste ein Schiff schon verdammt viel Pech haben, um getroffen zu werden. Ein Gutteil der Substanz der Satelliten wird zudem in feinste Teilchen verbrannt und verteilt sich in der Atmosphäre.
Damit eine diese vier Städte oder irgendeine andere hart getroffen werden könnte, müsste ein Satellit besonders groß oder stabil gebaut sein, um mit relativ großen Bruchstücken einschlagen zu können, die dann tatsächlich Schaden anrichten könnten, aber dann müsste immer noch ein entsprechendes Ziel getroffen werden.
Die Gefahr, dass du bei deiner nächsten Fahrt in einem Auto einen Unfall erleidest, ist da deutlich größer.
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Mir scheint, du überschätzt die Gefahr gewaltig. Peking, New York, Moskau und Berlin sind Städte und befinden sich naturgemäß an Land. Mehr als 70% der Erdoberfläche sind aber mit Wasser bedeckt, und da müsste ein Schiff schon verdammt viel Pech haben, um getroffen zu werden.
Ich finde, er hat schon Recht. Es geht nicht darum, ob "eine dieser vier Staedte" oder ueberhaupt eine besonders grosse/bekannte Stadt getroffen werden(*). Es geht eher darum, ob irgendein Ort in irgendeinem "sensibilisierten Land" getroffen wuerde, egal wie klein oder unbekannt der Ort als solcher ist.
"Sensibilisiert" heisst, dass die Oeffentlichkeit eines Landes von dem Weltraummuell-Problem genug weiss, um sich darueber aufzuregen, wenn es einen solchen EInschlag gaebe. Das umfasst wohl mindestens die sog. "westliche Welt", aber sicher auch viele Entwicklungslaender bzw. Staaten der "Dritten Welt".
Und damit wird die moegliche Trefferflaeche schonmal deutlich groesser :( . Zwar sind auch das gemessen an der Gesamtoberflaeche der Erde bestimmt nur ein paar Prozent (man schaue nur mal bei einer Flugzeugreise aus dem Fenster, eignet sich wunderbar als Augenoeffner...). Und nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ist es zwar unwahrscheinlich, aber auf lange Sicht unvermeidbar, dass es irgendwann passiert.
Terminus
(*) Mal ganz nuechtern betrachtet, geht es - zum Glueck - nicht um ganze Staedte oder auch nur "Orte" wie bei einem Meteoriteneinschlag, sondern hoechstens um einzelne Haeuser, oder Strassen/Plaetze, da das alles ist, was ein Satelliten-Trumm (Einzahl von "Truemmer" :) ) mit seiner relativ niedrigen Einschlaggeschwindigkeit beschaedigen kann. Jeder Flugzeugabsturz auf besiedeltes Gebiet, oder auch nur Tankwagenunfall a la Herborn, duerfte mehr Vernichtungspotenzial haben. Trotzdem waere das Geschrei gross.
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Mit anderen Worten: Wir reden gerade über die psychologischen Schäden eines Satellitenabsturzes, nicht über die eher zu vernachlässigenden physischen. Damit könntet ihr natürlich recht haben. Man stelle sich nur einmal vor, im zivilen Luftverkehr gäbe es nächstes Jahr weltweit Abstürze und sonstige Unfälle mit einer Gesamtzahl von 5.000 Toten. Eine ungeheure Angst würde zu monatelangen Debatten führen. Als Zahl der Verkehrsopfer in einem Land wie Deutschland ist das dagegen keine große Sache, und auch die 3.000 toten Passivraucher pro Jahr alleine bei uns spornen nur einige wenige Politiker an, den Nichtraucherschutz zu verschärfen.
Stellt sich nur eine Frage: Bekommt man mit der Angst vor den Dingen, die aus dem Himmel herunter fallen und einen treffen könnten, die Leute dazu, ihre Steuergelder in entsprechenden Gegenmaßnahmen investiert zu sehen?
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guten Morgen,
zu dem Thema entwickelt man internationale Standards zur sog. "Planetary Protection". Es geht also nicht nur darum wie man Müll da oben vermeidet, sondern auch darum die Oberfläche zu schützen. Wie so oft, geht es dabei um Statistik mit Wahrscheinlichkeiten und Erwartungswerten.
Zwei technische Aspekte sind dabei dann: Konstruktion eines Satelliten, so dass er sich weitestgehend/komplett zerlegt (trifft oft eh zu) oder ein definiertes Manöver am Lebensende, um (in Resten) gezielt auf eine Zone am Boden zu fallen.
Man ist auch dabei das jetzt schrittweise in neue Missionen einzuführen. Warum man hier keine ad-hoc "alles oder nichts"-Entscheidungen trifft, hat Ruhri ja gut plakatiert. Wir schaffen auch sonst nicht (viel größere) Gefahren von heute auf morgen ab ... sondern "leben damit" und gehen stetig voran.
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Reden wir jetz über Weltraummüll allgemein oder Envisat? :)
Zu dem gleich mal ne frage habe weil ich mir jetzt nicht nochmal alles durchgelesen hab. ;)
Ist er denn noch Lagestabiel oder trudelt er schon um sämtliche Achsen?
Heißt nur die Kommunikation ist ausgefallen aber einige autonome Systeme
wie Lage halten und Solarzellen ausrichten gehen noch.
Jetz wieder Weltraummüll allgemein ;)
Weil wenn er stabiel ist dann könnte er doch wunderbar für einen Test
einer DEOS oder ähnlichen Mission dienen.
Natürlich; Wenn man die Entwicklung entlich mal fertig bringt.
OK das kostet zwar erst mal Geld
aber wenn es funktioniert ihn kontrolliert zum Absturz zu bringen wäre
das auch ein großer Prestigegewinn für die beteiligten Unternehmen,
was doch durchaus auch einen Schub an Entwicklungen in diesem Sektor
begünstigen kann.
Das wäre dann evtl. mal ne sinnvolle Ausrichtung der euröpäischen Raumfahrtpolitik,
man könnte auf einem Gebiet mal Vorreiter sein und es wär nicht so teuer weil Zukunftsorientiert
weiter nutzbar als der NASA ein Servicemodul für einen einzigen Orionflug zu bauen!
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Nur am Rande hier, weil du es gerade ansprichst: DEOS soll ein nicht-kooperatives Ziel darstellen und handhaben. Für die letzte Phase der Mission wird das heißen: der Zielsatelliten taumelt und soll vom Servicer unter Kontrolle gebracht werden.
Mal schauen, ob wir das hinbekommen ...
Und bevor die Idee aufkommt: Envisat ist für DEOS viel zu groß. DEOS ist eine Technologiemission, bei der auch etwas oben schief gehen kann. Das wird man nicht mit einem operativen Einsatz an Envisat kombinieren.
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DEOS ist eine Technologiemission, bei der auch etwas oben schief gehen kann. Das wird man nicht mit einem operativen Einsatz an Envisat kombinieren.
Ja hast natürlich recht, eine vorher erfolgreiche Demomission muß auf jeden Fall stattfinden.
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Radarbilder von Envisat mit Erläuterungen:
ws
Gruß
A.
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In folgendem Artikel heißt es, dass in Dresden gegenwärtig an optischen Systemen für einen Satelliten gearbeitet wird, der 2020 starten, den bekanntlich zur Gefahr gewordenen Envisat anvisieren und vom Himmel holen soll.
http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Dresdner-Forscher-tuefteln-an-Augen-fuer-Jagdsatelliten/index.php?id=1754&L=0 (http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Dresdner-Forscher-tuefteln-an-Augen-fuer-Jagdsatelliten/index.php?id=1754&L=0)
Weiterführende Infos: http://www.et.tu-dresden.de/ifa/index.php?id=1754&L=0 (http://www.et.tu-dresden.de/ifa/index.php?id=1754&L=0)
Weiß jemand, ob das erwähnte Envisat-Vorhaben Teil der e.Deorbit-Mission (Start eigentlich erst 2021) der ESA, oder davon unabhängig ist? Gesagt wird nur, dass beide Vorhaben Teil der "Clean Space Initiative (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=13205.msg315675#msg315675)" der ESA sind.
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Ich habe gerade mit einem Herrn am Stand der TU Dresden auf dem RoboCup gesprochen. Der Satellit soll sich der Oberseite von Envisat (dort kann wohl am wenigsten abbrechen) bis auf 2 Meter nähern und dann mit Greifern festhalten (siehe Bild). Nach einer festen Verankerung sollen dann Triebwerke dafür sorgen, dass der Envisat dann auf eine tiefere Bahn kommt. Der Herr hat 2023 als gegenwärtiges Planungsdatum genannt.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030220034-935bb86b.jpg)
Man rechnet mit einer Rotationsrate von maximal 5 Grad/s.