Japan: Erdbeben 11. März 2011

  • 683 Antworten
  • 119597 Aufrufe

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #525 am: 24. März 2011, 17:37:23 »
Natürlich packt das Fernsehen jetzt seine Berichte über Tschernobyl aus. Wenn da aber etwa gesagt wird, dass die Atemmasken der Liquidatoren überhaupt keinen Schutz geboten haben, ist das auch wieder so eine Aussage, die man den Journalisten um die Ohren hauen muss. Sicherlich war die Ausrüstung dieser Männer unter aller Kanone, aber eine Atemmaske, die radioaktive Partikel außerhalb des Körpers hält, macht immer Sinn.

Ein schönes Beispiel für die tatsächliche Gefahr durch havarierte Reaktoren sind die beiden Männer, die in einem Tschernobyl-Beitrag zu Wort gekommen sind. Einer gehörte zur Werksfeuerwehr, die nach der Explosion ausgerückt ist, um die brennenden Trümmer zu löschen. Diese Truppe war schlecht informiert und wohl auch nicht allzu gut ausgerüstet. Die armen Kerle haben fleißig gelöscht, bis ihnen alle schlecht geworden ist und sie bewusstlos zusammen gebrochen sind. Sie wurden dann ins Krankenhaus gebracht, wo die meisten gestorben sind. Mindestens einer hat es aber eben überlebt und konnte sich für diesen Bericht erinnern. Der andere war ein Angler, der im Kanal gefischt hat, aus dem das Kraftwerk sein Kühlwasser bezogen hat. Der hat allen Ernstes die Explosion von Block 4 von außen gesehen und es trotzdem überlebt.

Zurück zu Japan: Wie heute gemeldet wurde, wurden drei Arbeiter verstrahlt, und mindestens zwei von ihnen wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Der japanische Regierungssprecher Edano teilte mit, dass die Männer in kontanimiertem Wasser gestanden hätten. Die Kollegen würden jetzt auf die Gefahr hingewiesen.

Ich frage mich nun, ob sie es wirklich nicht gewusst haben oder ob es eine Mischung aus Pech und Fahrlässigkeit, vielleicht wegen Erschöpfung, gewesen ist. Solche Unfälle werden sich trotzdem nicht vermeiden lassen, zumal es mit Sicherheit auch viele Trümmer gibt, über die die Leute stolpern oder an denen sie ihre Schutzkleidung beschädigen können.

skynet

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #526 am: 24. März 2011, 17:43:09 »
Verstehe ich jetzt nicht, warum du da mit dem Kopf schüttelst, das ist doch nun mal Fakt. Soll man das besser verschweigen?

Natürlich nicht!
Ich möchte Information, statt einer kurzen nicht weiter ausgeführten Schlagzeile.

*

Offline KSC

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 7826
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #527 am: 24. März 2011, 17:55:35 »
@Riker:
Die Ortsdosisleistung wird sich durch den Unfall in Japan nicht erhöhen, das geht in der Schwankungsbereite der natürlichen Strahlung unter.
Das Bundesamt für Strahlenschutz betreibt auf dem Schauinsland im Schwarzwald eine Spurenmessstation.  Dort wird die natürliche und die künstliche Radioaktivität (durch Kerntechnische Anlagen, Kernwaffenversuche und auch Unfälle) gemessen. Diese Messungen sind hoch  sensibel und man kann auch die einzelnen Radionukleide identifizieren.
Die Station ist an ein weltweites Messnetz  ähnlicher Stationen angeschlossen.
Im Gegensatz zur Behauptung von Herrn Pflugbeil (Beitrag  469 in diesem Thread) werden von der Messstelle  die Daten auch weiterhin veröffentlicht:
http://www.bfs.de/de/ion/papiere/schauinsland.html
Übrigens ist Herr Pflugbeil kein Prof.,  wie hier fälschlicherweise geschrieben wurde.
Hier kann man anhand von Nachweismessungen (also Fakten) übrigens sehr gut sehen, wie sich im Laufe der Zeit Partikel aus Japan über den Pazifik, die USA, den Atlantik, bis nach Island ausgebreitet haben:
http://www.bfs.de/de/ion/kernwatest.html

Es braucht keine Panik, es braucht aber  genauso wenig Verharmlosung nach dem Motto, „es ist ja noch keiner Tod umgefallen“.
Es braucht Fakten, die sind aber nicht zu kriegen, keiner weiß was in den Reaktoren wirklich vor sich geht und keiner hat ein vollständiges Bild, wie hoch die Strahlung dort vor Ort ist.
Insofern hilft es auch nicht seitenweise Nachrichten irgendwelcher News TV Sender, selbsternannter Experten, der Betreiberfirma, oder gar von „Tickern“ wie Spiegel, Stern oder Focus zu zitieren (oder zu kritisieren), deren „Qualität“ wir von der Raumfahrtberichterstattung nur allzu gut kennen.

Ein vollständiges Bild der Situation, des Ausmaßes und der Folgen wird es erst sehr viel später geben (in Monaten oder Jahren).
Vermelden  und Diskutieren von fragmentarischen Einzelheiten halte ich für fragwürdig.

Gruß,
KSC

Phobos

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #528 am: 24. März 2011, 18:06:43 »

hier nur die nüchternen Zahlen mal etwas anschaulich dargestellt.. 

http://xkcd.com/radiation/


So gesehen ist es erschreckend, wie unsachlich und unwissenschaftlich in den Medien berichtet wird..  wie so oft.

Hoffen wir nur, dass es nicht noch schlimmer kommt.

Offline Reihnold

  • ***
  • 103
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #529 am: 24. März 2011, 18:10:13 »
Dann fang ich mal an: die Reaktoren müssen in einen Sarkophag. Regen und Wind muss draußen gehalten werden. Und die Radioaktivität muss eingesperrt werden, um Grundwasser, das Meer und das Land zu schützen. In Tschernobyl haben sie das Ding von unten gekühlt durch eine nachträglich installierte Kühlanlage. Das ist kaum möglich in Japan, weil die Reaktoren hier auf Fels gebaut sind. Die Kühlung in den Sarkophag einbauen? Habt ihr Ideen? Große Lösungen bevorzugt!
Ich denke mal, dass es eine Kombination aus Tschernobyl und Harrisburg sein wird:
- Bau einer Schutzhülle um Witterungseinflüsse aus den zerstörten Gebäuden zu halten (Tschernobyl)
- Abtransport des strahlenden Materials, Dekontamination und Abriss der Anlage (Harrisburg)

Man darf nicht vergessen: Die Lage in Japan ist schlimm, ähnelt aber in ihren Auswirkungen eher Harrisburg als Tschernobyl und so wie es momentan aussieht, scheint die Lage halbwegs stabil zu sein (sofern man momentan von Stabilität sprechen kann). Nach dem aktuellen Kenntnisstand sind keine Brennelemente in der Gegend verstreut, sondern sie befinden sich alle da, wo sie sein sollen (wenngleich sie wahrscheinlich partiell beschädigt/geschmolzen sind). Da dürfte es machbar sein, einen geordneten Rückbau zu betreiben.

xwing2002

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #530 am: 24. März 2011, 19:15:43 »
Der Artikel ist vom 17.03.2011, habe ich gerade aber erst gefunden. Ich finde ihn interessant, auch wenn es mir schwerfällt ihn zu bewerten, da mir für diese Abwägung das Hintergrundwissen fehlt.
Wollte ihn Euch aber nicht vorenthalten:

http://www.ippnw.de/startseite/artikel/e7a205475c/kernschmelz-experte-weiss-rat-fuer-f.html

xwing2002

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #531 am: 24. März 2011, 19:24:58 »
@KSC
Das mit dem Prof. bei Herrn Pflugbeil war mein Fehler... ich hab' ihn da in Würden erhoben, das war nicht korrekt, Du hast recht. :)

@Ruhri
Der Schichtleiter in Tschernobyl wurde zweimal mit Werten verstrahlt, die ihn hätten töten müssen. Er hat das überlebt. 200 Menschen leben in der Sperrzone um Reaktor 4, sie werden geduldet, sie leben.
Daraus ein "Ein schönes Beispiel für die tatsächliche Gefahr durch havarierte Reaktoren..." abzuleiten ist zynisch gegenüber der Masse der Toten, es ist verfälschend, es ist verharmlosend und nicht statthaft und keinesfalls geeignet bestehende Gefahren zu bagatellisieren.
Entschuldige bitte, aber egal wie man zu Atomkraft steht, Ausnahmen zum Beweis der Harmlosigkeit gegenüber einer entsetzlichen Opferzahl in Tschernobyl heranzuziehen ist kein Argument. Es ist eine Verkehrung von Wahrheit.

EDIT: @KSC
Ich sehe diesen Thread als Sammlung und Austausch. In der der Sammlung enthalten sicher das Nachrichtenmaterial, aber auch Links, Artikel, Hinweise auf weiterführendes Material. Darüber findet ein Austausch statt, den ich informativ, sehr sachlich, auch in gegensätzlichen Meinungen respektvoll und angenehm empfinde.
Was Spekulationen angeht, die kann man auch persönliche Abwägungen nennen. Sie finden in anderen Threads massenweise statt. Wir gehen auch in den Threads über künftige Reisen zum Mars nicht hin und sagen: warten wir 15 Jahren, dann wissen wir mehr. Wir interpretieren, wir tauschen Sichtweisen und Fakten. In sehr attraktiver und wirklich angenehmer Gesellschaft. Und, pardon, aber das ist das geile an diesem Forum. ;)
Mir ist durchaus klar, dass dieser Thread manchem ein Dorn im Auge sein mag. Keine Raumfahrt, kein Weltall... bloß Erdbebenfolgen... grenzwertig. Muss das sein. Ich finde ja, da darf sich Raumcon den Spielraum erlauben. Wir sind ein Technikorientiertes Forum und da spielt gerade Technik verrückt. Mitten auf unserem Planeten. Deswegen finde ich persönlich, dass dieser Thread hier durchaus einen Platz haben darf und soll.
Nicht erst in der Auswertung mit einigen Jahren Abstand, sondern unmittelbar.

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #532 am: 24. März 2011, 20:28:44 »
Der Schichtleiter in Tschernobyl wurde zweimal mit Werten verstrahlt, die ihn hätten töten müssen. Er hat das überlebt. 200 Menschen leben in der Sperrzone um Reaktor 4, sie werden geduldet, sie leben.
Daraus ein "Ein schönes Beispiel für die tatsächliche Gefahr durch havarierte Reaktoren..." abzuleiten ist zynisch gegenüber der Masse der Toten, es ist verfälschend, es ist verharmlosend und nicht statthaft und keinesfalls geeignet bestehende Gefahren zu bagatellisieren.
Entschuldige bitte, aber egal wie man zu Atomkraft steht, Ausnahmen zum Beweis der Harmlosigkeit gegenüber einer entsetzlichen Opferzahl in Tschernobyl heranzuziehen ist kein Argument. Es ist eine Verkehrung von Wahrheit.

Wie hoch ist denn die "entsetzliche Opferzahl  in Tschernobyl"? Ich weiß es nämlich nicht. Die WHO hat vor einigen Jahren etwas von 50 Todesfällen gesagt. Das war sicherlich zu niedrig und waren auch vermutlich nur jene, die unmittelbar durch die Explosion oder durch hohe Strahlendosis starben. In einem Fernsehbeitrag hieß es neulich, tagsüber wären lange LKW-Kolonnen mit Soldaten zum Reaktor gefahren, und nachts dieselben LKWS mit Leichnamen wieder zurück. Das mag völlig übertrieben gewesen sein, denn offensichtlich haben viele der Liquidatoren überlebt. Ihre Gesundheit war meistens ruiniert, und viele sind seitdem an Krebs gestorben. Es leben aber durchaus noch einige von ihnen.

Nein, harmlos sind die ausgetretenen Radionuklide nicht, und schon gar nicht die starke Strahlung, die unmittelbar in den Reaktorbehältern von den Brennstäben ausgeht, insbesonders von den abgebrannten in den Abklingbecken. Die Rettungsmannschaften werden einen hohen Preis zahlen, denn wer den Einsatz mit einer mehr oder minder großen Strahlendosis überlebt, wird den Rest seines Lebens unter gesundheitlichen Spätfolgen zu leiden haben. Die Zivilbevölkerung wird aber eben erheblich niedrigere Dosen abbekommen, was meiner Meinung nach immer noch inakzeptabel ist. Gebot der Stunde ist, den Austritt an Radionukliden so gut wie möglich zu begrenzen und mit sinnvollen Gegenmaßnahmen die Belastung der Zivilbevölkerung so niedrig wie möglich zu halten. Ansonsten wird den Japanern nichts anderes übrig bleiben, als sich den medizinischen Folgen zu stellen und noch einmal gründlich über die Sicherheit ihrer Nuklearanlagen nachzudenken. Weder Verharmlosen noch Dramatisieren ist in so einer Situation hilfreich.

klausd

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #533 am: 24. März 2011, 20:38:12 »

Also die "Opferzahl  in Tschernobyl" geht definitiv viel zu weit vom Thema weg, auch wenn es sicherlich interessant ist. Dieses Jahr gibts doch noch so viel bemannte Raumfahrt, wenn Ihr doch da nur halb so viel geschrieben hättet wie hier  :-\


Gruß, Klaus

xwing2002

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #534 am: 24. März 2011, 20:49:32 »
Lieber Klaus, dies nur als faktische Antwort auf Ruhris Frage. Ich erbitte da Spielraum und werde das Thema nicht weiter verfolgen:
Zitat
    * Von bisher 56 Toten spricht die IAEA, bezogen auf die Opfer unter den Rettungshelfern und neun an Schilddrüsenkrebs verstorbene Kinder aus dem Umfeld des Reaktors.
    * 34.499 verstorbene Rettungshelfer verzeichnet die Ukrainische Kommission für Strahlenschutz.
    * Eine Schätzung der WHO summierte die Einsatzkräfte, die infolge von Strahlenschäden starben oder Selbstmord begingen im Jahr 2000 auf 50.000.
    * Von 50.000 bis 100.000 Toten alleine unter den Aufräumarbeitern geht das Komitee der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) und die Gesellschaft für Strahlenschutz aus.
    * In einem streng vertraulichen Bericht hatte das Zentralkomitee der KPdSU Mitte Juli 1986 Zwischenbilanz gezogen: 26 Tote.
Quelle: Spiegel

Die Daten unterliegen zum Teil immer noch der Geheimhaltung. In den obrigen Zahlen nicht enthalten die sprunghaft gestiegenen Krebstoten der evakuierten sowie in der Umgebung verbliebenen Bevölkerung. Die Beweislast liegt bei den Opfern. Es ist schwer sie zu erbringen.
Zitat
Selbst in Deutschland, weit entfernt von Tschernobyl, wurden zusätzliche Fehlbildungen beobachtet. Im Januar 1987, neun Monate nach Tschernobyl, wurden in einem Labor für genetische Diagnostik in München bei Neugeborenen zwei- bis dreimal häufiger als üblich Trisomie 21 (Down-Syndrom) festgestellt.(6)
Quelle: http://www.ippnw.de/atomenergie/atom-gesundheit/tschernobylfolgen/artikel/b885ac0447/genetische-schaeden-und-fehlbildunge.html
Dort werden die genetischen Folgen geografisch aufgeführt. Ein Zusammenhang, obwohl naheliegend, wird bis heute bestritten.

Zitat
Dieses Jahr gibts doch noch so viel bemannte Raumfahrt, wenn Ihr doch da nur halb so viel geschrieben hättet wie hier
Das ist eine individuelle Beurteilung einer individuellen Entscheidung. ;)

*

Offline Gertrud

  • Moderator
  • *****
  • 8779
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #535 am: 24. März 2011, 21:22:47 »

Hallo Zusammen,

hier habe ich zwei Videos,
welche einen Hubschrauberflug
mit einer verlangsammten Wiedergabe zeigt.
einmal 25 %


HD Flight over Fukushima I NPP-25%slowdown-stabilized

und hier 50% tige Wiedergabe.

Flight over Fukushima-50%slowdown-stabilized

dann  habe ich hier einen Dissertation,
die sich mit dem Kernschmelzunfall
 welcher sich jetzt in Japan ereignete,
 die schon 2007 erarbeitet wurde und die erfolgten Auswirkungen genau beschreibt.

http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/BendiabMohammed/diss.pdf

noch etwas zum Nachlesen
Helmholtz-Experten für Japan im Einsatz

http://www.helmholtz.de/aktuelles/schwerpunkte/helmholtz_experten_fuer_japan_im_einsatz/#c11863


ein Bericht, in dem der Verlauf von Tschernobyl wieder gegeben wird.

http://www.kernenergie.de/kernenergie/documentpool/Feb/atw2011_02_kerner_stueck_weiss_tschernobyl.pdf

Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

*

Offline Gertrud

  • Moderator
  • *****
  • 8779
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #536 am: 24. März 2011, 21:40:08 »
Hallo Zusammen,


Also die "Opferzahl  in Tschernobyl" geht definitiv viel zu weit vom Thema weg, auch wenn es sicherlich interessant ist. :-\
Gruß, Klaus
da kann ich den Worten von Klaus nur zustimmen.

Und vergleicht Tschernobyl bitte nicht mit Fukushima,
die  Reaktoren von Fukushima
sind mit dem Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg zu vergleichen.!

http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Three_Mile_Island

Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

xwing2002

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #537 am: 24. März 2011, 21:46:36 »
Gertrud, das ergab sich aus ethischen Betrachtungen, nicht technischen. Der Vergleich wird so nicht gezogen. Es ging um Kontamination und deren Auswirkungen, keine technischen Aspekte oder den Katastrophenverlauf in der Anlage.

Danke für das Material. Aber, puhh, also die Dissertation überfordert mich sehr... falls jemand da zusammenfassend etwas draus ziehen kann, bitte her damit... aber ich kenne meine Grenzen. ;)

Der Helmholtz-Link ist nicht minder umfassend, bietet aber eine Auswahl sehr interessanter PDF's über die Bewertung der radiologischen Entwicklung.

*

Offline Olli

  • Moderator
  • *****
  • 3063
    • Raumfahrer Net
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #538 am: 25. März 2011, 01:04:41 »
Hallo,

ich möchte euch bitten ethisch-politische Themen hier nicht zu diskutieren und euch auf den informierenden Charakter über die aktuelle Situation in Japan zu konzentrieren.
Dazu gehört auch die gefundenen Informationen und ihre Quelle nach ihrem Gehalt zu überprüfen. Informationen werden leicht als Fakten dargestellt, transportieren womöglich aber Gerüchte. Daher bitte ich euch nicht in tiefgehende Spekulationen zu verfallen.

Gerade bei den Quelleangaben seit bitte vorsichtiger - wie KSC schon richtig geschrieben hat: von Raumfahrtthemen solltet ihr den Gehalt und die Qualität bestimmter Quellen kennen (SPON, GMX und Co).

Achtet bitte auf etwas Besonnenheit.

Danke!
Olli
Einmal mitfliegen - was gäb' es Schöneres? Nichts!

Lance

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #539 am: 25. März 2011, 01:19:54 »
Ich würde auch gerne mal wieder was zum eigentlichen Thema lesen, bzw. wäre
ich gerne über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Ich konnte in den letzten beiden Tagen kaum die Nachrichten verfolgen.

Noch als Tipp zur Tschernobyl-Diskussion:
Momentan sieht man auf den Nachrichtensendern immer wieder Dokumentationen zu dem Thema (u.a. als Herr Pflugbeil im Inneren des Reaktor 4 war, sehr interessant!), auch aktuellere die eventuell noch nicht jeder kennt. Schaut da doch mal rein, dann muss es nicht hier diskutiert werden.

HAL2.0

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #540 am: 25. März 2011, 02:22:53 »
Tja, was gibt es denn "neues"?
-die Zahl der Toten (und "Vermissten") durch das Beben und vor allem den Tsunami übersteigt deutlich die 20.000  :'(
-die wirtschaftlichen Schäden durch die Ereignisse werden als die schlimmsten (durch eine Naturkatastrophe) "aller Zeiten" angegeben, laut Munich Re
Bizarrerweise ist das für die deutsche Exportwirtschaft sogar ein "Stimulans"....Japan ist da Deutschlands größter Konkurrent (...ich fands geschmacklos, das im TV zu hören - aber dennoch, es scheint wahr zu sein...)
-der Kulturschock, der Japan momentan ins Herz trifft, ist jenseits dessen, was momentan abschätzbar wäre
-"Die Lage in Fukushima ist stabil." Ein Satz, der ungemein hohes Potential dazu hat, ein "geflügeltes Wort" zu werden...
Sonst bleibt momentan einfach nichts als abzuwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden.

Lance

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #541 am: 25. März 2011, 05:20:31 »
Ja, für die Munich Re ist es wahrscheinlich der größte Schaden...muss man als Rückversicherer mit leben.

"Die Lage in Fukushima ist stabil." wird wahrscheinlich als Satz des Jahres traurige Berühmtheit erlangen.
Langsam ergreift mich eine Wut, wenn ich das in den Medien höre. Einerseits ist die Lage stabil, andererseits gibt es vertrahlte Mitarbeiter, ständig hört man dass es wieder Rauchentwicklung gibt, die ernstzunehmenden Informationsquellen sagen immer wieder, dass die Lage noch immer eskalieren kann, usw...einfach gruselig!


Martin

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #542 am: 25. März 2011, 07:01:37 »
Zur Einordnung der freigesetzten Strahlung gibt es hier eine gute Ubersicht: Klick

Offline Reihnold

  • ***
  • 103
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #543 am: 25. März 2011, 08:49:00 »
Tagesschau und Spiegel haben ein paar neue Informationen zu den gestern verstrahlten Arbeitern: Das radioaktive Wasser in Block 3 ist wohl gestern erst aufgetaucht und ist stark kontaminiert (3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter = im Mittel 3,9 Millionen Zerfallsprozesse pro Sekunde pro Kubikzentimeter). Tagesschau zitiert Experten, die vermuten, dass dieses ein Indiz für eine Beschädigung des Reaktorbehälters infolge einer Kernschmelze oder für eine Beschädigung des Abklingbeckens sei. Ähnliches Wasser soll wohl auch in Block 1 und 2 gefunden worden sein.

Egal welche Beschädigung dafür verantwortlich ist, gut ist es in allen Fällen nicht, insbesondere da es sich laut den Meldungen um Bereiche handelt, die außerhalb der normalen Sicherheitszonen liegen (so interpretiere ich die Meldung zumindest). Es gibt also keine weiteren Barrieren mehr, die eine weitergehende Freisetzung verhindern können und das Gelände wird höchstwahrscheinlich noch stärker belastet, als es ohnehin der Fall ist.

Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #544 am: 25. März 2011, 09:05:26 »
Zur Einordnung der freigesetzten Strahlung gibt es hier eine gute Ubersicht: Klick

Hmm... Kann das stimmen?: 1 Jahr in der Nähe eines Atomkraftwerkes (50 Meilen): 0,09 microS
                                             1 Jahr in der Nähe eines Kohlenkraftwerkes (50 Meilen): 0,30 microS

GZ-Corsa

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #545 am: 25. März 2011, 09:16:39 »
Ja, das stimmt!
Schau mal hier.

xwing2002

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #546 am: 25. März 2011, 10:46:59 »
@Reihnold
Zitat
Nach Angaben des AKW-Betreibers Tepco wies das Wasser mit 3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter eine 10.000-fach erhöhte Radioaktivität auf. (Spiegel)
Und trotz dieser erheblichen Messung ist die gemessene Strahlung auf der Anlage laut GRS heute nicht signifikant gestiegen. Das macht es so schwer Radioaktivität und ihre Freisetzung einzuordnen.
Für die Menschen der Umgebung sind die radiologischen Diagramme interessant. Für den Zustand der Anlage sind aber eben auch diese Werte ein Indikator. Und vorallem müssen diese Werte und der notwendige Arbeitseinsatz miteinander/gegeneinander gerechnet werden.

Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #547 am: 25. März 2011, 10:52:31 »
Zur Einordnung der freigesetzten Strahlung gibt es hier eine gute Ubersicht: Klick

Hmm... Kann das stimmen?: 1 Jahr in der Nähe eines Atomkraftwerkes (50 Meilen): 0,09 microS
                                             1 Jahr in der Nähe eines Kohlenkraftwerkes (50 Meilen): 0,30 microS

Bedenke, dass bei einem Kohlekraftwerk der Brennstoff offen gelagert wird, was bei einem Kernkraftwerk nicht der Fall sein sollte......

Kami

  • Gast
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #548 am: 25. März 2011, 11:46:30 »
Hat grad noch wer die Live-PK von Edano verfolgt? Bzw. die läuft ja noch. Das klingt alles nicht gut. Es gab möglicherweise einen Bruch des Containments in Reaktor 3 und er bittet die Bevölkerung Japans jetzt darum stark zu sein und noch mehr zusammenzuhalten als bisher. Wie seine Augen dabei reagierten sprach Bände. Irgendwie scheint sich da jetzt was anzubahnen was keiner will. Ich hoffe ich irre mich, aber die Körpergestik von Edano sprach gerade diese Sprache für mich. Vor allem weil Edano normal immer einfach nur stoisch dasteht.

Falls ich das mit Reaktor 3 falsch verstanden habe, dann bitte ich um Korrektur.

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: Japan: Erdbeben 11. März 2011
« Antwort #549 am: 25. März 2011, 11:50:02 »
Bedenke, dass bei einem Kohlekraftwerk der Brennstoff offen gelagert wird, was bei einem Kernkraftwerk nicht der Fall sein sollte......


Nicht zu vergessen, dass Kohlekraftwerke solche Nettigkeiten wie Thorium oder Uran aus ihren Öfen ausstoßen. Ein Teil davon wird zwar ausgefiltert, aber damit verschwindet es ja nun nicht gerade. Manche Kernenergiebefürworter überlegen schon, aus den Filterstäuben nuklearen Brennstoff zu gewinnen.

Ja, die Schäden, die dieses Erdbeben direkt oder indirekt in Japan angerichtet hat, sind immens. Die Aussage, es sei "glimpflich abgelaufen", kann man wirklich nur relativ dazu stehen lassen, was alles noch hätte passieren können. Leider hat die Atomkatastrophe das Potential, einen noch höheren volkwirtschaftlichen Schaden anzurichten. Wieviel Infrastruktur im näheren Umfeld von Fukushima Daiichi wird jetzt ein Totalverlust sien, weil man niemandem mehr zumuten kann, dort zu leben oder zu arbeiten? Wie hoch werden die medizinischen Folgekosten in ganz Japan werden, wie hoch der Schaden durch überlebende Helfer, die zu krank sein werden zum Arbeiten? Den Wert des menschlichen Lebens an sich zu beziffern, ist ohnehin nicht möglich und verbietet sich auch aus ethischen Gründen.

Die letzten Neuigkeiten aus Japan hören sich wirklich  nicht gut an. Vielleicht sollte man wirklich anfangen, das ganze Mistzeug unter tausenden Tonnen von Sand, Blei und Beton zu begraben.

Und trotz dieser erheblichen Messung ist die gemessene Strahlung auf der Anlage laut GRS heute nicht signifikant gestiegen. Das macht es so schwer Radioaktivität und ihre Freisetzung einzuordnen.
Für die Menschen der Umgebung sind die radiologischen Diagramme interessant. Für den Zustand der Anlage sind aber eben auch diese Werte ein Indikator.

Ja, wenn es innerhalb des Gebäudes, in dem die armen Kerle in das Wasser getreten sind, keine Messgeräte gibt und dieses Wasser nicht nach außen läuft, dann wird die Strahlung außerhalb nicht signifikant erhöht. Genauso wäre es besser, wenn möglichst viel des weniger flüchtigen radioaktiven Inventars an Ort und Stelle verbliebe. Die leicht flüchtigen Stoffe wie unsere alten Bekannten 131I und 137Cs sind bekanntlich schon weit herum gekommen.  :'(