Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den Planeten Venus und Erde: auf der Erde gibt es die Plattentektonik, d.h. das Verschieben und Abtauchen (Subduktion) von Bruchstücken der Erdkruste ("Platten"), die durch Konvektionsströmungen im Erdmantel angetrieben wird.
Die Plattentektonik bewirkt, dass enorme Mengen von Seeboden-Sedimenten entlang der Subduktionszonen abtauchen und in den Erdmantel verfrachtet werden. In diesen Sedimenten sind große Mengen an Karbonaten gebunden, die damit dem Meer das Kohlendioxid entziehen, wodurch es möglich wird, dass die Atmosphäre weiteres CO2 in die Ozeane abgibt.
Das ist ein Prozess, der im Laufe von vielen Millionen Jahren ein relativ stabiles Gleichgewicht erreicht hat, so dass der Kohlendioxid-Anteil in der Erdatmosphäre über lange Zeiten ziemlich konstant geblieben ist.
Ein weiterer Effekt ist, dass die Erde durch diesen Kreislauf (also sowohl durch die Mantelkonvektion als auch durch das Abtauchen und die Neubildung von Krustenmaterial) ständig kontinuierlich Wärmeenergie aus dem Inneren abgeben kann.
Auf der Venus entsteht durch die fehlende Plattentektonik eine sehr dicke Kruste, die schlecht wärmeleitend ist. Vermutlich ist das ein Grund für die relativ junge Venusoberfläche (wenige Krater), da es im Abstand von einigen hundert Millionen Jahren durch den Wärmestau im Inneren zu gewaltigen Eruptionen kommt, die große Teile der Oberfläche mit dünnflüssiger Lava fluten.
Ein weiterer Unterschied ist das Wasser, das auf der Erde dafür sorgt, dass CO2 (Stichwort saurer Regen) aus der Atmosphäre und Verwitterungsprodukte vom Land ins Meer gewaschen werden.
Der Wassermangel auf der Venus hat wahrscheinlich mehrere Gründe:
1. Die größere Sonnennähe zusammen mit dem höheren CO2-Gehalt hat die Bildung von flüssigem Wasser verhindert. Evtl. hat die Venus auch weniger Wasser aus dem Kometenregen nach dem Abschluss der Planetenbildung erhalten als die Erde.
2. Aufgrund des fehlenden Magnetfeldes ist das Wasser in der Atmosphäre durch die hohe Strahlungsintensität zerlegt worden. Der Wasserstoff ist ins All verschwunden während der Sauerstoff aufgrund der hohen Temperaturen sofort Oxide mit allen möglichen Elementen gebildet hat. Die Atmosphäre der Venus ist also vergleichsweise sauerstoffreich, aber der Sauerstoff ist halt an Kohlenstoff und Schwefel gebunden.
Warum sich auf der Venus keine Plattentektonik entwickelt hat, könnte evtl. mit dem fehlenden Mond zusammenhängen, der die Erde in der Anfangszeit ziemlich durchgeknetet und die Erdkruste immer wieder aufgebrochen hat und evtl. sogar die Ausbildung von stabilen Konvektionsströmen im Erdmantel begünstigt hat.
Die Konvektionsströme im Erdmantel erzeugen eine positive Rückkopplung, d.h. durch die starke Abkühlung an der dünnen und kalten Seebodenkruste sinkt das vorher aufgestiegene Mantelmaterial ab und hält die Zirkulation aufrecht. Da es auf der Venus keine solchen "Cold Spots" gibt, verlaufen dort die thermischen Austauschprozesse viel diffuser und deutlich weniger effektiv. Dadurch also sowohl der Wärmestau im Venusmantel, als auch das fehlende Magnetfeld.
Robert