Wie wertvoll sind die Proben überhaupt? 10 Milliarden $? Um Beweise für ehemaliges oder gar noch präsentes Leben zu finden, bräuchte man doch eher Proben aus tieferen Schichten oder gar aus vulkanischen Höhlen.
Das mit den tieferen Schichten ist richtig. Daher hat man bei
Tianwen-3 den ursprünglich geplanten Rover mit Kurzbohrer verworfen und bohrt stattdessen im Stil von
Chang’e 5 direkt vom Lander aus 2 m in die Tiefe. Man hofft, auf diese Art bei geschickter Wahl der Landestelle bis in die
Noachische Periode vor 3,8 bis 3,5 Milliarden Jahren vordringen zu können, als der Mars noch ein Magnetfeld hatte und die Bedingungen für (kohlenwasserstoffbasiertes) Leben günstiger waren als heute.
Das hat auch den ingenieurmäßigen Vorteil, dass bei einem 2 m langen Bohrkern, der von einem
Aramidgewebe-Schlauch zusammengehalten wird, weniger Verpackungsmaterial pro Kilogramm Gestein anfällt, als bei 10 einzeln verpackten Bohrkernchen von 20 cm Länge. Man kann bei gleicher Brutto-Nutzlast der Rakete mehr Netto-Gestein zur Erde schicken.
Wenn es nur um das Gestein gehen würde, dann wäre es tatsächlich sinnvoller, wenn die NASA einfach auf die Proben aus China wartet. Die werden, wie oben erwähnt, Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zur Verfügung gestellt. Daneben gibt es bei MSR aber auch die ingenieurtechnischen Aspekte. Wie bekomme ich schwere Lasten auf den Mars hinunter und auch wieder hinauf? Und das Ganze bei einer sehr dünnen Atmosphäre, die keine vernünftige Grenze hat, sondern allmählich ins Vakuum übergeht. Insofern wäre es schon sinnvoll, wenn MSR durchgeführt würde, auch bei Kosten von 10 Milliarden Dollar (aus denen am Ende sicher 15 Milliarden werden).
Die USA sind ein reiches Land. Aber wenn eine demokratisch gewählte Regierung gestützt auf zahllose Meinungsumfragen zu dem Schluss kommt, dass es wichtiger ist, islamistisch-kommunistische Bedrohungen abzuwehren, als ein paar Kilogramm Gestein von einem fremden Planeten herbeizuschaffen, dann muss man das respektieren. Wir Foristen werden daran nichts ändern