Hallo Bit,
Zitat von Dir : "Wenn man sich die Oberflächen der Eismonde Europa oder Enceladus ansieht entdeckt man auch nur sehr wenige Krater. Nicht nur Lava auch Eis bildet eine junge Oberfläche."
Das bezweifle ich auch nicht. Ich bezweifle lediglich, dass die Oberfläche der gesamten nördliche Hemisphäre des Mars mehr oder weniger durchgehend aus einer kompakten Eisschicht besteht, welche von einem zugefrorenen Ozean herrührt, und jetzt von einer dicken Schicht aus Staub, Vulkanasche und Gestein überdeckt ist.
Auf der Nordhemisphäre des Mars ( und wohl nicht nur dort, sondern unter der gesamten Planetenoberfläche!!! ) existiert ein Permafrostboden, welcher Wassereis enthält. Das ist aber keine kompakte Eismasse, sondern das dort befindliche Eis ist vielmehr in einem relativ hohen Grad mit Staub, Sand und Gestein vermengt - es handelt sich also nicht um einen gefrorener Ozean. Die Permafrostböden auf der Erde haben sich ja auch nicht gebildet, weil Sibirien oder Alaska einst unter Wasser standen...
Und nicht jeder neu registrierte Impakt in diesen nördlichen Regionen des Mars legt auch Wassereis frei.
Ganz offensichtlich existieren in den gemäßigten Breiten auf dem Mars allerdings auch einige Stellen, an denen sich relativ reines Wassereis in größeren Mengen konzentriert hat. Aber auch diese Eismassen verfügen nicht über die Ausdehnung eines ehemaligen Ozeans, sondern sind lokal begrenzt. Alternativ-Vorschlag : Es handelt sich hierbei nicht um einen gefrorenen Ozean, sondern vielmehr um die Überreste von Wassereis-Gletschern.
Ein Marsozean wäre aufgrund des Atmosphärenverlustes des Mars bereits vor Milliarden von Jahren verschwunden ( bzw. laut Deiner Meinung zugefroren ). Die Gletscher auf dem Mars könnten sich dagegen aufgrund der immer wieder auftretenden Verschiebung der Rotationsachse gegenüber der Bahnebene des Planeten noch bis vor wenige Millionen Jahren gebildet haben.
Dabei könnten diese Gletscher durch den Niederschlag von Wassereis entstanden sein. Durch die Achsenverschiebung erhöht sich die Sonnenlichteinstrahlung über dem Nordpol, dem Hauptreservoir von Wassereis auf der Oberfläche des Mars. Dadurch sublimierte mehr Wassereis als üblich in die Marsatmosphäre und lagerte sich anschließend wieder auf der Planetenoberfläche ab. An besonderen geologischen Formationen ( windgeschützte und nicht so stark vom Sonnenlicht bestrahlte Orte ) lagerte sich dabei mehr Eis ab als an anderen Stellen und bildete in relativ kurzen Zeiträumen ausgedehnte, aber trotzdem nur regional begrenzte Gletscher.
Computersimulationen haben gezeigt, dass wohl genau dies an den Flanken der Tharsis-Vulkane geschehen ist :
http://www.esa.int/SPECIALS/Mars_Express/SEMS3PMZCIE_0.html ( engl. )
Warum eigentlich nicht auch in der
nördlichen Tiefebene?
Noch kurz zu den beiden von Dir erwähnten Monden : Die geringe Verkraterung von Europa wird als ein Anzeichen dafür gewertet, dass die Oberfläche geologisch betrachtet sehr jung ist. Durch die Kraterzählungsmethode geht man von einem Alter von rund 30 Millionen Jahren aus. Das auf der Oberfläche des Jupitermondes erkennbare Netzwerk aus tiefen Furchen deutet auf einen ausgedehnten Kryovulkanismus hin, wodurch die dortige bis zu 20 Kilometer dicke Eiskruste auseinander gedrückt wird. Dieser Kryovulkanismus wäre dann auch für eine permanente Umgestaltung der Mondoberfläche verantwortlich und würde ältere Impaktkrater überdecken.
Das gleiche gilt auch für Enceladus. Auch hier wandelt der vom Südpol des Mondes ausgehende Kryovulkanismus die Oberfläche ständig um ( obwohl dieser Mond deutlich mehr Krater aufweist als Europa ). Die größeren Krater konzentrieren sich bei Enceladus auf dessen Nordhemisphäre ( gehört eigentlich nicht zum Mars-Thema, aber trotzdem...Hier die aktuellste Oberflächenkarte dieses Saturnmondes :
http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA12783 ).
In beiden Fällen ist also ein Kryovulkanismus dafür verantwortlich, dass die Oberflächen der Monde relativ "kraterfrei" erscheinen. Die dadurch bedingte Neugestaltung der Oberflächen erfolgt aber, auf einer geologischen Zeitskala gesehen, erst in der jüngsten Vergangenheit. Mit den gegenwärtigen oder ehemaligen Bedingungen auf dem Mars ist dies daher nicht zu vergleichen.
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko