Wirklich faszinierend. Dass Radioaktivität mit ein Grund ist, warum die Erde im Inneren immer noch glutflüssig ist, wird ja schon lange vermutet. Im Prinzip könnten im Erdmantel ja durchaus viele kritische Erzkörper enthalten sein, die heute noch vor sich hin köcheln.
Es fällt mir nur schwer, an die Explosion (auf dem Mars) zu glauben. Wenn die Bedingungen dafür zu irgendeiner Zeit mal günstig waren, dann doch wohl in der Frühphase und nicht erst "vor einigen Hundert Millionen Jahren", also nach einigen Milliarden Jahren "Betrieb" mit entsprechend weit voran geschrittenem Zerfall des Uran-235? Auch die Naturreaktoren von Oklo sind ja schon vor Milliarden Jahren erloschen; wenn ähnliche Gebilde auf dem Mars bis vor "Kurzem" aktiv waren und evtl. im Erdmantel heute noch aktiv sind, dann wohl nur wegen deren größeren Masse?
Was mir auch immer wieder Bauchschmerzen macht, ist die allgemeine Verwirrung um den Begriff "schmutzige Explosion", der in dem deutschen Text IMHO falsch verwendet wird. Nach meinem Verständnis ist der Begriff "schmutzige Explosion", oder genauer "schmutzige Bombe" die Kurzform des eigentlichen Begriffs "(radioaktiv) schmutzige konventionelle Bombe", also eine Bombe aus rein chemischem Sprengstoff, die zwar radioaktives Material enthält, das aber selbst nicht an der Explosion beteiligt ist, sondern nur als "Fallout" verstreut werden soll.
Zur indirekten Unterscheidung echter Atombombenexplosionen von unbeabsichtigten nuklearen "Leistungsexkursionen" (etwa die Tschernobyl-Explosion, oder auch diese hypothetische Explosion des Mars"reaktors") taugt der Begriff hingegen IMHO nicht, denn selbst bei einer noch so gut designten Atombombe bleibt reichlich strahlendes Material unverbraucht, das dann als Fallout herunterkommt.
Etwas mehr Sinn ergibt "schmutzige Bombe" als Unterscheidung zwischen effizienten und nicht effizienten Atombomben, wenn man ihn so herleitet: "Atombombe aus minderwertigem, schmutzigem Uran" oder "Schlecht (quick & dirty!) designte Atombombe", also als Bezeichnung für eine Bombe, die zwar tatsächlich auf der Kernspaltungs-Kettenreaktion beruht, aber niedrig angereichertes Material verwendet und/oder schlecht konstruiert ist, so dass die Explosion auch nur ähnlich heftig ausfällt wie bei einer chemischen Explosion.
Letztlich ist jede Explosion eine Dampf-Explosion, also die Verdampfungsexpansion irgendeiner (!) Materie durch eine extrem schnelle Wärmeentwicklung. Woher ihre Wärmeenergie stammt, ob aus chemischem Sprengstoff (z.B. Dynamit) oder Kern"spreng"stoff (z.B. Uran), ist der Explosion an sich schnurz.
Der Unterschied zwischen einer Atombombe und "simplen" Leistungsexkursionen ist daher IMHO nur ein quantitativer, kein qualitativer! Die Explosion einer noch so effizienten Atombombe ist also nichts Besonderes, sondern auch nur eine Leistungsexkursion, aber halt so optimiert, dass eine minimale Menge Kernbrennstoff maximal lange zusammenbleibt, so dass die Kettenreaktion maximal lange eskalieren kann und somit maximal viel Wärmeenergie frei wird. Die besondere Effizienz einer "sauber konstruierten" Atombombe ergibt sich rein aus der exponentiell eskalierenden Natur der Kettenreaktion, nicht aus irgendeinem besonderen Effekt.
Terminus