Hallo Daniel und wulf 21
die Momente-Theorie können wir bei geradegestelltem Triebwerk tatsächlich begraben. Der Schub erzeugt keinen Moment weil er so keinen "Hebelarm" besitzt (in meiner Begriffswelt) gesprochen, und auch die Schwerkraft hat keinen, weil im Flug unten die "horizontale Abstützung" fehlt, das Unterteil gibt sozusagen nach.
Ich bedanke mich schon mal für diesen Teil eurer mühevollen Aufklärungsarbeit. Man muß wohl, wenn das Triebwerk gerade steht, ausschließlich die beiden auftretenden Kräfte und deren Resultierende betrachten.
Die Resultierende zeigt natürlich bei einer Schrägstellung im Schwebeflug und gerade ausgerichtetem Triebwerk nach unten, und diese Tendenz nach unten nimmt zu, je stärker geneigt die Stufe ist. Das ist es wohl, was in mir das (m.M.n. richtige) Gefühl eines instabilen Zustandes erzeugt hat, den man eben auch vom Besenstiel kennt. Leichte Schrägstellungen lassen sich leicht korrigieren, stärkere schwieriger, und ab einem gewissen Wert ist es hoffnungslos. Daher muß man sicher auch beim Schwebeflug mit der Schrägstellung sehr "behutsam" umgehen - das bedeutet das Triebwerk nach Bedarf schrägzustellen, um die Schrägstellung der Stufe (und seitliche Geschwindigkeit) durch das dann aber wirklich eingeleitete Drehmoment auf den gewünschen Wert zu bringen. (Ich bitte um Widerspruch, sollte die Bechreibung nicht richtig sein.)
Bei dem Folgendem werde ich sicher Widerspruch ernten. Für mich ist unabhängig von von Momenten und den konkret wirkenden Kräften
das Bemühen, einen Gegenstand in einer instabilen Lage durch Gegensteuern weiter in dieser instabilen Lage zu halten ein Synonym für "balancieren". Und der Satz "eine Rakete balanciert nicht" ist daher bei
dieser Betriebsweise der Rakete zumindest zweifelhaft. Da es aber um einen nicht genau definierten Begriff geht, wird es schwierig sein darüber zu diskutieren, es bleibt bei Subjektivitäten.
Ich versuche jetzt den aktuellen Stand der Diskussion meinem ersten Posts zum Thema gegenüber zu stellen, geänderte Worte und Satzteile schreibe ich fett und die alte Version kursiv in eine Klammer dahinter. Kommentare schreibe ich kursiv in eckige Klammern.
1) Im Stillstand (immer Schwebezustand natürlich) muß das Triebwerk die zufälligen Kippbewegungen auffangen, indem das Unterteil der Stufe in Richtung der Kippbewegung bewegt wird und diese "überholt" Dazu wird das Triebwerk natürlich entgegengesetzt der Kippbewegung ausgelenkt.
[Hmm, darf man vonn Kippbewegungen sprechen, wenn der Drehachse im Schwerpunkt liegt? In meinem Verständnis schon. Und auch bei einer Drehung um den Schwerpunkt wird das "Unterteil der Stufe" in Richtung Kippbewegung verschoben. wenn auch möglicherweise auf einer Kreisbahn, wenn man von gleicher Flughöhe ausgeht. Ob es die aber gibt, wenn der senkrechte Anteil des Schubes dabei gleichzeitig zunimmt?]
2) Voraussetzung für eine horizontale Bewegung ist eine Schräglage der Stufe mit gleichzeitiger "unvolständiger Korrektur" der Kippbewegung - die Schräglage muß erhalten bleben. (Hier "folgt der Schubvektor der Kippbewegung" möglicherweise, aber das muß der Finger unter dem Besenstiel ebenfalls tun, wenn ich mich mit dem Besenstiel von A nach B bewegen will.)
[Also ich verstehe auch hier meine Worte richtig ;-) Der Text entspricht auch ziemlich genau den Bildern 2..3 von Daniel. Man kann es naturlich auch korrekter ausdrücken.]
3) Eingeleitet wird die Seitwärtsbewegung durch das Auslenken des unteren Endes der Stufe in die entgegengesetzte Richtung.
[Ich habe wieder nichts auszusezen ;-) Man leitet durch das Schrägstellen des Triebwerkes einen Drehmoment ein - siehe Bild 1 - und das sorgt so für die Schrägstellung.]
4) Beendet wird die Seitwärtsbewegung durch das "Überkompensieren" der Seitwärtsbewegung, d.h. das Unterteil überholt das Oberteil und geht in den Betrieb gem. 1) über.
[Genau, das entspricht Bild 4, wenn ich das richtig sehe. Zusätzlich deute ich mit "Unterteil überholt das Oberteil" an, daß die Lateralbewegung durch eine Gegenbewung bzw. Kraft angehalten werden muß. Den Zustand gem. Bild 5 (anhalten der Gegenrotation) habe ich innerlich unter "Schwebeflug ohne Seitwärtsbewegung" gemäß Punkt 1 abgehakt, der für eine stabile Fluglage am gleichen Ort sorgt und alle unerwünschen "Kippmomente" kompensieren muß, also auch die zuvor absichtlich eingeleiteten.]
Ich mußte also meinem Gefühl nach keine wirklich groben Fehlbegriffe oder falsche Behauptungen korrigieren, auch wenn man sicher einiges besser ausdrücken könnte. Ich achtete hier ja auch bewußt darauf, mich nicht zu stark in der Welt der wohldefinierten Begriffe zu verstricken. Wenn ich mich irre, bitte ich um Widerspruch.
Und danke noch einmal für die geleistete Aufklärungsarbeit.