Auf der "dark side of the moon" müsste es mehr Einschläge gegeben haben als auf der Seite, die wir immer sehen.
Das ist aber nicht so. Warum?
Die Erklärung: Der Mond hat sich mal um 180 Grad gedreht (mehr oder weniger).
Schon ziemlich kurz nach seiner Bildung vor 4,5 Mrd. Jahren hat der Mond bereits gebunden rotiert, allerdings damals mit der anderen Seite, der heutigen "dark side", zur Erde hin gewandt. Die große Erde fing eine gewisse Anzahl der Asteroiden und Kometen, die damals noch viel zahlreicher durch das Sonnensystem zogen, ab, und so wurde die abgewandte Seite des Mondes heftiger bombardiert als die zugewandte Seite.
Vor 3,9 Mrd. muss ein Ereignis passiert sein, durch das sich der Schwerpunkt des Mondes entscheidend verlagerte und der Mond eine halbe Pirouette dreht. Seitdem zeigt die ehemals abgewandte Seite zur Erde hin und wurde von da an "geschützt", während nun die andere Seite mehr Treffer abbekam.
Ergebnis war jedenfalls, dass die Anzahl der Krater auf dem Mond heute gleicher verteilt ist als eigentlich zu erwarten wäre.
Auf diese Erkenntnis kamen die Forscher Mark Wieczorek und Matthieu Le Feuvre vom Institut für Geophysik in Paris, als sie vor gut 10 Jahren die Häufigkeits- und Altersverteilung der Mondkrater analysierten.
Eine Möglichkeit, warum sich der Mond gedreht hat, wäre ein sehr großer Asteroid, der ziemlich zentral aufprallte. (Bonusfrage: Auf welcher Seite müsste er eigentlich aufgeprallt sein ;-) ? Wenn ich mir vorstelle, eine Hantel zu schwingen, die sich frei drehen kann, würde ich ja sagen, dass jemand auf der mir
zugewandten Hantelseite ein Zusatzgewicht applizieren müsste, damit sich die Hantel von mir weg drehen kann. Bringe ich hingegen auf die abgewandte Seite ein Gewicht, passiert nichts - oder?)
Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Mond zwar anfangs auch schon so rotierte wie heute, aber durch einen oder mehrere
schräge Einschläge (während des "Großen Bombardements"?) vorübergehend in erd-relative Rotation versetzt wurde, und dann zufällig die "falsche Seite" viele Treffer abbekam, bevor sich die gebundene Rotation wieder einstellte.
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/wie-uns-der-mond-den-ruecken-kehrte/https://www.spektrum.de/news/umgedreht/979766https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/kosmische-drehung-junger-mond-vollfuehrte-pirouette-a-602885.htmlhttps://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/mondgeschichte-zu-viele-krater-auf-der-falschen-seite-des-mondes-1753635.htmlhttps://www.raumfahrer.net/news/astronomie/22012009184626.shtmlhttps://www.mso.anu.edu.au/PSI/PSI_Meetings/Entries/2009/4/16_Special_Seminar__Did_a_large_impact_reorient_the_Moon_files/Wieczorek2009.pdf (engl. Originaltext)