So, dann wollen wir das mal ein wenig sortieren.
Also, es geht um die flüssig Wasserstoffseite des Treibstoffsystems.
Der Wasserstoff gelangt ja vom Tank über eine Dicke Leitung zum Bauch des Orbiters und ins Aft Compartment. Dort verzweigt die Leitung in drei Stränge zu den Triebwerken.
Vor der Verzweigung ist eine Leitung angeschlossen, die Fill and Drain Line. Diese Leitung führt zur Seitenwand des Aft Compartment nach außen zum T-0 Umbilical. Das ist über den Tail Service Mast mit dem Bodensystem verbunden und über diese Leitung wird getankt.
Wie schon gesagt, muss diese Leitung nach dem Tanken und beim Start verschlossen werden. Dazu gibt es ein äußeres und ein inneres Fill and Drain Valve. Vor dem Start und während des Aufstiegs sind beide Ventile geschlossen. Nach dem MECO werden beide Ventile geöffnet um Resttreibstoff abzulassen.
Zum Fast Fill beim Tanken, sind beide Ventile offen. Beim Slow Fill, beim Topping und beim Stable Replenish ist das inner Ventil geschlossen, und das slow Fill, das Toping und das Nachfüllen bei vollem Tank (stable Replenish) geschieht über eine kleinere Leitung die zwischen den beiden Fill and Drain Valves abgeht und ebenfalls zur Haupttreibstoffleitung führt.
Das innere Fill and Drain Valve sollte nun zum Topping geschlossen werden, es ist aber während des Schließens stecken geblieben und bewegt sich nun scheinbar nicht mehr.
Da es sich um ein Critical 1 System handelt, hat man den Countdown abgebrochen.
Ein elektrischer defekt ist nicht wahrscheinlich, es handelt sich um ein pneumatisches System. Obwohl eine mechanische Fehlfunktion wahrscheinlich ist, kann man auch einen Instrumentenfehler nicht ausschließen. D.h. das Ventil könnte arbeiten, man bekommt es aber nicht angezeigt.
Wie auch immer, man muss da wohl ran. Dazu muss man das Aft Compartment öffnen, d.h. die RSS muss ran gefahren werden und es müssen Plattformen installiert werden. Normalerweise dauert das ca. eine Woche.
Wenn das Ventil getauscht werden muss, dann geht es sicher länger, dann muss man noch Dichtheitstest des Triebstoffsystems machen.
Zu Spekulationen wegen Material oder gar “Systemermüdung” ist folgendes zu sagen:
Natürlich lässt man die einzelnen Teile im Shuttle nicht so lange drin, bis sie versagen. Es ist so, dass es für jedes einzelne Teil einen Wartungsplan gibt. Darin ist festgelegt, wie und was nach, bzw. vor einem Flug zu inspizieren ist und gegebenenfalls Routinemäßig getauscht werden muss. Das ist ähnlich wie bei einem Auto.
Bei dem betroffenen Ventil ist es so, dass es nach diesem Flug Routinemäßig hätte ausgetauscht werden sollen. Und wie das halt mal so ist, hat sich das Teil nicht an den Plan gehalten und hat vorher versagt.
Gruß,
KSC