Dunkle Materie

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #375 am: 26. August 2016, 17:54:13 »
Hallo,

ein Artikel zur Entdeckung einer Galaxie aus Dunkler Materie.

Zitat
Ein internationales Team von Astronomen hat eine Art dunklen Cousin der Milchstraße entdeckt. Die Galaxie namens Dragonfly 44 (Libelle 44) im Sternbild Haar der Berenike enthält fast keine Sterne und besteht zu 99,99 Prozent aus der mysteriösen Dunklen Materie, wie die Forscher um Pieter van Dokkum von der US-amerikanischen Yale-Universität im Fachblatt "The Astrophysical Journal Letters" berichten. Nur 0,01 Prozent sind demnach leuchtende Sterne. Die Astronomen nutzten das W. M. Keck Observatorium und das Gemini North Teleskop, die beide auf Hawaii stehen.
...

Der ganze Artikel dazu ist bei n-tv.de nachzulesen: Verwandter unserer Galaxie - "Dunkle Milchstraße" entdeckt.

Viele Grüße

Mario
Wenn Du heute morgen schon sechs unmögliche Dinge getan hast, warum dann nicht als siebentes zum Frühstück ins Milliways, das Restaurant am Ende des Universums?

McPhönix

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #376 am: 26. August 2016, 23:58:29 »
Jetzt kommts raus - Hollywood hat damals schon einen Exklusivvertrag mit der dunklen Macht abschließen können. Eine der Bedingungen - nicht verraten, wo die wirkliche Zentrale ist.
Na, nu wisse mersch...

Re: Dunkle Materie
« Antwort #377 am: 01. Oktober 2016, 13:24:55 »
Wie gesichert ist eigenltich die Aussage, dass es sich bei Dragonfly 44 tatsächlich um eine Galaxie handelt?
Gab es wiederholte Beobachtungen oder nur das eine Bild?
Nur an dem einen Bild gemessen könnte ich mir auch vorstellen, dass ein Objekt sich im Vordergrund vorbei schiebt, allerdings komplett unfokussiert ist. Konnte soetwas bereits ausgeschlossen werden?

Nachtrag: Habe das Paper hier zum Download gefunden:
https://arxiv.org/abs/1606.06291

Dort steht, dass die Beobachtungen stattgefunden haben: January 15-16,  March 11-12,  April  9-10  2016 mit insgesamt 33,5 Std. Beobachtungszeit. Dass es ein Objekt im Vordergrund (unserem Sonnensystem) ist würde ich daher inzwischen auch selber ausschließen.

Gibt es weitere Galaxien, die einen sehr hohen dunklen Materie Anteil haben? Ich dachte bisher, dass der dunkle Materie-Anteil in Galaxien meist recht gleichbleibend ist...

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Offline Gertrud

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #378 am: 01. Oktober 2016, 14:28:24 »
Hallo Tobias Kolkmann,

Wie gesichert ist eigenltich die Aussage, dass es sich bei Dragonfly 44 tatsächlich um eine Galaxie handelt?
Gab es wiederholte Beobachtungen oder nur das eine Bild?
Nur an dem einen Bild gemessen könnte ich mir auch vorstellen, dass ein Objekt sich im Vordergrund vorbei schiebt, allerdings komplett unfokussiert ist. Konnte soetwas bereits ausgeschlossen werden?

Nachtrag: Habe das Paper hier zum Download gefunden:
https://arxiv.org/abs/1606.06291

Dort steht, dass die Beobachtungen stattgefunden haben: January 15-16,  March 11-12,  April  9-10  2016 mit insgesamt 33,5 Std. Beobachtungszeit. Dass es ein Objekt im Vordergrund (unserem Sonnensystem) ist würde ich daher inzwischen auch selber ausschließen.

Gibt es weitere Galaxien, die einen sehr hohen dunklen Materie Anteil haben? Ich dachte bisher, dass der dunkle Materie-Anteil in Galaxien meist recht gleichbleibend ist...
Du warst jetzt mit Deinem Nachtrag schneller.
Zuerst das Bild der dunklen Galaxie Dragonfly 44

Credit: Pieter van Dokkum, Roberto Abraham, Gemini, Sloan Digital Sky
 Survey

Sie soll aus 99.99 % Dunkler Materie bestehen. Sie wurde mehrmals beobachtet.
Die Galaxie wurde ursprünglich von Pieter van Dokkum (Yale University) und seinem Team mit dem selbstgebauten Dragonfly Telephoto Array entdeckt und daher auch der Name Dragonfly44. Es erfolgten weitere Beobachtungen durch das DEIMOS instrument auf KECK. Dann wurde auch mit dem Gemini Multi-Object Spectrograph (GMOS) auf dem Gemini North Telescope das linke Bild aufgenommen.

Quelle:
http://www.keckobservatory.org/recent/entry/scientists_discover_massive_galaxy_made_of_99.99_percent_dark_matter

Es gibt anscheinend eine große Anzahl von dunklen Galaxien.
Wie der Anteil der Dunklen Materie darin enthalten ist, kann ich jetzt auch nicht sagen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkle_Galaxie

Nach dem Bericht wird im hellen Inneren Bereich der Anteil der Dunklen Materie von Galaxie Dragonfly 44 mit 98% angegeben.
http://iopscience.iop.org/article/10.3847/2041-8205/828/1/L6

Bei https://de.wikipedia.org/wiki/Dragonfly_44 gibt es noch eine andere Aufnahme.

Mit den besten Grüßen
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
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Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

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Offline Gertrud

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #379 am: 08. November 2016, 20:42:00 »
Hallo Zusammen,

Supercomputer liefert Steckbrief von Dunkler Materie

Mit dem Jülicher Supercomputer JUQUEEN (BlueGene/Q) hat das deutsch-ungarische Forscherteam unter der Leitung von Prof. Zoltán Fodor von der Bergischen Universität Wuppertal, der Eötvös-Universität in Budapest und dem Forschungszentrum Jülich nach der mysteriösen Dunklen Materie gefahndet.
Zum Weiterlesen in deutsch:
http://www.desy.de/aktuelles/news_suche/index_ger.html?openDirectAnchor=1126

Simulierte Verteilung der dunklen Materie etwa drei Milliarden Jahre nach dem Urknall (Abbildung nicht von dieser Arbeit).

Copyright: The Virgo Consortium/Alexandre Amblard/ESA
http://www.esa.int/spaceinimages/Images/2011/02/The_calculated_distribution_of_dark_matter2

Mit den besten Grüßen
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
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McPhönix

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #380 am: 08. November 2016, 21:46:42 »
Kann man das "Etwas", wovon man notgedrungen annimmt, daß es die Ursache eines bislang angenommenen
Verhaltens des Universums, welchselbige Ursache aber gerade wieder zerpflückt wird, ist, mit einer wie auch
immer gearteten Bezeichnung belegen, geschweige denn mit fixierten Begriffen wie "...Materie" und "...Energie",
ohne einen anderen Beweis für die Existenz dieses "Etwas" zu haben als den, uns auf gediegen sophistische
Weise zu vermitteln, daß gerade in unserem tumben Unverständnis der Beweis liegt, ohne sich damit , wie durch
nicht gerade wenige Beispiele belegt, dem Verdacht auszusetzen, und das beiläufig erwähnt frohen Gemütes,
das mühsam erarbeitete Geld des Steuerzahlers in die, sagen wir mal, Tasche der untersuchenden und
Worthülsen und Paintshopbilder ausstreuenden Konsortien, die sich nicht scheuen, diese Streuung als
Ergebnis zu bezeichnen, zu teleportieren, wobei der Begriff Teleportation hier als am besten diesen Transfer
beschreibend gewählt wurde.

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Offline Pham

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #381 am: 08. November 2016, 22:47:30 »
Kann man das "Etwas", wovon man notgedrungen annimmt, daß es die Ursache eines bislang angenommenen
Verhaltens des Universums, welchselbige Ursache aber gerade wieder zerpflückt wird, ist, mit einer wie auch
immer gearteten Bezeichnung belegen, geschweige denn mit fixierten Begriffen wie "...Materie" und "...Energie",
ohne einen anderen Beweis für die Existenz dieses "Etwas" zu haben als den, uns auf gediegen sophistische
Weise zu vermitteln, daß gerade in unserem tumben Unverständnis der Beweis liegt, ohne sich damit , wie durch
nicht gerade wenige Beispiele belegt, dem Verdacht auszusetzen, und das beiläufig erwähnt frohen Gemütes,
das mühsam erarbeitete Geld des Steuerzahlers in die, sagen wir mal, Tasche der untersuchenden und
Worthülsen und Paintshopbilder ausstreuenden Konsortien, die sich nicht scheuen, diese Streuung als
Ergebnis zu bezeichnen, zu teleportieren, wobei der Begriff Teleportation hier als am besten diesen Transfer
beschreibend gewählt wurde.
Ein einziger Satz über neuneinhalb Zeilen!?  Respekt!
Und da werde ich als Satzverschachteler bezeichnet.  ;D

Dafür musste ich ihn zweimal lesen, um zu verstehen, auf was Du hinaus willst.
Ich versuche mal adäquat zu antworten und streue die Kommata willkürlich:

Angesichts der Tatsache, dass, wir wir aus Beobachtungen entnehmen, Galaxien eine von der klassischen Rotationsgeschwindigkeit aufgrund der Gravitation der sichtbaren Materie der ihr enthaltenen Sterne, Gas und Staub abweichen, wenn wir die klassische Mechanik annehmen, wir eine Wirkung beobachten, die wir "dinkle dunkle Materie", welche, wie mir ein erster Verschreiber zeigte, nichts mit Dinkelmaterie oder Dinkelmehl, weder in Brot- noch in Brötchenform zu tun haben scheint, nennen und dessen Ursachen bislang ausschließlich Spekulationen anheim fällt und in deutlich höheren Winkelgeschwindigkeiten als den zu erwartenden gipfelt, schließen wir, dass es "etwas" gibt, dass diese gegenüber unseren Erwartungen veränderten Rotationskurven ihre ursache eben in der sogenannten "dunklen Materie" zu haben scheint, unabhängig davon, was dies bewirkt. (Mist, nur 5 Zeilen. Wie machst Du das?  ;))
Die unbekannte Ursache dieses PHänomens nennen wir dunkle Materie unabhängig derer eigentlichen Natur. Insofern ist die dunkle Materie auf jeden Fall existent, auch wenn man noch nicht (exakt) weiss worum es sich handelt.
Dabei bitte nicht aufgrund der Namensähnlichkeit von "dunkler Materie" und "dunkler Energie" diese in irgend einer Form gleichsetzen. Dies sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zwei völlig verschiedene Phänomene, deren einzige Ähnlichkeit darin gipfelt, dass man deren Ursachen (noch) nicht kennt, auch wenn die die dunkle Materie im Vergleich zur dunklen Energie vergleichsweise "konservativ" zu sein scheint.

PS: Irgendwie kapiere ich im Nachinein meinen eigenen Satzbau nicht mehr.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

McPhönix

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #382 am: 08. November 2016, 23:27:50 »
Naja manchmal dringt die Schreiberei in Form von sich unvermutet begrünenden Nebenwurzeln durch die Erde, verleugnend, daß sie dort fehl am Platze sei. ;)

Nun, etwas ernsthafter gesagt - es fiel mir eigentlich auf, daß man den Begriff "Materie" und auch "Energie" bedenkenlos auf etwas anwendet, wo grad so mit Müh und Not Einiges auf deren Existenz hinweist. Dabei könnte es doch sein, daß es etwas völlig Neues oder Anderes ist. Gleichwohl auch eine Doppelnatur haben kann wie das Licht, wobei ich mir der Unzulänglichkeit des Vergleichs bewußt bin.

Die nachfolgenden Scherze, pekuniäre Gepflogenheiten betreffend, sind eh im Bewüßtsein getan, daß heutigentags der Gang der Dinge halt so ist und, mit begleitendem wiederholten Omm Omm Omm gesprochen, zur beglückenden Überzeugung führt, daß ja dadurch Arbeitsplätze gesichert werden ;)

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Offline Pham

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #383 am: 08. November 2016, 23:33:41 »
Nunja, vielleicht verhält es sich mit der "dunklen Materie" so wie mit der Sprache ... es steht "Eloquenz" drauf und dabei findet sich darin nur "Absurdität". Wie Protonen und Neutronen: ist im Endeffekt auch nur Quark drin.  ;)
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

McPhönix

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #384 am: 08. November 2016, 23:37:50 »
Das hat was nicht so einfach Wegzuwischendes an sich....  ;D

tobi

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #385 am: 07. Januar 2017, 10:07:08 »
Immer noch keine Dunkle Materie gefunden:
http://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/auch-das-fermi-teleskop-findet-keine-hinweise-auf-teilchen-der-dunkle-materie-14602286.html

Ich prognostiziere auch mal weiter: es gibt sie nicht. Stattdessen muss das Gravitationsgesetz modifiziert werden.

Siehe auch;
https://phys.org/news/2016-11-theory-gravity-dark.html

Re: Dunkle Materie
« Antwort #386 am: 07. Januar 2017, 18:41:06 »
Vor drei Wochen war Josef Gaßner aber noch sehr positiv:

"So nah dran waren wir noch nie"
;)

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Offline m.hecht

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #387 am: 07. Januar 2017, 20:59:19 »
Ich prognostiziere auch mal weiter: es gibt sie nicht.

Wenn mans ganz genau nimmt kann man diese Aussage bereits heute eindeutig als falsch deklarieren. Denn wir haben die Neutrinos bereits eindeutig nachgewiesen und Neutrinos sind Teilchen, die nicht an der elektromagnetischen Wechselwirkung teilnehmen. Sehr wohl aber an der Gravitation und der schwachen Kernkraft. Somit gehören Neutrinos zu den WIMPs und somit zur Dunklen Materie.

Der weitaus größte Teil der Dunklen Materie muss aber aus was anderem bestehen als aus Neutrinos. Vielmehr muss es ein Mix aus verschiedene Teilchenarten sein. So wie eben auch die leuchtende Materie (das Zeugs aus dem wir sind) aus vielen Teilchenarten besteht.

Klar, der Großteil der Dunklen Materie ist noch nich gefunden und vielleicht muss auch die eine oder andere Formel modifiziert werden (was ich persönlich NICHT glaube), aber die Aussage das es Dunkle Materie in Gänze nicht gibt, ist definitiv falsch.


Mane

Re: Dunkle Materie
« Antwort #388 am: 27. Februar 2017, 15:49:49 »
Ich habe mir gerade dieses Video mit einem Gedankenspiel zur Dunklen Materie angeschaut.
Irgendwie ist die dort angesprochene Theorie zur Herkunft der Dunklen Materie zwar weit hergeholt, aber auch wieder schlüssig.
Was haltet Ihr davon?

Grüße,
Chris

Re: Dunkle Materie
« Antwort #389 am: 27. Februar 2017, 16:26:04 »
Schwarze Löcher sind ja sehr wohl auch in gewisser Weise wechselwirkend, da sie zumindest mit ihrem Ereignishorizont Materie zerfetzen und diese extremst effektiv in Energie umwandeln. Wenn die Milchstraße soviele schwarze Löcher mit der 5fachen Masse der sichtbaren Materie enthalten würde, dann sollte man doch viel häufiger solche strahlenden Akkretionsscheiben sehen müssen, oder nicht?

Außerdem erzählt er was von Schwarzen Löchern mit 30-50 Sonnenmassen. Die treten ja dann schon recht punktförmig auf. Lassen sich damit dann überhaupt noch die wabbernden Graviationslinseneffekte der dunklen Materie erklären? Da wirkt die Materie ja eher viel gleichmäßiger verteilt.

Re: Dunkle Materie
« Antwort #390 am: 27. Februar 2017, 17:05:46 »
Ich habe es so verstanden, dass sich die hypothetische enorme Menge an schwarzen Löchern im Raum zwischen den Galaxien befindet und von dort eine Kraft auf die Ausbreitung von Galaxien ausüben.
Grüße,
Chris

Re: Dunkle Materie
« Antwort #391 am: 27. Februar 2017, 18:46:13 »
dass sich die hypothetische enorme Menge an schwarzen Löchern im Raum zwischen den Galaxien befindet
Aber dann kann ja die zu hohe Rotation der Galaxien nicht erklärt werden.

Re: Dunkle Materie
« Antwort #392 am: 27. Februar 2017, 19:58:40 »
Die Idee hatte ich ja auch bereits (ich glaube auch in diesem Thread) geäußert. Ich bin auch eher ein Verfechter der Theorie, dass "Dunkle Materie" baryonischen Ursprungs ist oder Gebilde wie SL oder Neutronensterne gebildet hat, die einfach von sich aus nicht strahlen.
Die Gegenmeinung war, dass man die dann durch den Gravitationslinseneffekt häufiger finden müsste.

Zwischen den Galaxien werden sich diese SL vermutlich nicht befinden, das wäre dann auch keine Erklärung für die Rotation der Galaxien. Aber innerhalb der Galaxien: warum nicht:
SL entstehen unter Anderem am Ende des Lebens von Sternen mit mindestens ca. 10 Sonnenmassen. Sternenentstehungsgebiete gehen aus ehemaligen Supernovae hervor. Ich denke nicht, dass die ursprüngliche Supernova eines Sternenentstehungsgebiets weniger als 10 Sonnenmassen hatte - Müsste also "heute" ein SL sein. Genauso unser Sonnensystem: Unsere Sonne besteht aus den Materialien einer ehemaligen Supernova, ansonsten hätten die Planeten keine schwereren Elemente als Wasserstoff, Helium etc. Wo ist diese "ursprüngliche" Sonne nun, aus der unser Planetensystem entstanden ist. Und wo war die Sonne, aus der unsere Vorgänger-Sonne entstanden ist (man geht davon aus, dass es mindestens zwei Sternen-Generationen vor der unseren gegeben haben muss, damit die schweren Elemente entstehen können).
Unsere Galaxie ist stabil aufgebaut, SL können ihre Bahnen genauso wie andere Sonnensysteme um den Galaxiekern ziehen, ohne groß in Wechselwirkung mit anderer Materie zu treten, wodurch sie sichtbar werden würde.

Ein Knackpunkt, den ich in der Theorie aber sehe:
Wenn ich mich ausschließlich auf SL als Überreste von Supernovae aus der Entstehung der Galaxien beziehe, muss ich zu dem Schluss kommen, dass junge Galaxien einen geringeren Anteil an dunkler Materie haben. Die müsste sich beobachten lassen und wir müssten eine Tendenz sehen: je jünger die Galaxie, desto geringer ist der Anteil an dunkler Materie. Eigentlich sollte sich das einfach veri- oder falsifizieren lassen, aber speziell dazu habe ich noch keine Berechnung gesehen. Wenn es so einfach wäre, wäre doch bestimmt schon jemand vorher darauf gekommen.

Der Gedanke, dass primordiale SL unsere Galaxien in Form bringen lässt sich dadurch aber wohlgemerkt nicht belegen oder widerlegen.


Viele Grüße
Tobias

Offline websquid

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #393 am: 27. Februar 2017, 20:59:51 »
Unsere Galaxie ist stabil aufgebaut, SL können ihre Bahnen genauso wie andere Sonnensysteme um den Galaxiekern ziehen, ohne groß in Wechselwirkung mit anderer Materie zu treten, wodurch sie sichtbar werden würde.
Problem dabei: Gravitations-Mikrolinsen. Wenn das eine signifikante Anzahl wäre, würde es viel mehr Mikrolinsenereignisse geben, die Projekte wie OGLE oder MOA entdecken würden.

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Offline Pham

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #394 am: 28. Februar 2017, 09:37:57 »
Unsere Galaxie ist stabil aufgebaut, SL können ihre Bahnen genauso wie andere Sonnensysteme um den Galaxiekern ziehen, ohne groß in Wechselwirkung mit anderer Materie zu treten, wodurch sie sichtbar werden würde.
Problem dabei: Gravitations-Mikrolinsen. Wenn das eine signifikante Anzahl wäre, würde es viel mehr Mikrolinsenereignisse geben, die Projekte wie OGLE oder MOA entdecken würden.

Gilt das auch für sehr kleine SLs mit bis zu Mondmasse? Wobei es interessant wäre mal abzuschätzen wieviele SLs mit Mondmasse es geben müsse um den Anteil der dunklen Materie an der Gesamtmasse einer Galaxie von 80% zu ergeben ... und wie dicht die verteilt wären, wenn man eine Gleichverteilung innerhalb der Galaxie annimmt.

Unter Umständen wäre die Chance/das Risiko in diesem Fall nicht verschwindend, dass sich so ein Trumm auch innerhalb des Sonnensystems befände ...
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

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Offline m.hecht

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #395 am: 28. Februar 2017, 10:06:28 »
Hallo zusammen

Pirx und ich waren 2016 auf einem Vortrag zum Thema Dunkle Materie an der Uni Regensburg.

http://www.uni-regensburg.de/kalender/eintrag/567699.html

Prof. Dr. Matthias Bartelmann (Universität Heidelberg) ist einer der führenden deutschen DM-Forscher. In der Fragerunde nach dem Vortrag wurde er genau über dieses Thema der vielen, kleinen SLs gefragt. Er sagte, er und sein Team haben das schon mehrfach durchgerechnet und simuliert und kamen zum Ergebnis, dass diese Theorie aktuell nicht falsifizierbar ist. Soll heißen: Es ist durchaus möglich. Wenn es aber so wäre, versteht man noch nicht wirklich, was in der primordialen Phase des Universums genau abgelaufen ist damit so viele, kleine SLs entstanden sind.

Mane

Re: Dunkle Materie
« Antwort #396 am: 28. Februar 2017, 14:41:27 »
Wobei es interessant wäre mal abzuschätzen wieviele SLs mit Mondmasse es geben müsse um den Anteil der dunklen Materie an der Gesamtmasse einer Galaxie von 80% zu ergeben ... und wie dicht die verteilt wären, wenn man eine Gleichverteilung innerhalb der Galaxie annimmt.

Unter Umständen wäre die Chance/das Risiko in diesem Fall nicht verschwindend, dass sich so ein Trumm auch innerhalb des Sonnensystems befände ...

Die Milchstraße hat einen DM-Anteil von etwa 1 Billionen Sonnenmassen (Wikipedia). Nehmen wir mal für die Mondmasse aufgerundet 10^23kg an. Die Sonne hat 2*10^30kg, folglich benötigt man 2*10^30 * 10^12=2*10^42kg an DM, was 2*10^19 Monden entspricht.
Nehmen wie weiterhin an, daß die Milchstraße 200 Mrd = 2*10^11 Sterne enthält.

Dann kämen auf JEDEN Stern in der Milchstraße 100.000.000 (100 Millionen) Schwarze Löcher mit Mondmasse :o um die "Dunkle Materie" zu erklären.
(hoffentlich hab ich mich nicht irgendwo um eine 10er Potenz vertan)
Hört sich irgendwie etwas verrückt an :)

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Offline Pham

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #397 am: 28. Februar 2017, 14:58:19 »
Wobei es interessant wäre mal abzuschätzen wieviele SLs mit Mondmasse es geben müsse um den Anteil der dunklen Materie an der Gesamtmasse einer Galaxie von 80% zu ergeben ... und wie dicht die verteilt wären, wenn man eine Gleichverteilung innerhalb der Galaxie annimmt.

Unter Umständen wäre die Chance/das Risiko in diesem Fall nicht verschwindend, dass sich so ein Trumm auch innerhalb des Sonnensystems befände ...

Die Milchstraße hat einen DM-Anteil von etwa 1 Billionen Sonnenmassen (Wikipedia). Nehmen wir mal für die Mondmasse aufgerundet 10^23kg an. Die Sonne hat 2*10^30kg, folglich benötigt man 2*10^30 * 10^12=2*10^42kg an DM, was 2*10^19 Monden entspricht.
Nehmen wie weiterhin an, daß die Milchstraße 200 Mrd = 2*10^11 Sterne enthält.

Dann kämen auf JEDEN Stern in der Milchstraße 100.000.000 (100 Millionen) Schwarze Löcher mit Mondmasse :o um die "Dunkle Materie" zu erklären.
(hoffentlich hab ich mich nicht irgendwo um eine 10er Potenz vertan)
Hört sich irgendwie etwas verrückt an :)
Ich spinne das für eine Abschätzung mal weiter...

Wenn ich vereinfachend davon ausgehe, dass durchschnittlich ein Stern bzw. Sternsystem in einem Würfel mit 5 Lichtjahren Kantenlänge vorkommt, dann gäbe es in diesem gedachten Würfel 100 Millionen solcher schwarzen Löcher mit Mondmasse. Das klingt auf den ersten Blick recht viel. Eine Gleichverteilung mal angenommen, würde ein solches schwarzes Loch auf eine Volumen von (4 Lichttagen)³ kommen. So ein schwarzes Loch hätte den Radius von 0,1 Millimeter,
So ein schwarzes loch in 4 Lichttagen Entfernung könnte schwerlich über einen Gravitationslinseneffekt nachgewiesen werden. Dazu müsste es schon extrem exakt vor einem schwachen Stern vorbei ziehen. Das wäre purer Zufall.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

Re: Dunkle Materie
« Antwort #398 am: 28. Februar 2017, 15:52:09 »
In der Fragerunde nach dem Vortrag wurde er genau über dieses Thema der vielen, kleinen SLs gefragt. Er sagte, er und sein Team haben das schon mehrfach durchgerechnet und simuliert und kamen zum Ergebnis, dass diese Theorie aktuell nicht falsifizierbar ist. Soll heißen: Es ist durchaus möglich. Wenn es aber so wäre, versteht man noch nicht wirklich, was in der primordialen Phase des Universums genau abgelaufen ist damit so viele, kleine SLs entstanden sind.
Laut Hawking sollten solche primordialen SLs aber wesentlich kleinere Massen gehabt haben (10^12kg) und müßten mittlerweile weitgehend verstrahlt sein. Bei 10^12kg beträgt die Temperatur der Hawking-Strahlung 100Mrd.Grad Kelvin, bei leichteren noch mehr. Sowas müßte man doch längst beobachtet haben.
Bei SLs mit Mondmasse sollte die Hawking-Strahlung von der Größenordnung her ziemlich genau mit der kosmischen Hintergrundstrahlung übereinstimmen, d.h. man sieht tatsächlich nichts.

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Offline Pham

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Re: Dunkle Materie
« Antwort #399 am: 28. Februar 2017, 16:08:37 »
In der Fragerunde nach dem Vortrag wurde er genau über dieses Thema der vielen, kleinen SLs gefragt. Er sagte, er und sein Team haben das schon mehrfach durchgerechnet und simuliert und kamen zum Ergebnis, dass diese Theorie aktuell nicht falsifizierbar ist. Soll heißen: Es ist durchaus möglich. Wenn es aber so wäre, versteht man noch nicht wirklich, was in der primordialen Phase des Universums genau abgelaufen ist damit so viele, kleine SLs entstanden sind.
Laut Hawking sollten solche primordialen SLs aber wesentlich kleinere Massen gehabt haben (10^12kg) und müßten mittlerweile weitgehend verstrahlt sein. Bei 10^12kg beträgt die Temperatur der Hawking-Strahlung 100Mrd.Grad Kelvin, bei leichteren noch mehr. Sowas müßte man doch längst beobachtet haben.
Bei SLs mit Mondmasse sollte die Hawking-Strahlung von der Größenordnung her ziemlich genau mit der kosmischen Hintergrundstrahlung übereinstimmen, d.h. man sieht tatsächlich nichts.
Das mit der Mondmasse ist lediglich eine Annahme, bei welcher die SLs genug Masse haben, damit die SLs nicht tatsächlich , wie Du schreibst den Himmel erstrahlen lassen würden und überall herumschwirren würden (wenn diese den Effekt der dunklen Materie darstellen würden). Allerdings auch nicht so groß, das diese individuell nachweisbar wären.
Bei einer Verdoppelung der durchschnittlichen Masse, halbiert sich ja die Anzahl der notwendigen SLs.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.