Wer hätte das gedacht, die deutsche Raumfahrtstrategie wird in diesem Monat 5 Jahre alt. Es ist wohl nicht zu erwarten, dass das jemand feiern wird. Schauen wir uns trotzdem mal an, was daraus geworden ist (oder noch werden soll ?):
Sie entstand im Jahr 2010 nachdem in Deutschland die Koalition aus CDU/FDP die Regierung übernahm und in USA Anfang 2010 ein umfassender Politikwechsel in der Raumfahrt vollzogen wurde. Die vorher gültige deutsche Strategie enthielt noch D-Mark Angaben, schon deswegen mußte wohl was Neues her.
Die Strategie benannte 8 Handlungsfelder, die wir hier mal überprüfen können:
1. Kompetenzen ausbauen
2. Rechtsrahmen schaffen
3. Forschung nachhaltig ausbauen
4. Neue Märkte erschließen
5. zivile und militärische Sicherheit
6. Rollenverteilung in Europa bestimmen
7. Rolle in der Exploration bestimmen
8. Zugang zum All sichern
Nun galt die Strategie schon damals nicht als besonders ambitioniert. Einen gewissen Wiedererkennungseffekt findet man zum Thema "Stärkung der ESA" und "Zugang zum All sichern". Dagegen scheint die Zielsetzung "Galileo/GMES haben höchste Priorität" und "robotische Raumfahrt zur Exploration bestimmen" eher im Dunst der Jahre verschwunden zu sein.
Klar, die ISS wurde mit ESA-Astronauten besucht und es gab Rosetta, aber diese Aktivitäten waren 2010 bereits weitgehend festgelegt, während die nächsten 5 Jahre eher unsicher sind.
Es gab zwischenzeitlich die neue Kooperation mit dem Orion/ESM, zum Zweck der ISS-Beteiligung, und Zweifel an der Umsetzung und Nachhaltigkeit im SLS-Programm dürften ziemlich groß sein. Man hört und liest jedenfalls sehr wenig dazu.
Industriepolitisch verhinderte man die geplante Fusions mit BAE. Aus EADS wurde Airbus und der Raumfahrtanteil teilt sich in Träger (ASL-JointVenture) und Satellitensparte. Die Bundesregierung fördert hauptsächlich OHB, MT Aerospace und andere KMUs. Neue Märkte? - sehe ich nicht.
Als neues Projekt scheint sich Ariane 6 zu entwickeln, immerhin wurde dafür das Budget aufgestockt und es sollen dort 3,5 Mrd € für Entwicklung investiert werden. Das ist immer noch viel weniger als für Galileo (6,5 Mrd € von 2014-20), aber Galileo ist praktisch aus der politischen Agenda verschwunden.
Zivile und militärische Sicherheit, dass soll wohl Galileo + Copernicus sein, und Sarah als SarLupe-Nachfolger wird wohl auch eher geschoben, da man die MwSt. in der Kalkulation übersah. Bei optischen Satelliten kooperiert man mit Frankreich, sprich man bezahlt für die Entwicklung dort, um später Bilder zu erhalten.
Gar nichts geworden ist aus der robotischen Raumfahrt. Von einigen Experimenten im Labor abgesehen. Man wollte ja auch nur "weiter prüfen".
"Die westliche Welt muss die Fähigkeit zur bemannten Raumfahrt behalten". Abgesehen davon, dass sie bzgl. Start nicht mehr vorhanden ist, hat sich die Zuverlässigkeit der Sojus weiterhin bewährt und die zwischenzeitlich eingetretenen politischen Probleme (Ukraine-Sanktionen) sich nicht ausgewirkt. "Man bleibt im Gespräch" miteinander. Das ist schön, aber irgendwann muß man auch da mal entscheiden/handeln.
Ok, Technologie kostet viel Geld, aber wenigstens ein Weltraumgesetz hätte es dann doch gemäß den Absichten geben können, jedoch wenn ich es Recht sehe, Fehlanzeige.