Im Portal gibts einen Artikel zu einer neuen Schätzung des Kepler-Teams, wie viele Planeten es in der Milchstraße gibt:
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/08012013160147.shtml (Basiert auf der Caltech-Studie:
http://www.caltech.edu/content/planets-abound )
Dazu hab ich mir mal ein paar Gedanken gemacht. Hauptsächlich wird in dieser Studie das System Kepler-32 analysiert. Der Stern ist als roter Zwerg tatsächlich repräsentativ für einen Großteil der Sterne unserer Milchstraße.Dort wurde nun dieses System mit anderen von Kepler entdeckten Systemen verglichen und als "typisches System" bezeichnet. Mit ein wenig Statistik zur Zahl und den Eigenschaften der von Kepler beobachteten Sterne kommt man relativ simpel auf die hochgerechnet mindestens 100 Milliarden Planeten oder 1 Planet/Stern im Schnitt der Milchstraße.
Aber was sagt die Schätzung bei dieser Systematik eigentlich aus? Kann man das wirklich als akzeptable Schätzung für die gesamte Anzahl an Exoplaneten darstellen? Das ist nicht der Fall (und es wird auch korrekt von einer Mindestzahl gesprochen). Als Basis werden allein die Ergebnisse von Kepler genommen. Das sind rund 100 Exoplaneten. Dies entspricht einer Stichprobe von 12% aller bekannten etwa 850 Exoplaneten. Finde ich erstmal schade, dass man sich mit einer Statistik allein auf diese Stichprobe bezieht, wenn man doch mehr betrachten könnte.
Aber aus Gründen des Arbeitsaufwands ist das sicherlich verständlich - das sind halt die Leute, die mit Kepler zu tun haben, um zum Rest nicht so viel Ahnung haben. Bleibt die Frage, ist diese Stichprobe sinnvoll, um eine Gesamtaussage treffen zu können? Also will sagen, entspricht ihre Zusammensetzung der Zusammensetzung der gesamten Planetenliste? Wäre das so, wäre diese Studie sicherlich sinnvoll als Gesamtüberblick.
Allerdings kann man diese Stichprobe durchaus als spezielle "Kepler-Klasse" ansehen - allein schon aufgrund ihrer Orbitalperioden von nur wenigen 100 Tagen. Alles darüber geben die Daten (noch) nicht her. Dieses Problem gibt es zwar auch bei anderen Methoden, aber z.B. direkte Abbildung funktioniert wieder für sehr lange Umlaufzeiten. Wir wissen also, dass es noch weitere Planeten als diese Kepler-Klasse geben muss - deren Zahl wird aber nicht beziffert in der Studie. In ihrer PR-Mitteilung hat die Caltech jedoch tatsächlich einen Satz in dieser Richtung eingebaut:
But their analysis only considers planets that are in close orbits around M dwarfs—not the outer planets of an M-dwarf system, or those orbiting other kinds of stars. As a result, they say, their estimate is conservative. In fact, says Swift, a more accurate estimate that includes data from other analyses could lead to an average of two planets per star.
Bei der Caltech ist man sich des Problems dieser Schätzung also offensichtlich bewusst - aber leider verzichtet man auf eine bessere, weitergehende Studie. Der Durchschnitt von einem Planet pro Stern ist allerdings schon früher aufgrund anderer Datenbasen geschätzt worden. So bleibt unterm Strich eine Bestätigung anderer Schätzungen, aber kein ernsthafter Vergleich mit diesen. Diese Einordnung in frühere Studien findet leider nur in einem halben Satz Erwähnung - und auch nur im Konjunktiv "could lead to an average of two planets per star". Wenn man diese Annahme eh schon hat - warum guckt man da nicht ernsthaft nach? Finde ich ein wenig schade.