Hallo becan,
ganz sicher wird man bei Curiosity von den Erfahrungen der MarsRover-Mission ( aber auch von
Pathfinder ) profitieren und auf den Erkenntnissen dieser Missionen aufbauen.
Die technischen Probleme mit den Antrieben der Räder bei Spirit und Opportunity scheinen lediglich eine Ursache zu haben : Die Räder und die damit verbundenen mechanischen und elektronischen Komponenten haben ihre vorgesehene Lebensdauer mittlerweile um ein Vielfaches überschritten. Auf der
JPL-Seite findet man dazu links oben unter "Time on Mars" ein paar Zahlen. "Sols past warranty" nennt die Tage, welche seit der "garantierten" Missionszeit überschritten sind.
Konstruiert und getestet für einen Zeitraum vom nur drei Monaten und eine zurückzulegende Distanz von 600 bis 800 Metern auf der Marsoberfläche sind die Räder und ihre Motoren und Getriebe inklusive der elektronischen Bauteile nun seit mittlerweile über sechs Jahren den Umweltbedingungen auf dem Mars ausgesetzt. Was da bisher erreicht wurde, übertrifft alle Erwartungen bei Weitem... ( Spirit : 7.730,50 Meter, Opportunity : 19.335,35 Meter )
Auf irgend einer Website ( Planetary Society? UMSF? JPL? ) stand vor kurzem auch, wie viele Umdrehungen die Räder dabei zurückgelegt haben. Hat vielleicht jemand den entsprechenden Link?
Aber das war ja nicht Deine Frage... Hat man die genaue Ursache der Probleme feststellen können? Soweit ich weiß : Nein.
Man geht immer noch davon aus, dass die Elektronik versagt hat. Die Ursache hierfür, so die wahrscheinlichste Annahme, könnte ein durch Abnutzungserscheinungen verursachter mechanischer Defekt sein (
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/13122009010038.shtml )
Allerdings können die Ingenieure nicht sagen, welches spezielle Bauteil bei den einzelnen Rädern genau zu Bruch gegangen ist. Um dies zu analysieren, müsste man die beiden Rover im einem Labor auseinander nehmen und untersuchen.
Von daher hat es bisher auch keine Neukonstruktion der MSL-Räder gegeben. Entsprechend der vorgesehenen Einsatzdauer für Curiosity sind die Räder dieses Rovers für eine Einsatzdauer von diesmal zwei Erdjahren ausgelegt. Hier gilt das gleiche wie für die beiden gerade aktiven Marsrover : Jeder einzelne Tag über diese vorgesehene Missionsdauer ist eine Zugabe für alle an der Mission beteiligten Personen und Institute.
Außerdem ergibt sich durch jede bauliche Veränderung des Rovers ( oder auch nur der theoretischen Untersuchung einer Neukonstruktion ) ein noch höherer Bedarf an Finanzmitteln. Bei dem sowieso schon bei weitem überschrittenen Budget werden die Verantwortlichen der NASA mit eventuellen Änderungen im Design von Curiosity sehr, sehr vorsichtig umgehen. Bei der Verkündung der Startverschiebung wurde bereits sehr deutlich klargestellt, dass daraus keine Veränderungen in der wissenschaftlichen Nutzlast resultieren werden. Eine entscheidende Änderung im Hardware-Design ( und eine Änderung der Antriebs-Aktuatoren wäre eine solche ) würde außerdem eine weiteren zeitliche Verzögerung der Mission nach sich ziehen.
Spirit und Opportunity hatten und haben bisher ganz einfach unwahrscheinlich viel Glück gehabt!!! Durch diverse Cleaning-Events, Windstöße haben die für die Energieversorgung benötigten Solarpaneele immer wieder von Staubablagerungen befreit, wurde die Missionsdauer immer wieder und wieder hinaus gezögert. Diese Chance wird Curiosity definitiv nicht haben. Unabhängig vom Wetter, eventuellen Staubstürmen und tiefen Temperaturen ist dessen Energieerzeugung (zumindestens zum jetzigen Zeitpunkt und, so behaupte ich jedenfalls einmal, auch in Zukunft ) ausschließlich auf dessen
RTG angewiesen. Sobald dieser nicht mehr genügend Strom erzeugen kann, ist die Mission unwiderruflich beendet... und dies wird wohl, bedingt durch die Menge des verwendeten Plutoniums, bereits nach weniger als sechs Jahren der Fall sein.
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko