Tolle Sache!
Multiplexer [...] dazu muss man wissen, dass die Raumsonde keinen Computer oder Speicher besitzt und alle Daten Live gewonnen und übertragen werden.
Wow, faszinierend. Da ISEE-3 ja aus einer ähnlichen Zeit stammt wie Voyager, dachte ich, dass ISEE-3 wohl auch so ähnlich funktionieren wird, also zwar nicht mit Zwischenspeicher und zeitversetztem Senden (wurde ja schon gesagt), aber doch mit Bordcomputer und vorprogrammierten Abläufen.
Aber diese Raumsonde scheint ja doch einfacher gestrickt zu sein. Da kriegt das Wort Raum
sonde mal eine (für mich) neue Bedeutung, obwohl es wohl gerade die alte, ursprüngliche Bedeutung ist: Nämlich eben die einer
Sonde, die ausschließlich "live" zu nutzen ist. Ähnlich einer Endoskopkamera zur Erkundung eines Hohlraums, einem ferngesteuert mobilen Geigerzähler im Reaktorbehälter, oder meinetwegen auch eines ferngesteuerten U-Boots am Grunde der Tiefsee.
Aber wie kann das denn bei einer Raumsonde funktionieren? Wenn sie keinen Computer hat, wie hält sie dann die Position zur Sonne (wg. Energie) und zur Erde (wg. Kommunikation)? Wenn sie keinen Computer hat, wie funktionieren dann Kurskorrekturen? Sitzt dann wohl jemand zur vorausberechneten Zeit in der Bodenstation am Computer und drückt zur richtigen Sekunde die Entertaste und das Kommando geht dann raus zur Sonde und wird von dieser sofort ausgeführt? Oder muss er etwa sogar an einer speziellen Konsole eine Taste so lange gedrückt halten, wie das Triebwerk brennen soll...??
Einmal aufmerksam geworden, ergibt sich da gleich die nächste Frage: Wie haben dann eigentlich die alten "Mariner"- und "Pioneer"-Planetensonden der NASA funktioniert? Noch Livesteuerung oder doch schon Bordcomputer? Irgendwann muss es doch mal einen Schnitt gegeben haben, einen Übergang von der alten zur neuen Technologie.
Wie haben eigentlich die "Venera"- und "Mars"-Sonden funktioniert?
Terminus
PS: Dank Wikipedia bin ich gerade noch auf einen prima englischen Artikel zum Thema gestoßen:
http://www.npr.org/2014/03/18/289628696/space-thief-or-hero-one-mans-quest-to-reawaken-an-old-friend . Manche kennen ihn vielleicht schon, es geht zunächst mal darum, dass damals wohl einer der Missionsbeteiligten, Robert Farquhar, den Kurs von ISEE-3 geändert hat, um ihn zur Kometenmission umzufunktionieren, ohne lange um Erlaubnis zu fragen. Heute ist er 81 und hat vielleicht ein bisschen ein schlechtes Gewissen... liest sich alles recht amüsant und sehr insidermäßig.