Hallo,
Spirits bisher letzte Fahrt fand am 17. Januar 2010 ( Sol 2147 ) statt. Eine ursprünglich für gestern ( Sol 2148 ) angesetzte Fahrt wurde dann doch nicht durchgeführt. Stattdessen wurden Aufnahmen mit Panorama- und Navigationskameras angefertigt. Diese Aufnahmen erhielten die Arbeitstitel "sunfind autonav". Man wollte mit diesen Aufnahmen also wahrscheinlich die exakte Ausrichtung des Rovers auf der Oberfläche bestimmen ( ergänzend zu den sowieso während einer Fahrt stattfindenden Visodom-Aufnahmen der Navigationskameras ). Auch für den heutigen Sol 2150 sind bisher nur weitere Panorama-Kamera-Aufnahmen zur Bestimmung des Tau-Wertes vorgesehen. HazCam-Aufnahmen waren dagegen in den letzten beiden Tagen nicht geplant.
Zur Frage von Spirits Mobilität : @ARES, ich befürchte, dass das unter den gegebenen Umständen wirklich eher schlecht aussieht. Spirit hatte bereits mit nur einem blockierten Rad erhebliche Probleme damit, sich bergauf zu bewegen, sobald der Untergrund hauptsächlich aus Sand bestand.
Anfang 2009 wollten die Roverdriver Spirit aus seinem Winterquartier heraus auf die "Home Plate" bewegen und von dort aus zu "von Braun" fahren. Trotz mehrerer Anläufe gelang die Ersteigung der "Home Plate" wegen des blockierten rechten Vorderrades nicht.
Daraufhin wollte man die "Home Plate" auf deren östlichen Seite umfahren. Dazu musste der Rover sich durch sandiges Gelände bewegen und gleichzeitig ebenfalls bergauf fahren. Das Resultat war, dass Spirit bereits bei einer leichten Steigung nicht mehr voran kam und sich stattdessen festgefahren hat.
Erst jetzt wurde der Kurs um den Westrand der "Home Plate" ausgewählt, welcher bis zu dieser jetzigen Sandfalle am "Scamander-Krater" durchweg über abschüssiges Gelände führte.
Mit jetzt nur noch vier drehbaren Rädern ist zu befürchten, dass Spirit sich nur noch auf einigermaßen ebenem Gelände mit einem festen Untergrund bewegen könnte.
Ich denke aber, dass das Hauptaugenmerk zum jetzigen Zeitpunkt erst einmal darauf gelegt werden wird, Spirit in eine Position zu manövrieren, welche eine bestmögliche Ausrichtung der Solarpaneele auf die Sonne zur Folge hat. Selbst wenn es gelingen sollte, Spirit in den nächsten Tagen/Wochen aus dem Sandloch zu befreien ( was eigentlich immer noch sehr zweifelhaft ist, ich stimme Dir vollkommen zu, Ruhri!!! ), dann ist kein günstig gelegener Nordhang eines Berges in unmittelbarer räumlicher und zeitlicher Reichweite.
In Anbetracht der geringen zur Verfügung stehenden Energiemenge ist es vielleicht das Beste, Spirit vorerst an der jetzigen Position zu belassen. Die Hinterräder müssten dann möglichst weit "an die Oberfläche geholt" und das linke Vorderrad möglichst weit eingegraben werden. Die Folge wäre eine etwas stärkere Ausrichtung der Solarpaneele in Richtung der im Norden stehenden Sonne. Vielleicht reicht das ja, um Spirit durch den anstehenden Marswinter zu bringen. Sollte dies funktionieren, dann könnte man im nächsten Frühjahr die Befreiungsversuche mit wieder steigenden Energiekapazitäten fortsetzen.
Sollten die Missionsverantwortlichen jedoch zu dem Schluss gelangen, dass ein Rover mit nur noch vier antreibenden Rädern nicht in der Lage ist, erfolgreich zu fahren und weitere Forschungsziele anzusteuern, dann wird man ernsthaft überlegen, den Rover an seiner jetzigen Position neben dem "Scamander-Krater" zu belassen und die dortigen Untersuchungen fortzusetzen ( Steve Squyres deutete bereits an, dass Spirit mittlerweile zu einem Lander geworden ist ).
Vorausgesetzt, das HQ der NASA bewilligt die weiteren Finanzmittel für die Mission. Im Februar 2010 soll eine Überprüfung und Bewertung der aktuellen Mars-Missionen der NASA erfolgen. Kommt man dabei zu dem Schluss, dass Spirit keinen wissenschaftlichen Wert mehr hat ( was ich NICHT hoffe!!! ), dann wird man die Finanzmittel wohl einer anderen Mission zugute kommen lassen. ( Anmerkung : Es geht hier um "lediglich" vier Millionen US-Dollar pro Jahr! )
@Udolein: Es ist allerdings, unabhängig von der zur Verfügung stehenden Energiemenge, gängige Praxis, zuerst nur die notwenigsten Bilder zur Erde zu übertragen. Auch bei Opportunity werden viele "zweitrangige" Bilder zuerst im Bordcomputer gespeichert und erst später zur Erde übermittelt. Neben der Energiefrage spielt dabei auch die Auslastung des DSN der NASA eine Rolle. Dass viele Bilder der letzten Fahrt erst gestern das JPL erreichten, muss also nicht unbedingt ein Zeichen für Energiemangel sein...
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko