Wenn man das Risiko mal nachträglich quantifiziert, dann liegt die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Wiedereintritt des Space Shuttle bei 1:134 (Meiner Kenntnis nach haben 134 von 135 Missionen einen Wiedereintritt durchgeführt, von denen einer gescheitert ist). Bei dem Szenario, das du beschreibst, müssten zwei Space Shuttle einen Schaden beim Start davontragen, der einen Wiedereintritt scheitern lassen würde. Hier müssen die einzelnen Wahrscheinlichkeiten multipliziert werden, also (1:134)*(1:134)=1:17956
Weiß hier jemand, wie relevant ein solches Risiko bei einer bemannten Mission ist? Bei Ausweichmanövern von Weltraummüll ist die Grenze, bei der man das Restrisiko als vernachlässigbar einstuft, 1:10000. Also könnte die etwa halb so hohe Wahrscheinlichkeit von 1:17956 durchaus ein Grund sein, ein erweitertes Rettungskonzept zu entwerfen.
In der Praxis weiß man natürlich noch nicht so genau, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg des Wiedereintritts liegt, weshalb man sich vllt. auch bei kleineren Schäden gegen einen Wiedereintritt entscheiden würde. Das macht dein Szenario deutlich realistischer.
Allerdings wäre man ja auch in dem Fall, dass ein Shuttle an der ISS angedockt ist und nicht für den Wiedereintritt freigegeben werden kann, noch nicht ganz aufgeschmissen. Man hat Reservekacheln dabei und viele Möglichkeiten, mit EVAs den genauen Zustand des Hitzeschildes zu dokumentieren und Kacheln zu ersetzen.
Mit dem Reparaturkit konnte man Schäden, wie sie bei der Columbia 2003 aufgetreten sind, reparieren und dass eine Mission einen größeren Hitzeschildschaden aufweist und die Nachfolgermission ebenfalls einen größeren Schaden als bei der Columbia, ist meines Ermessens nach vernachlässigbar gering.
Wiederum quantifiziere ich hier mit den Erfahrungen der Vergangenheit, was natürlich so nicht möglich ist, wenn man bspw. nach der Columbiakatastrophe für zukünftige Missionen das Risiko eines Fehlschlags minimieren möchte.