COLUMBIA-Unglück

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rm39

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #200 am: 02. August 2011, 20:43:51 »
Anscheinend hat man nun noch einen kugelförmigen Tank der Columbia gefunden. Durch einen besonders niedrigen Wasserstand des Lake Nacogdoches in Texas kam dieser Tank zum Vorschein. Die NASA vermutet, dass es sich um einen Sauerstoff- oder Wasserstofftank des Brennstoffzellensystems der Raumfähre handelt. Hier mehr mit Bild:

http://space.flatoday.net/2011/08/columbia-debris-turns-up-in-east-texas.html

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Offline Raffi

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #201 am: 03. August 2011, 14:25:02 »
Unglaublich nach 8 Jahren, sowas zu finden. Bei einer Doku über die Challenger, da hat man versucht, die Raumfähre weitgehend wieder zusammenzubauen, um nach der Ursache zu forschen. Da hat man soviele Teile wie es geht, aus dem riesigen Atlantik rausgeholt. Und hier bei Columbia leigt sowas 8 Jahre lang in einem See rum. Man muss doch gemerkt haben, dass da noch Teile fehlen.
Der Regensburg-Nürnberger Raumcon Stammtisch findet regelmäßig, mal in Regensburg, mal in Nürnberg statt.

klausd

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #202 am: 03. August 2011, 14:29:08 »
Man muss doch gemerkt haben, dass da noch Teile fehlen.

Woher willst Du denn wissen welche Teile überhaupt wieder runtergekommen und nicht komplett verglüht sind?

Da fehlen sowieso tonnenweise Teile. Und man wird niemals alle finden können. Weil Sie teilweise unzugänglich sind, teilweise komplett verglüht und andere so klein zerbrochen, dass man sie nicht mehr zuordnen kann.


Gruß, Klaus

Krasair

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #203 am: 03. August 2011, 18:55:59 »
Möchte nicht wissen, wieviele "Andenken" von Challenger und Columbia in amerikanischen Wohnzimmern in der Vitrine zu bewundern sind......

Gruss

TOM

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Offline Ensi

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #204 am: 03. August 2011, 21:26:16 »
naja bei Columbia vielleicht, die trümmer der Challenger dürften ja komplett im Ozean gelandet sein

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #205 am: 03. August 2011, 22:24:57 »
Da wurde sicher so manches Teil am Strand angespült...
:): Schrödingers Smilie

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Offline fl67

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #206 am: 04. August 2011, 09:53:19 »
Man muss doch gemerkt haben, dass da noch Teile fehlen.

Es wurden nur ungefähr 40% von Columbia geborgen.
Der Rest ist verglüht oder liegt noch irgendwo, wo es nicht gefunden wurde (z.B. in texanischen Wohnzimmern  ;) ).

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Offline STS-49

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #207 am: 04. August 2011, 11:07:07 »
Hier ein Artikel der NASA zu dem neuen Fund. Man plant den Tank zu bergen, was wohl nicht ganz einfach wird.
http://www.nasa.gov/mission_pages/shuttle/main/columbiatankfound_prt.htm

Dazu gibt´s auch noch ein kurzes Video:
http://www.nasa.gov/multimedia/videogallery/index.html?media_id=104750281




nico
"If we were not meant to explore the universe, we would not have been given the ability to wonder about it."

xwing2002

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #208 am: 01. Februar 2012, 14:41:22 »
Das Space Shuttle Columbia war das erste Raumschiff der Menschheit, mein Lieblingsorbiter und einzigartig... ebenso wie seine Crew Rick Husband, William McCool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon.
Heute ist der Tag ihren Verlust zu erinnern ... wie jedes Jahr. Aber in diesem Jahr fällt mir die Erinnerung schwerer... denn die Shuttleflotte wird den Boden nicht mehr verlassen um das Erbe der Columbia fortzusetzen.
Die Leistungen der Crew, die Leistungen des ersten Orbiters bleiben.

Das heutige Image of the day der NASA meint wohl nichts anderes, als eben das.


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Offline Miam

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #209 am: 01. Februar 2012, 21:24:52 »
Zum 9. Mal jährt sich nun dieses Unglück, aber zum ersten mal gibt es keinen nächsten Start eines Space Shuttles, um das Erbe der Columbia und ihrer Crew fortzuführen.

Es ist schade, dass das Erbe der Columbia nun nicht mehr von ihren Geschwistern fortgesetzt wird, die Crew von STS-107 und auch die Columbia selbst, haben nun keine würdigen Nachfolger, um ihren Erkundungsgeist fortzuführen, für den sie alles gegeben haben.
Es wird lange dauern, bis ein Raumschiff wieder so viele Leute begeistern kann und auch nur annähernd die Möglichkeiten bietet, welche Columbia, Challenger, Discovery, Atlantis und Endeavour  30 Jahre lang der Menschheit bieten konnten. Wir werden sie vermissen...

tonthomas

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #210 am: 23. Juni 2012, 11:33:38 »
Interessante englischsprachige Seite zum Columbia-Unglück:

http://joshalot.com/2009/02/columbia-what-exactly-happened/

Gruß   Pirx

tobi

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #211 am: 07. Januar 2013, 21:51:36 »
Weitere Insiderkommentare von Wayne Hale zu Columbia:
http://waynehale.wordpress.com/

Hätte Columbia gerettet werden können, wenn man den Defekt im Orbit gefunden hätte? Ja es hätte eine minimale Chance gegeben:
Zitat
During the accident investigation there were several efforts to determine what might have been done to save Columbia and her crew. None of the concepts to plug the hole in the wing would have worked; most would have caused even earlier failure of the structure as the incredible heat of reentry vaporized the plug. The only possible scenario – and it was a slim one – was to immediately discover the hole by a never previously attempted complex spacewalk, immediately power down Columbia to survival levels to stretch the life support consumables, and scramble Atlantis, already stacked for launch in the VAB, with an incredibly complex formation flying and crew vacuum transfer. It would have made Apollo 13 look like a cakewalk. And the key was early detection and immediate radical action.

Whether or not we might have been able to pull that off is problematic; but psychologically we were not ready to take such radical action and as it turns out, we never had the chance to find out.

xwing2002

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #212 am: 07. Januar 2013, 23:30:31 »
Meines Wissens wäre eine ungeprobte EVA vermeidbar gewesen durch eine Umrichtung von Beobachtungs... naja, sagen wir Militärsatelliten auf das Shuttle... aufwendig, teuer, aber menschenschonend.
Dass Atlantis dann eine Option gewesen wäre ist ja nicht neu, aber gut es von dieser Stelle bestätigt zu lesen. Fraglos mit großem Risiko und geringen Chancen.
Menschlich und psychologisch war die Unwissenheit der Crew vielleicht ein Vorteil... aber das mag ich nicht beurteilen.
Der Ausbau der Schleudersitze nach STS-1 und STS-2 war sicher keine glückliche Entscheidung. Die Überwindung der technischen Probleme auch eine siebenköpfige Crew auf diese Weise zu sichern wäre irgendwann gelungen und hätte mit allen Mitteln angestrebt werden müssen.
Allein dieses Verfahren hätte die Überlebenschancen bei beiden Shuttleunglücken erhöhen können ohne weitere Leben zu gefährden.

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #213 am: 07. Januar 2013, 23:47:33 »
So weit ich weiß, waren auf dem Flug dem Columbia keine EVA´s geplant und deswegen keine Raumanzüge für EVA´s an Bord und auch keine Luftschleuse eingebaut. Aus diesem Grund war es für die Crew unmöglich den damals auf dem Flug den noch unbekannten Schaden direkt zu untersuchen. Auch ein Rettungsflug mit einem anderen Shuttle wäre hier vollkommen Sinnlos gewesen. Berichtigt mich bitte wenn ich da falsch liege.
Grüße,
Chris

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Offline Helix

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #214 am: 08. Januar 2013, 00:55:57 »
Auszug aus http://www.bernd-leitenberger.de/columbia-iss.shtml :
"Dreimal gab es auch bei STS-107 die Anforderung verschiedener NASA Stellen den Hitzeschutzschild durch einen Aufklärungssatelliten des US-Verteidigungsministeriums zu fotografieren. Dies wurde aber von der Missionsleitung abgelehnt."

1.) Das Problem war bekannt.
2.) Das Problem wurde ignoriert.
3.) Da also garkein Problem existierte, konnte die Mission wie geplant weiter durchgeführt werden.

Das ist - für mich - exakt der gleiche Fehler wie bei Challenger: ein Managementfehler. Von der technischen Seite her wird ein Problem festgestellt und bei den dann notwendigen Managemententscheidungen scheitert es - mit katastrophalen Folgen.

Die Überlegung "Keine Raumanzüge, können wir eh nichts machen" muss man dann glücklicherweise nicht mehr anstellen.

P.S.
Kann gut sein, dass man aus meinen Worten immer noch große Verbitterung heraushört. Aber ich bin nunmal der Meinung, dass die Challenger-Katastrophe sicher zu vermeiden gewesen wäre und die Columbia-Besatzung eine gute Chance gehabt hätte, heil zur Erde zurückzukehren. Gerade diese zwei Management-Fehler haben die bemannte Raumfahrt durch das verlorengegangene Vertrauen weiter zurückgeworfen, als alle (nicht?) in den Sand gesetzten Raumsonden, Satelliten und Raketen zusammengenommen. Und der Vertrauensverlust ist nicht im Tod der Besatzungen begründet, sondern darin, dass durch aktive Managemententscheidungen Maßnahmen verhindert wurden, die das Leben der Besatzungen hätten retten können bzw. bei Challenger das Leben der Besatzung garnicht erst in Gefahr gebracht hätten. Ja, da kommt immer wieder Zorn hoch!

klausd

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #215 am: 08. Januar 2013, 01:19:46 »
Auszug aus http://www.bernd-leitenberger.de/columbia-iss.shtml :
"Dreimal gab es auch bei STS-107 die Anforderung verschiedener NASA Stellen den Hitzeschutzschild durch einen Aufklärungssatelliten des US-Verteidigungsministeriums zu fotografieren. Dies wurde aber von der Missionsleitung abgelehnt."
Gibts dafür auch eine brauchbare Quelle? Gute Infos dazu würden mich interessieren. Denn wurde schonmal ein Objekt mit 28.000km/h von einem anderen Objekt mit ähnlicher Geschwindigkeit und anderer Bahn scharf abgelichtet? Und das mit der Technik die 2003 verfügbar war...

Gruß, Klaus

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Offline Helix

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #216 am: 08. Januar 2013, 01:54:24 »
Im genannten Artikel steht im gleichen Absatz, dass bei STS-1 das DoD mit dem KH-11-Satelliten behilflich war. Das war dann 22 Jahre früher.

Ich kann Bernd Leitenbergers Website nur wärmstens empfehlen, auch wenn dabei das eine oder andere NASA-weichgezeichnete Bild einen Kratzer abbekommen mag.

klausd

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #217 am: 08. Januar 2013, 02:23:25 »
Im genannten Artikel steht im gleichen Absatz, dass bei STS-1 das DoD mit dem KH-11-Satelliten behilflich war. Das war dann 22 Jahre früher.
Zwar sind die KH-11 tatsächlich in der Lage “SatSquared” Fotos anderer Satelliten aus Großer Entfernung zu tätigen, aber eine Quelle der Harvard Universität spricht davon, dass KH-11 kein Bild von STS-1 in der Qualität machen konnte, dass man einen Schaden hätte feststellen können. Nicht viel anders wäre das wohl 2003 gewesen.

Ich kann Bernd Leitenbergers Website nur wärmstens empfehlen, auch wenn dabei das eine oder andere NASA-weichgezeichnete Bild einen Kratzer abbekommen mag.
Ich habe auf Grund unzähliger inhaltlicher Fehler davon Abstand genommen und lese daher lieber möglichst Primärquellen und nicht die selektierte Interpretation seiner Webseite. Meine Meinung bilde ich mir dann selber und lasse mir keine "aufschwatzen".  Deswegen ist mir ein Wayne Hale, der tatsächlich im Shuttle Programm gearbeitet hat, sehr viel lieber.

Gruß, Klaus

klausd

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #218 am: 08. Januar 2013, 02:34:00 »
Grade nochmal weiter recherchiert: http://www.satobs.org/columbia/KeyHolesattosat.html#STS1

Möglicherweise kann ein KH Satellit bessere Fotos machen bis zu 9cm/Pixel unter theoretisch optimalen Bedingungen. Aber jetzt müsste man dafür die Orbitpositionen vergleichen zusammen mit den Lichtverhältnissen und der Lage des Shuttles. So einfach ist das alles nicht.

Leider wurde nie ein Foto davon veröffentlicht. Weder von STS-1, STS-2 oder Skylab. Entweder geheim oder zu schlecht.

Gruß, Klaus

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Offline Helix

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #219 am: 08. Januar 2013, 02:39:09 »
Zwar sind die KH-11 tatsächlich in der Lage “SatSquared” Fotos anderer Satelliten aus Großer Entfernung zu tätigen, aber eine Quelle der Harvard Universität spricht davon, dass KH-11 kein Bild von STS-1 in der Qualität machen konnte, dass man einen Schaden hätte feststellen können. Nicht viel anders wäre das wohl 2003 gewesen.

Hm, wenn mich meine Englischkenntnisse nicht trügen, dann ist das Abstract im Konjunktiv gehalten. Eine konkrete Aussage ist da für mich nicht erkennbar, nur "doubtful". Das ist was anderes als "nicht möglich". Kommt man an den vollständigen Artikel ran?

klausd

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #220 am: 08. Januar 2013, 02:48:24 »
Ich habe jetzt was konkret zu Columbia STS-107 gefunden: http://www.satobs.org/columbia/KeyHolesattosat.html

Tatsächlich gab es wohl Gelegenheiten. Zu beachten ist aber immer, dass wir jetzt im Nachhinein nach Möglichkeiten suchen für ein Problem, dass wir es jetzt kennen. Schließlich gab es diverse Simulationen zu den Auswirkungen von Schaumstoff auf RCC. Diese Simulationssoftware (Ich glaube die hieß "Crater" oder so) hatte aber Macken. Man sieht, hier kommt von vom Regen in die Traufe. NASA Management hat Schuld, falls das die Aussage von Leitenberger ist, wäre ziemlich eingeschränkt.

Gruß, Klaus

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Offline Helix

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #221 am: 08. Januar 2013, 03:07:42 »
Grade nochmal weiter recherchiert: http://www.satobs.org/columbia/KeyHolesattosat.html#STS1

Das liest sich doch gleich ganz anders. Ich tippe darauf, dass die Bilder geheim gehalten wurden, damit der böse Feind nicht herausfindet, wie gut oder schlecht amerikanische Aufklärungssatelliten sind. So es sie gibt, werden die Bilder evtl. 2031 freigegeben.

Ich denke, man darf den Fortschritt ziviler Teleskope von 1981 bis 2003 ruhigen Gewissens auch auf die militärischen/nachrichtendienstlichen Aufklärungssatelliten übertragen.

Aus welchem Grund sollten denn eigentlich die USA (und die Sowjetunion) darauf verzichtet haben, ihren Aufklärungssatelliten die Eigenschaft zu geben, gegnerische Satelliten im Detail zu beobachten? Militärs und Nachrichtendienstler sind einerseits keine Volltrottel und haben andererseits deutlich mehr finanziellen Spielraum als die zivile Raumfahrt.

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Offline Helix

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #222 am: 08. Januar 2013, 03:37:07 »

Ich habe jetzt was konkret zu Columbia STS-107 gefunden: http://www.satobs.org/columbia/KeyHolesattosat.html

Tatsächlich gab es wohl Gelegenheiten. Zu beachten ist aber immer, dass wir jetzt im Nachhinein nach Möglichkeiten suchen für ein Problem, dass wir es jetzt kennen. Schließlich gab es diverse Simulationen zu den Auswirkungen von Schaumstoff auf RCC. Diese Simulationssoftware (Ich glaube die hieß "Crater" oder so) hatte aber Macken. Man sieht, hier kommt von vom Regen in die Traufe. NASA Management hat Schuld, falls das die Aussage von Leitenberger ist, wäre ziemlich eingeschränkt.

Gruß, Klaus

Leitenberger schreibt im angegebenen Artikel auch von "Crater" und Problemen damit.

Eine Schuldzuweisung finde ich bei Leitenberger nicht. Er ent-schuldigt sie auch nicht.

In meinen vorangegangenen Posts habe ich meine Meinung widergegeben: Die Challenger- und Columbia-Katastrophen beruhen auf Managementfehlern, nicht nur der NASA, sondern auch aufwärts bis zur US-Regierung ("politischer Druck") und - im Fall der Challenger - abwärts bei Thiokol.
Aus Sicht der Technik hätten die beiden Besatzungen nicht in ihren Shuttles sterben müssen. Challenger wäre nicht gestartet. Columbia wäre im Orbit auf Schäden untersucht worden und es hätte die Chance einer Rettung gegeben. Die Technik hat gesagt "Wir haben ein Problem". Und das Management hat es vermasselt. Gründlich vermasselt!

tonthomas

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Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #223 am: 08. Januar 2013, 06:35:51 »
... Leitenberger schreibt im angegebenen Artikel auch von "Crater" und Problemen damit....
Guten Morgen,

meines Wissens diente Crater der Simulation von Beschädigungen der tiles, also der Kacheln, und kam noch aus der Apollozeit, als man wissen wollte, welche Gefahren kleine Mineralbrocken darstellen können. Hinsichtlich Aussagen zu Beschädigungen der RCC-Panels, also der Flügelvorderkantensegmente aus Karbon-Komposit, konnte Crater gar nicht verwendet werden.

Eine andere Software wurde wohl zur Kalkulation von RCC-Schäden benutzt. Die basierte auf einer Formel von 1984, als man zigarettengroße Eisnadeln auf die Panels geschossen hat. Diese Software sagte wohl, dass die Panels einem Treffer von Tankisolation abhängig vom Einschlagswinkel nicht standhalten würde, und Beteiligten war wohl auch klar, dass man genau deswegen unbedingt Photos aus dem All haben müsste, da der Frage nach einer konkreten Beschädigung rechnerisch nicht beizukommen war. (Quelle für letzteres: Comm Check...: The Final Flight of Shuttle Columbia).

Gruß   Pirx

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #224 am: 08. Januar 2013, 07:26:03 »
Auszug aus http://www.bernd-leitenberger.de/columbia-iss.shtml :
"Dreimal gab es auch bei STS-107 die Anforderung verschiedener NASA Stellen den Hitzeschutzschild durch einen Aufklärungssatelliten des US-Verteidigungsministeriums zu fotografieren. Dies wurde aber von der Missionsleitung abgelehnt."

1.) Das Problem war bekannt.
2.) Das Problem wurde ignoriert.
3.) Da also garkein Problem existierte, konnte die Mission wie geplant weiter durchgeführt werden.

Das ist - für mich - exakt der gleiche Fehler wie bei Challenger: ein Managementfehler. Von der technischen Seite her wird ein Problem festgestellt und bei den dann notwendigen Managemententscheidungen scheitert es - mit katastrophalen Folgen.

Die Überlegung "Keine Raumanzüge, können wir eh nichts machen" muss man dann glücklicherweise nicht mehr anstellen.
(...)

So tragisch das Ganze auch ist, du solltest schon fair bleiben. Im Nachhinein weiß sowieso jeder alles besser.

Bei der Landung von STS-1 entdeckte man etliche beschädigte oder sogar fehlende Kacheln. Immer wieder gab es größere Beschädigungen (wie es auch in dem von dir verlinkten Artikel steht), die zu keinem Vorfall führten, man hat bestimmt öfter auch viel Glück gehabt mit dem Hitzeschild.
Da ist es doch irgendwie verlockend zu glauben, dass es schon nicht weiter schlimm ist, auch wenn die RCC-Panels eine besonders kritische Stelle waren.
Vergleichbare Fälle, wo ein Raumfahrtzeug wegen eines beschädigten Hitzeschildes verloren wurde gab es auch nicht.

Jetzt wo man weiß, dass auch kleinere Beschädigungen eine sehr ernstzunehmende Gefahr sind ist es natürlich leicht, der NASA ein Totalversagen vorzuwerfen.
Ich will ja nicht sagen, dass man keine Fehler gemacht hätte...
42/13,37 ≈ Pi