> Verbessert mich, wenn ich mich irre, aber welchen Sinn hat die ISS,
> außer dem Training des Langzeitaufenthalts in der Schwerelosigkeit?
Vor einigen Wochen konnte ich einen Vortrag von einem Mitarbeiter von OHB in Bremen hören. Der Mann ist vom Fach zwar Biologe, war aber von den vier Vortragenden (EADS/Astrium, OHB) der einzige, bei dem der Enthusiasmus für Raumfahrt rüberkam. Er war einer der Entwickler dieses autarken Aquariums, dass auch auf der Columbia mitgeflogen ist.
Ich habe mich auch lange gefragt, was an einem Glas mit ein paar Fischen bei Null G so interessant sein soll. Inzwischen weiss ich, dass dieses Ding das einzige künstliche Ökosystem ist, dass über mehrere Wochen funktioniert. Beim nächsten Flug soll es sechs Monate auf der ISS laufen.
Es sieht also so aus, als ob bemannte Schiffchen oder ferne Habitate, die mehrere Monate völlig ohne Nachschub an Versorgungsgütern auskommen, noch gar nicht machbar sind, right? Um sowas vorzubereiten erscheinen mir ein paar Aquarien im Orbit ein besseres Preis/Leistungs-verhältnis zu bieten als Mondstationen mit Menschen.
Durch die Untersuchung der Fische konnte ein für den Knochenabbau wichtiger Faktor gefunden werden. Die daraus abgeleiteten Medikamente sollen nicht nur den Knochenabbau bei Raumfahrern vermindern helfen, sondern auch gegen Osteoporose helfen. Ich bin recht froh, dass sie dafür keine Astronauten aufschneiden mussten, schliesslich sind die teuer :-)
Zusammengefasst: Auch im LEO lässt sich offenbar einiges erforschen und vorbereiten, was für längere Aufenthalte da draussen lebenswichtig ist. Dass auch das ein bisschen zielorientiert sein sollte ist auch meine Meinung. Ich habe aber Zweifel, ob für Laien immer erkennbar ist, wofür welche Forschung dient. Ich selbst traue mir kein spontanes Urteil zu.
Anekdote: Bei einigen Forschungen traue ich mir schon zu, sie "bullshit" zu nennen. Wenn zum Beispiel JPL(?) mit grossem Tamtam ein neues Material für Hitzeschilde vorstellen, aus irgendwelchen superexotischen seltenen Erden für teuer Geld (teurer als Platin), während die DLR ihre Schilde aus Carbiden schon am fliegen hat. Ende der Anekdote...
Die Motivation für den Fortschritt in den Weltraum wird meines Erachtens nicht von Politikern kommen, sondern von Menschen, die da draussen was wollen. Das kann Abenteuerlust sein, wirtschaftliche Interessen, der Wunsch nach kultureller Eigenständigkeit, was auch immer. Nur die können den Druck erzeugen und die Mittel organisieren. Politiker werden durch Interessengruppen motiviert, nicht andersrum.
Oder mit den Worten von Antoine de Saint-Exupéry: Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!
Dem räume ich mehr Chancen ein, als allen Plänen, die erst eine Umstrukturierung der Welt brauchen um zu funktionieren. So wie ich sowieso allen Plänen misstraue, die allzu langfristig und grossräumig angelegt sind :-)
Solange es also die "Killerapplikation" nicht gibt, die so dermassen begeistert, dass viele Menschen dafür Zeit und Geld opfern, ist Basisarbeit angesagt. Tue gutes und rede darüber. Die Zusammenhänge erläutern, die Anwendungen aufzeigen. So wie mit dem Aquarium oben.
Das allerdings fehlt mir. Einerseits sind die Medien sicherlich nicht sonderlich hinter guten Nachrichten aus dem Orbit her. Andererseits scheint mir die Anzahl kommunikationsbegabter Weltraumenthusiasten ziemlich klein zu sein hierzulande. Wissenschaft und Technik muss bei uns schwierig sein, um seriös zu wirken.
Was wollte ich eigentlich sagen? Naja, irgendwie sowas jedenfalls :-)
Kai