Russische Raumfahrt

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tobi

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1575 am: 06. Mai 2012, 22:28:48 »
Energomash will einen revolutionären neuen Raketentreibstoff aus Ammoniak und Acetylen testen, der 2017 zum ersten Mall fliegen könnte (bei ausreichender, optimistischer Finanzierung ;)), berichtet RIAN:
http://en.rian.ru/russia/20120505/173241862.html

Das Triebwerk soll auf Basis des RD-161 entwickelt werden.

websquid

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1576 am: 06. Mai 2012, 23:34:51 »
Das RD-161 ist übrigens ein nie eingesetztes Oberstufentriebwerk für die Sojus-Weiterentwicklungen "Rus" bzw "Yamal", die es bekanntlich in der Form nie gab. Im Prinzip der nächste Anlauf, doch noch eine entsprechende Sojus-Oberstufe zu entwickeln.

Acetam ist dabei nur eines von mehreren Projekten, neue Treibstoffe nutzbar zu machen für zukünftige Entwicklungen. Neben Acetam und Methan steht noch die Beimischung hochmolekularer Kohlenwasserstoffe zu Kerosin im Raum - dies würde vor allem die Dichte erhöhen und somit bei weitgehend unveränderten Raketenstufen die Leistung deutlich steigern. Hier gibt es das Projekt des RD-175 - eine angepasste Variante des RD-171M. Hier soll der Schub auf rund 10MN steigen (von 8,4MN) durch den neuen Treibstoff. Genau wie bei Acetam wird hier mit der günstigen Leistungssteigerung argumentiert.

Was davon letztlich den Weg aus der Giftküche in reale Systeme findet halte ich aber doch für seeeeehr fraglich ::)

runner02

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1577 am: 07. Mai 2012, 20:05:18 »
Acetylen (besser Ethin!)  und Ammonium??

Soll dabei Wasserstoff vom Ammonium auf Ethan übertragen werden, oder wie  ???

So eine Reaktion kenne ich bislang noch nicht (heißt aber keinesfalls, dass es nicht möglich wäre)

Aber Ethin hat eine 3-Fachbindung, die wird es wohl sehr schwer hergeben!
 
Oder es entstände Blausäure??

websquid

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1578 am: 07. Mai 2012, 20:08:40 »
Das Gemisch Acetam wäre der Treibstoff, Sauerstoff der Oxidator. Ich denke, dass hilft dir weiter ;)

Bei Acetam wird übrigens von einer Leistungssteigerung von bis zu 30% gegenüber Kerosin gesprochen. Ich bin mir aber nicht sicher, auf welchen Parameter sich diese Angabe bezieht. Spezifischen Impuls z.B. kann ich mir definitiv nicht vorstellen ???

runner02

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1579 am: 08. Mai 2012, 21:40:33 »
Das Gemisch Acetam wäre der Treibstoff, Sauerstoff der Oxidator. Ich denke, dass hilft dir weiter ;)

Bei Acetam wird übrigens von einer Leistungssteigerung von bis zu 30% gegenüber Kerosin gesprochen. Ich bin mir aber nicht sicher, auf welchen Parameter sich diese Angabe bezieht. Spezifischen Impuls z.B. kann ich mir definitiv nicht vorstellen ???


Naja, kommt auf das Verhältnis von H zu anderen Elementen an.

Bei Kerosin müsste dies n : 2n+2 sein, bei Ammoniak n:4n  Ethylen n:n

Sind die dann 50:50 gemischt? Aja, die wollen das optimale Verhältnis ja erst rausfinden. Aber Ammoniak ist definitiv H-reich. Ammonium hat noch ein O dabei...

*

Offline MR

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1580 am: 09. Mai 2012, 13:44:46 »
Irgendwie erscheint mir die Treibstoffpolitik in Russland sehr suspekt. Erst wollte man Methan Triebwerke entwickeln, jetzt will man noch mit Amoniak und Atzetylen experimentieren. Warum bleibt man nicht beim bewährten Kerosin oder konzentriert sich auf Flüssigwasserstoff und Sauerstoff? Egal wie hoch die Leistung der neuen Treibstoffe sein soll, die Leistung von LH2 / LO2 wird man damit nicht erreichen. Mit dem Zentraltriebwerk der Energija hat man schon ein recht leistungsfähiges Treibwerk, eine Weiterentwicklung dieser Technologie wäre vermutlich weitaus simmvoller als die aktuell geplanten Treibstoffe.

websquid

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1581 am: 09. Mai 2012, 14:18:43 »
Es geht um Kostenoptimierung. Wasserstoff mag prinzipiell der leistungsfähigste Treibstoff sein  - aber er ist extrem teuer, vor allem aufgrund der nötigen Technologie. Russland ist derzeit in der Situation, dass es im Prinzip keinen neuen Träger braucht, sondern mit Angara und Sojus-2 für die Zukunft planen kann. Eine weitere Trägerentwicklung muss entweder die Kosten drastisch senken oder die Leistungsfähigkeit deutlich erhöhen.

Technisch sind sowohl die Kerosin- als auch die Wasserstofftriebwerke auf einem extrem hohen Stand. Mehr aus diesen Treibstoffen rauspressen als die aktuelle Triebwerksgeneration rund um die RD-170-Familie sowie das RD-0124 aus Kerosin oder das RD-0146 aus Wasserstoff ist quasi nicht mehr möglich. Dafür sind diese Triebwerke allerdings auch ziemlich teuer. Das mag sich durch Großserienproduktion eindämmen lassen, aber dennoch ist dies langfristig eine Sackgasse.

Daher will man einfach offen untersuchen, ob es nicht andere, innovative Lösungen gibt die Kosten zu senken. Das bedeutet zum einen Entwicklung hin zu Wiederverwendbarkeit, zum anderen aber eben auch die Untersuchung anderer Treibstoffe. Ob das wirklich sinnvoll ist, und ob da was bei rumkommt steht natürlich noch lange nicht fest. Aber es ist ein Versuch, sich von jahrzehntealten Zwängen zu befreien, die irgendwann einfach in eine Sackgasse führen.

PS: Vielleicht wäre es sinnvoll, die letzten Posts in einen eigenen Konzepte-Thread (ALternative Treibstoffe oder so) auszulagern? :)

marslady

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1582 am: 09. Mai 2012, 22:17:54 »
Wir sind bereit und Willens, eine Partnerschaft mit den USA und Europa einzugehen, um eine BEMANNTE Mars- Mission auf den Weg zu bringen, so ein hochrangiger Beamte von Roskosmos, in einem Statement. Nur die USA seien in der Lage, eine derartige  Mission erfolgreich durchzuführen, und ein solches Projekt sei nur mit internationaler Zusammenarbeit möglich.   Na denn, auf geht`s !!  Mfg Marslady    (P.S Wenn möglich, noch bevor ich ins Gras beisse !)  http://www.space.com/15600-mars-mission-nasa-russia.html

jakda

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1583 am: 10. Mai 2012, 08:50:55 »
Erst wollte man Methan Triebwerke entwickeln, jetzt will man noch mit Amoniak und Atzetylen experimentieren.

So ist es nicht - Methan wird weiterentwickelt, ist sogar als wichtig eingestuft.
Man forscht uns entwickelt eben in mehreren Richtungen...

ilbus

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1584 am: 10. Mai 2012, 10:18:13 »
Stimmt es, dass man Methan relativ leicht sintetisch herstellen kann?

websquid

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1585 am: 10. Mai 2012, 12:20:56 »
Naja was heißt schon synthetisch? Erdgas und Biogas enthalten zumindest beide hauptsächlich Methan und dieses kann relativ leicht herausgefiltert werden.

ilbus

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1586 am: 10. Mai 2012, 13:06:16 »
Ok. Ich meinte den Prozess: co2+h2o ->...-> ch4... oder eben c+h2o->...->ch4...

Offline Ruhri

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1587 am: 10. Mai 2012, 13:11:00 »
Naja was heißt schon synthetisch? Erdgas und Biogas enthalten zumindest beide hauptsächlich Methan und dieses kann relativ leicht herausgefiltert werden.

Naja, der Begriff sollte schon klar sein, oder? Im Grunde benötigt man Wasser und viel Energie, um elektrolytisch Wasserstoff zu erzeugen. Wenn man dann den kostbaren Wasserstoff nicht wegdiffundieren lassen will, kann man Kohlendioxid und noch mehr Energie nehmen und daraus Methan synthetisieren.

Von diesem Verfahren hört man in letzter Zeit übrigens immer wieder einmal im Zusammenhang mit der Energiewende. Synthetisches "Erdgas" lässt sich schließlich recht gut speichern und könnte (bei vollen Gasspeichern) für Monate unsere Energieversorgung sicherstellen.

websquid

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1588 am: 10. Mai 2012, 13:27:23 »
Gut das mag theoretisch möglich sein... angesichts der russischen Rohstoffvorräte ist aber nicht davon auszugehen, dass synthetisches Methan eine Option wäre ;)

Offline Ruhri

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  • 4042
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1589 am: 10. Mai 2012, 13:30:20 »
Höchstens aus Gründen des Klimaschutzes - nur für die Raumfahrt wird man vermutlich weder in Russland noch anderswo Synthese-Werke aufbauen.

ilbus

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1590 am: 10. Mai 2012, 15:22:27 »
nicht nur. ich denke, allein schon aus dem Wunsches für den Technologiebesitz heraus kann eine Entwicklung ein OK bekommen. Ich denke, mit der Energia und Buran lief es unter Anderem auf der Schiene. Es gab dann noch ein Paar Demonstratoren für ein H2-Verkehrsflügzeug.

Ich frage an dieser Stelle aus Spekulationen auf die strategische Überlegungen zur CH4-Syntese auf den Weltraum-Fremdkörper der Russischen Raumfahrtbranche.

Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1591 am: 10. Mai 2012, 20:09:33 »
Weiter oben wurde folgendes geschrieben: "Mit dem Zentraltriebwerk der Energija hat man schon ein recht leistungsfähiges Treibwerk."

Ist dieses denn jederzeit produzierbar oder müsste man wie bei der Saturn V wieder von neuem anfangen ?

Ich denke und hoffe, dass Putin nach dem Desaster in Indonesien jetzt mal ernst macht, sonst wird die russische Technologie nachhaltig ihren Ruf ruinieren.

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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  • 19601
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1592 am: 10. Mai 2012, 20:18:27 »
Kleine Anmerkung:
Indonesien ist wahrscheinlich ein Pilotenfehler gewesen: gefährliche/beeindruckende Flugeinlage in Bodennähe bei schlechtem Wetter ... kein "technischer".
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

websquid

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1593 am: 10. Mai 2012, 20:24:36 »
Das RD-0120 ist sicherlich nicht ohne weiteres direkt wieder produzierbar. Es wäre aber durchaus gut möglich, die Produktion wieder aufzubauen - es sind noch alle relevanten Unterlagen vorhanden und es wurde im Lauf der Jahre durchaus weiter entwickelt (Projekte um die Leistung zu steigern oder auch das RD-0120CH als Methantriebwerk). Somit gibt es relativ junge Projekte und somit noch genug Leute bei KbKhA die sich mit dem Teil auskennen. Insofern wäre die Lage besser als beim F-1, aber trotzdem von direktem Wiedereinstieg noch ein gutes Stück entfernt

Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1594 am: 10. Mai 2012, 20:32:04 »
Haben wir hier im Forum irgendwo die leistungen dieser Teile?

websquid

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1595 am: 10. Mai 2012, 21:40:44 »
Ich glaub wenn ich hier aus meinem Archiv poste gehts schneller als wenn ich im Forum such ;)

RD-0120 (geflogen in der Energia)
Bodenschub: 1451 kN
spez. Impuls am Boden: 3298 m/s
Vakuumschub: 1961 kN
spez. Impuls im Vakuum: 4457 m/s

RD-0120M (getestet, war geplant für Energia-M)
Bodenschub: 1525,5 kN
spez. Impuls am Boden: 3467 m/s
Vakuumschub: 1961,7 kN
spez. Impuls im Vakuum: 4458 m/s

RD-0122 (projektiert , ob auch getestet bin ich nicht ganz sicher. Spätere Planung für Energia-M sowie Vorschlag für Angara)
Bodenschub: 1803 kN
spez. Impuls am Boden: 3522 m/s
Vakuumschub: 2313 kN
spez. Impuls im Vakuum: 4518 m/s

Das RD-0122 ist ein Projekt der frühen 90er-Jahre, KbKhA hat nach wie vor großes Interesse daran, sich mit diesem Triebwerk oder weiterer Verwandschaft davon bei neuen Trägerprojekten durchzusetzen und pflegt daher das Thema in der Entwicklungsabteilung.

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1596 am: 16. Mai 2012, 08:15:15 »
ROSKOSMOS legt noch im ersten Halbjahr der russischen Regierung und Vertretern der Industrie
einen konkretisierten Plan zu Entwicklung der russischen Raumfahrt bis 2030 vor...

Äußerungen von POPOVKIN nach Novosti bei NovKos

Paul

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1597 am: 26. Mai 2012, 21:03:21 »
Auf Novosti war die Meldung zu lesen, das Roskosmos-Vizechef Vitali Dawydow 2013
die Erprobung eines neuen Raumschiffs beginnen soll.
Die Test's werden in Baikonur unter verwendung der Proton oder Zenit durchgeführt da die Angara auch erst ihre Testphase in Plesseszk 2013 beginnen soll.
Der Wortlaut hier:http://de.rian.ru/space/20120525/263661064.html

Welches Raumschiffkonzept wird denn nun verfolgt? Weiss jemand näheres darüber?

websquid

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1598 am: 26. Mai 2012, 21:52:45 »
Gemeint sein müsste das PPTS-Projekt https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=5318.0

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1599 am: 28. Mai 2012, 09:35:00 »
Russland darf 7 Satelliten nicht starten

Kasachstan hat 3 Starts untersagt, bei denen Satelliten in polare Umlaufbahnen gebracht werden sollten:
- MetOP-B Europa
- Canopus-B
- MKA-PN1
- BKA Weißrussland
- ADS-1B Kanada
- TET-1 Deutschland
- Resource-II

Offiziell heißt es, dass Kasachstan den Aufschlag-Bereich für die ersten Stufen der SOJUS nicht genehmigt.
Intern spricht man von Verärgerung über des WOSTOTSCHNIE-Projekt und weiteren Geldforderungen
durch Kasachstan.
Russland bezahlt z.Z. jedes Jahr 115 Millionen Dollar für die Nutzung Baikonurs.