SpaceX - Diskussion

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Offline alepu

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10850 am: 30. November 2021, 19:48:40 »
Würde etwas mehr Sinn machen, wenn er mit "next year" schon 2023 statt 2022 meint.
Oder wenigstens Ende nächsten Jahres.
Wenn dann auch zumindest die Booster-Wiederverwendung klappt, brauchts auch nicht so viele neue Raptoren. Funktionieren müßen sie natürlich!

Arktur

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10851 am: 30. November 2021, 23:03:14 »
Die (neue) Frage ist eher, wieso SpaceX/EM befürchtet, aufgrund von Starship/Raptor bankrott zu gehen.

Ist das eine ernst gemeinte Frage? Es ist (und war doch von Anfang an) klar, dass Starlink ohne einen erheblich günstigeren Superträger ein absolutes Milliardengrab ist. Dass Falcon9 bisher die Sats hochbringt ist doch nur ein Notnagel. Und was die Aktivitäten in Boca Chica kosten will ich auch lieber nicht ausrechnen. Das ist Wahnsinn, der da abläuft. Das ist ein unternehmerischer Stunt allererster Güte. Eine All-In-Wette auf verschiedenste Unwägbarkeiten. Wie man da auf die Frage kommen kann, warum Bankrott bei einer solchen Geschichte eine sehr konkrete Option ist, erschliesst sich mir überhaupt nicht. Vermutlich liegt die Wahrscheinlichkeit dafür aktuell deutlich oberhalb von 50%.

Arktur

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10852 am: 30. November 2021, 23:12:12 »
Würde etwas mehr Sinn machen, wenn er mit "next year" schon 2023 statt 2022 meint.

Ja, absolut. Zumal das absolut unmöglich ist nächstes Jahr. Nicht nur technisch sondern auch formell. Sie können von Glück reden wenn sie überhaupt mehr als 5 Starts nächstes Jahr von der FAA genehmigt bekommen. Mir ist völlig unklar wie man zu so einer Aussage über eine zweiwöchige Startrate nächstes Jahr kommen kann. Absurd.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10853 am: 30. November 2021, 23:56:40 »
Ist das eine ernst gemeinte Frage? Es ist (und war doch von Anfang an) klar, dass Starlink ohne einen erheblich günstigeren Superträger ein absolutes Milliardengrab ist. Dass Falcon9 bisher die Sats hochbringt ist doch nur ein Notnagel.
Warum wird Starlink mit dem weltweit günstigsten Träger in der Größenordnung ein Grab
und warum wird OneWeb mit der Sojus aus den 50er/60er Jahren nicht ein Grab?

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Offline tomtom

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10854 am: 30. November 2021, 23:58:53 »
Ich wollte weder in Zweifel ziehen, dass SpaceX bankrott gehen kann und sehe sehr wohl das unternehmerische Risiko. Ich wollte es nur sozusagen technisch verstehen, warum von möglichem Bankrott die Rede sein kann.
Ok, der Artikel besagt, dass nicht genügend gute Triebwerke hergestellt werden. Für mich neu ist auch, dass die neuen Starlink-Satelliten mit Starship gestartet werden sollen.
Weniger plausibel erscheint mir, dass nur das Starhip "günstig" genug ist für Starlink, wenn es doch jetzt Kosten bis zum möglichen Bankrott verursacht.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline Sensei

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10855 am: 01. Dezember 2021, 02:56:19 »
Ich vermute, dass hier nicht die Startkosten sondern die Startgeschwindigkeit/nötige Zeit bis Starlink V2 Einsatzfähig ist die hauptsächliche Engstelle ist.
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Musk rudert in seiner Erläuterung von "Könnten Bankrott gehen" schon einmal deutlich zurück:
"Sollte eine globale Rezession kommen und die Liquiditätstöpfe austrocknen, während SpaceX bei Starlink deutlich in Vorleistung geht, dann gäbe es die Möglichkeit das SpaceX tatsächlich bankrott geht. Auch wenn dies selbst dann noch unwahrscheinlich wäre.."

Elon Musk auf Twitter:
Zitat
If a severe global recession were to dry up capital availability / liquidity while SpaceX was losing billions on Starlink & Starship, then bankruptcy, while still unlikely, is not impossible.

GM & Chrysler went BK last recession.

“Only the paranoid survive.” – Grove

Arktur

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10856 am: 01. Dezember 2021, 07:37:24 »
Warum wird Starlink mit dem weltweit günstigsten Träger in der Größenordnung ein Grab
und warum wird OneWeb mit der Sojus aus den 50er/60er Jahren nicht ein Grab?

Wer hat denn gesagt, dass OneWeb kein Grab wird?

Edit: Ich sehe alle diese Projekte sehr kritisch. Weil es ja nicht damit getan ist, einmal die ganzen Sats hochzubringen und dann ist gut. Da müssen ja ständig Sats ersetzt werden. Ohne einen Träger a la Starship wird sich sowas meiner Meinung nach niemals rechnen.

Offline Hugo

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10857 am: 01. Dezember 2021, 07:55:11 »
Ich sehe alle diese Projekte sehr kritisch. Weil es ja nicht damit getan ist, einmal die ganzen Sats hochzubringen und dann ist gut. Da müssen ja ständig Sats ersetzt werden.

Ich glaube, das deutet man als "extern betrachtender" Kritischer als die Hersteller er sehen.

Die Satelliten der ersten Generation halten "nur" 6 Jahre. Das klingt Katastrophal. Aber das sind die Prototypen. Wenn die 3. Generation doppelt so lange hält, wären es 12 Jahre.

Wer hat zu Hause welche Gegenstände älter als 12 Jahre. Handy? Fernseher? Maus? Tastatur? Zahnbürste ;) ?
Auch Industrieanlagen werden in diesem Zeitraum oft überarbeitet. Handyantennen werden in 12 Jahren auch 1 bis 2 mal erneuert, da es neue Technik gibt. Selbst für Straßen gibt es ein Intervall, wie oft sie im durchschnitt neu geteert werden.

Da die Lebensdauer vorher bekannt ist, kann der Hersteller sie in die Produktkosten mit einrechnen. Es gibt also wenig Überraschungen. Man könnte es auch als Chance sehen, somit kommen Upgrades schneller beim Kunden an.

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Offline Therodon

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10858 am: 01. Dezember 2021, 08:52:39 »
Irgendwie verstehe ich die Aufregung nicht.

Im Grunde steht da als Kurzfassung das wenn man es nicht schafft das Starship erfolgreich zu machen und Starlink scheitert (das in jeder höheren Ausbaustufe seit jeher vom Starship abhängt) kann man in finanzielle Turbulenzen kommen und ist evtl. vom Bankrott bedroht.

Ist das jetzt wirklich ein Aufreger? Das wäre die logische Konsequenz, wenn die einzigen 2 Projekte auf die man schon seit Ewigkeiten die Zukunft aufbaut nicht funktionieren. Das man am Starship nicht so lang rumdoktern kann wie an der SLS dürfte doch jedem klar gewesen sein oder?
Und wenn da momentan die Raptor Produktion der Flaschenhals ist, setzt man natürlich dort an.

Auch das man viele Raptoren braucht ist doch klar oder? Ich meine allein schon bei den Testflügen die kommen sollen und wo keine Landung angestrebt ist, verliert man ja nicht wenige. Die müssen ja zwingend in sehr schneller Zeit produziert und montiert werden, ansonsten stehen der Booster und das Schiff endlos fertig ohne Raptoren rum.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10859 am: 01. Dezember 2021, 10:08:44 »
Warum wird Starlink mit dem weltweit günstigsten Träger in der Größenordnung ein Grab
und warum wird OneWeb mit der Sojus aus den 50er/60er Jahren nicht ein Grab?

Wer hat denn gesagt, dass OneWeb kein Grab wird?

Edit: Ich sehe alle diese Projekte sehr kritisch. Weil es ja nicht damit getan ist, einmal die ganzen Sats hochzubringen und dann ist gut. Da müssen ja ständig Sats ersetzt werden. Ohne einen Träger a la Starship wird sich sowas meiner Meinung nach niemals rechnen.

Die Kosten mit der F9 und den Selbstkosten der Satelliten, ist ein Austausch alle 5 Jahre absolut kein Problem.

Ein Launch kostet SpaceX 30 Mio. maximal. Die Satelliten laut Musk etwa 250.000 USD. Bei 12.000 Satelliten und 60 pro F9 ergeben sich Launchkosten plus Satelliten etwa Kosten von 8, max. 10. Mrd. Dollar in 5 Jahren. Bei 12.000 Satelliten gehe ich von wenigstens 5 Mio. Nutzern aus. Kosten, Durchschnittlich 99 USD. Damit stehen dann Einnahmen von 30. Mrd. in 5 Jahren gegenüber. Lass die Regiekosten weitere 2 Mrd. Dollar pro Jahr betragen, dann stehen unterm Strich 2 Mrd. Rohertrag pro Jahr.
Natürlich alles geschätzt.

5 GB/s Datenübertragung der Satelliten, sind dann 12.000 Satelliten für 5.000.000 Nutzer wahrlich nicht schlecht.

Ich denke also, gerade die Austauschbarkeit der Satelliten macht das Projekt so interessant.

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Offline alepu

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10860 am: 01. Dezember 2021, 11:30:15 »
Jedes Projekt dieser Größenordnung ist doch mit erheblichen Unwägbarkeiten verbunden. Und wenn dann noch gegenseitige Abhängigkeiten bestehen wirds logischerweise nochmal schlimmer.
Wie groß nun das Problem mit den Raptoren ist und wie groß die Chance es kurzfristig zu lösen?
Ich hoffe doch schwer, daß diese Triebwerke in dieser Art keine konstruktive Sackgasse darstellen, schließlich scheint BO mit BE-4 auch erhebliche Schwierigkeiten zu haben.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10861 am: 01. Dezember 2021, 12:35:34 »
Warum wird Starlink mit dem weltweit günstigsten Träger in der Größenordnung ein Grab
und warum wird OneWeb mit der Sojus aus den 50er/60er Jahren nicht ein Grab?

Wer hat denn gesagt, dass OneWeb kein Grab wird?

Edit: Ich sehe alle diese Projekte sehr kritisch. Weil es ja nicht damit getan ist, einmal die ganzen Sats hochzubringen und dann ist gut. Da müssen ja ständig Sats ersetzt werden. Ohne einen Träger a la Starship wird sich sowas meiner Meinung nach niemals rechnen.

Die Kosten mit der F9 und den Selbstkosten der Satelliten, ist ein Austausch alle 5 Jahre absolut kein Problem.

Ein Launch kostet SpaceX 30 Mio. maximal. Die Satelliten laut Musk etwa 250.000 USD. Bei 12.000 Satelliten und 60 pro F9 ergeben sich Launchkosten plus Satelliten etwa Kosten von 8, max. 10. Mrd. Dollar in 5 Jahren. Bei 12.000 Satelliten gehe ich von wenigstens 5 Mio. Nutzern aus. Kosten, Durchschnittlich 99 USD. Damit stehen dann Einnahmen von 30. Mrd. in 5 Jahren gegenüber. Lass die Regiekosten weitere 2 Mrd. Dollar pro Jahr betragen, dann stehen unterm Strich 2 Mrd. Rohertrag pro Jahr.
Natürlich alles geschätzt.

5 GB/s Datenübertragung der Satelliten, sind dann 12.000 Satelliten für 5.000.000 Nutzer wahrlich nicht schlecht.

Ich denke also, gerade die Austauschbarkeit der Satelliten macht das Projekt so interessant.
Sorry, aber solche Argumentationen werden hier immer wieder gemacht und sind vollkommen an den Haaren herbeigezogen! Du kannst doch nicht bei einer Rechnung 2 von 3 kritischen Zahlen einfach mal vermuten, um dann zu argumentieren, dass die dritte Zahl kein Problem ist. Wenn die Regiekosten 5 Mrd pro Jahr sind, stehen am Ende 1 Mrd. Verlust pro Jahr. Wenn man nur 6 Mio User hat ist man bei 3 Mrd Gewinn.
Damit kann man die Zahlen immer so verschieben, dass man das gewünschte Ergebnis erhält, ohne dass die Zahlen unrealistisch klingen.
Und wenn die 5 Mio Nutzer alle aus Shanghai kommen, bringen die 11.990 Sats die nicht im Sichtfeld sind nix.
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

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Offline Sensei

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10862 am: 01. Dezember 2021, 12:44:15 »
Und die Alternative ist ... keine Zahlen zu bringen und einfach nur ohne Daten ein 'ich glaube das wird sich niemals rechnen' zu postulieren?

Eine grobe Abschätzung durch bekannte Werte + klare Annahmen finde ich durchaus okay.

Der Unterschied zwischen Satellitenkonstellationen, die alle 5 Jahre ersetzt werden müssen und welchen, die alle 15 Jahre ersetzt werden müssen ist Hardwareseitig ein Faktor 3. Dafür bringt eine niedrigere Umlaufbahn etliche Vorteile mit sich (Selbstreinigende Orbits!, überhaupt nutzbare Ping-Zeiten, schnellere Hardwareiterationen!, economy of scale...).

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10863 am: 01. Dezember 2021, 13:02:09 »
Die Alternative ist, seine Posts nicht mit
Zitat
Die Kosten mit der F9 und den Selbstkosten der Satelliten, ist ein Austausch alle 5 Jahre absolut kein Problem.
zu beginnen oder am besten vllt. von sich aus auf die Probleme oder Spannweite der eigenen Abschätzung hinzuweisen.

Übrigens ging diese Diskussion hier wieder neu los, nachdem Musk selbst gesagt hat, dass Starlink nicht ohne Starship rentabel sein wird. Klar wird die Gesamtformulierung wahrscheinlich Musk-typisch übertrieben sein, aber das könnte man zumindest doch als Indiz werten, dass die Rechnungen nicht ganz so einfach aufgehen wie es hier gerne dargestellt wird.
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Offline Sensei

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10864 am: 01. Dezember 2021, 13:36:02 »
Da gebe ich dir recht: mit derart starken Aussagen sollte man in beide Richtungen vorsichtig sein.

Und inhaltlich wäre ich mir auch nicht so sicher, ob die V2 Konstellation mit den F9 überhaupt zu errichten ist. Finanziell, aber noch mehr, auch von der Startkadenz.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10865 am: 01. Dezember 2021, 13:40:55 »
Mit den "Rosa Brille Daten" müsste Starlink rentieren.

Ob die Zielvorgabe von 250.00€ jemals erreicht wird ist unklar.
Wie teuer ein F9 Start ist ist nicht bekannt, es könnten auch 70 Millionen sein.

Mittelfristig könnte man die Produktion der F9 hchfahren und weitere Rampen bauen.
Z.B außerhalb der USA. Starlink auf zu bauen dürfte technisch kein Problem sein.

Ob sich der Markt so entwickelt wie erhofft das wage ich aber zu bedenken.
In den westlichen Staaten wird das Glasfasernetz doch sehr schnell ausgebaut, da werden wohl nur ganz wenige Hütten für Sarlink übrig bleiben.
In Afrika und im Nahen- und Mittleren Osten domminieren günstige Prepaydkaren. Viele menschen dort haben kein Konto und erst recht keine 1200€ im Jahr.
In totalitären Staaten wird Starlink unter garantie verboten, da man dort dann ohne Zensur kommunizieren könnte. Dann fallen China, Russland, Türkei, alles was auf -stan endet und eventuell Polen und Ungarn und ein Teil Südamerikas und Afrikas ganz weg.


Aber, wenn sich der Markt nicht so entwickelt, dann kann man einfach weniger Starlinks hoch schicken. Auch wenn am ende nur Berghütten, Schiffe und Flugzeuge übrigbleiben kann Starlink etwas pos. zur Bilanz beitragen.

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Offline alepu

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10866 am: 01. Dezember 2021, 15:57:09 »
Wir können da mit sehr vielen noch unbekannte Zahlen jonglieren und sehr viel in beide Richtungen spekulieren, es bleibt aber eben immer Spekulation.
Da kann noch so viel gut oder schief gehen, daß ein Ende in welcher Form auch immer noch lange nicht absehbar ist.
Das Einzige, das wir jetzt schon mit Sicherheit sagen können ist, daß es sich immer mehr zu einem "Spiel" mit hohem Einsatz und unsicherem Ausgang entwickelt.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10867 am: 01. Dezember 2021, 16:48:34 »
Wie teuer ein F9 Start ist ist nicht bekannt, es könnten auch 70 Millionen sein.
Nein, kann es nicht. Es gibt genug verlässliche Quellen die die Größenordnung eingrenzen. Um die 30m. Auf keinen Fall 70.

Zitat
Dann fallen China, Russland, Türkei, alles was auf -stan endet und eventuell Polen und Ungarn und ein Teil Südamerikas und Afrikas ganz weg.
..gib bloß acht dass eines Tages nicht etwas das auf -schland endet wegfällt.

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Offline sven

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10868 am: 01. Dezember 2021, 19:20:53 »
Ich denke ja, dass Starlink überhaupt nicht unbedingt auf die normalen Nutzer abzielt, sondern eher als weltumspannendes System zum autonomen Fahren bzw. für die Verkehrssteuerung (Schiff/LKW/PKW) Verwendung findet. Würde zumindest den Expansionsfortschritt von Tesla entsprechend unterstützen und alle anderen Automobilfirmen dieses Planeten hinterherlaufen lassen...
Oder seht ihr das anders und ich liege völlig falsch  ???

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10869 am: 01. Dezember 2021, 21:09:15 »
Und die Alternative ist ... keine Zahlen zu bringen und einfach nur ohne Daten ein 'ich glaube das wird sich niemals rechnen' zu postulieren?

Eine grobe Abschätzung durch bekannte Werte + klare Annahmen finde ich durchaus okay.

Der Unterschied zwischen Satellitenkonstellationen, die alle 5 Jahre ersetzt werden müssen und welchen, die alle 15 Jahre ersetzt werden müssen ist Hardwareseitig ein Faktor 3. Dafür bringt eine niedrigere Umlaufbahn etliche Vorteile mit sich (Selbstreinigende Orbits!, überhaupt nutzbare Ping-Zeiten, schnellere Hardwareiterationen!, economy of scale...).

Danke Sensei.

Die meisten Zahlen sind ja wirklich bekannt. Für die 2 Mrd. Betriebskosten habe ich 5.000 Mitarbeiter für 5.000.000 zahlende Kunden mit einem Bruttodurchschnitt von 10.000 Dollar im Monat angenommen. 0,5 Mrd. Forschung und Entwicklung und etwa 1 Mrd. für Werbung, Boden-Infrastruktur, Mieten, Rücklagen, Kredite, etc. Klar ist das geschätzt, aber sicher nicht mit totalen Fantasiezahlen. Und wie Du weiter ausführst, hohe Produktionsrate und permanente technische updates sorgen dafür, daß da immer state of the art rumfliegt, was genau so gewollt ist.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10870 am: 01. Dezember 2021, 21:11:15 »
Ich denke ja, dass Starlink überhaupt nicht unbedingt auf die normalen Nutzer abzielt, sondern eher als weltumspannendes System zum autonomen Fahren bzw. für die Verkehrssteuerung (Schiff/LKW/PKW) Verwendung findet. Würde zumindest den Expansionsfortschritt von Tesla entsprechend unterstützen und alle anderen Automobilfirmen dieses Planeten hinterherlaufen lassen...
Oder seht ihr das anders und ich liege völlig falsch  ???

Alleine in den USA gibt es 10 Mio. Haushalte, die kein vernünftiges Internet haben. Darauf zielt Starlink in erster Instanz ab.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10871 am: 01. Dezember 2021, 21:21:56 »
Mit den "Rosa Brille Daten" müsste Starlink rentieren.

Ob die Zielvorgabe von 250.00€ jemals erreicht wird ist unklar.
Wie teuer ein F9 Start ist ist nicht bekannt, es könnten auch 70 Millionen sein.

Mittelfristig könnte man die Produktion der F9 hchfahren und weitere Rampen bauen.
Z.B außerhalb der USA. Starlink auf zu bauen dürfte technisch kein Problem sein.

Ob sich der Markt so entwickelt wie erhofft das wage ich aber zu bedenken.
In den westlichen Staaten wird das Glasfasernetz doch sehr schnell ausgebaut, da werden wohl nur ganz wenige Hütten für Sarlink übrig bleiben.
In Afrika und im Nahen- und Mittleren Osten domminieren günstige Prepaydkaren. Viele menschen dort haben kein Konto und erst recht keine 1200€ im Jahr.
In totalitären Staaten wird Starlink unter garantie verboten, da man dort dann ohne Zensur kommunizieren könnte. Dann fallen China, Russland, Türkei, alles was auf -stan endet und eventuell Polen und Ungarn und ein Teil Südamerikas und Afrikas ganz weg.


Aber, wenn sich der Markt nicht so entwickelt, dann kann man einfach weniger Starlinks hoch schicken. Auch wenn am ende nur Berghütten, Schiffe und Flugzeuge übrigbleiben kann Starlink etwas pos. zur Bilanz beitragen.

Aktuell (2019) kosten die Satelliten SpaceX 250.000 Dollar. Die Zielvorgabe ist 50.000. Das stammt von Shotwell.

Die Kosten für den Glasfasernetzausbau alleine in Deutschland betragen geschätzte 80 Mrd. Euro. In den USA ist das utopisch, durch Dakota, Nebraska, Utah, etc… Glasfaserkabel zu ziehen. Wie gesagt, alleine in den USA sind 10 Mio. Haushalte ohne brauchbares Internet.

Schiffe sind natürlich ein guter Markt. Flugzeuge wird noch dauern, wenn überhaupt. Da gehts vor allem um die Genehmigung.

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Offline Sensei

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10872 am: 01. Dezember 2021, 22:30:56 »
Ich denke ja, dass Starlink überhaupt nicht unbedingt auf die normalen Nutzer abzielt, sondern eher als weltumspannendes System zum autonomen Fahren bzw. für die Verkehrssteuerung (Schiff/LKW/PKW) Verwendung findet. Würde zumindest den Expansionsfortschritt von Tesla entsprechend unterstützen und alle anderen Automobilfirmen dieses Planeten hinterherlaufen lassen...
Oder seht ihr das anders und ich liege völlig falsch  ???
Da es OT geht mir ganz kurz: ja, IMO liegst du falsch.
Autonome Fahrzeuge müssen autonom funktionieren.
Aus Sicherheitsgründen und aus Geschwindigkeitsgründen.
[Spezial- und ergänzende Nischenanwendungen außenvor]

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10873 am: 01. Dezember 2021, 22:44:21 »
Nun der Versuch meine Einschätzung zu den aktuellen Diskussionen in Kurzform darzulegen.

1. Ich halte Elon Musk für einen sehr berechnenden Menschen. Alle seine Aktionen und Worte wählt er nach meiner Beobachtung bewusst und mit einer Absicht bzw. er zielt auf eine bestimmte Wirkung in der Wirtschaft, Politik, seinem Mitarbeitern und/oder der Öffentlichkeit. Auch die aktuellen Äußerungen schätze ich so ein.

2. Alle Unternehmungen von Elon Musk waren von großem Risiko geprägt. D.h. sie hätten alle an kritischen Momenten scheitern können. SpaceX ist da keine Ausnahme sondern eher der Gipfel. Die drohende Insolvenz ist daher nichts neues oder überraschendes. Seine Äußerungen kann man aber so interpretieren, dass er die aktuelle Situation als einen solchen kritischen Moment interpretiert.

3. Betrachtet man 1. und 2. gemeinsam kann schlussfolgern, dass Elon Musk einen kritischen Moment sieht und er nun seine Mitarbeiter motivieren will mehr für das Unternehmen zu leisten. Eventuell möchte er parallel dazu auch mehr Unterstützung durch den Staat (NASA) oder von Privatinvestoren generieren.

4. Ich denke Starlink ist das wichtigste Puzzleteil im SpaceX Geschäftsmodell. Die Rakten bzw. der Raketenflug sind für SpaceX nur die Logistikabteilung für das was noch kommen soll und womit das wirkliche Geld verdient werden soll.
Die Finanzierung von Starlink halte ich nicht für gefährdet. Allein schon durch die Militärischen Anwendungsmöglichkeiten (Das US Militär ist schon mit dabei) halte ich die Finanzierung für gesichert. Auch bei einem Ausfall bzw. einer Verzögerung des Starships wäre Starlink noch nicht am Ende. Zur Not könnte man sich bei anderen "Logistikanbietern" einkaufen. Ist natürlich nicht die Ideallösung aber bevor Starlink scheitert wird man andere Lösungen finden.
Ein großes Risiko sehe ich aber für Starlink und das ist die Problematik Weltraummüll und dessen Beseitigung. Hier gibt es noch keine ansatzweise umsetzbare Lösung. Aber das ist ein anderes Thema und gehört hier nicht her.

5. Das Raptor Triebwerk: Ja das sehe ich ein wenig als ein Problem. Von Anfang an waren die Ziele extrem Ambitioniert. Das Triebwerk ist extrem komplex und soll gleichzeitig extrem wiederverwendbar und billig werden. Ich bin kein Ingeneur für Raketentriebwerke aber mein Wissen genügt um berechtigte Zweifel angesichts der Ziele zu hegen.
Interessant finde ich die Problembeschreibung.

5.a Elon Musk schreibt immer von Produktionsproblemen. So wie ich das verstanden habe ist die Serienproduktion noch nicht angelaufen. Probleme die bei der Vorserienproduktion auftreten sollten keine solche Kopfschmerzen bereiten. Solche Fehler zu entdecken ist der Sinn einer Vorserienentwicklung.
5.b Außerdem wurde vor einiger Zeit verkündet, dass bereits die zweite Generation der Raptortriebwerke entwickelt wird. Das wäre nicht weiter schlimm aber so wie ich die Infos verstanden habe soll diese zweite Generation die erste im Grunde ersetzen. Und das noch bevor die erste Generation überhaupt in Serie gegangen ist. Das riecht deutlich das Konstruktionsfehler.

Betrachtet man 5.a und 5.b gemeinsam kommt der deutliche Verdacht auf, dass die erste Raptor Generation nicht liefert was sie liefern soll. Wenn die Probleme sowohl konstruktiver als auch produktionstechnischer Natur sind und eine Neuentwicklung (zweite Generation) erfordern, müssen die Probleme erheblich sein.
Zuvor hatte ich vermutet, dass die Triebwerke im täglichen Betrieb nicht die Wiederverwendbarkeit werden bringen können die man sich versprochen hat bzw. das mehr Service Aufwand nötig sein wird. Damit wären sie Flugtauglich nur im Betrieb teurer als geplant. Nun bekomme ich den Eindruck, dass sie nicht einmal zuverlässig funktionieren.


Das Problem mit den Raptor Triebwerken kann oder besser wird das Starship Projekt verzögern. Vielleicht sogar um einige Jahre. Bleibt zu hoffen, dass das Testprogramm dennoch durchgeführt werden kann und der Rest der Rakete erprobt und entwickelt werden kann. Wenn das möglich wird sehe ich keine unlösbar großen Probleme. Verzögerungen waren ja zu erwarten. Die US Regierung bzw. die NASA und das US Militär werden SpaceX aber nicht bankrott gehen lassen oder zumindest auffangen sollte es ein ernstes Problem geben. Auf jeden Fall kann es aber unruhige Zeiten für SpaceX geben. Das Risikomanagement von Elon Musk ist für jede Überraschung gut.

Also erst einmal abwarten und Tee trinken  :)

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Offline alepu

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Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #10874 am: 02. Dezember 2021, 17:40:42 »
Eric Ralph hat auf teslarati.com die EM-Aussage näher analysiert:

https://teslarati.com/elon-musk-spacex-starship-starlink-bankruptcy

Er denkt auch, daß die erste Aussage in dem "Brief an die Mitarbeiter" absichtlich übertrieben war. Folgerichtig wurde sie ja auch bereits kurz darauf von EM selbst auf twitter relativiert