SpaceX - Diskussion

  • 11415 Antworten
  • 8928179 Aufrufe

Führerschein

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1725 am: 26. Mai 2012, 15:05:10 »
Ich habe zwar volles Vertrauen zu Dragon, aber kein Vertrauen zur Falcon 9. Ich persönlich könnte ruhiger schlafen, wenn Dragon auf der Atlas 5 fliegen würde.

Wenn man nach den Äußerungen der NASA-Mitarbeiter im Laufe dieser Mission geht, sieht man es dort aber anders. Es wurde ja mehrfach davon gesprochen, daß man auf zukünftige bemannte Flüge mit dem Dragon setzt. Man sieht also das man rating für Falcon 9 als realistisch.


Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1726 am: 26. Mai 2012, 15:07:38 »
Eine historische Bedeutung sehe ich nicht. Dragon ist nur einer von vielen Frachtern. Wer der Meinung ist, mit dem Dragon wäre der erste rückkehrfähige Frachter an der ISS angedockt, der sollte an den Space Shuttle denken.

Ich entschuldige mich für die etwas zu wenig präzise Formulierung und sehe mich zu einer diesbezüglichen Korrektur gezwungen. (Du hast übrigens die Sojus vergessen: Die bringt schließlich auch drei Mann und 50 kg Fracht nach Hause. ;))

Zitat
Für SpaceX ist dieser Flug sicher ein sehr schöner und bedeutsamer Erfolg, den ich so nicht erwartet hätte.
[...]
Bleibt von den ISS Versorgungsflügen genug Geld übrig, damit die Firma profitabel arbeiten kann? 130 Mio Dollar pro Flug sind nicht viel, wenn schon der Träger mit Start 90 Mio Dollar kostet.
[...]
Ich persönlich könnte ruhiger schlafen, wenn Dragon auf der Atlas 5 fliegen würde.

Immerhin hat SpaceX, nach den vielen Vorankündigungen, mal einen echten Erfolg vorzuweisen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Genau so ist. Ein Meilenstein wurde erreicht, aber viele weitere liegen noch vor dem Unternehmen, bevor man von einer Erfolgsgeschichte sprechen kann. Selbst diese Mission kann noch schief gehen, etwa bei der Rückkehr. Und dann steht bereits die nächste an, und dann wieder die nächste.

Das mit der Atlas 5 könnte übrigens noch wahr werden, wenn SpaceX etwa in geordnete Insolvenz geht und nur das Dragonprojekt fortgeführt wird.

Um mal einen Vergleich zu ziehen: SpaceX hat gerade den ersten Platz bei DSDS gewonnen, aber ob sie ein wirklicher Superstar wird, kann nur die Zukunft zeigen.

Wenn man nach den Äußerungen der NASA-Mitarbeiter im Laufe dieser Mission geht, sieht man es dort aber anders. Es wurde ja mehrfach davon gesprochen, daß man auf zukünftige bemannte Flüge mit dem Dragon setzt. Man sieht also das man rating für Falcon 9 als realistisch.

Welche NASA-Leute waren das denn? ISS-Manager oder die COTS/SpaceX-Betreuer? Sieht das die gesamte NASA und da vor allem in Gestalt ihrer Entscheidungsbefugten genauso?

*

Offline Roland

  • ****
  • 345
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1727 am: 26. Mai 2012, 16:10:54 »
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.Musk unterscheidet sich von vielen Unternehmern darin,daß er nicht mit seiner Kohle im Arm auf dem Boden kriecht und jault wie kompliziert und teuer das ist.Er gehört scheinbar zu den Leuten die was bewegen wollen.

*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1728 am: 26. Mai 2012, 16:29:51 »
Wenn man nach den Äußerungen der NASA-Mitarbeiter im Laufe dieser Mission geht, sieht man es dort aber anders. Es wurde ja mehrfach davon gesprochen, daß man auf zukünftige bemannte Flüge mit dem Dragon setzt. Man sieht also das man rating für Falcon 9 als realistisch.

Mm, das Aerospace Safety Advisory Panel, das seit Apollo 1 die Sicherheit aller bemannten amerikanischen Raumfahrzeuge beurteilt, sieht das etwas anders und bestätigt, das weder Träger noch Kapsel den NASA Standards für bemannte Missionen entsprechen.

Wenn die NASA so überzeugt von SpaceX wäre, dann würde man nicht im Rahmen von CCDev auch andere Firmen fördern. Ich bin der Meinung, das selbst bei der NASA langsam angekommen ist, das SpaceX immer gerne viel verspricht, aber wenig halten kann. SpaceX soll sich lieber auf den Materialtransport zur ISS konzentrieren und den Transport von Menschen den Firmen überlassen, die wirklich Ahnung davon haben. Ansonsten hat man ganz schnell wieder tote Astronauten...

klausd

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1729 am: 26. Mai 2012, 16:48:41 »
den Transport von Menschen den Firmen überlassen, die wirklich Ahnung davon haben.

Hehe, jetzt klappt Cargo Transport, dann wird einfach unterstellt SpaceX wüde keine Menschen hochschicken können. Wir sehen uns in 5-6 Jahren wieder, zu einem Déjà-vu à la "Es klappt ja doch"  :)

Gruß, Klaus

*

Offline Roland

  • ****
  • 345
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1730 am: 26. Mai 2012, 16:53:27 »
Ja genau.Aber wer ist das,der Ahnung hat?Oder waren es die ,die 30 Jahre lang ein System ohne vernünftige Rettungsmöglichkeit in der Startphase geflogen haben????

*

Offline noidea

  • *****
  • 2341
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1731 am: 26. Mai 2012, 16:57:47 »
Da stimme ich Klaus zu. Außerdem hat Dragon eine Reihe von Voraussetzungen für ein bemanntes System erfüllt, so etwa ein Lebenserhaltungssystem, mehrfach redundante Systeme oder (vor allem) ein Hitzeschild und ein funktionierendes Landesystem (nämlich Fallschirme). Es müssten "nur noch" die Super Dracos als LAS dran, welche auch die Landung übernehmen sollen (das muss natürlich noch getestet werden), im Inneren Sitze für die Crew rein, ein neues Dockingsystem für ein selbstständiges Docking, Interfaces für die Crew sowie das man-rating der Falcon 9v1.1. Aber damit ist SpaceX bei CCDev noch am weitesten, wenn man sie mit Boeing, SNC oder Blue Origin vergleicht.
MfG
sf4ever

Kommt doch auch mal in den Chat

Berliner

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1732 am: 26. Mai 2012, 17:23:42 »
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.Musk unterscheidet sich von vielen Unternehmern darin,daß er nicht mit seiner Kohle im Arm auf dem Boden kriecht und jault wie kompliziert und teuer das ist.Er gehört scheinbar zu den Leuten die was bewegen wollen.

Nun mal langsam mit der Musk-Euphorie. Space X hat einen großen Zwischenerfolg erzielt, es bleibt aber noch vieles offen.

Mit dem drastischen Senken von Qualitäts- und Sicherheitsstandards kann man sicher schnelle und vorzeigbare Erfolge erzielen. Auf lange Sicht kann sich diese Strategie aber als fragwürdig erweisen.

Es ist noch ein weiter Weg von einer langfristig vorbereiteten Pilotmission zu der Aufnahme eines effizienten Flugbetriebs mit 3-5 Missionen pro Jahr. Auch nach dem glänzenden Start von STS-1 kam sehr bald die Ernüchterung.

Von einem bemannten Flugbetrieb jetzt zu sprechen, ist blanke Spekulation. Private Interessenten können eine solche Behelfslösung gerne verwenden, aber für die NASAkan das keine wirkliche Lösung sein.

Offline BadCop

  • ****
  • 481
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1733 am: 26. Mai 2012, 17:30:59 »
...
Mit dem drastischen Senken von Qualitäts- und Sicherheitsstandards kann man sicher schnelle und vorzeigbare Erfolge erzielen. Auf lange Sicht kann sich diese Strategie aber als fragwürdig erweisen.
...

Welche Qualitäts- und Sicherheitsstandards wurden denn von Spacex gesenkt?

Führerschein

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1734 am: 26. Mai 2012, 17:31:41 »
Nun mal langsam mit der Musk-Euphorie. Space X hat einen großen Zwischenerfolg erzielt, es bleibt aber noch vieles offen.

Das ist sicher nicht falsch.

Mit dem drastischen Senken von Qualitäts- und Sicherheitsstandards kann man sicher schnelle und vorzeigbare Erfolge erzielen. Auf lange Sicht kann sich diese Strategie aber als fragwürdig erweisen.

Das ist aber eine durch nichts gestützte Unterstellung.


*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1735 am: 26. Mai 2012, 17:33:16 »
Ja genau.Aber wer ist das,der Ahnung hat?Oder waren es die ,die 30 Jahre lang ein System ohne vernünftige Rettungsmöglichkeit in der Startphase geflogen haben????

Sämtliche bemannten Raumfahrzeuge der USA wurden von Firmen entwickelt, die heute Teil des Boeing Konzerns sind. Ich denke mal, die wissen, wie man bemannte Raumschiffe baut. Das der Shuttle kein Rettungssystem hatte, lag an den Vorgaben der NASA, nicht am Unternehmen, das den Orbiter baute.

Ich gebe SpaceX bei CCDev lediglich Außenseiterchancen. Weder Dragon noch die Falcon 9 ist aktuell man-rated. Ich glaube auch nicht, das man einen Träger, der so billig wie möglich entwickt wurde und bei dessen ganzen Entwicklung Kostenersparnis im Vordergrund stand, so einfach man-rated bekommt. Schon die 9 Triebwerke in der Startstufe sind da ein Problem (bei einem Fehlstart sind meist die Triebwerke schuld). Wohin Ersparnis führen kann, hat man bei der Falcon 1 gesehen. Keine Retroraketen, keine Prallbleche gegen Pogo - Schwingungen in der 2. Stufe, das Ergebnis sollte bekannt sein. Sicher hat SpaceX etwas davon gelernt, aber ehe ich denen Menschen anvertrauen würde, fehlt noch viel. Wobei ich es durchaus für möglich halte, das man Dragon man-rated bekommt. Die Falcon 9 aber keinesfalls. Das muss nicht bedeuten, das Dragon nie bemannt fliegt. Wenn SpaceX das will, dann setzt sich Musk zusammen mit ein paar anderen Angestellten in eine Dragon und fliegt mal zur ISS. Aber selbst das bedeutet nicht, das die NASA dann Astronauten mit der Dragon befördern würde. Zur Erinnerung: Die NASA entscheid sich extra zur Entwicklung eines neuen Trägers (Ares 1), weil man die EELV Träger (Lost of Crew Risiko von 1000 zu 1) für zu unsicher hielt. OK, mittlerweile sollte auch die NASA begriffen haben, das solche Sicherheit nicht zu finanzieren ist und man weniger akzeptieren muss. 

In meinen Augen ist Boeing bei CCDev der Favorit. Boeing hat Erfahrungen mit bemannten Raumfahrzeugen und zudem einen Großteil der ISS gebaut. Zudem starten sie auf einem bewährten und zuverlässigen Träger.

*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1736 am: 26. Mai 2012, 17:38:28 »
Welche Qualitäts- und Sicherheitsstandards wurden denn von Spacex gesenkt?

Auf der Falcon 1 hat man zb auf Retroraketen und Prallbleche verzichtet...

Wenn man wie SpaceX Raketen in den USA entwickelt und preislich sogar mit den Chinesen mithalten will, dann muss man irgendwo sparen. Vermutlich dort, wo es am Anfang nicht auffällt, bei der Qualitätskontrolle und der Dokumentation. Später rächt sich das dann aber um so mehr.

Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1737 am: 26. Mai 2012, 17:45:52 »

 Ich bin der Meinung, das selbst bei der NASA langsam angekommen ist, das SpaceX immer gerne viel verspricht, aber wenig halten kann.

Was redest du eigentlich dauernd für einen Schmarrn???
SpaceX hat doch gerade wunderbarst gehalten, was sie versprochen haben. Oder warst du dieletzten drei Tage offline?

*

Offline Roland

  • ****
  • 345
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1738 am: 26. Mai 2012, 18:03:31 »
Außerdem:Angenommen SpaceX schludert bei Qualität und Sicherheit,sogar so daß man es hier weiß,wie könnte die Nasa die dann fliegen lassen,wo sie doch ständig auf ihre Anforderungen verweist.Ist doch ziemlich widersprüchlich!

*

Offline Roland

  • ****
  • 345
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1739 am: 26. Mai 2012, 22:54:22 »
Noch eins von wegen Triebwerksbündelung:
Die Saturn1Block1/Block2/1B hatten 8 gebündelte Triebwerke.Nie hat auch nur eine davon deswegen Probleme gehabt.Und bei den Russen war die Triebwerksbündelung das Erfolgsrezept.Die N1 ist da die Ausnahme.Mir gefällt diese Rakete mit ihrem 9er Triebwerksblock mittlerweile irgendwie.

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1740 am: 27. Mai 2012, 01:02:55 »
Leute, was soll der ewige Streit? Die nächsten Starts werden zeigen, was SpaceX wirklich kann. Irgendwann werden wir dann auch erfahren, für welches System sich die NASA entscheiden wird, um wieder eigenständig Menschen ins All transportieren zu können.

revan

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1741 am: 27. Mai 2012, 06:52:05 »
Noch eins von wegen Triebwerksbündelung:
Die Saturn1Block1/Block2/1B hatten 8 gebündelte Triebwerke.Nie hat auch nur eine davon deswegen Probleme gehabt.Und bei den Russen war die Triebwerksbündelung das Erfolgsrezept.Die N1 ist da die Ausnahme.Mir gefällt diese Rakete mit ihrem 9er Triebwerksblock mittlerweile irgendwie.

Triebwerke bleiben trotzdem einer der Fehlerquellen schlechthin und wie mehr es davon gibt desto wahrscheinlicher ein Fehler das ist pure Mathematik.  Daher alleine wäre eine Trägerrakete mit mehr ausgereiften und erprobten Triebwerken der Falcon-9 vorzuziehen, man muss bei aller Euphorie sich ja trotzdem vor Augen halten das die Falcon-9 biss her erst nur 3 erfolgreiche Starts vorzuweisen hat wohingegen die Atlas V schon 30 erfolgreiche Starts bei null Fehlstarts hinter sich hat  und die Delta IV immerhin noch 18 erfolgreiche Starts bei einen Fehlstart  hinter sich hat und das CST-100 soll ja so ausgelegt sein das es diese beiden Träger nutzen kann.  Daher sehe ich wie auch einige andere Leute hier die Dragon zwar mahl bemannt fliegen aber das nicht auf der Flacon 9 dafür ist diese nämlich einfach zu unerprobt und technisch unausgereift.

Aber mahl ganz abgesehen von den momentanen Hype wegen SpaceX Etappensiegs hat sich an sich ja nichts an der düsteren Situation geändert. Man spricht jetzt zwar von kommerziellem Raumflug  aber dieser ist nicht weniger kommerziell als es alle vorangegangen Programme auch waren.  Den nüchtern betrachtet ist bisher in Sachen SpaceX ja nur folgendes geschehen,  ein Unternehmen hat ohne vorhergegangen Regierungsauftrag ein Raumfrachtfahrzeug wie eine Rakete gebaut und diese dann mit Regierungsauftrag und Geld zum ersten mahl in den Weltraum gestartet sonst ist nichts Außergewöhnliches daran. Sprich ATVs sind technsich nichts Neues denn wir haben ja schon drei Nationen bei dem ATV/HTV/Progress routinemäßig fliegen und das schon teils lange vor Dragon.

Und darüber hinaus bleibt auch das größte Problem weiterhin bestehen, denn selbst wenn SpaceX als Sieger hervorgeht und Astronauten zur ISS transportieren darf, ist trotzdem nichts Sinnvolles mit erreicht worden, den es schafft weder einen Regierungsunabhängigen Markt für die Dragon und andere Kommerzeile Anbieter noch eine Langfristige Perspektive für die Raumfahrt selbst. Denn sobald die ISS eingemottet ist,  wird es auch kein Ziel mehr geben den die Dragon Kapsel noch sonst ein Produkt der ISS Ära erreichen bzw. anfliegen könnte. Sprich die Bemannte Raumfahrt steht in Westen wie in Russland wenn wir  von SLS mahl absehen, sprichwörtlich vor den vorprogrammierten Ende.   :(
« Letzte Änderung: 27. Mai 2012, 08:11:52 von revan »

Führerschein

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1742 am: 27. Mai 2012, 12:03:02 »
Leute, was soll der ewige Streit?

Wer streitet? Wir haben eine angeregte Diskussion mit gegensätzlichen Positionen, was die Diskussion ja immer anregt.  8)

Triebwerke bleiben trotzdem einer der Fehlerquellen schlechthin und wie mehr es davon gibt desto wahrscheinlicher ein Fehler das ist pure Mathematik.  Daher alleine wäre eine Trägerrakete mit mehr ausgereiften und erprobten Triebwerken der Falcon-9 vorzuziehen, man muss bei aller Euphorie sich ja trotzdem vor Augen halten das die Falcon-9 biss her erst nur 3 erfolgreiche Starts vorzuweisen hat wohingegen die Atlas V schon 30 erfolgreiche Starts bei null Fehlstarts hinter sich hat  und die Delta IV immerhin noch 18 erfolgreiche Starts bei einen Fehlstart  hinter sich hat

Und die Konsequenz? Keinesfalls mehr neue Raketen entwickeln, weil die ja nicht erprobt sind? Niemand geht davon aus, daß der nächste Start bemannt ist. Wenn das COTS Programm mindestens zur Hälfte abgewickelt ist, gibt es genug Erfahrungen.

Außerdem hat Crew-Sicherheit mehrere Aspekte. Wenn ein Triebwerk der Dragon ausfällt, ist die Rakete nicht außer Kontrolle. Sie kann auf jeden Fall eine Position halten, in der das Rettungssystem erfolgreich eingesetzt werden kann.

Mir hat ja anfangs die Idee von 9 Triebwerken in der ersten Stufe auch nicht gefallen, aber anscheinend hat man es ja im Griff, wie zum Beispiel der Startabbruch wegen eines defekten Ventils beweist.

SpaceX war frei im Design und hat ein System gewählt, das auch schon bei relativ geringer Startfrequenz eine wirtschaftliche Fertigung der Komponenten ermöglicht.

Und darüber hinaus bleibt auch das größte Problem weiterhin bestehen, denn selbst wenn SpaceX als Sieger hervorgeht und Astronauten zur ISS transportieren darf, ist trotzdem nichts Sinnvolles mit erreicht worden, den es schafft weder einen Regierungsunabhängigen Markt für die Dragon und andere Kommerzeile Anbieter noch eine Langfristige Perspektive für die Raumfahrt selbst. Denn sobald die ISS eingemottet ist,  wird es auch kein Ziel mehr geben den die Dragon Kapsel noch sonst ein Produkt der ISS Ära erreichen bzw. anfliegen könnte. Sprich die Bemannte Raumfahrt steht in Westen wie in Russland wenn wir  von SLS mahl absehen, sprichwörtlich vor den vorprogrammierten Ende.   :(

Und was hat das mit der Entwicklung neuer Träger zu tun? Es gibt ja auch noch die entfernte Möglichkeit, einen ISS-Nachfolger zu bauen, besonders wenn die Raumfahrt preisgünstiger wird.Ganz abgesehen davon, daß es die ISS wohl mindestens noch 15 Jahre geben wird. Oder sollte man sie jetzt schließen, weil sich die Entwicklung neuer Systeme ja nicht lohnt?


*

Offline noidea

  • *****
  • 2341
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1743 am: 27. Mai 2012, 12:32:28 »
Und darüber hinaus bleibt auch das größte Problem weiterhin bestehen, denn selbst wenn SpaceX als Sieger hervorgeht und Astronauten zur ISS transportieren darf, ist trotzdem nichts Sinnvolles mit erreicht worden, den es schafft weder einen Regierungsunabhängigen Markt für die Dragon und andere Kommerzeile Anbieter noch eine Langfristige Perspektive für die Raumfahrt selbst. Denn sobald die ISS eingemottet ist,  wird es auch kein Ziel mehr geben den die Dragon Kapsel noch sonst ein Produkt der ISS Ära erreichen bzw. anfliegen könnte.

Das kann man nicht sagen. Bigelow will ja die Fragen neben CST-100 als bemannten Zubringer zu ihrer Raumstation nutzen. Wenn die ISS also auf dem Meeresgrund liegt, was eben wie schon gesagt noch etwa 10 bis 15 Jahre dauern wird, so gibt es immer noch ein Ziel für bemannte Raumschiffe im Erdorbit. Und Russlands Raumfahrt wird auch nicht am Ende sein, man entwickelt ja mit PPTS einen Sojus-Nachfolger und OPSEK wird dort die ISS beerben.
MfG
sf4ever

Kommt doch auch mal in den Chat

*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1744 am: 27. Mai 2012, 14:47:12 »
Daher alleine wäre eine Trägerrakete mit mehr ausgereiften und erprobten Triebwerken der Falcon-9 vorzuziehen, man muss bei aller Euphorie sich ja trotzdem vor Augen halten das die Falcon-9 biss her erst nur 3 erfolgreiche Starts vorzuweisen hat wohingegen die Atlas V schon 30 erfolgreiche Starts bei null Fehlstarts hinter sich hat  und die Delta IV immerhin noch 18 erfolgreiche Starts bei einen Fehlstart  hinter sich hat und das CST-100 soll ja so ausgelegt sein das es diese beiden Träger nutzen kann.

Das ist so nicht ganz korrekt. Die EELV Träger hatten bisher keinen Fehlstart, aber beide einen nur teilweise erfolgreichen Start. Bei der Delta 4 war das der erste Start der Delta 4 Heavy, bei dem wegen Kavitation in den Tubopumpen die Triebwerke etwas zu früh abgeschaltet wurden und deshalb die geplante Bahn nicht ganz erreicht wurde. Da nur eine Testnutzlast an Bord war, ist das unerheblich, eine echte Nutzlast hätte die geplante Bahn aber mit ihreren eigenen Triebwerken erreichen können, durch den erhöhten Treibstoffverbrauch hätte sich allerdings die Lebenszeit reduziert. Bei der Atlas 5 gab es bei einem Start einen Ventilfehler an der Centauer, wodurch die Centauer ebenfalls etwas zu früh abgeschaltet wurde. Hier konnte der Satellit seine geplante Bahn mit seinen eigenen Triebwerken erreichen, allerdings wird sich dadurch auch hier die geplante Betriebszeit reduzieren.

*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1745 am: 27. Mai 2012, 14:55:13 »
Und die Konsequenz? Keinesfalls mehr neue Raketen entwickeln, weil die ja nicht erprobt sind?

SpaceX war frei im Design und hat ein System gewählt, das auch schon bei relativ geringer Startfrequenz eine wirtschaftliche Fertigung der Komponenten ermöglicht.

Doch, aber man sollte Raketen immer mit so wenig Triebwerken wie möglich entwickeln.

SpaceX hatte bei der Falcon 9 keine Wahl. Nachdem sie zuerst die Falcon 1 entwicklt hatten, mussten sie feststellen, das es für diesen Träger keine Nutzlasten gab. Für eine größere Rakete hatten sie aber kein Triebwerk. Die einzige Lösung bestand darin, 9 Triebwerke der Falcon 1 zu bündeln und sie gemeinsam in der Startstufe zu verwenden. Sicher hätte auch SpaceX lieber weniger Triebwerke verwendet, aber sie hatten kein Geld für die Neuentwicklung eines größeren Triebwerkes. Die 9 Triebwerke in der Falcon 9 waren eine reine Notlösung. 

websquid

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1746 am: 27. Mai 2012, 15:03:01 »
Sie sind weniger eine Notlösung, als vielmehr eine wirtschaftlich vertretbare Lösung. Führerschein hat ja recht damit, dass die Fertigung bereits bei wenigen Starts hocheffizient sein kann und darüber hinaus die Entwicklungskosten gering sind. Dass dadurch die Zuverlässigkeit sinkt ist aber auch nichts neues - auch für SpaceX nicht. Es ist ja kein Zufall, dass schon lange vom Merlin-2 die Rede ist, von dem ein Exemplar pro Falcon-Erststufe reichen soll.

Führerschein

  • Gast
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1747 am: 27. Mai 2012, 15:22:53 »
Die Sojus ist höchst zuverlässig, wenn beim Bau nicht gepfuscht wird und die hat immerhin 5 Triebwerke. Von 5 auf 9 ist kein qualitativer Sprung.

Trotzdem stimme ich zu, eine geringere Anzahl von Triebwerken ist erstrebenswert. Ob ein Triebwerk in Bezug auf man-rating sicherer für das Überleben der Crew im Fehlerfall ist, ist aber eine andere Sache. Eine Falcon 9 bleibt bei Ausfall eines Triebwerkes kontrollierbar.

*

Offline MX87

  • *****
  • 1762
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1748 am: 27. Mai 2012, 16:59:34 »
Für bemannte Flüge auf ein einzelnes Triebwerk zu setzen ist genauso falsch wie auf so viele wie möglich.

Bei der Saturn V waren es 5 Triebwerke und wie wir wissen sind ziemlich viele F-1 auf dem Teststand kolabiert. Es ist letztenendes weniger eine Frage der Anzahl der Triebwerke an sich, wobei mehr als eines allein der Redundanz wegen (siehe diverse Apollo-Starts) nicht schlecht ist. Es wird auch vergessen, dass die Stufen der N-1 nie vollständig auf Testständen geprüft wurden und dabei die Starts schon exorbitant riskant waren.
Gleichzeitig ist das Triebwerk aber eben auch der häufigste Grund für Fehlstarts.

Daher liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Scheinbar hat SpaceX das Merlin entsprechend sorgfältig entwickelt, so dass es bisher bei keinem Einsatz allein zum Verlust eines Trägers geführt hat. Die Falcon 1 waren gute Lehrobjekte für SpaceX und dass die drei Falcon 9 Starts klappten zeigen die Lernkurve deutlich. Allein die vielen Testläufe der Falcon 9 und der Triebwerke zeigen, dass man eben doch viel gelernt und in eine möglichst hohe Reife der Entwicklung investiert hat.
Seien wir ehrlich: Die drei Starts der Falcon 9 waren bemerkenswerte Erfolge für einen neuen Träger. Das sollte man nicht zerrreden und diese Leistung anerkennen.

Bei allem gekloppe auf die SpaceX-Philosophie wird vergessen, dass die NASA-Raumschiffe und Projekte ab Apollo in aller Regel "Overengineered" waren d.h. völlig überzüchtete Entwürfe die auch entsprechend hohe Fehlerquellen hatten bzw. gehabt hätten. Das Space Shuttle ist so ein perfektes Beispiel. Orion im Rahmen von Constellation wäre auch so etwas geworden: Ein Entwurf der bitte alles kann: Orbit + Interplanetar.
SpaceX geht nunmehr einen anderen Weg der eben auch auf Vereinfachung setzt. Diese Tugend wird normalerweise bei den Russen nicht kritisiert aber eben bei SpaceX. Es wird immer auch wieder vorgeworfen den NASA-Sicherheitsvorgaben nicht zu gengügen. Das ist aber klar bei einem neuen Träger. Auch kommt niemand auf die Idee, dass vielleicht auch die NASA übertreibt. Die größte Fehlerquelle dürfte beim Thema Verarbeitungs-/Materialfehler liegen. Um dies zu minimieren reichen aber eben auch vielleicht ein oder zwei Tests weniger...
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

*

Offline Roland

  • ****
  • 345
Re: SpaceX - Diskussion
« Antwort #1749 am: 27. Mai 2012, 18:44:10 »
Auch unvergessen der blamable Erststart der Ariane 5.War damals wirklich dem Sparen bei Tests zuzuschreiben.Die sprechen heute noch nicht gern drüber.