Nun der Versuch meine Einschätzung zu den aktuellen Diskussionen in Kurzform darzulegen.
1. Ich halte Elon Musk für einen sehr berechnenden Menschen. Alle seine Aktionen und Worte wählt er nach meiner Beobachtung bewusst und mit einer Absicht bzw. er zielt auf eine bestimmte Wirkung in der Wirtschaft, Politik, seinem Mitarbeitern und/oder der Öffentlichkeit. Auch die aktuellen Äußerungen schätze ich so ein.
2. Alle Unternehmungen von Elon Musk waren von großem Risiko geprägt. D.h. sie hätten alle an kritischen Momenten scheitern können. SpaceX ist da keine Ausnahme sondern eher der Gipfel. Die drohende Insolvenz ist daher nichts neues oder überraschendes. Seine Äußerungen kann man aber so interpretieren, dass er die aktuelle Situation als einen solchen kritischen Moment interpretiert.
3. Betrachtet man 1. und 2. gemeinsam kann schlussfolgern, dass Elon Musk einen kritischen Moment sieht und er nun seine Mitarbeiter motivieren will mehr für das Unternehmen zu leisten. Eventuell möchte er parallel dazu auch mehr Unterstützung durch den Staat (NASA) oder von Privatinvestoren generieren.
4. Ich denke Starlink ist das wichtigste Puzzleteil im SpaceX Geschäftsmodell. Die Rakten bzw. der Raketenflug sind für SpaceX nur die Logistikabteilung für das was noch kommen soll und womit das wirkliche Geld verdient werden soll.
Die Finanzierung von Starlink halte ich nicht für gefährdet. Allein schon durch die Militärischen Anwendungsmöglichkeiten (Das US Militär ist schon mit dabei) halte ich die Finanzierung für gesichert. Auch bei einem Ausfall bzw. einer Verzögerung des Starships wäre Starlink noch nicht am Ende. Zur Not könnte man sich bei anderen "Logistikanbietern" einkaufen. Ist natürlich nicht die Ideallösung aber bevor Starlink scheitert wird man andere Lösungen finden.
Ein großes Risiko sehe ich aber für Starlink und das ist die Problematik Weltraummüll und dessen Beseitigung. Hier gibt es noch keine ansatzweise umsetzbare Lösung. Aber das ist ein anderes Thema und gehört hier nicht her.
5. Das Raptor Triebwerk: Ja das sehe ich ein wenig als ein Problem. Von Anfang an waren die Ziele extrem Ambitioniert. Das Triebwerk ist extrem komplex und soll gleichzeitig extrem wiederverwendbar und billig werden. Ich bin kein Ingeneur für Raketentriebwerke aber mein Wissen genügt um berechtigte Zweifel angesichts der Ziele zu hegen.
Interessant finde ich die Problembeschreibung.
5.a Elon Musk schreibt immer von Produktionsproblemen. So wie ich das verstanden habe ist die Serienproduktion noch nicht angelaufen. Probleme die bei der Vorserienproduktion auftreten sollten keine solche Kopfschmerzen bereiten. Solche Fehler zu entdecken ist der Sinn einer Vorserienentwicklung.
5.b Außerdem wurde vor einiger Zeit verkündet, dass bereits die zweite Generation der Raptortriebwerke entwickelt wird. Das wäre nicht weiter schlimm aber so wie ich die Infos verstanden habe soll diese zweite Generation die erste im Grunde ersetzen. Und das noch bevor die erste Generation überhaupt in Serie gegangen ist. Das riecht deutlich das Konstruktionsfehler.
Betrachtet man 5.a und 5.b gemeinsam kommt der deutliche Verdacht auf, dass die erste Raptor Generation nicht liefert was sie liefern soll. Wenn die Probleme sowohl konstruktiver als auch produktionstechnischer Natur sind und eine Neuentwicklung (zweite Generation) erfordern, müssen die Probleme erheblich sein.
Zuvor hatte ich vermutet, dass die Triebwerke im täglichen Betrieb nicht die Wiederverwendbarkeit werden bringen können die man sich versprochen hat bzw. das mehr Service Aufwand nötig sein wird. Damit wären sie Flugtauglich nur im Betrieb teurer als geplant. Nun bekomme ich den Eindruck, dass sie nicht einmal zuverlässig funktionieren.
Das Problem mit den Raptor Triebwerken kann oder besser wird das Starship Projekt verzögern. Vielleicht sogar um einige Jahre. Bleibt zu hoffen, dass das Testprogramm dennoch durchgeführt werden kann und der Rest der Rakete erprobt und entwickelt werden kann. Wenn das möglich wird sehe ich keine unlösbar großen Probleme. Verzögerungen waren ja zu erwarten. Die US Regierung bzw. die NASA und das US Militär werden SpaceX aber nicht bankrott gehen lassen oder zumindest auffangen sollte es ein ernstes Problem geben. Auf jeden Fall kann es aber unruhige Zeiten für SpaceX geben. Das Risikomanagement von Elon Musk ist für jede Überraschung gut.
Also erst einmal abwarten und Tee trinken