Lockheed Martin

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tobi453

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Lockheed Martin
« am: 18. April 2008, 18:34:20 »
Offenabr hat Lockheed Martin im Dezember 2007 einen Prototypen eines Raketenflugzeuges getestet (VTHL). Der Flug wurde von SpaceportAmerica aus gestartet. Es soll der Prototyp eines orbitalen Systems sein, die Informationen sind jedoch etwas spärlich.

Hier ein Video:
http://www.krqe.com/global/video/flash/popupplayer.asp?vt1=v&clipFormat=flv&clipId1=2392657&at1=News&h1=Spaceport%20tests%20next-generation%20spacecraft&rnd=88645551

Quelle:
http://www.krqe.com/global/story.asp?s=8173339
« Letzte Änderung: 08. September 2014, 21:48:40 von tobi »

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Offline Schillrich

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #1 am: 18. April 2008, 18:45:29 »
Leider sind Informationen wirklich spärlich. Das Ganze war ja eher ein Hüpfer. Worum ging es bei dem Test? Aerodynamik und Flugverhalten im Gleitflug? Wie war die Landung? Ich würden einen Fallschirm vermuten, nur sieht man es halt nicht.
\\   //    Grüße
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moonjumper

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #2 am: 19. April 2008, 15:55:13 »
Hi Schillrich,

in dem Video-Link von Tobi ist davon die rede, dass dieses Modell im Masstab 1:5, das Zusammenspiel von Hardware und Software testen soll.
Daher vermute ich, wie du schon erwähntest , der Test vorwiegend dem Flugverhalten diente. Allerdings würde dazu auch ein antriebsloser Demonstrator reichen.

Zu dem Video:

Ich empfinde, das Flugverhalten, vor allem kurz nach dem cut off der Raketenstufe, als sehr ruppig und riskant.
Genauer: Vor dem Cut off des Triebwerks, wird das Vehikel aus der Rückenfluglage, durch eine moderate Rollbewegung nach Rechts, in Normalfluglage gebracht. Darauf folgt der Cut off des Triebwerkes. Während des Cut off´s und einer kurzen Zeitspanne danach, verändert sich die steil ansteigende Fluglage nicht. Dieses Manöver entzieht dem Vehikel Geschwindigkeit und wandelt diese in Flughöhe um. Bis dahin ist alles OK.
Bei unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit geht das jetzt Segelflugzeug in die normale Gleitphase über. Auch ein verständliches und logisches Manöver, allerdings sieht es für mich so aus, als würde diese Nickbewegung  mit einem fast vollem Ruderausschlag des Entenflüglers durchgeführt. Solche ruckartigen Bewegungen riskieren einen Strömungsabriss der im Trudeln enden kann. Kennen tue ich diese Bewegungen sonst nur aus den verschiedensten Kunstflugmanövern, die allerdings von Menschen geflogen werden und hauptsächlich dazu da sind Spass und Nervenkitzel hervorzurufen.
Warum man also solch ein Risiko eingeht, verstehe ich nicht. Der nachfolgende Lande Anflug ist wie ich finde besser Koordiniert.

Zur Landung:

Ich glaube nicht, dass die Ingenieure in ein solches Landemodul einen Fallschirm einbauen werden, weder im Modell noch in dem geplantem Satellitenträger. Ausgenommen sind evtl. Bremsfallschirme, die nach dem heißen eintauchen  weiter oben in der Atmosphäre eingesetzt werden sollen. Solche ein Bremsfallschirm wird dann aber wieder abgeworfen, um eine normale Landung durchführen zu können.
Viel eher kommt für mich ein Fahrwerk bei dem eigentlichen Satellitenträger in Betracht, warum sollte man ansonsten einen autonomen dynamischen Landeanflug entwickeln? Bei dem Modell vermute ich einfachmal eine Bauchlandung auf Gras, wie es viele andere Modelle auch tun.

Wie gesagt alles Vermutungen, genaues weiß ich zu dieser Mission auch nicht.

Gruß

Matthias

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Offline Schillrich

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  • 19601
Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #3 am: 19. April 2008, 16:10:37 »
zur Landung:

Gras sehe ich da nicht ;), sondern Büsche im Wüstensand. Das spricht gegen eine ordentliche Landung, v.a. eine Bauchlandung. Bei einem einfachen Versuchsträger würde ich erst auch noch auf ein Fahrwerk verzichten. Damit wird es nur komplexer und schwerer. Ein ordentliches Landemanöver zu fliegen ist so und so schwierig.
Für eine Fallschirm sieht mir die erreichte Höhe hingegen zu niedrig aus.
Fliegt das Ding eigentlich per Autopilot? V.a. das ruckartige Manövrieren und die geringe Höhe könnte für manuelle Fernsteuerung sprechen. Dann könnte man auch eine vorbereite "Sandpiste" gleich "nebenan" für eine Bauchlandung ansteuern.
\\   //    Grüße
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moonjumper

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #4 am: 19. April 2008, 16:39:57 »
Hi,

mit dem Gras habe ich mich wohl im Breitengrad getäucht ::) ;D

Aber im Prinzip tut, dass nichts zur Sache, es genügt ja auch ein präparierter Sandstreifen.

Zu dem Autopiloten:

Was für ein Sinn macht ein solchen Test, wenn kein Autopilot eingebaut ist?

- Triebwerk im Flug testen??? :-/
- Flugfähigkeit des Gleiters testen??? :-?

Beides macht nicht wirklich Sinn, vor allem könnte man diese Tests einfacher gestallten.
Für das Triebwerk reicht ein Prüfstand, ist aber wahrscheinlich ein Standart Modellraketentriebwerk bei der geringen Höhe. Das später benötigte Triebwerk passt eh nicht in den Versuchsträger.

Die Flugfähigkeit kann man im Windkanal, bei Abwurf aus einem Helikopter oder zur not von einem Berg testen.
Dies alles gilt allerdings auch für den Fall mit Autopilot. Das lässt mich allmählich an der Sinnhaftigkeit des gesamten Versuches zweifeln.

Oder kennt einer von euch noch einen Testenswerten Grund für so einen Versuchsaufbau? Außer höhere Publicity  "boa da kümmt ja Feuer raus" :D

Matthias

ILBUS

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #5 am: 20. April 2008, 13:31:38 »
Hallo moonjumper.

jetzt wo du das Flugverhalten so deteiliert auseinander genommen hast, habe ich es mir auch noch ein mal angeschaut. Für mich sieht es so aus, als ob man zwei Flugprofiele ausprobiert: Abbremsen mit einem sehr hochen Anstellwinkel mit einem anschliessenden übergnann zu einem Gleitflüg. Der Racketensatrt ist vermutlich zu erreichen einer höcheren Geschwindigkeit gedacht, ausserdem nur so lässt sich das Zusammenspiel der Aerodynamick und des Antriebs testen.

Ich könnte es mir auch vorstellen, dass solcher Test billieger, und schneller durchzuführen als Droptests.



Privet. Yev
« Letzte Änderung: 20. April 2008, 13:37:43 von ILBUS »

moonjumper

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #6 am: 20. April 2008, 21:28:09 »
Hi Yevgenij,

danke für deine Antwort. Dein Argument mit dem Zusammenspiel der Aerodynamick und des Antriebs verstehe ich, nur kann ich einen Test zum Abbremsen mit sehr hohem Anstellwinkel nicht nachvollziehen. Wozu muss eine Rakete dieses Manöver beherrschen? (ausgenommen ein Test, wie man ihm in diesem Video ja gesehen hat)

- Vielleicht als Startabbruch?

Aber muss ein solches Abbremsmanöver wozu auch immer so riskant geflogen werden?

Habe mal ein paar erfahrenere Piloten gefragt, die auch Enten Erfahrung haben. Diese vertraten die Meinung, dass Enten ein eher "giftigeres" Flugverhalten (Speedcanard) haben. Kann mir aber nicht erklären, woran das liegen kann.


Noch einmal was anderes. In der ersten Meldung in diesem Thread steht, dass es sich hierbei um den  
Zitat
Prototyp eines orbitalen Systems
handelt. Soll diese Rakete Wiedereintrittsfähig sein?  :-?
Oder wozu braucht man dann eine Gleitflugphase?  [smiley=undecided.gif]
Oder handelt es sich um eine suborbitale Stufe, auf die eine Oberstufe aufbaut?  :o

Hat jemand weitere Infos gefunden? Ich leider nicht.

Matthias

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Offline Nitro

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #7 am: 20. April 2008, 23:13:03 »
So wie ich es verstanden habe, soll das ganze gegen Ende ein einstufiges System werden, inkl. Wiederverwendbarkeit. Also im Prinzip eine Neuauflage des Venture Star Projektes. (Es ruhe in Frieden.)
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

tobi453

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #8 am: 23. April 2008, 17:06:31 »
FlightGlobal hat einige weitere Informationen:
http://www.flightglobal.com/articles/2008/04/23/223201/lockheed-flight-tests-a-scale-model-flyback-first-stage.html

Darin heißt es, dass dies der Prototyp eines zweistufigen orbitalen Systems war. In das Konzept wurde bisher 4 Jahre Arbeit investiert.

tobi453

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #9 am: 24. April 2008, 20:30:00 »
Es soll dieses Jahr einen weiteren Test geben. Nächstes Jahr soll ein größeres Modell getestet werden.

Quelle:
http://www.space.com/businesstechnology/080424-lockheed-spaceplane-test.html

ILBUS

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #10 am: 25. April 2008, 02:27:36 »
Ist es die erste oder die zweite Stuffe des Systems?

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Offline Schillrich

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #11 am: 25. April 2008, 05:48:09 »
Laut dem Artikel soll es die eine Erststufe sein und wird als "rückkehrender" Booster bezeichnet.
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tobi453

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #12 am: 20. Juni 2008, 13:49:43 »
Der Name wurde enthüllt: Das Teil heißt "Revolver"

Quelle:
http://www.flightglobal.com/blogs/hyperbola/2008/06/lockheed-martins-flyback-first.html

Speedator

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UP Aerospace testet für Lockheed Martin
« Antwort #13 am: 13. August 2008, 23:03:34 »
UP Aerospace, bekannt für seine Höhenforschungsraketen, hat  am Dienstag am Spaceport America ein Raketentestsystem erfolgreich gestartet.
Lockheed Martin hatte UP Aerospace mit solchen Tests beauftragt.
Nach eigenen Angaben verfolgt Lockheed damit das Ziel günstigere, wiederverwendbare Launch-Systeme zu entwickeln.

Quelle: The Space Fellowship: Up Aerospace, Lockheed Martin Launch

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Offline Nitro

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Re: UP Aerospace testet für Lockheed Martin
« Antwort #14 am: 14. August 2008, 10:19:04 »
Dabei dürfte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit wieder um den 'Revolver' gehandelt haben:

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=3335.0
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

tobi453

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #15 am: 15. August 2008, 20:59:11 »
Test ist offenbar fehlgeschlagen:
http://www.space.com/missionlaunches/080815-lockheed-spaceplane-prototype-test.html

Die geplante Höhe von 457m wurde erreicht, jedoch ist das Gefährt beim Landeanflug außer Kontrolle geraten und wurde schwer beschädigt.

tobi453

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Re: Lockheed Martin testet Raketenflugzeugprototyp
« Antwort #16 am: 15. Oktober 2009, 20:02:33 »
Lockheed Martin hat seinen Prototypen erneut getestet, diesmal erfolgreich:
http://www.space.com/businesstechnology/091015-lockheed-spaceplane-testflight.html

tobi

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #17 am: 08. September 2014, 21:49:57 »
Lockheed Martin macht Doppelstart mal anders. Die neue Satellitenplattform soll jetzt Doppelstarts nebeneinander anstatt übereinander (wie bei Sylda) ermöglichen. Dadurch will Lockheed jetzt wettbewerbsfähiger werden.

Quelle:
http://www.spacenews.com/article/satellite-telecom/41784lockheed-martin-unveils-dual-launch-sat-platform

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Offline Nitro

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #18 am: 17. Oktober 2014, 14:17:13 »
Die Beitrage zur Fusion wurden erstmal bis auf weiteres in den Fusionsantriebsthread im Konzeptebreich verschoben:

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=7321.msg306238#msg306238
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

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Offline tomtom

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #19 am: 20. September 2017, 10:32:10 »
Lockheed baut eine neue Satellitenbussystem auf, kleinere für den LEO, großere für den GEO-Markt.



http://spacenews.com/lockheed-martin-unveils-new-satellite-bus-lineup/
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

McPhönix

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #20 am: 20. September 2017, 10:37:36 »
Und wie siehts mit dem Raketenflugzeug aus? Gibts da eine offizielle Beendigungsmitteilung? Oder läuft das nach der Kinderzimmermethode?

Offline Ldf

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #21 am: 10. Februar 2018, 23:13:31 »
LM hat eine Initiative 'Open space' angekündigt, um neue Technologien zu fördern. Auf https://www.lockheedmartin.com/openspace wurden Schnittstellenbeschreibungen dreier Bussysteme zu Nutzlasten veröffentlicht.

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Offline Sensei

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #22 am: 04. Oktober 2018, 07:23:09 »
LM hat nun seinen Entwurf eines schweren, wiederverwendbaren Lunar Landers vorgestellt:

https://arstechnica.com/science/2018/10/lockheed-martin-unveils-a-super-sized-lunar-lander-for-four-humans/

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Offline Sensei

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #23 am: 07. Oktober 2018, 23:11:09 »
EDIT:
Promo Video:
https://vimeo.com/293133933

Daten:

Besatzungsstärke: 4
Antrieb: 4*RL-10
Treibstoff: LOX+LH2
Treibstoffmasse: 40t
Trockenmasse: 22t
Nutzlast: ~1t zum Mondboden
dV: ~4600 m/s (nur selbst Überschlagen. Vergleich: LEO-LLO 4100m/s, LLO-MoonSurface 2200m/s)


Die Kosten sind natürlich noch nicht bekannt. Aber es gibt Hoffnungen dass es durch Übernahme von Baugruppen von der Orion günstiger wird als dessen 20 Mrd $.

An sich ein naheliegendes Design, wenn man von der Nutzung einer Mondstation, der SLS 1B und Wiederverwendbarkeit (1-Stufenkonzept) ausgeht und im Rahmen dieser Beschränkungen einen möglichst schweren Lander bauen will...
Allerdings ist die NASA erst einmal nur an deutlich kleineren Landern interessiert. Zwar will LM mit ihrem Konzept gleich "ins Endgame" einsteigen. Aber selbst dieses Endspiel muss wohl bei 1t Nutzlast immer noch eines ohne Mondbasis sein...

Offline startaq

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Re: Lockheed Martin
« Antwort #24 am: 08. Oktober 2018, 00:08:27 »
Zubrin findet das Konzept lächerlich:

Zitat
Absurd LockMart lunar lander has a wet mass of 62 tonnes.Even crazier is their plan to take lunar water to orbit to make propellant to fly down again, -tripling the propellant to run the system compared to making it on the #Moon to fly up.
Nuts. #Space

https://twitter.com/robert_zubrin/status/1048080408003395584

Er findet besonders absurd, dass der Lander Wasser wieder in den Orbit zur Treibstofferzeugung bringen soll.