Ist mir unklar, warum es zum RD-180 keine Alternative geben soll. Was kann ULA dafür, wenn OSC einen Träger entwickelt, der 40 Jahre alte Triebwerke einsetzt? Es war doch von Anfang an klar, dass die vorhandenen NK-33 nur für eine begrenzte Anzahl von Starts ausreichen. Als Alternative hätte man durchaus 4 RS-27A der Delta 2 einsetzen können oder auch ein eigenes Triebwerk entwickeln können. Zusätzlich hätte man auch noch ein paar GEM-40 Booster einsetzen können, für den Fall, das der Schub nicht ausreicht. Mit einer flüssigkeitsgetriebenen Oberstufe hätte man die Nutzlast ebenfalls steigern können, eine Feststoffoberstufe ist nun mal extrem ineffizient, weil der Feststoff einen bescheidenen spezifischen Impuls hat. Damit hätte man die etwas schlechtere Effizienz des RS-27A ohne Probleme ausgleichen können. Man hätte ohne Probleme bewährte Teile und Systeme zukaufen können, wie man es bisher ja schon gemacht hat. Wenn man allerdings von Anfang an Triebwerke einsetzen will, die nur noch begrenzt vorhanden sind, dann muss man sich nicht wundern, wenn man Probleme bekommt. Alles in Russland zusammenzukaufen oder bauen zu lassen ist nicht der beste Weg. Man bekommt zwar die Nutzlast in den Orbit, aber der Großteil des Geldes geht außer Landes. Da hätte man auch gleich eine Sojus oder Zenit als Träger verwenden können. SpaceX hat da einen weitaus besseren Weg gewählt.
Ich glaube auch nicht, dass die Klage etwas bringt. Lockheed Martin hat damals 300 Mio Dollar aufgewendet, um das RD-180 aus dem RD-170 entwickeln zu lassen. Warum soll sich OSC jetzt in das gemachte Nest setzen dürfen? Es ist in der Industrie nicht unüblich, dass z.B. Prozessoren für Handys exklusiv für eine Firma entwickelt werden und ein Verkauf an andere Firmen vertraglich untersagt ist. Warum soll das bei Triebwerken anders sein und ein entsprechender Vertrag keinen Bestand haben?
Hätte sich OSC gleich von Anfang an Gedanken darüber gemacht, das die Triebwerke nicht ausreichen, dann hätte man den Träger entsprechend anders auslegen können und gleich von Anfang an andere Triebwerke verwenden können. Angeblich haben sie doch auch die Lizenz, um das NK-33 in den USA fertigen zu dürfen. Sicher wäre eine entsprechende Produktionsaufnahme nicht gerade billig, aber dann wäre man komplett unabhängig. Aber das, was OSC jetzt versucht, ist geradezu peinlich. Damit dürften sie sich viele Sympathien verspielen. Hätte man gleich einen ordentlichen Träger entwickelt, hätte man die Probleme jetzt nicht…