Aber wenn so ein Teil ankommt - sagen wir ein 10 kg-Teil mit einer Relativgeschwindigkeit von 20000 km/h, dann haut es Euren Schrottsammler in 1000 Einzelteile und wir haben noch mehr Weltraumschrott!
Was wollt ihr denn mit Aerogel?!?
Aerogel ist nichts, oder fast nichts!
Hallo eumel,
du wirfst mir doch sonst immer vor, ich solle nicht so pessimistisch sein!
Ein paar Gedanken zum Thema:
1. Es geht hier doch nicht um "alles oder nichts", also nicht um um das Einsammeln/Auffangen
allen orbitalen Schrotts! Die oben diskutierte Methode könnte höchstens einen Beitrag dazu leisten, kleine Teile, d.h. auf jeden Fall unter 10 cm, einzusammeln - und dies nur auf einigen wenigen Bahnen.
2. Schon heute gibt es im LEO einige Bahnen, die besonders verschmutzt sind, da würde sich so ein Aerogelblock schon lohnen.
3. Die Kollision unseres Müllsammlers mit größeren Teilen wie Raketenoberstufen ist nun wirklich arg unwahrscheinlich. Im Notfall müsste man eben ausweichen... wie man das bei normalen Satelliten auch tut.
4. Kollisionen mit kleineren Teilen (< 1cm) sind nicht so besonders selten. Nicht ohne Grund sind bemannte Systeme wie die ISS mit MMOD-Schilden ausgestattet. Genau diese Teile wären Ziel der Operation. Wenn größere Teile bis 10 cm auch noch sinnvoll eingefangen werden können, was ich technisch nicht beurteilen kann, warum nicht? Selbst wenn man nur ein Drittel oder die Hälfte aller Kleinteile in einem bestimmten Orbitbereich einfangen könnte, wäre das schon ein wahnsinniger Erfolg.
5. Zum Aerogel. Das ist zwar, wie du sagt, "fast nichts", aber das ist doch gerade der große Vorteil! Es ist leicht, sehr hitzebeständig, hat eine riesige Oberfläche und kann sehr schnelle Teile sehr effektiv abbremsen. Aerogel gibt es in zig verschiedenen Varianten. Solches auf der Basis von Aluminiumoxid kann laut NASA auch Teile mit Hypergeschwindigkeit abbremsen. Bis zu welcher Größe hängt doch vor allem von der Dicke des eingesetzten Materials ab. Aber du hast recht: Jemand der wirklich Ahnung von der Materie hat, müsste mal durchrechnen, wie dick so ein Block aus Aerogel sein müsste, um ein 1-cm-Objekte mit rund 20.000 km/h Geschwindigkeit abzubremsen. Aber eigentlich geht es doch um die Teile im jeweiligen Zielorbit, bei denen die Relativgeschwindigkeit wesentlich geringer wäre. Daher ja die Idee mit dem "Powered Orbit".
6. Na klar ist der Weltraum und auch der LEO riesig und na klar könnte man immer nur einzelne Bahnen abgrasen. Aber mit sehr viel Zeit (Jahrzehnte) könnte man doch einiges erreichen, denke ich.
7. Anders als bei anderen "Umweltproblemen", wie z.B. Saurem Regen oder dem Klimawandel, genügt es im Falle des LEO-GEO nicht, die Ursache abzustellen (zumindest solange wir weiter Raumfahrt betreiben wollen). Der erdnahe Raum erholt sich nicht einfach quasi von alleine, nachdem die Ursache abgestellt oder zumindest stark vermindert wurde. Eine Natur wie hier auf der Erde ist eben nicht am Werk. Daher müssen früher oder später andere Maßnahmen getroffen werden, natürlich neben der möglichst weitgehenden Ursachenbekämpfung.
Warum sollten wir also heute nicht darüber nachdenken, wie dies mit möglichst realistischen Mitteln (d.h. ohne riesige Magnete oder Superlaser und dergleichen) geschehen könnte, wenn auch nicht jetzt, so doch vielleicht, oder besser hoffentlich, in zwei oder drei Jahrzehnten?
Und schließlich sind es doch gerade wir Raumfahrtinteressierte, die vielleicht, oder besser hoffentlich, irgendwann einmal öffentlichen Druck ausüben und mehr aktive und passive Maßnahmen gegen den Schrott in unseren Orbits einfordern werden!
Gruß,
Timo
PS: Freue mich auf Diskussionen zum Thema am nächsten Freitag in Berlin!