Konzepte gegen Weltraumschrott

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #125 am: 18. März 2009, 19:19:53 »
Hallo Lunatic,

schreib bitte mit ordentlicher Interpunktion, die gibt es nicht umsonst in unserer Sprache. So sind deine Sätze nur schwer zu lesen oder zu verstehen.
\\   //    Grüße
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klausd

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #126 am: 18. März 2009, 19:21:55 »
Und wer garantiert, dass das Ding den Satelliten nicht in 1000 kleine Stücke zerreist und das die Düse senkrecht dran kleben bleibt und nich an irgendeiner Rundung?

Ne also das ist auch sehr unrealistisch

Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #127 am: 19. März 2009, 15:40:53 »
Also am besten hat mir bisher der Vorschlag mit den Aerogel-blöcken gefallen, die einen Technisch stabilisierten Orbit fliegen, und einen Ionenantrieb haben. Ich stelle mir das so vor, das die der Antrieb mit Solarzellen versorgt wird (nicht mit einen Atomantrieb) und einen minimal geringere/höhre geschwindigkeit als der Müll haben (so im größenbereich von vielleicht 1 cm/sek, dann braucht man auch nicht alzuviel energie) denn es ist ja wohl deutlich geworden, das man das Weltraummüll-Problem nicht von einen Tag auf den anderen Lösen kann. (selbst bei "nur" 1cm/sek geschwindigkeitsdifferenz säubrt ein Block immer noch jedes jahr 300 km Bahn, wenn man also 20 jahre zeit hat, braucht man etwa 67 Blöcke um den entsprechenden Orbit freizuräumen. [Man sieht, das wird sehr teuer, aber wenn man bedenkt, wie teuer ein Ersatz der getroffenen Objekte wäre, kann sich die Investition schon lohnen])
Raumfahrt ohne Vision ist nichts. Also lasst uns das Unmögliche wahr werden!

klausd

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #128 am: 19. März 2009, 16:07:01 »
Dabei darfst Du nicht vergessen, dass auch Ionenantriebe Treibstoff benötigen. Da ist nix mit 20 Jahre rumfliegen bei permanenten Gebrauch des Ionenantriebes. Da im erdnahen Berreich außerdem noch ordentlich Restathmosphäre übrig ist, würde ein Ionenantrieb wahrscheinlich grade mal seinen eigenen Orbit halten können.

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #129 am: 19. März 2009, 18:52:43 »
Zur Idee des Ionentriebwerks, um eine "gepowerten" Schwebeflug auf einer Bahn einzuhalten, habe ich mal gerechnet:

Hier das Beispiel:
Wir sind auf einer Umlaufbahn 1000km über dem Äquator. Dort gilt:

Fallbeschleunigung:
[tex]g=\frac{\gamma M}{r^2}=7,32 m/s^2[/tex]

Orbitgeschwindigkeit
[tex]v_{_1}=\sqrt{\frac{\gamma M}{r}}=7378 m/s[/tex]

woraus eine Winkelgeschwindigkeit wird:
[tex]\omega_{_1}=v_{_1}/r=9,9632E-04s^{-1}[/tex]

Diese Werten gelten auf einer Keplerbahn, wenn sich also Anziehung und Zentrifugalkraft aufheben und Anziehungskraft gleich der Zentrifugalkraft ist:
[tex]mg = mr\omega_{_1}^2[/tex]


Wenn wir jetzt langsamer fliegen, müssen wir einen Teil der Anziehung durch senkrecht nach unten gerichteten Schub ausgleichen. Dann erweitert sich das Kräftegleichgewicht zu:
[tex]mg = mr\omega_{_2}^2+F[/tex]

Die Schubkraft ist also:
[tex]F=m\(g-r\omega_{_2}^2\)[/tex]

Nehmen wir einen 2000kg schweren Satelliten an, dann ergibt das folgenden Schubbedarf:

[tex]\frac{\omega_{_2}}{\omega_{_1}}[/tex]  F
0,99  0,292N
0,999 0,029N
0,9999 0,0029N

Wenn man sieht, dass die NSTAR-Triebwerke von Dawn F=0.09N bei 2300W elektrische Leistung liefern können, scheint das an sich machbar. In den 2000kg Masse (Masse von Dawn ca. 1250kg) könnte man schon das Basissystem samt Treibstoff unterbringen. Die Frage wäre noch der "großen Gelblock".

Oder sieht jemand einen Rechenfehler?
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Kreuzberga

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #130 am: 19. März 2009, 23:05:14 »
Zum "großen Gelblock": Da könnte man recht konservativ für die Masse 100 kg/m3 annehmen. Man würde also mit unserem Dawn-Referenzmülleinsammler rund 5 Kubikmeter Aerogel mitnehmen können, wenn man noch 250 kg für eine Support-Struktur einrechnen würde.

Das ist natürlich nicht besonders viel! Aber mit besseren Ionentriebwerken ließe sich da in Zukunft bestimmt einiges machen. Jetzt müssen wir nur noch die Startkosten in einen LEO um mindestens den Faktor 10 senken, dann könnte es losgehen mit dem Aufräumen.
Vielleicht wird das ganze also in 20 oder 30 Jahren (wenn das Müllproblem ohnehin noch drückender wird) realistisch.  :)

Danke für die Rechnung, Daniel!

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Online -eumel-

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #131 am: 20. März 2009, 04:14:04 »
Oder sieht jemand einen Rechenfehler?
Ich bin in Bahnberechnungen nicht so gut, aber ich glaube schon, daß man einen 2000 kg Satellieten mit einem kleinen Ionentriebwerk eine Weile im Orbit halten kann. Warum auch nicht?

Aber der kann keine Schrott-Satelliten oder Weltraumtrümmer einfangen!

Könnt Ihr Euch denn das nicht vorstellen?
Da warten nicht ein paar kleine Schrotteile brav auf Eurer Bahn darauf, endlich eingesammelt zu werden!

Da ist ein riesiger, leerer Raum. Da ist nichts.
Nur sehr selten kommen ein paar Teile mit irrsinniger Geschwindigkeit aus völlig unterschiedlichen Richtungen vorbei.

Wahrscheinlich wird Euer Schrottsammler niemals auf so ein Teil treffen.
Aber wenn so ein Teil ankommt - sagen wir ein 10 kg-Teil mit einer Relativgeschwindigkeit von 20000 km/h, dann haut es Euren Schrottsammler in 1000 Einzelteile und wir haben noch mehr Weltraumschrott!
Was wollt ihr denn mit Aerogel?!?
Aerogel ist nichts, oder fast nichts!
Mit Aerogel hat die Sonde Stardusk winzige Staubteilchen eingefangen, die so gut wie keine Geschwindigkeit und Masse hatten.
Aber diese Schrotteile haben Geschwindigkeit und Masse und entwickeln ungeheure Energie beim Aufschlag!

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #132 am: 20. März 2009, 05:53:01 »
Guten Morgen Jörg,

du hast schon recht und ich bin ja selbst skeptisch gegenüber allen Sammelbemühungen ;). Orbitgeometrien, Geschwindigkeiten, Energien, all das macht den Ideen einen Strich durch die Rechnung.
Mich hat hier mehr die Idee des Schwebeflugs an sich interessiert. Ich bin vom Ergebnis überrascht, da ich intuitiv gedacht hatte, dass ein Ionentriebwerk das nicht zu leisten vermag, außer man ist nur sehr sehr sehr knapp unter Orbitgeschwindigkeit. Ich hatte kein Gefühl wie stark sich die Zentrifugalkraft schon bei kleinen Geschwindigkeitsänderungen selbst ändert. Aber das sind wieder die intuitiv nicht/schlecht abschätzbaren nicht-linearen Zusammenhänge ([tex]mr \omega^2[/tex]).

Ein Schwebeflug ist wohl möglich ...
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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #133 am: 20. März 2009, 12:13:33 »

Aber der kann keine Schrott-Satelliten oder Weltraumtrümmer einfangen!

Könnt Ihr Euch denn das nicht vorstellen?
Da warten nicht ein paar kleine Schrotteile brav auf Eurer Bahn darauf, endlich eingesammelt zu werden!

Da ist ein riesiger, leerer Raum. Da ist nichts.
Nur sehr selten kommen ein paar Teile mit irrsinniger Geschwindigkeit aus völlig unterschiedlichen Richtungen vorbei.

Wahrscheinlich wird Euer Schrottsammler niemals auf so ein Teil treffen.
Aber wenn so ein Teil ankommt - sagen wir ein 10 kg-Teil mit einer Relativgeschwindigkeit von 20000 km/h, dann haut es Euren Schrottsammler in 1000 Einzelteile und wir haben noch mehr Weltraumschrott!
Was wollt ihr denn mit Aerogel?!?
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Mit Aerogel hat die Sonde Stardusk winzige Staubteilchen eingefangen, die so gut wie keine Geschwindigkeit und Masse hatten.
Aber diese Schrotteile haben Geschwindigkeit und Masse und entwickeln ungeheure Energie beim Aufschlag!

Der Müll hat ja keine hohe relativgeschwindigkeit zum Müllsammler.
[tex]\frac{\omega_{_2}}{\omega_{_1}}[/tex]  F
0,99  0,292N
0,999 0,029N
0,9999 0,0029N

Wenn man sieht, dass die NSTAR-Triebwerke von Dawn F=0.09N bei 2300W elektrische Leistung liefern können, scheint das an sich machbar. In den 2000kg Masse (Masse von Dawn ca. 1250kg) könnte man schon das Basissystem samt Treibstoff unterbringen. Die Frage wäre noch der "großen Gelblock".

Oder sieht jemand einen Rechenfehler?

Hier würde ich die mit dem verhältnis 0,9999 nehmen, da beträgt die relativgeschwindigkeit nur 7 m/s, was relativ ungefährlich ist. Und wenn man bedenkt, wie klein die dafür nötige Kraft ist, kann ich mir gut vorstellen, das man da einen größeren Aerogelblock dranhängt.
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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #134 am: 20. März 2009, 13:16:56 »
Der Müll hat ja keine hohe relativgeschwindigkeit zum Müllsammler.

Hallo,

Jörg hat da schon recht. Es gibt ja auch den kreuzenden, oder geisterfahrenden Müll. Da gibt es dann hohe Relativgeschwindigkeiten. Außerdem ist der Müll von Raketenoberstufen oft auf hochexzentrischen Orbits unterwegs. Der rast mit hoher Geschwindigkeit durch die niedrigen Orbits.
Unabhängig davon: Der Raum ist riesig und leer. Wenn man so einen "Sammler hätte, dann kann der einen Orbit "durchforsten". Aber was ist mit dem Müllteil 100m "neben" ihm? Und dann das nächste noch mal 100m neben ihm ... usw ... ?
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Kreuzberga

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #135 am: 22. März 2009, 03:54:06 »
Aber wenn so ein Teil ankommt - sagen wir ein 10 kg-Teil mit einer Relativgeschwindigkeit von 20000 km/h, dann haut es Euren Schrottsammler in 1000 Einzelteile und wir haben noch mehr Weltraumschrott!
Was wollt ihr denn mit Aerogel?!?
Aerogel ist nichts, oder fast nichts!

Hallo eumel,

du wirfst mir doch sonst immer vor, ich solle nicht so pessimistisch sein!  ;)

Ein paar Gedanken zum Thema:

1. Es geht hier doch nicht um "alles oder nichts", also nicht um um das Einsammeln/Auffangen allen orbitalen Schrotts! Die oben diskutierte Methode könnte höchstens einen Beitrag dazu leisten, kleine Teile, d.h. auf jeden Fall unter 10 cm, einzusammeln - und dies nur auf einigen wenigen Bahnen.

2. Schon heute gibt es im LEO einige Bahnen, die besonders verschmutzt sind, da würde sich so ein Aerogelblock schon lohnen.

3. Die Kollision unseres Müllsammlers mit größeren Teilen wie Raketenoberstufen ist nun wirklich arg unwahrscheinlich. Im Notfall müsste man eben ausweichen... wie man das bei normalen Satelliten auch tut.

4. Kollisionen mit kleineren Teilen (< 1cm) sind nicht so besonders selten. Nicht ohne Grund sind bemannte Systeme wie die ISS mit MMOD-Schilden ausgestattet. Genau diese Teile wären Ziel der Operation. Wenn größere Teile bis 10 cm auch noch sinnvoll eingefangen werden können, was ich technisch nicht beurteilen kann, warum nicht? Selbst wenn man nur ein Drittel oder die Hälfte aller Kleinteile in einem bestimmten Orbitbereich einfangen könnte, wäre das schon ein wahnsinniger Erfolg.

5. Zum Aerogel. Das ist zwar, wie du sagt, "fast nichts", aber das ist doch gerade der große Vorteil! Es ist leicht, sehr hitzebeständig, hat eine riesige Oberfläche und kann sehr schnelle Teile sehr effektiv abbremsen. Aerogel gibt es in zig verschiedenen Varianten. Solches auf der Basis von Aluminiumoxid kann laut NASA auch Teile mit Hypergeschwindigkeit abbremsen. Bis zu welcher Größe hängt doch vor allem von der Dicke des eingesetzten Materials ab. Aber du hast recht: Jemand der wirklich Ahnung von der Materie hat, müsste mal durchrechnen, wie dick so ein Block aus Aerogel sein müsste, um ein 1-cm-Objekte mit rund 20.000 km/h Geschwindigkeit abzubremsen. Aber eigentlich geht es doch um die Teile im jeweiligen Zielorbit, bei denen die Relativgeschwindigkeit wesentlich geringer wäre. Daher ja die Idee mit dem "Powered Orbit". 

6. Na klar ist der Weltraum und auch der LEO riesig und na klar könnte man immer nur einzelne Bahnen abgrasen. Aber mit sehr viel Zeit (Jahrzehnte) könnte man doch einiges erreichen, denke ich.

7. Anders als bei anderen "Umweltproblemen", wie z.B. Saurem Regen oder dem Klimawandel, genügt es im Falle des LEO-GEO nicht, die Ursache abzustellen (zumindest solange wir weiter Raumfahrt betreiben wollen). Der erdnahe Raum erholt sich nicht einfach quasi von alleine, nachdem die Ursache abgestellt oder zumindest stark vermindert wurde. Eine Natur wie hier auf der Erde ist eben nicht am Werk. Daher müssen früher oder später andere Maßnahmen getroffen werden, natürlich neben der möglichst weitgehenden Ursachenbekämpfung.
Warum sollten wir also heute nicht darüber nachdenken, wie dies mit möglichst realistischen Mitteln (d.h. ohne riesige Magnete oder Superlaser und dergleichen) geschehen könnte, wenn auch nicht jetzt, so doch vielleicht, oder besser hoffentlich, in zwei oder drei Jahrzehnten?

Und schließlich sind es doch gerade wir Raumfahrtinteressierte, die vielleicht, oder besser hoffentlich, irgendwann einmal öffentlichen Druck ausüben und mehr aktive und passive Maßnahmen gegen den Schrott in unseren Orbits einfordern werden!  :)

Gruß,
Timo

PS: Freue mich auf Diskussionen zum Thema am nächsten Freitag in Berlin!

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Online -eumel-

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #136 am: 22. März 2009, 05:01:32 »
PS: Freue mich auf Diskussionen zum Thema am nächsten Freitag in Berlin!
 
Klar, da krieg´ste was zu hören!! ;) 8)

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Offline Nitro

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #137 am: 24. März 2009, 12:44:18 »
Weiterdisskutiert aus dem Russische Raumfahrt Thread:

Zitat
Hallo,

ist das so. Für die ISS ist es überlebneswichtig. Für Betreiber wie Iridium anscheinend noch zu teuer. Was passiert, wenn sich ein russischer und ein chinesischer Satellit in die Quere kommen? Wer will Konzepte bezahlen um den Schrott aufzuräumen? Bis wann ist es genug Schrott, dass sich Satelliten nicht mehr versichern lassen? Bis wann ist dann die kommerzielle Raumfahrt am Ende? Mit dem Thema sollten wir jetzt aber die russische Raumfahrt verlassen.

Was meinst du mit zu teuer fuer Iridium? Man bezahlt doch nicht dafuer, dass man von der USAF davor gewarnt wird, dass ein Stueck Weltraumschrott auf den eigenen Satelliten zufliegt.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Kreuzberga

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #138 am: 24. März 2009, 14:37:51 »
Hallo Nitro,

HSE meint sicher, dass es Iridium zu teuer ist, die Warnungen, die sie von der AF bekommen auch auszuwerten und ggf. entsprechend darauf zu reagieren. Irgendjemand im NSF-Forum meinte mal, Irdidium würde wöchentlich ein paar dutzend Warnungen bekommen. Da braucht man schon ein paar Leute um das zeitnah auszuwerten und ggf. zu reagieren. Ich weiß nicht, ob Irdidium diese Leute beschäftigt! Vielleicht weiß hesaenger ja mehr.

Gruß,
Timo

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #139 am: 24. März 2009, 14:48:56 »
Ein anderer Aspekt wäre auch:

Wenn man wirklich jede Woche 10 oder 20 Meldungen bekommt und auch jedes mal reagiert, dann ist das bei Fehlalarmen auch teuer in Sachen Betrieb. Durch ständige Änderungen in der Satellitenkonstellation reduziert sich ein mal die Lebensdauer, aber auch das Aufrechterhalten der räumlichen Geometrie der gesamten Konstellation (bei Iridium) wir dann schwieriger.
\\   //    Grüße
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Offline Nitro

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #140 am: 24. März 2009, 15:27:11 »
In der Regel schickt das Joint Space Operation Center (JSOC) in Vandenberg diese Informationen per Email oder Telefonanruf etwa eine Woche vor der engsten Annaeherung (Conjunction) aus.

Diese Emails sind nicht sehr komplex, enthalten aber alle wichtigen Informationen im Ueberblick: Die radiale Entfernung zum Zeitpunkt des Zusammentreffens, wie auch die Gesamtentfernung und die beiden Fehlerellipsen fuer den Satelliten und das Truemmerstueck.

Iridium wird wie jeder groessere Satellitenbetreiber eine Flugdynamik- und eine Missionsplanungsabteilung haben. Dort werden also schon Spezialisten auf diesem Gebiet beschaeftigt. Aus den genannten Emails laesst sich ziemlich schnell und ohne grossen Aufwand eine Entscheidung treffen, ob ein Ausweichmanoever noetig ist oder nicht.

Meiner Meinung nach wurde dort auf Iridiums Seite einfach geschlampt und die Fuelle der Information als Ausrede benutzt.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

tobi453

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #141 am: 24. März 2009, 18:48:26 »
Zitat
Weltraumschrott & Sicherheit im All - ESA’s Kontrollzentrum ESOC lädt zur “5th European Conference on Space Debris”
 
24 März 2009

Das in Darmstadt ansässige Satellitenkontrollzentrum ESOC der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA lädt vom 30. März bis 2. April zur 5. Europäischen Konferenz zum Thema Weltraumschrott. An der alle vier Jahre stattfindenden Konferenz nehmen rund 300 Raumfahrtspezialisten aus etwa 20 Staaten teil.
 
Ziel der Konferenz ist die Risikobewertung und Analyse des aktuellen Problemumfangs von Weltraumschrott. Derzeit beläuft sich die Zahl der katalogisierten Raumfahrtrückstände grösser als 10cm auf 12.500. Nach Hochrechnungen befinden sich jedoch rund 600.000 Objekte grösser als 1cm im All. Die Konferenzteilnehmer diskutieren verbesserte Methoden zur Messung, zur Risikoabschätzung und zur Vermeidung von Weltraumschrott.

Vertreter der Presse sind eingeladen, die viertägige Konferenz zu begleiten.

Zum Auftakt, am 30. März, stehen zwischen 12.30-13.45 h Experten aus Europa, China, Indien, Russland und den USA für Interviews zur Verfügung. Abschließend findet am Donnerstag, den 2. April, um 14 h ein Pressebriefing mit der Möglichkeit zu Einzelinterviews statt. 
 
Bitte akkreditieren Sie sich unter Angabe Ihres Mediums bei:
Bettina.Braunstein @ esa.int

Sollten Sie an einem Interviewslot am 30. März zwischen 12.30 und 13.45 interessiert sein, so vermerken Sie dies bitte in Ihrer Mail.

Allgemeine Informationen zur Konferenz finden Sie unter www.esa.int/debris



Quelle:
http://www.esa.int/esaCP/SEMB13KTYRF_Germany_0.html

Na ist zufälligerweise jemand in der Gegend? ;)

runner02

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #142 am: 24. März 2009, 19:11:20 »
Wir lassen das ganze verklumpen, durch nen Magneten.
Die Sonnensegel von lahmgelegten Satelliten können wiederrum als zusätzliche Energielieferanten dienen...
(Elektronik, Ionentriebwerke, Magnete)


Mal ne Frage:
Wenn 2 Objekte in 2 Orbits sind und einer nen Magnet hat.
Dann werden beide an einander angenähert, je nach masse gleichen sich die Geschwindigkeiten an...

Nun, würden sie sich lansam annähern (was ich vermute), oder kollidieren??




Wir lassen den Klumpenhaufen auf den Mond stürzen, dort nimmt man das Hydrazin, das noch in den Satelliten ist, und macht Wasser und N zum Atmen daraus. Die Solarzellen dienen der Versorgung (Sofern nicht an der Mondoberfläche zerschellt...)

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #143 am: 25. März 2009, 07:37:06 »
Hallo runner02,

du hast Ideen ...  ;) ::)

Aber um das alles nicht einfach so stehen zu lassen, hier ein paar Einwände im Detail:
  • Wirkung von (Elektro-)Magneten
    Ein Magnet ist zwar stark, aber kennst du einen Magneten, den man auch nur in 100m Entfernung noch spürt?
  • Orbitmechanik
    Die Abstände zwischen Objekten da oben sind viele viele viele Kilometer. Außerdem fliegen die Dinger nicht langsam und über lange Zeiten nebeneinander her, sondern passieren sich in Sekundenbruchteilen mit mehreren km/s Relativgeschwindigkeit.
  • Annäherung
    Gehen wir mal davon aus, dass sich zwei Objekte durch magnetische Wechselwirkung anziehen (auch wenn das nicht real ist, s. die ersten beiden Punkte), dann verhalten die sich wie allen anderen Objekte, zwischen denen eine Kraft wirkt. Sie werden also immer schneller und schneller, bis sie zusammentreffen würden.
  • Mond?
    Und wie bekommen wir den Müll zum Mond? Von selbst kommt er da nicht hin.
    Und wie landet er dort (zielgenau)? Er würde eher mit mehreren km/s irgendwo aufschlagen.
    Und was will man mit Schrott machen?

Der Müll ist ein Problem und wird auch eins bleiben.
\\   //    Grüße
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Offline redmoon

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #144 am: 28. März 2009, 12:09:54 »
Hallo,

vom 30. März bis zum 02. April 2009 findet in Darmstadt eine Konferenz zum Thema Weltraumschrott statt. Das Ziel dieser Konferenz ist die Risikobewertung und Analyse des aktuellen Problemumfangs von Weltraumschrott. Diskussionsthemen werden die Entwicklung von verbesserten Methoden zur Messung, zur Risikoabschätzung und zur Vermeidung von Weltraumschrott sein.

Diese Konferenz ist leider nicht öffentlich, aber Pressevertreter können sich per Email akkreditieren und haben dann auch die Möglichkeit, Einzelinterviews zu führen. 
http://www.esa.int/esaCP/SEMB13KTYRF_Germany_0.html   und   http://www.esa.int/SPECIALS/Space_Debris/index.html   

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski


tobi453

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #146 am: 03. April 2009, 09:10:47 »
Hier die Ergebnisse der 5. europäischen Konferenz zu Weltraummüll:
http://www.esa.int/esaCP/SEMKO5EH1TF_index_0.html

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #147 am: 03. April 2009, 11:37:27 »
Ein Problembereich, der auch bei der Konferenz zur Sprache kam, ist die Datenerfassung, -haltung, -analyse und Prognose. Das Problem sind ja eigentlich nicht die Sensoren, mit denen man per Radar und auch optisch immer kleinere Objekte entdecken kann. In dem Bericht steht auch, dass die neuesten Radartechnik in den unteren Zentimeterbereich vorstoßen wird.
Nur man stelle sich vor welcher Datenwust da erzeugt wird. Die Größenverteilung des gesamten Mülls dürfte bei der Menge an Objekte einer Normalverteilung folgen. Haben wir da mit unseren Sensoren schon das Maximum erfasst, also die Größenkategorie mit den meisten Objekten? Oder tasten wir uns noch von oben an sie heran?
Auf jeden Fall stellt das gewaltige Anforderungen an die Auswerte- und Prognosealgorithmen. Man wird nicht jedes Objekt verfolgen und prognostizieren können. Man benötigt dann Auswahlkriterien wonach man in angemessener Zeit die wichtigsten Objekte ausreichend sicher berechen kann.
\\   //    Grüße
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Offline redmoon

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #148 am: 04. April 2009, 10:58:41 »
Hallo,

hier ein paar Berichte von einem der Konferenzteilnehmer ( auf Deutsch! ). 

Der erste Bericht dient in seinem Blog als Einführung in die Thematik : 
http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/03/weltraumschrott-in-darmstadt.php 

Im zweiten Teil geht es um die Erfassung des Weltraummülls mittels Radar und die genaue Bahnberechnung dieser Teile : 
http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/03/die-schwierige-suche-nach-dem-weltraumschrott.php 

Teil 3 beinhaltet die "Entdeckung" von Teilen, welche sich auf ungewöhnlichen Umlaufbahnen bewegen : 
http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/04/mysterioser-mull.php 
In diesem Teil ist in den abgegeben Kommentaren übrigens ein Link zur Mediathek von 3sat eingebettet. In dem 5-minütgen Video geht es um das Aufspüren von Trümmerteilen, speziell um Isolationsfolien, welche sich von Satelliten gelöst haben : 
http://www.3sat.de/mediathek/?obj=12147  ( Sehr interessant!!! )

Der letzte Bericht befasst sich mit der berechneten zukünftigen Entwicklung der Anzahl der Trümmerstücke. Außerdem wird ein Projekt der JAXA zur Entsorgung des Mülls angesprochen : 
http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/04/wenn-der-weltraumschrott-an-die-leine-genommen-wird.php 

P.S.: Ebenfalls von dieser Konferenz berichtet Michael Khan von KOSMOlogs : 
http://www.kosmologs.de/kosmo/blog/go-for-launch/allgemein/2009-04-03/weltraumschrott1 

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #149 am: 04. April 2009, 11:00:57 »
Wenn ich Zeit habe, nehme ich mir das mal vor.
Danke.
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