Konzepte gegen Weltraumschrott

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klausd

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #100 am: 15. Februar 2009, 20:52:30 »
Zitat
alles andere würde nur auseinander brechen - was kontroproduktiv ist.

Naja, aber gegen die kleineren Teile kann man sich passiv besser schützen!

knt

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #101 am: 15. Februar 2009, 20:57:28 »
Zitat
Mit der unmittelbaren Räumung des bereits angestauten Mülls im erdnahen Raum sieht es in der nächsten Zukunft problematisch aus. Unter anderem sollen Laser dafür eingesetzt werden. Doch sogar die völlige Zerstreuung eines kleinen Objektes wird einen beträchtlichen Energieverbrauch fordern. Außerdem werden einige Materialien bei Laserbestrahlung nur auseinanderfallen und die Gesamtzahl der Fragmente vergrößern. Außerdem sieht diese Methode wegen der starken Wärmeemission in die Umwelt ziemlich gefährlich aus. Dabei kann nicht nur das Wärmegleichgewicht zerstört, sondern auch die chemische Zusammensetzung verändert werden.
http://de.rian.ru/analysis/20090213/120124236.html

Kreuzberga

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #102 am: 16. Februar 2009, 00:41:39 »
Als low-tech Ansatz zur aktiven Bekämpfung von Weltraummüll könnte ich mir noch relativ gut den Einsatz großer Blöcke aus Aerogel vorstellen. Diese könnten in besonders "verschmutzten" Bahnen platziert werden und nach einigen Jahren bis Jahrzehnten hätten sie einen beträchtlichen Teil des obritalen Schrotts eingefangen, ohne selbst neue Trümmer zu erzeugen.

Natürlich eignet sich diese Methode wenn überhaupt nur für die wirklich kleinen Teile. Ab welcher Größe und Geschwindigkeit Trümmerteile den Block durchschlagen würden, kann ich nicht abschätzen. Bei geringer Relativgeschwindigkeit könnte ich mir aber vorstellen, dass ein einige Meter dicker Block sogar Teile in der Größenordnung von 1 cm auffangen könnte.

Würde man die Blöcke mit einer Vorrichtung zum Deorbitieren ausstatten, könnte man sie nach einer gewissen Zeit in der Atmosphäre verglühen lassen, damit sie nicht selbst zu Müll werden.

Solche Blöcke könnten mit heutigen Raketen leicht gestartet werden. Damit ein signifikanter Effekt eintritt, müssten leider trotzdem sehr viele solcher Blöcke in einen Orbit gebracht werden, was wiederum ganz schön auf's Portemonnaie drücken würde.
« Letzte Änderung: 16. Februar 2009, 00:44:21 von Kreuzberga »

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #103 am: 16. Februar 2009, 07:08:11 »
Zitat
Damit ein signifikanter Effekt eintritt, müssten leider trotzdem sehr viele solcher Blöcke in einen Orbit gebracht werden, was wiederum ganz schön auf's Portemonnaie drücken würde.

... und selbst auch wieder Müll erzeugt.

Außerdem wird mit solchen passiven "Sammlern" relativ wenig aufgefischt. Selbst heute passieren nur wenige Kollisionen, was auch auf diese Blöcke zutreffen würde. Sie hätten also alles andere als "alles leer gefischt".

Wenn man sie einsetzen würde, dann eigentlich auf gegenläufigen Orbits. Damit eilen sie nicht dem meisten Schrott "von West nach Ost" nach, sondern flögen ihm entgegen.
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cake

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #104 am: 16. Februar 2009, 15:18:34 »
Aber wenn sie im Gegenorbit fliegen ist die Aufprallgeschwindigkeit wohl viel zu gross.
Er müsste eigentlich auf einen Orbit gebracht werden und da ein bisschen abbremsen. Wobei er dann immer wieder seine Bahn erhöhen muss (Energieaufwand: Bringt man das mit Ionentribwerken hin? <- Sonnenenergie). So das dieser Block nur 9 Runden macht wärend die anderen Objekte in dem Orbit 10 machen (Oder 99 gegenüber 100).
Jetzt hat man aber erst einen winzigen Teil "aufgewischt". Also müsste der Orbit ein bisschen korigiert werden und dass selbe Spiel geht von Vorne los.

Erlich gesagt glaube ich nicht dass in nächster Zukunft etwas gegen den Weltraummüll getan werden KANN.

Vorsicht Offtopic!
Wäre es denn mit dem LHC nicht möglich ein Schwarzes Loch zu erzeugen welches gleich einen Erdorbit einnimmt (Genug schnell wäre es ja). Dieses würde dann nach und nach alles aufsaugen und sobald es voll ist oder aller Müll weg ist können wir es auf Fluchtgeschwindigkeit bringen und richtung Alpha Centauri schicken. Wir dürfen aber nicht vergessen, die aktiven Sateliten mit "Hier bitte nicht saugen" zu beschriften! Vielleicht können wir es sogar als Röntenstrahler weiterverkaufen und können so das Projekt "Weniger Lag für WoW im GEO" finanzieren. ;)

Kreuzberga

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #105 am: 16. Februar 2009, 15:22:52 »
Zitat
Wäre es denn mit dem LHC nicht möglich ein Schwarzes Loch zu erzeugen welches gleich einen Erdorbit einnimmt (Genug schnell wäre es ja). Dieses würde dann nach und nach alles aufsaugen und sobald es voll ist oder aller Müll weg ist können wir es auf Fluchtgeschwindigkeit bringen und richtung Alpha Centauri schicken. Wir dürfen aber nicht vergessen, die aktiven Sateliten mit "Hier bitte nicht saugen" zu beschriften! Vielleicht können wir es sogar als Röntenstrahler weiterverkaufen und können so das Projekt "Weniger Lag für WoW im GEO" finanzieren. ;)

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #106 am: 16. Februar 2009, 15:58:44 »
Zitat
Aber wenn sie im Gegenorbit fliegen ist die Aufprallgeschwindigkeit wohl viel zu gross.
Er müsste eigentlich auf einen Orbit gebracht werden und da ein bisschen abbremsen. Wobei er dann immer wieder seine Bahn erhöhen muss (Energieaufwand: Bringt man das mit Ionentribwerken hin? <- Sonnenenergie). So das dieser Block nur 9 Runden macht wärend die anderen Objekte in dem Orbit 10 machen (Oder 99 gegenüber 100).
Jetzt hat man aber erst einen winzigen Teil "aufgewischt". Also müsste der Orbit ein bisschen korigiert werden und dass selbe Spiel geht von Vorne los.

Hier bringst du die Orbitmechanik durcheinander. Eine Umlaufbahn ist eine Keplerbahn und hat eine fest definierte Umlaufzeit. Ich kann mich nicht auf einem Orbit bewegen und eine andere Geschwindigkeit haben als die anderen Objekte auf diesem Orbit. Daran ändert auch ein Ionenantrieb nichts.
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Crest

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #107 am: 16. Februar 2009, 17:26:48 »
Zitat

Hier bringst du die Orbitmechanik durcheinander. Eine Umlaufbahn ist eine Keplerbahn und hat eine fest definierte Umlaufzeit. Ich kann mich nicht auf einem Orbit bewegen und eine andere Geschwindigkeit haben als die anderen Objekte auf diesem Orbit. Daran ändert auch ein Ionenantrieb nichts.

Ich weiß, dass das jetzt allmählich in die SF abtriftet, aber interessieren tät's mich trotzdem: Was würde denn passieren, wenn man zwei dieser Objekte mit einem mehrere Kilometer langen Kabel verbindet und in zwei verschiedene Orbits bringt, die eben diese Kabellänge voneinander entfernt sind?

René

klausd

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #108 am: 16. Februar 2009, 19:35:21 »
Was da passieren würde? Entweder reißt das Kabel oder beide pendeln sich auf einem gemeinsamen Orbit ein. Sowas zu stabilisien dürfte extrem schwer sein...
« Letzte Änderung: 16. Februar 2009, 19:36:51 von klausd »

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #109 am: 16. Februar 2009, 21:47:16 »
Hallo Crest,

schau dir an, wo der Schwerpunkt der verbundenen Objekte liegt. Das ist dann der Orbit, der "zählt". Wenn Eins viel schwerer als das Andere ist, dann ist es das dominierende Objekt und zerrt das Andere mit sich mit.

Im letzten Jahr gab es für so etwas ein Rückkehrexperiment Fotino und YES2:
http://www.esa.int/SPECIALS/YES/
http://de.wikipedia.org/wiki/Young_Engineers'_Satellite_2
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Cosmo

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #110 am: 16. Februar 2009, 22:52:36 »
Zitat
Er müsste eigentlich auf einen Orbit gebracht werden und da ein bisschen abbremsen. Wobei er dann immer wieder seine Bahn erhöhen muss (Energieaufwand: Bringt man das mit Ionentribwerken hin? <- Sonnenenergie). So das dieser Block nur 9 Runden macht wärend die anderen Objekte in dem Orbit 10 machen (Oder 99 gegenüber 100).
Zitat
Hier bringst du die Orbitmechanik durcheinander. Eine Umlaufbahn ist eine Keplerbahn und hat eine fest definierte Umlaufzeit. Ich kann mich nicht auf einem Orbit bewegen und eine andere Geschwindigkeit haben als die anderen Objekte auf diesem Orbit. Daran ändert auch ein Ionenantrieb nichts.
Jein. In der klassischen Himmelsmechanik ist eine Keplerbahn fest definiert, auch deren Umlausfzeit. Da bleibt einem nur die Gravitationskonstante zu ändern ;)
Der Ansatz von Crest Cake ist aber vollkommen richtig: Einsatz von (Ionen-) Triebwerken! Damit kann man dann einen sogenannten "Powered Orbit" fliegen. Hier hebt oder senkt man dank Dauerschub das Raumfahrzeug aus seiner Keplerbahn. Die Umlaufzeit bleibt jedoch konstant! Einfaches Beispiel: das Spacecraft schwebt konstant in 1m Höhe über dem Äquator. Dies ist kein Keplerorbit, denn hierzu bräuchte man 7.9km/s als Kreisbahngeschwindigkeit (1. kosmische Geschwindigkeit), trotzdem ist es ein Kreisorbit mit etwa 24h Umlaufzeit und einer Orbitgeschwindigkeit von etwa 464m/s . Also ist es sozusagen ein geostationärer Orbit in 1m Höhe anstatt ~36000km.
Das Spacecraft konstant mit 9.81km/s^2 zu beschleunigen kostet natürlich sehr viel Treibstoff, auch mit Ionentriebwerken (abgesehen davon das kein heutiges Ionentriebwerk sein eigenes Gewicht heben kann). Aber das Prinzip funktioniert!

Zitat
Ich weiß, dass das jetzt allmählich in die SF abtriftet, aber interessieren tät's mich trotzdem: Was würde denn passieren, wenn man zwei dieser Objekte mit einem mehrere Kilometer langen Kabel verbindet und in zwei verschiedene Orbits bringt, die eben diese Kabellänge voneinander entfernt sind?
Das ist kein SF, sondern nennt sich Space Tether 8-) Das Prinzip wurde bereits vor einigen Jahren mit Space Shuttle und Testsatelliten ausprobiert, leider mit mässigem Erfolg. Wenn 2 Objekte mit einem Seil verbunden sind, richten sie sich entlang der Gravitation aus, sprich das Seil zeigt Richtung Erdmittelpunkt. Das Objekt auf der niedrigeren Umlaufbahn ist eigentlich zu langsam unterwegs, wird aber vom Seil "oben" gehalten. Das zweite Objekt auf der höheren Umlaufbahn ist eigentlich zu schnell, wird aber vom Seil nach "unten" gezogen. Dieses Konzept fliesst auch teilweise beim Space Elevator ein.

Wie du siehst Crest, sind es zwei sehr gute Ideen :D Hauptproblem ist vielmehr eine sehr grosse Fläche von einigen Quadratkilometern abzudecken und den ganzen Schrott aufzufangen ohne das dabei neuer entsteht.


Cosmo
« Letzte Änderung: 17. Februar 2009, 21:14:34 von Cosmo »

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #111 am: 16. Februar 2009, 23:18:48 »
Zitat

Powered Orbit" fliegen


Hallo Cosmo,

genau daran hatte ich auch noch gedacht, aber da es bar jeglicher heutiger Möglichkeiten ist, auch verworfen. Ich hatte schon darauf gewartet, dass sich jemand meldet ;).
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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #112 am: 17. Februar 2009, 08:17:10 »
Zitat
Das Spacecraft konstant mit 9.81km/s^2 zu beschleunigen kostet natürlich sehr viel Treibstoff, auch mit Ionentriebwerken (abgesehen davon das kein heutiges Ionentriebwerk sein eigenes Gewicht heben kann). Aber das Prinzip funktioniert!

Guten Morgen,

was mir zu diesem Schwebeflug noch einfällt: Auf einem geringfügig langsameren Orbit muss das "Hubtriebwerk" ja nicht die vollständige Fallbeschleunigung erzeugen/ausgleichen, sondern nur einen geringen Tei. Man muss also nicht das gesamte Geiwcht halten. Da müsste man mal schauen, ob so was doch absehbar möglich wäre.
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cake

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #113 am: 17. Februar 2009, 11:06:08 »
Zitat
Der Ansatz von Crest ist aber vollkommen richtig:
du meinst cake? ;)

Das Ionentriebwerk kann sich selbst nicht halten? Hmm. Ich habe es nur deswegen gewählt, damit nicht noch zusätzlich Treibstoff mitgeführt werden muss. Vielleicht einen anderen elektrischen Antrieb? Und wie Schillrich ja schon sagt müsste das Triebwerk nicht das ganze Gewicht halten, sondern nur so viel dass es die geringere Geschwindigkeit ausgleicht. 0,2km/s^2 können da ja schon ausreichen.
Nur wie man das "Flächendeckend" machen kann kann ich mir echt nicht vorstellen. Man müsste nachdem man einen Orbit gecleant hat ja in einen anderen einschwenken. Und da wird es dann wahrscheindlich Tausende von möglichen Bahnen geben die man abklappern muss. Oder könnte man sich auf sagen wir ein paar Duzent Bahnen beschränken um den grössten Teil aufzufangen?

Edit: hab da noch was gefunden was vielleicht helfen könnte..:
https://images.raumfahrer.net/up027120.jpg
;)
« Letzte Änderung: 17. Februar 2009, 11:19:21 von cake »

Cosmo

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #114 am: 17. Februar 2009, 21:35:46 »
Zitat
du meinst cake? ;)

Das Ionentriebwerk kann sich selbst nicht halten? Hmm. Ich habe es nur deswegen gewählt, damit nicht noch zusätzlich Treibstoff mitgeführt werden muss. Vielleicht einen anderen elektrischen Antrieb? Und wie Schillrich ja schon sagt müsste das Triebwerk nicht das ganze Gewicht halten, sondern nur so viel dass es die geringere Geschwindigkeit ausgleicht. 0,2km/s^2 können da ja schon ausreichen.
Sorry, ich meinte natürlich dich Cake! Danke für den Hinweis :)

Heutige Ionentriebwerke erzeugen einen Schub von grob 100mN, damit können diese 10g über der Erdoberfläche schweben lassen. Das Triebwerk selbst wiegt aber einige kg, sprich es würde nicht einmal annähernd vom Boden abheben, und dabei vergessen wir noch den Treibstoff und andere Systeme wie die Stromversorgung. Auch andere elektrische Antriebe sind nicht besser, diese sind alle Schubschwach, haben dafür aber eine sehr hohe Austrittsgeschwindigkeit.

Heutige Satelliten könnten mit diesen Triebwerken in erdnahmen Orbit um vielleicht 50m oder 100m abgesenkt oder angehoben werden, das wars leider. Im geostationären Bereich sind es sicher einige Kilometer, da hier die Gravitation geringer ist. Bei nur 100m Orbitunterschied ist die Orbitgeschwindigkeit aber nur minimal geringer/höher als bei einem reinen Keplerorbit.

Eine schubstärkere Triebwerksklasse und sicher eine gute Zukunftshoffnung sind die MPD (Magnetoplasmadynamische Triebwerke) mit Schubwerten im Bereich 10N bis 200N. Das Eigengewicht kenne ich leider nicht, dieser Schub entspricht aber 1kg bis 20kg. Nachteile: bisher lediglich Prototypenform und noch viel schlimmer für die Raumfahrt ist der enorme Verbrauch an elektrischer Energie. Da kommt man wohl um Nuklearreaktoren nicht herum, und ob man diese in Erdnähe fliegen lassen möchte mag stark bezweifelt werden, obendrein noch zum Trümmer aufsammeln  ::)


Cosmo

tobi453

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #115 am: 16. März 2009, 11:27:58 »
Die JAXA plant Mikrosatelliten einzusetzen um das Weltraummüllproblem zu lösen. Diese Satelliten haben einen Greifer und ein Seil für die Abbremsung an Bord.

Mehr dazu hier:
http://www.russiatoday.com/Top_News/2009-03-16/Japan_pioneers_debris-killing_kamikaze_satellites.html

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #116 am: 16. März 2009, 11:41:32 »
Naja ....

Wir starten also Unmengen von Kleinsatelliten, um jeweils ein Trümmerstück pro Satellit zu entsorgen? Annähern, Greifen, Verankern und Abbremsen mit einem Seil sind ja so einfach ...

Bisher gab es mit langen Seilen im Orbit immer Probleme. Die mechanischen Spannungen am Abrollmechanismus haben (nach meinem Wissen) bisher jedes Experiment frühzeitig scheitern lassen. Damit ist diese Technologie noch nicht einsatzreif. Wenn das Seil reißt, haben wir gleich noch Extraschrott produziert (neben dem neuen Schrott durch die Starts der Kleinsatelliten an sich)
Wie solche kleinen Satelliten ein beliebiges (großes) Trümmerstück finden, sich ihm nähern und es erfassen sollen, entzieht sich auch noch meinem Vorstellungsvermögen. Das erfordert zumindest viel manuelle Arbeit, Vorbereitung und Überwachung vom Boden aus.
Wieviel Müll kann man mit so einem Konzept wirklich entsorgen?

Daniel ( skeptisch, wie immer ;))
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Crest

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #117 am: 16. März 2009, 14:43:13 »
Wenn ich mir die bisherigen Posts so durchlese, dann haben wir stillschweigend immer vorausgesetzt, dass der Müll eingesammelt und ordentlich entsorgt wird. Wie wäre denn folgendes Szenario:

So ein 'Müllsammler fliegt ein Trümmerstück an, fängt es ein, und bremst es nur so weit ab, dass es eine Umlaufbahn erhält, die in die Atmosphäre führt. Dann lässt der Sammler los, beschleunigt wieder und nimmt sich das nächste Stück vor. Das macht er so lang, bis sein Treibstoff alle ist.

Akzeptiert man, dass es genügt, die Bahnen der Trümmerteile nur so weit abzubremsen, dass sie irgendwann in den kommenden ein bis zwei Jahren verglühen, ließen sich so auch mit einem kleinen Satelliten recht viele Trümmerstücke entsorgen.

Dass die genannten technischen Probleme damit nicht gelöst sind, weiß ich. Ich wollte nur zeigen, dass man auch mit Kleinsatelliten etwas erreichen könnte.

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Offline Chewie

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #118 am: 16. März 2009, 15:32:52 »
Nett wäre es so eine Art Brennlupen-Satellit zu bauen der Sonnenlicht bündelt und die Müllteile einfach verdampft.
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Niels Bohr

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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #119 am: 16. März 2009, 16:10:36 »
So ein 'Müllsammler fliegt ein Trümmerstück an, fängt es ein, und bremst es nur so weit ab, dass es eine Umlaufbahn erhält, die in die Atmosphäre führt. Dann lässt der Sammler los, beschleunigt wieder und nimmt sich das nächste Stück vor. Das macht er so lang, bis sein Treibstoff alle ist.
Ich wollte nur zeigen, dass man auch mit Kleinsatelliten etwas erreichen könnte.

Hallo Crest,

theoretisch ist das machbar, wie die anderen Konzepte auch. Aber so ein "Sammler" müsste einen großen Höhenbereich abdecken. Das erfordert viel Treibstoff. Außerdem ist eine De-Orbit-Abbremsung so stark, dass man sie nur schwer wieder abfangen kann, außer mit nochmals viel mehr Treibstoff. Für Shuttle und Soyuz gibt es ja auch kein zurück mehr, wenn einmal der de-Orbit eingeleitet wurde. Mit einem Kleinsatelliten ist das nicht schaffbar.
Außerdem ist da immer noch das Problem der Annäherung und des Andockens an ein beliebiges Zielobjekt ungelöst. Womit möchte man es einfangen? Wie möchte man es finden? Wie möchte man sich hochgenau nähern?
Die Orbitmechanik macht uns noch einen weitere Strich durch die Rechnung: Der Sammler ist auf seine Orbitebene beschränkt. Alles was "links" und "rechts" auf einer anderen Ebene fliegt, ist nicht erreichbar, außer mit sehr sehr sehr viel Treibstoff.
\\   //    Grüße
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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #120 am: 16. März 2009, 16:13:48 »
Nett wäre es so eine Art Brennlupen-Satellit zu bauen der Sonnenlicht bündelt und die Müllteile einfach verdampft.

Hallo Chewie,

die Idee hatte auch schon mal jemand hier. Das ist ja so ähnlich wie ein Laser. Hier zählen folgende Aspekte:
  • Mit so einer Technik ließen sich nur Kleinteile "zerstören", oder besser in noch kleinere Teile zerbröseln. Größere Teile würden einfach zerbrechen und wir kämen vom Regen in die Traufe.
  • Wie soll man die kleinen Objekte derart genau erfassen, dass man sie zielgenau anvisieren kann? Jeder Schuss wäre hier trial & error.
\\   //    Grüße
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Offline Schillrich

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #121 am: 17. März 2009, 15:28:21 »
Ich habe mir noch mal ein paar Gedanken gemacht:

Die Seilidee
Auch wenn ich den "Space-Tethers" an sich skeptisch gegenüberstehe, hat dieses Konzept einen Reiz: Man benötigt Treibstoff nur zur Lageregelung und Feinjustierung. Orbitänderungen, also auch den De-Orbit, macht mittels des Seils. Damit wäre so ein Konzept an sich mit Kleinsatelliten machbar.
Es bestehen natürlich noch andere (nachteilige) Aspekte, aus meiner Sicht ...

Die Verdampfungsidee
Diese Idee hat für sich, dass sie fast orbitunabhängig ist. Aber "verdampft" wird nur im Brennpunkt. Gleichzeitig sind die Ziele hunderte bis tausenden Kilometer entfernt. Mit welcher "Optik" soll man überall in dieser Reichweite fokussieren können?
Da bliebe dann doch nur ein leistungsfähiger Laser. Wenn man sich aber das YAL-1-Projekt der USAF ansieht, kann man die Größenordnungen erkennen, die ein Laser in der Leistungsklasse mit sich bringt, und bei YAL-1 ist das ein chemischer getriebener Laser, der nur "ein paar" Schuss machen kann.
Davon unabhängig wäre die Nachführung auf ein Ziel schwierig. Immerhin bewegen sich Satelliten und Trümmer nicht gerade langsam.
Zu den "Zielgrößen" hatte ich ja schon was gesagt.
\\   //    Grüße
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Online -eumel-

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #122 am: 18. März 2009, 03:41:35 »
Was ist denn hier los? :o
Satelliten-Müllsammler, Bremser, Brennlupen, die "einfach" verdampfen... ???

Das ist doch alles völlig illusorisch!
Und Daniel steht hier auf einsamen Posten! :-\

Der Müll liegt doch nicht irgendwo rum und wartet darauf, eingesammelt zu werden!
Vielmehr rast er mit unheimlichen Geschwindigkeiten auf völlig verschiedenen Umlaufbahnen umher.
Es ist wirklich sehr aufwändig, sich an ein solches Objekt anzunähern und es einzufangen.
Das werden wir wieder bei der Hubble-Servive-Mission sehen.
Wie viel Treibstoff und wie viele Kurskorrekturen nötig sind, bis das Shuttle neben das Teleskop kommt.
Beim riskanten Einfang-Manöver wird uns der Atem stocken!
Dabei hat es das Shuttle noch relativ leicht, denn das Teleskop ist ausgerichtet, lagestabilisiert und verfügt über eine Andockvorrichtung.
Irgendwelche Schrottteile trudeln unkontrolliert und sind kaum zu fassen.
Selbst wenn es gelingt und ein Teil eingefangen und abgebremst werden kann, wird es unmöglich sein, ein zweites vom Himmel zu pflücken!
Um einen anderen Orbit zu erreichen, wären Unmengen von Treibstoff nötig!

Den Sinn des Artikels mit den japanischen Müllsammel-Satelliten habe ich überhaupt nicht verstanden. Wahrscheinlich hat er nur minderen Unterhaltungswert für Unbedarfte.

Wer sollte denn solche aufwändigen Missionen bezahlen?
Weltweit werden Forschungsmissionen gestrichen, Shuttles stillgelegt, oder gar nicht erst gebaut, weil das Geld fehlt!
Aber zum Müllsammeln soll plötzlich Geld da sein?? :o ::)

Meint Ihr vielleicht, die Japaner verzichten auf ihre geplante Mondmission und sammeln lieber 10 oder 20 (von zehntausenden!) Bruchstücke ausgediehnter russischer Satelliten ein?!? ???

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Online -eumel-

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  • 15219
Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #123 am: 18. März 2009, 04:31:30 »
Nett wäre es so eine Art Brennlupen-Satellit zu bauen der Sonnenlicht bündelt und die Müllteile einfach verdampft.

"Nett" ist gut!
Eine solche Mission wäre wahrscheinlich aufwändiger, teurer und spannender, als eine Shuttle-Mission!

Müllteile einfach verdampft.

Und dann?
Selbst wenn es gelingen sollte, sie zu verdampfen - deshalb ist die Materie doch nicht verschwunden!
Beim Verdampfen  ändert sich die Form der Gegenstände, die Moleküle dehnen sich aus, verlieren ihre Bindung und streben auseinander, um sich gleich darauf wieder abzukühlen und fest zu werden - nur wesentlich kleiner und auf eine größere Fläche verteilt.
Aber die Anzahl der Atome und somit die Masse und ihre kinetische Energie bleiben gleich.
Eine solche Materialwolke kann vielleicht kein Loch mehr in die Außenhülle eines Raumschiffs schlagen, es aber abbremsen oder vom Kurs abbringen!
Und wenn wir erst viele von solchen Wolken auf unterschiedlichsten Bahnen um die Erde verteilt haben - und diese dann nichtmal mehr zu orten sind, werden wir fluchen, dafür auch noch Geld ausgegeben zu haben!

Als Kind habe ich einmal mit einer 10cm Lupe eine Ameise verbrannt und anschließend ihre Körperflüssigkeiten verdampft.
(Ja ich weiß, das ist babarisch, ich bin auch heute nicht mehr stolz darauf!)
Das ging aber nur, wenn das Brennglas genau 90° zur Sonne ausgerichtet war und die tote Ameise regungslos genau im Brennpunkt lag. Selbst dann mußte ich noch eine ganze Weile draufhalten, bis die 100° überschritten waren und das Wasser verdampfte.
Metalle verdampfen aber nicht bei 100°, sondern bei einigen tausend!

Die Brennlupe zum Verdampfen von Satellitenteilen müßte also wirklich riesengroß und damit auch schwer sein.
Wahrscheinlich wäre ein Shuttle ein Leichtgewicht dagegen!
Dieses Riesenteil müßte exakt auf die Bahn neben das Schrottteil gebracht werden, um dieses für einige Zeit im Brennpunkt zu fokussieren.

Also wenn das gelänge, käme nach der Shuttle-Stillegung mal wieder richtig Spannung ins Forum! ;)

Aber was wird danach aus der riesigen Brennlupe?
Ein kleines Stück Weltraumschrott durch ein riesengroßes ersetzt? ???

Eine zweite Schrott-Umlaufbahn dürfte mit so einem schweren Teil kaum zu erreichen sein.
Abbremsen für den Wiedereintritt? Ein so schweres und kompaktes Teil würde wohl nichtmal vollständig verglühen und noch irgendwo einschlagen!

Und wer sollte so eine Mission bezahlen? :-\

Crest

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Re: Konzepte gegen Weltraumschrott
« Antwort #124 am: 18. März 2009, 06:29:33 »
Warum eine Linse? Ein Hohlspiegel tut es auch. Damit läge dieser Schmelzsatellit im Gewichtsbereich von Hubble oder einem großen Kommunikationssatelliten. Der Spiegel ließe sich durch aktive Steuerung sogar so verformen, dass die Sonne auch in einem schrägen Winkel einfallen kann, und das zu schmelzende Objekt trotzdem im Brennpunkt liegen würde.

René