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  • Sojus-2-1A, Sojus MS-28, Baikonur, 10:27 MEZ: 27. November 2025

Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6

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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #50 am: 27. November 2025, 21:57:25 »
@Flandry , denke ja, auch unbemannt soweit ich weiß.

Das is mal nen Punkt den hatte ich nicht sofort auf dem Schirm.

Zitat
Während Astronauten immer noch mit SpaceX zur ISS gelangen können – das Haltungs(Lage)kontrollsystem der ISS stützt sich auf Progress-Raumschiffe, die diese Plattform nutzen.

https://x.com/DJSnM/status/1994116468217434227
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Offline Gecko.

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #51 am: 27. November 2025, 22:14:30 »
Nur verständnishalter:
"Attitude control" (Lagekontrolle)  - nicht altitude! - wird von Zvezda gemacht, mit 16 kleinen Triebwerken.
Progress liefert dafür den Treibstoff, und das geht nur mit Progress, und Progress kann nur und ausschließlich von dieser Startrampe starten - ?
Richtig?
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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #52 am: 27. November 2025, 22:28:07 »
Richtig.

Und da hast recht, "Haltungssystem" übersetzt, ist vermutlich viel mehr für die Bahnanhebung (altitude) entscheidend.

Bitte korregiert mich wenn falsch, können die Progress nicht auch die ganze ISS anschieben? Müssen halt am richtigen Port gedockt sein, oder?
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Offline Gecko.

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #53 am: 27. November 2025, 22:39:59 »
Aber:
Höhenkontrolle/Bahnanhebung geht ja auch mit anderen Kapseln
Lagekontrolle funktioniert doch auch mit den Gyroskopen, und die werden elektrisch  betrieben.
Wie genau ist dann nun die kritische Abhängigkeit von Progress begründet?
(Oder ich warte die Analyse von Scott Manley ab, der meldet sich in Kürze bestimmt genauer dazu!)
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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #54 am: 27. November 2025, 22:44:10 »
Ich glaube, ich habe zu der Abhängigkeit der ISS von Progress-Transporter mal was im deutschen Wikipedia Artikel zur ISS gelesen. Die sitzen zur Bahn-Korrektur wohl an einem wichtigen strukturellen Punkt. Von anderen Punkten wären wohl Scherkräfte zu groß.
Seit Apollo und Star Trek Classic Astronomie, Raumfahrt und SciFi-Fan.

TWR genügt als Anrede

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Offline roger50

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #55 am: 27. November 2025, 23:18:11 »
Um die Normale Arbeitsweise dieser Baugruppe einmal zu verdeutlichen. Siehe das dritte Bild in diesem Beitrag.

https://twitter.com/robert_savitsky/status/1994074613735653409

Normalerweise wird diese Baugruppe unterhalb der Rakete unmittelbar vor der Triebwerkszündung in den Raum links davon zurückgezogen. Dort ist sie gegen die Triebwerksstrahlen der Rakete geschützt. Beim Zurückziehen müssen die entsprechenden Vorrichtungen (Motore oder Zugseile) versagt haben.

Gruß
roger50

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Offline roger50

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #56 am: 27. November 2025, 23:23:15 »
Dies ist der Raum, den ich meine. Aus dem Beitrag von Katya Pavlushenko weiter oben hier im Thread:



Gruß
roger50

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Offline roger50

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #57 am: 27. November 2025, 23:54:55 »
Flandry
Zitat
Sehe ich das richtig, dass Russland damit im Moment keine Startrampe für bemannte Sojus-Missionen zur ISS hat?

Vollkommen richtig, weder Sojus-Raumschiffe, noch Progress-Versorger. Aber auch keine anderen Sojus-2.1 Träger mit Satellitennutzlasten. Für die neue Sojus-5 Trägerrakete, Erststart geplant für den 24.12.25, wird eine völlig andere Startrampe genutzt.

Gruß
roger50

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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #58 am: 28. November 2025, 00:04:09 »
Frage an Grok, "wer kann alles die bahn von der iss anheben?":

Zitat
Die Internationale Raumstation (ISS) verliert durch atmosphärischen Widerstand schrittweise an Höhe, weshalb regelmäßige "Reboosts" (Höhenanhebungen) notwendig sind, um sie in einer stabilen Umlaufbahn zu halten. Diese Manöver werden nicht von der ISS selbst durchgeführt, sondern hauptsächlich von angedockten Raumfahrzeugen oder Modulen, die Treibstoff und Triebwerke mitbringen. Basierend auf aktuellen und historischen Praktiken können folgende Akteure die Bahn der ISS anheben:
Aktuelle und primäre Verantwortlichen:Roskosmos (Russland):

Progress-Frachtraumschiffe: Diese docken an die ISS an und führen die meisten Reboosts durch. Sie sind die Standardlösung und werden seit Jahren eingesetzt.
Zvezda-Service-Modul (Teil der russischen Orbital-Segment): Verwendet Treibstoff, der von Progress-Schiffen geliefert wird, um kleinere Anpassungen vorzunehmen.

NASA / SpaceX (USA):Cargo Dragon: Seit 2024 wird Dragon getestet und eingesetzt, um die ISS-Höhe zu erhöhen. Es handelt sich um einen Proof-of-Concept, der auch für zukünftige De-Orbit-Manöver relevant ist.

Northrop Grumman (USA):Cygnus-Frachtraumschiff: Erfolgreich getestet (z. B. 2022), um Reboosts durchzuführen. NASA hat es als Backup angeboten, falls russische Unterstützung ausfällt.

Historische oder seltene Fälle:ESA (Europa): Automated Transfer Vehicle (ATV) – Wurde bis 2015 genutzt (z. B. für große Boosts wie den "Big Boost" 2011), ist aber eingestellt. Nachfolger wie das Automated Cargo Vehicle (basierend auf ATV) könnten theoretisch übernommen werden.
NASA Space Shuttle: In den 2000er-Jahren für Reboosts verwendet, aber seit 2011 außer Dienst.

Wichtige Hinweise:Die ISS-Partnerschaft (NASA, Roskosmos, ESA, JAXA, CSA) koordiniert diese Manöver zentral. JAXA (Japan) und CSA (Kanada) tragen nicht direkt zu Reboosts bei, sondern über allgemeine Unterstützung.
Im Kontext geopolitischer Spannungen (z. B. seit 2022) hat NASA betont, dass US-Unternehmen wie Northrop Grumman die ISS unabhängig halten könnten.
Reboosts erfolgen etwa monatlich, abhängig von der Höhe (aktuell ca. 400 km), und erfordern ca. 7.000 kg Treibstoff pro Jahr.



https://x.com/katlinegrey/status/1994168311530324222

Nahaufnahmen, in ihrem Faden denkt sie, 3-6 Monate mindestens für die Reperatur.
Da liegt der "Tanzboden" in Trümmern.
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Offline Gecko.

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #59 am: 28. November 2025, 10:12:30 »
Frage an Grok, "wer kann alles die bahn von der iss anheben?"
Grok hat hier wohl recht; es gibt Alternativen.
Trotzdem würde ich dringend vor Grok und Grokipedia warnen, das ist die Musk´sche Alternativwahrheitsmaschine, die gerne "politisch gefilterte" Ergebnisse bringt.

Zitat
Nahaufnahmen, in ihrem Faden denkt sie, 3-6 Monate mindestens für die Reperatur.
Da liegt der "Tanzboden" in Trümmern.
Das Ding ist hin.
Und so massiv wie es ist, und pleite wie Roscosmos ist, wird das nichts mit 6 Monaten Reparatur. Vielleicht nie.

Einerseits beeindruckend, dass sowas 60 Jahre lang funktioniert hat und dermaßen robust war.
Andererseits ernüchternd, wie sehr sich Russland auf diesen Uralt-Erbschaften ausgeruht hat.
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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #60 am: 28. November 2025, 10:54:12 »
Die Zusammenfassung des Starts.



Hier in der Zusammenfassung kann man leider nur ein par träger sehen die durch die Luft fliegen.
Wie der ganze Tisch absackt ist nicht wirklich ersichtlich.
Jetzt wo man weis das da was war.

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Offline Nitro

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #61 am: 28. November 2025, 14:23:13 »
Ich finde es erstaunlich, dass alle Infos bisher nur ueber eine paar Sekunden von Drohnenaufnahmen aus dem Livestream vom Start herausgefiltert wurden und noch keine der gaengigen Raumfahrtseiten darueber berichtet hat. Mittlerweile ist fast ein Tag vergangen, da sollte man meinen dass so ein Ereignis groessere Wellen schlaegt.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Offline Gecko.

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #62 am: 28. November 2025, 15:07:40 »
Also, zB NSF berichtet auf mittlerweile drei Seiten mit unterschiedlichen Quellen darüber:
https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=63952.0

Roscosmos hatte schnell einen "Zwischenfall" zugegeben, der "schnell repariert werden kann":
https://t.me/roscosmos_gk/18802
Es wurden Schäden an mehreren Komponenten der Startrampe festgestellt. Alle für die Reparatur erforderlichen Ersatzteile sind verfügbar, sodass die Schäden in Kürze behoben werden können.
Die übliche Abwimmelei einer totalitären Pressestelle.

Russische Medien, u.a.:
https://vz.ru/news/2025/11/28/1377235.html
Es wird mehrere Monate dauern, bis das Problem behoben ist, aber der erste Start von der Startrampe könnte bereits im ersten Quartal 2026 erfolgen, sagte der Wissenschaftsjournalist Michail Kotow, der während des Vorfalls in Baikonur anwesend war

Scott Manley hat es nun auch schon kurz kommentiert:


Nachdem, was wir bisher wissen, war diese "Service-Schublade" zwar vor dem Start eingezogen worden, ist dann aber - möglicherweise ungesichert und durch Unterdruck des Abgasstrahls - herausgezogen worden und über die Schienen hinaus in den Flammgraben gestürzt.

Schaut man sich auf den Bildern den Zustand des Flammgrabens an, mit fehlenden und gebrochenen Betonplatten, hat man einen Eindruck vom Wartungszustand dieser Anlagen...

Weder Versorgung noch Betrieb der ISS seien in Gefahr.

Es gibt baugleiche Anlagen an anderen Startplattformen, darunter die wegen Geldmangels aufgegebene "Gagarin"-Startanlage, die ggf. "geplündert" werden könnten, aber das geht nicht in Tagen oder Wochen.

Eine identische neuere Anlage steht auch in Kourou, aber die ist seit dem Kriegsüberfall auf die Ukraine beschlagnahmt und steht daher nicht zur Verfügung.

Möglicherweise kann ein einfaches Baugerüst provisorisch errichtet und vor dem nächsten Start schnell wieder abgebaut werden.
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Offline HAL 9000

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #63 am: 28. November 2025, 17:59:05 »
Hallo

Der beim gestrigen Start des Raumschiffes Sojus MS-28 auf einer Sojus-2 1A entstandene
Schaden an der Startanlage 31/6 scheint nicht unbeträchtlich zu sein. Da in Kasachstan nun keine einsatzbereite Startanlage für die Sojus-Raketen des Typs 2-1A mehr vorhanden ist, (die andere, der "Gagarin-Start" wurde ja aus Geldmangel nie modernisiert und daher in eine Art Museum umgewandelt), bedeutet dies ein ernstes Problem für die Nachschubversorgung der ISS durch die Progress-Frachter und den Besatzungstransfer durch die Sojus MS-Raumschiffe.
Für die Progress-Flüge würde sich vieleicht noch die Möglichkeit anbieten, von Wostotschni aus
zu starten, da die geographischen Breiten von Wostotschni und Tjuratam-Baikonur nur marginal
voneinander differieren.
Bemannte Flüge vom Fernen Osten aus sind derzeit aber wohl nicht möglich, da im Fall einer
Fehlfunktion der Trägerrakete die Sojus-Kapsel mit ihrer Besatzung im Pazifik wassern müsste,
und die notwendigen Bergungsschiffe, Hubschrauber und Mannschaften wohl noch nicht zur
Verfügung stehen   b. z. w.   einsatzbereit sind.
Die Besatzung von Sojus MS-28 soll 242 Tage im Orbit verbringen und dann zur Erde zurück-
kehren. Sollte bis dahin der Startplatz 31/6 nicht wieder zur Verfügung stehen, gäbe es zwei
Möglichkeiten; die jetzige Crew bleibt länger auf der ISS - bis zu einem Jahr - oder sie kehren
wie geplant zur Erde zurück, und die russische Sektion der ISS bleibt unbemannt. Das wäre
aber wahrscheinlich eine Option, die man auf jeden Fall vermeinden möchte.

HAL 9000

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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #64 am: 28. November 2025, 18:45:08 »
Kleine Ursache, große Wirkung.

So könnte es gelaufen sein, einfach mal einen Sicherungsbolzen vergessen und der große "Schlitten" geht dahin.

Zitat
Ein möglicher Verursacher des Unfalls auf Site 31 gestern — das Versäumnis, eine Sicherungsvorrichtung zu installieren, die die mobile Serviceplattform in ihrem Unterstand vor dem Start sichern sollte.
DETAILS:

https://x.com/RussianSpaceWeb/status/1994456367436849173

Ja, wir haben auch schon Teile verloren, weil vergessen wurde etwas zu sichern.
Waren aber nicht ganz so groß.

https://x.com/katlinegrey/status/1994420759138107881
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Offline Sirkuv

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #65 am: 28. November 2025, 19:29:34 »
Es ist schlichtweg unmöglich eine baugleich Kopie in 3 Monaten zu errichten.Selbst mit unbegrenzten Finanzen. Die einzige Chance sehe ich in einem, wie auch immer geartetem, temporären Provisorium(Baugerüst,Hubbühnen a la SpaceX). Beim aktuellen Zustand der (nicht nur) russischen Raumfahrt bezweifel ich sogar das. Wer will kann ja einmal durch die Kriegsgefangeneninterviews von Zolkin und Karpenko scrollen. Dort gibt es einige von den abkommandierten Bedienmannschaften aus Baikonur die das Glück hatten zu überleben. Wieviel Wissen und technische Erfahrung russland in diesem Krieg verliert ist unglaublich.

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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #66 am: 28. November 2025, 20:19:56 »
Eric Berger @ars TECHNICA:

Auszug:
Zitat
Dieses Frachtraumschiff versorgt nicht nur das russische Segment der Raumstation mit Nachschub, sondern dient auch maßgeblich dazu, die Höhe der Station wiederherzustellen. Es versorgt zudem das russische Lageregelungssystem, das zusammen mit den US-amerikanischen Reaktionsrädern die Lage und Ausrichtung der Station aufrechterhält. Das russische System „entsättigt“ die US-amerikanischen Reaktionsrädern, indem es deren überschüssigen Drehimpuls abbaut. (Saturation) anm. von mir

Dies könnte laut der Quelle zwar auch durch angedockte Raumfahrzeuge erreicht werden, allerdings mit hohem Treibstoffverbrauch. Darüber hinaus haben die US-amerikanischen Versorgungsschiffe Dragon von SpaceX und Cygnus von Northrop Grumman bereits ihre Fähigkeit zur Höhenkorrektur der Raumstation unter Beweis gestellt. Langfristig ist jedoch noch unklar, ob US-amerikanische Raumfahrzeuge den Ausfall der Progress-Raumschiffe vollständig kompensieren können.
https://x.com/SciGuySpace/status/1994443454668009569

GROK, Desaturation:
Zitat
Was bedeutet „gesättigt“ beim Satelliten?
Die Räder drehen sich immer schneller, um die Lageregelung (Attitude Control) zu übernehmen.
Wenn sie ihre maximale Drehzahl erreichen, können sie kein weiteres Drehmoment mehr erzeugen → sie sind gesättigt („wheel saturation“ oder „momentum saturation“).

Der Satellit verliert dann vorübergehend die präzise Lageregelung, wenn nicht gegengesteuert wird.
Was macht man, wenn die Reaktionsräder/CMGs gesättigt sind?
Man führt ein sogenanntes Momentum Unloading (oder Desaturation Maneuver) durch.
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:

Typische Abläufe im echten BetriebStarlink-Satelliten:
Fast täglich Magnettorquer-Desaturation (keine Thruster an Bord der V2-Mini und neuer).

GEO-Kommunikationssatelliten (z. B. SES, Intelsat): Alle paar Tage kurze Thruster-Feuerungen (einige Sekunden), um die Räder wieder auf ≈ 0 rpm zu bringen.

Hubble Space Telescope: Früher Thruster, seit SM4 (2009) nutzt es hauptsächlich die neuen CMGs + gelegentliche Magnettorquer + sehr selten Thruster.

ISS: Nutzt ausschließlich die vier großen CMGs; wenn sie in die Nähe der Sättigung kommen → automatisches Desaturation mit russischen oder US-Thruster.

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Offline alepu

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #67 am: 28. November 2025, 20:31:23 »
Könnte also sogar die Existenz der kompletten Raumstation gefährden?

Laut @Sirkuv könnte also der Techniker der da bisher immer den "Sicherungsbolzen" angebracht hat durchaus in der Ukraine gefallen sein....

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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #68 am: 28. November 2025, 20:42:33 »
Ich denke, momentan rauchen da überall die Köpfe.
Egal warum das Kind in den Brunnen gefallen ist, jetzt gehts darum es zu retten.
Wie auch immer.

PS: Was ich politisch denke, halte ich hier komplett raus. Auch GROK.
Da muss sich jeder seine eigene Meinung bilden und wir sollten das hier auch komplett heraushalten.
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Offline Gecko.

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #69 am: 28. November 2025, 21:47:29 »
So könnte es gelaufen sein, einfach mal einen Sicherungsbolzen vergessen
Oder einfach Materialermüdung nach 60 Jahren. Der Sog auf die "Schublade" ist beträchtlich.

Der beim gestrigen Start des Raumschiffes Sojus MS-28 auf einer Sojus-2 1A entstandene
Schaden an der Startanlage 31/6 scheint nicht unbeträchtlich zu sein.
Es ist schlichtweg unmöglich eine baugleich Kopie in 3 Monaten zu errichten.Selbst mit unbegrenzten Finanzen. Die einzige Chance sehe ich in einem, wie auch immer geartetem, temporären Provisorium(Baugerüst,Hubbühnen a la SpaceX).
@Sirkuv + @HAL 9000 - ihr hattet schon gelesen, was in den letzten 24 Stunden gepostet wurde?

PS: Was ich politisch denke, halte ich hier komplett raus. ... und wir sollten das hier auch komplett heraushalten.[/i]
Dass der Angriffskrieg Russlands Raumfahrt massiv beeinträchtigt und möglicherweise auch zu diesem Zwischenfall und zusätzlichen Problemen bei der Behebung geführt hat, ist sehr wohl Raumfahrt-relevant und sollte gerade nicht unterschlagen werden. Sonst hat man nur das halbe Bild.

Könnte also sogar die Existenz der kompletten Raumstation gefährden?
Soweit geht nicht einmal Erik Berger. Es gibt Alternativen für die Lagekontrolle, und für die Höhenkontrolle sowieso, s.o.. Mag zusätzlich kosten, und wenn einer der Partner meint, das sei es nicht mehr wert, dann ist die ISS (wieder mal) politisch gefährdet, aber nicht technisch.
« Letzte Änderung: 29. November 2025, 11:28:58 von Gecko. »
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Offline Sirkuv

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #70 am: 28. November 2025, 21:56:20 »
Hallo Gecko.
Mit dem letzten ihrer Punkte habe ich einige Probleme. Es ist in der Vergangenheit in diesem Forum darauf hingewiesen worden, das alle genannten Ersatzmethoden zur Bahnsicherung der ISS auf Grund der damit verbundenen strukturellen Belastung zumindest als hochproblematisch im Dauerbetrieb anzusehen ist. Oder ich habe hier etwas komplett falsch verstanden.  ???

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Offline Duncan Idaho

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #71 am: 28. November 2025, 22:13:57 »

So könnte es gelaufen sein, einfach mal einen Sicherungsbolzen vergessen
Oder einfach Materialermüdung nach 60 Jahren. Der Sog auf die "Schublade" ist beträchtlich.
...

Es muss ja nicht mal der Bolzen vergessen worden sein, vielleicht haben sie ja nur die "Fokkernadel", die Sicherungsklammer vergessen.
Dann rüttelt sich der Bolzen raus und ab geht die Post.

Wir sichern an Flugzeugen alle Schrauben oder Muttern mit Splinten oder Sicherungsdraht.
Geht darum, das soll halten, und wenn es sich löst soll es in Position bleiben.
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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #72 am: 28. November 2025, 22:32:19 »
Was soll an solchen Spekulationen relevant sein? Als damals in der Proton das Teil falschherum eingebaut war und es zu dem spektakulären Absturz kam, da war noch kein großer Krieg. Und das der Krieg die zivile Raumfahrt schädigt ist offensichtlich. Einen Zusammenhang mit Gefallenen herzustellen, die den Bolzen nicht vergessen hätten, finde zumindest ich geschmacklos.
In der Sache: gibt es vielleicht einen Schemaschnitt durch den Starttisch der deutlich macht, welche Funktion diese Platform hatte? Ich muss gestehen, ich habe große Schwierigkeiten mir das vorzustellen. Danke.

Offline Sirkuv

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #73 am: 28. November 2025, 22:50:37 »
Hallo einsteinturm,
da ich damit angefangen habe hier nur noch eine kleine Ergänzung. Diese Interviews fanden mit einzelnen Kriegsgefangenen der Raketentruppen statt. Einer war z.B. zuständiger Techniker für die Betankung von Sojus und Progress. Dazu wurde etliches weiteres Wach-und Bodenpersonal von den Startplätzen abkommandiert, von denen selbst die Interviewten nie wieder etwas gehört haben.Das Gleiche erfolgte mit Bedien- und Sicherheitspersonal der Topol M-Einheiten. Also mir bereitet es schon Sorgen wer denn wohl jetzt diese ganzen Startanlagen und Raketen so wartet und bedient.

Offline Gecko.

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Re: Sojus MS-28 - Sojus-2-1А - Baikonur 31/6
« Antwort #74 am: 29. November 2025, 00:30:01 »
In der Sache: gibt es vielleicht einen Schemaschnitt durch den Starttisch der deutlich macht, welche Funktion diese Platform hatte?
In dem von mir verlinkten NSF-Forum gibt es mehrere Schemata und Fotos zu sehen.
Am deutlichsten finde ich das:
https://images.raumfahrer.net/up083417.jpg
Man muss sich das wirklich wie eine Schreibtischschubade vorstellen. Die Startplattform ragt über die Tischkante hinaus. Zur Wartung usw. wird darunter die Schublade rausgezogen. Vor dem Start wird sie reingeschoben und in Sicherheit gebracht. Und jetzt ist sie rausgerutscht und liegt vor dem Tisch auf dem Boden.

Es ist in der Vergangenheit in diesem Forum darauf hingewiesen worden, das alle genannten Ersatzmethoden zur Bahnsicherung der ISS auf Grund der damit verbundenen strukturellen Belastung zumindest als hochproblematisch im Dauerbetrieb anzusehen ist. Oder ich habe hier etwas komplett falsch verstanden.  ???

Also die Dragon hat beim letzten Mal die Station angehoben, vergleiche hier:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=20587.0
Das war wohl der erste solche Test, und er hat geklappt.
Am 27.9. wurde dann ein zweiter Versuch vorzeitig abgebrochen.

Strukturelle Belastung tritt durch die Stärke des Schubs auf, wenn man nicht genau in der Längsachse schiebt. Lässt sich z.B. durch schwächeren, dafür längeren Schub minimieren.

Was bei der ISS noch "Langzeitbetrieb" ist, kann man auch diskutieren. Es geht nur noch um 4-5 Jahre.

Soweit ich das verstanden habe, kann die Dragon prinzipiell die Progress/Sojus ersetzen; nur müsste sie dafür vermutlich häufiger fliegen. Das werden wir in den nächsten Tagen noch vorgerechnet bekommen, wenn sich Roskosmos und NASA abstimmen, wie es weitergeht.
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