Moin Matthias,
allerdings müßte man den "unternehmerischen Egoismus" schon stoppen, um endlich wieder verantwortungsvoller mit unserer schönen blauen Erde umzugehen. Die Gier nach Profit ist der Grund allen Übels.
Ich möchte den Titel *unternehmerischer Egoismus* doch noch etwas relativieren.
Ich verstand und verstehe immernoch unter diesem Begriff, die Freiheit des Unternehmers, mit seinem eingesetzten Kapital einen optimalen Nutzen zu erwirtschaften (Wirtschaftlichkeitsprinzip).
Die Frage ist nur, zu wessen Nutzen? Ist es gerecht, den erwirtschafteten Mehrwert einzubehalten, anstatt ihn sozial verantwortlich in die Gesellschaft zu investieren? Nicht der Unternehmer schafft den Reichtum, sóndern der Arbeiter.
Nach diesem Prinzip sind Unternehmen entstanden, die neue Arbeitsplätze schufen, innovativ waren, Wertschöpfung betreiben konnten und trotzdem sich nach dem Gebot der Rücksichtnahme richteten.
Die Zeiten sind lange vorbei. Das Problem ist doch, daß der erwirtschaftete Reichtum falsch verteilt wird! Nehmen wir doch mal das Problem der Rente: Man sagt (BILD sagt), die staatliche Rente ist nicht mehr sicher, weil immer weniger Arbeiter für einen Rentner aufkommen. Ist das wirklich die Ursache des Problems? Nein; aufgrund der Automatisierung mußen früher 1000 Arbeiter acht Stunden arbeiten, um, sagen wir mal, 100 Autos zu produzieren. Heute sind es vieleicht gerade noch 200 Arbeiter die in acht Stunden 300 Autos produzieren. Die Wertschöpfung ist doch heute viel größer? Müssen wir also wirklich alle länger arbeiten, müssen wir wirklich die Renten kürzen, bzw. den Staat aus dieser Verantwortung entlassen? Das Problem ist die ungerechte Verteilung des erwirtschafteten Mehrwertes. Und da
muß der Staat eingreifen. Heute zählt nur noch die Rendite. Immer weniger besitzen immer mehr. Der Kapitalismus, wie er sich heute gebärdet, verschärft unsere sozialen Probleme nur noch. Er ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Unter Kohl lag der Spitzensteuersatz bei 53%, Schröder hat ihn auf 42% gesenkt. Die Arbeitszeiten werden verlängert. Der Kündigungsschutz ist faktisch abgeschafft. Alles mit der Begründung, das schafft Arbeitsplätze. Und, wo sind sie geblieben, die Arbeitsplätze? Wir haben 5 Millionen offizielle Arbeitslose; inoffiziell dürfte die Zahl bei ca. 8 Millionen liegen. Es werden immer mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze abgebaut. Und aufgrund der Automatisierung und des Renditestrebens wird dieser Trend auch in Zukunft anhalten. Dabei gäbe es soviel Arbeit - im sozialen, im kulturellen und im Bildungsbereich. Es fehlt nur das Geld, welches auch genug vorhanden ist, nur eben falsch verteilt.
Nimmt man dem Unternehmer, trotz seines eigenen Kapitals, diesen *Egoismus*, dann sind wir wieder in der Zwangswirtschaft bzw. Planwirtschaft.
Was ist Planwirtschaft? Werden Gewinne heute nicht auch
geplant? Das Wort "Zwangswirtschaft" halte ich für einen Kampfbegriff, der alles und nichts beschreibt. In unserer Gesellschaft hat die Wirtschaft das Primat über die Politik. Das muß wieder umgekehrt werden. Das hat aber nichts mit Plan-oder Zwangswirtschaft zu tun.
Nebenbei: Es ist mal schön, wenn man sich mal mit den Wirtschaftstheorien beschäftigt (ein Hobby von mir).
Jerry
Ja stimmt, ich könnte darüber auch stundenlang philosophieren; nur der Begriff "Hobby" trifft es ehrlich gesagt nicht ganz. Hier geht es ja um elementare Dinge, die unser Leben konkret betreffen. Vieleicht bin ich aber auch manchmal zu verbissen. Aber das ist das Privileg der Jugend, wie mir ein älterer (achtung, bitte nicht in die Tischkante beißen) Genosse mal sagte!
Danke, für diesen sachliches Disput. Ist ja auch keine Selbstverständlichkeit.
Gruß,
TITOW!