Hallo,
Heute filtert schon die einfachste Fotosoftware kleine Störungen in Fotos automatisch heraus. Wenn in der Astronomie moderne Handgeschriebene Software von absoluten Profis programmiert und eingesetzt wird, sollte dies eine recht einfache zu lösende Aufgabe sein. Zumal man in der Sternenbeobachtung auf Langzeitbelichtung setzt und hier keine Verschlusszeiten vom 50 m/sek zum Einsatz kommen.
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Photographie, um schöne Bilder zu machen, und wissenschaftlicher Beobachtung. Bei der wissenschaftlichen Aufnahme geht es um die Information, die in jedem Pixel der Aufnahme enthalten ist. Wenn dann Pixel nicht brauchbar sind, dann ist die Information in diesem Pixel verloren. Wenn ich das dann einfach herausrechne, dann habe ich zwar wieder ein schönes glattes Bild, aber ich weiss nicht, ob nicht in diesem Moment der Aufnahme in diesem Bildpunkt etwas passiert ist. Eine Punktquelle kann man zwar zu einem gewissen Grad rekonstruieren (da eine Punktquelle in einer bestimmten Weise abgebildet wird, in der sogenannten
Point Spread Function), bei ausgedehnten Objekten oder wenn ein Spektrum aufgenommen werden soll, geht das aber nicht. Die Information ist und bleibt verloren.
Beim Stacking kann man dann die einzelne Information ignorieren, es vermindert sich so aber die effektive Beobachtungszeit in den betroffenen Pixeln und die Aufnahme wird weniger tief.
Mit den Störeinflüssen der Atmosphäre hat es auch funktioniert, so dass das VLT mittlerweile besserer Aufnahmen machen kann als Hubble ohne Atmophärenstörungen.
Beim VLT wird der Störeinflluss aber aktiv korrigiert, also es wird ein Laser benutzt, um während der Aufnahme die Störung zu analysieren und so ausgleichen zu können.
Spätere Aufnahmekorrekturen (z.B. Stacking) ersetzen Information durch Annahmen (z.B., das in dem fehlenden Pixel nichts ungewöhnliches passiert ist). Jede Satellitenspur in einer Aufnahme macht Information über den dahinter liegenden Himmel unbrauchbar.
Ich habe als Astrophysiker mit bodengebundenen Teleskopen Langzeitbelichtungen (~ 1 Stunde) auf großen Feldern zur Spektrenbestimmung durchgeführt (wide-field objective-prism observations). Die Leuchtspur von Flugzeugen hat darin immer mal wieder Spektren unbrauchbar gemacht. Das lässt sich nicht wegrechnen oder wegdiskutieren. Je mehr Satellitenspuren dazukommen, desto geringer der Erkenntnisgewinn.
Gruß
Volker