so, endlich geht's hier mal weiter...Samstag, 29.06.2019, Tag 10: ParanalWir gehen also in die Kuppel Nummer 2 mit dem Unit Telescope
"Kueyen" hinein.
Die vier Teleskope sind nahezu baugleich. Sie unterscheiden sich nur durch die Instrumente in ihren Brennpunkten.
Durch ein recht enges Treppenhaus gehen wir ein Stockwerk nach oben und befinden uns nun auf der Ebene, wo auch das Teleskop samt Montierung steht.
Das Teleskop ist groß....
In seiner Montierung hat es eine Grundfläche von 22 m × 10 m und eine Höhe von 20 m, die Kuppel ist damit ganz gut gefüllt.
Zunächst fallen die blau lackierten massiven Halterungen und die weiße Gitterstruktur, auf der der Hauptspiegel liegt, ins Auge.
Unser Guide macht uns auf den Schlitz im Boden aufmerksam, der einmal im Kreis um die Teleskopmontierung führt:
Das Teleskop ist azimutal montiert. Die Azimutrichtung wird eingestellt, indem die ganze 430 Tonnen schwere Struktur samt Fußboden gedreht wird.
Der Höhenwinkel wird über die waagerechte Achse eingestellt, über die die weiße Gitterstruktur auf den blauen Halterungen befestigt ist.
Das Telekop steht jetzt in Feierabendstellung und blickt senkrecht nach oben. So liegt der Hauptspiegel waagerecht und ist keinen Biegemomenten ausgesetzt.
Ganz oben kann man den Sekundärspiegel sehen - mit 1,12 Meter Durchmesser auch schon ziemlich groß. Er ist konvex geschliffen und spiegelt das vom Hauptspiegel reflektierte Licht wieder nach unten, entweder zum Cassegrain-Fokus durch das Loch in der Mitte des Hauptspiegels, oder über einen 45°-Spiegel wahlweise nach rechts oder links zu einem der beiden Nasmyth-
Foken Foki Fokūs Fokusse. Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Licht über den Coudé-Fokus zur Interferometrie weiterzuleiten.
Die Brennweite beträgt 108 m im Cassegrain- und 120 m in den Nasmyth-Fokussen.
Das Teleskop verfügt über eine
aktive Optik. Über 150 hydraulische Stößel wird der Spiegel etwa einmal pro Minute in seiner Form korrigiert.
In der weißen Gitterstruktur unter dem Hauptspiegel kann man diese Stößel erkennen.
Für eine
adaptive Optik sind die Stößel nicht schnell genug. Hier ist eine Korrektur mehrere hundert mal pro Sekunde erforderlich.
Die von der ESO entwickelte adaptive Optik MACAO (
Multi Application Curvature Adaptive Optics) arbeitet daher hinter dem Fokus mit einem planen 10-cm-Spiegel, der auf 60 Piezo-Elemente montiert ist. Zur Messung der atmosphärischen Störungen wird mit einem gelben Laser ein künstlicher Leitstern in etwa 95 km Höhe erzeugt.
Über enge Treppen gehen wir noch eine Ebene höher und können direkt auf den Hauptspiegel blicken.
Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 8,2 Metern, ist 17,8 cm dick und wiegt 23 Tonnen. Zur Bauzeit waren es die größten aus einem Stück gefertigten astronomischen Spiegel der Welt, größere gibt es jetzt nur noch im
Large Binocular Telescope. Noch größere Spiegel werden heute aus vielen einzelnen Segmenten zusammengesetzt.
Hergestellt wurden die Spiegel von der Firma Schott aus der Glaskeramik Zerodur, die keine thermische Ausdehnung aufweist.
Die Spiegel wurden von der französischen Firma REOSC zwei Jahre lang geschliffen. Die endgültige Spiegeloberfläche hat eine Genauigkeit von 8,5 nm (λ/70 bei 600 nm).
Wer weiß wofür das blau-weiße Messinstrument (?) dient ?
Mangels Weitwinkelobjektiv habe ich hier versucht, mehrere Fotos zu einem Panorama zusammenzusetzen:
Enge Treppen führen wieder nach unten:
Wieder draußen, besuchen wir als nächstes den Kontrollraum.
Fotos: fl67Fortsetzung folgt...