Erst mal bin ich aus gegebenen Anlaß froh, daß diese Diskussion ziemlich sachlich und argumentativ abläuft. Prima!
Zum Thema: Es ist leider nicht damit getan, einfach die Entwicklungshilfefonds zu erhöhen, zumal das suggeriert, die Länder der Dritten Welt wären nicht in der Lage, sich selbst zu helfen. Als erstes müßte mal eine Komplett-Entschudlung der Dritten Welt her, schon allein deshalb, da diese Länder schon den mehrfachen Teil der ursprünglichen Kredite durch Zins und Zinseszins zurückgezahlt haben. Das Problem ist, wie beschrieben, die einfach ungerechte Weltwirtschaftsordnung. Die meisten Länder auf dieser Welt haben ihre Souveränitet an die Weltbank und dem IWF "verkauft", da diese Institutionen diesen Ländern eine Politik diktiert, die sie dazu zwingt, Sozialkürzungen und Kürzungen im Bildungsbereich vorzunehmen, um die Kredite zurückzuzahlen und um neue zu erhalten. Im Gegensatz dazu werden sie gezwungen, Waren aus der ersten Welt einzukaufen - das ist eine Teufelsspirale und ändert gar nichts an der fatalen Situation unserer Welt. Mangel an Bildung fördert Haß auf alles Fremde, Hunger läßt die Menschen einfach verzweifeln. Diese Menschen haben nichts mehr zu verlieren.
Wenn Coca-Cola eine Fabrik irgendwo auf der Welt eröffnet, glauben wir, das wäre ein Akt der Wirtschaftshilfe. Das Gegenteil ist der Fall: Sie erhalten kostenlos Förderlizenzen für das benötigte Grundwasser, im Ergebnis dessen hinterlassen sie ganze vertrocknete Landstriche, da das Grundwasser ohne Rücksicht auf Verluste gnadenlos abgepumpt wird. Und Steuern zahlen diese Konzerne ebenfalls nicht. Shell und Total beuten die Ölvorkommen im afrikanischen Namibia aus, ein ungeheurer Reichtum - abgesehen von der gnadenlosen Umweltverschmutzung - ist Namibia eines der ärmsten Länder Afrikas. Wir tanken in Deutschland an Shell-Tankstellen unser Benzin, und trinken Coca-Cola (Bsp.). Du siehst, die ganzen Dinge sind alle kausal.
Und man mag ja über die Sozialistischen Länder sagen, was man will. Aber gerade in der Zusammenarbeit mit den Ländern der dritten Welt, ging es, ich sag mal "unseren" Ländern, immer wirklich um echte Solidarität. In der DDR wurden hunderttausende Menschen aus Angola, Vietnam, Algerien, Cuba und Mocambique an Schulen und Universitäten zu Ärzten, Ingenieuren und Lehrern ausgebildet, um später in ihren Ländern das erworbene Wissen produktiv umzusetzen. Nie wurde da auch nur ein Pfennig Geld verlangt. Tausende Kinder aus dem damals bürgerkriegsgeschüttelten Angola sind in die DDR gekommen, um hier zur Schule zu gehen und um Ausbildungsberufe zu erlernen. Nicht umsonst spricht man in diesem Zusammenhang heute noch in Angola von "den anderen Deutschen". Und wir waren nun beileibe kein reiches Land, vergleichbar mit der BRD.
Beispiel: Nach dem schrecklichen Vietnam-Krieg förderte die DDR mit Geld und Experten vor Ort den Anbau von Kaffee, der dort vorher nie wuchs. Das wurde alles aus dem DDR-Solidaritätsfond bezahlt. Heute ist Vietnam eines der führenden Kaffee-Export-Nationen auf der Welt, und der Kaffee stellt für Vietnam eine der wichtigsten Einnahmequellen dar. Das war praktizierte Entwicklungshilfe. Ich könnte da noch so viele Beispiele auch aus Afrika aufzählen - das würde den Rahmen aber sprengen. Auf was ich hinauswill ist, das die Nationalökonomien heutzutage eben nach dem Motto funktionieren, wie von Peret beschrieben:"Niemand kann besser gestellt werden, ohne die Lage des anderen zu verschlechtern." Doch, es geht anders. Wenn wir hier in unserem Reichen Norden es nicht langsam schaffen, diesen verdamten Neoliberalismus zu überwinden, werden wir eines Tages die Rechnung dafür präsentiert bekommen: Dann wird die Dritte Welt vor den Grenzen Europas stehen, und dann gnade uns Gott.
Der Kapitalismus hat es in fast zwei Jahrhunderten geschafft, der Industrialisierung so atemberaubend zum Durchbruch zu verhelfen, daß wir genug Kapazitäten haben, alle auf unserer Welt satt zu machen. Wie gesagt, es geht nicht darum den Sozialismus auzurufen, funktioniert so, wie er war, auch gar nicht. Es geht darum, die Weltwirtschaftsordnung gerechter und solidarischer zu gestalten. So, wie es unserer eigentlichen menschlichen Natur entspricht. Wozu brauch Bill Gates fast 45 Milliarden Dollar? Ein Mensch? Die Mehrheit der Menschheit muß mit weniger als einen Dollar pro Tag auskommen. Da kann doch was nicht stimmen. Und wir als drittgrößte Indutrienation der Welt haben da ebenfalls eine große Verantwortung.
Wir haben heute nicht das Ende der Geschichte erreicht, wie uns immer suggeriert wird. Wie heißt es so schön? Eine andere Welt ist möglich!
TITOW