Hi,
das Thema Nutzlast ist hier ja schon immer mal wieder angesprochen worden. Ich möchte das Thema dennoch nochmal auch mit der grundsätzlichen Frage der Machbarkeit und Sinnhaftigkeit der Auslegung von Starship verbinden.
Ich habe mich angesichts der letzten Testflüge dann doch über einige Details gewundert, die bei mir Zweifel grundsätzlicher Art aufgekommen lassen:
Bei IFT-6 haben wir eine voll (!) betankte Rakete gesehen, die in Bezug auf die Nutzlast faktisch fast garnichts geleistet hat.
- Der Flug verlief deutlich suborbital.
- Der gesamte Treibstoff des Boosters und auch der Oberstufe (abzüglich der Rückkehr- und Lande-Reserve) wurden verbraucht.
- Zumindest anfangs wurde mit vollem Schub geflogen.
- Die Nutzlast war marginal.
Wenn ich das richtig verstanden habe, flog bei IFT-6 bereits eine um 25% verlängerte Oberstufe (mit 25% mehr Tankinhalt), was zu Mehrgewicht von ca 25% führt und weil scheinbar Raptor 1 Triebwerke in Booster und Oberstufe benutzt wurden, zu einem deutlich früheren Staging und längerer Laufzeit der Triebwerke in der Oberstufe.
Die Hardware von IFT-6 scheint also so schwer zu sein, daß faktisch kein Orbit erreicht werden konnte.
Wenn ich jetzt einfach mal die Skalierung, die SpaceX plant, betrachte, habe ich Zweifel, ob das Starschip in den angedachten, zukünftigen Entwickungsstufen Mk2 und Mk3 wesentliche Verbesserungen bei der Nutzlast bringen werden.
Denn: eine Verlängerung der Oberstufe um 25% skaliert das Gewicht in etwa linear. IFT-6 hatte effektiv eine Nutzlast von 0 Tonnen (Banane, kein Orbit, trotz voller Tanks und voller Leistung).
Raptor 2 Triebwerke haben einen ca 25% höheren Schub, damit könnte die höhrere Masse kompensiert werden.
Durch diese beiden Skalierungen sinkt effektiv im Verhältnis die Strukturmasse des Nutzlastraumes (der ja nicht mit skaliert wird). Das verbessert also unterm Strich das Strukturmasse-Gesamtmasse-Verhältnis, so, daß Nutzlasten größer Null möglich werden. Aber diese Maßnahme wird doch niemals 100 Tonnen Nutzlast ergeben. Die gleichzeitige Skaierung des Boosters wird da auch nicht so viel bringen.
Beim Starship 3 soll dann die Oberstufe nochmals um ca 19% vergrößert werden. Ich vermute auch hier, daß der Nutzlastraum auch in etwa gleich bleiben wird. Also wieder eine relative Verschiebung der Massenverhältnisse, die durch die ca 20% schubstärkeren Raptor 3 ausgeglichen werden soll. Es sollen drei zusätzliche Vakuum Raport 3 verbaut werden. Das ergibt also eine Schubsteigerung von weiteren 50% in der Oberstufe im Vergleich zur Konfiguration von IFT-6.
Die nochmals gestiegene Startmasse wird dabei auch nur gerade so durch die Verwendung von Raptor 3 im Booster kompensiert.
Unterm Stich besteht also auch bei Starship Mk3 die Leistungssteigerung im Wesentlichen in der Schiebung des Strukturmasse-Gesammtmasse-Verhältnisse.
Habe ich da etwas fundamentales übersehen, oder kann es sein, daß die linearen Skalierungen, die SpaceX als Ausbaustufen angibt, einfach nicht ausreichen werden, um die angegeben Nutzlasten von 100 Tonnen für Starship 2 und 200 Tonnen für Starship 3 zu erreichen?
Momentan beschleicht mich der Verdacht, daß Starship grundsätzlich viel zu schwer ist und die Wahl von Stahl als Primärwerkstoff und MetaLox für die Oberstufe möglicherweise fatal falsch waren.
Wie sehr ihr das?