Woschod-Programm

  • 114 Antworten
  • 41936 Aufrufe
*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #25 am: 13. Mai 2016, 21:14:49 »
Der Spiegel hatte 1973 eine Serie mit den Titel "Die geheime Geschichte der sowjetischen Raumfahrt".
In der Ausgabe 32/1973 kann man etwas über Wostok bzw. Woschod lesen. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41955464.html
mfg.

Der Artikel ist mit äußerster Vorsicht hinsichtlich Genauigkeit zu betrachten. Er basiert auf dem Buch "Moskaus großer Bluff" von Leonid Wladimirow. Dieser hatte sich Ende der 60er in den Westen abgesetzt.
Einige Dinge, die er dort in dem Buch beschreibt (oder enthüllt), sind einfach falsch. Aber die Erkenntnislage war damals eben sehr dürftig. Ich habe mich mit Wladimirow in einem anderen Zusammenhang beschäftigt, daher kenne ich das Buch.

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #26 am: 13. Mai 2016, 21:24:47 »
Der Konus auf der Kapsel ... war der für den Fallschirm der Kapsellandung? Oder hatten sie dort andere/weitere Dinge eingebaut?
Die Frage geht eigentlich an unserer Wostok-Spezialisten .... Wilga und co. ...  :D
In RaumfahrtConcret wurde das mal im Detail beschreiben. Es handelt sich, wenn ich mich recht erinnere, um ein zusätzliches Bremstriebwerk für den Notfall. Bei Wostok gab es so etwas nicht.

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #27 am: 13. Mai 2016, 21:41:40 »
Kleine Erweiterung der Bilderdatenbank: Jetzt auch Woschod-1

Mal sehen, wer erklären kann, wie man im Sitz angeschnallt an das Zahlenschloss und den Steuerhebel zur Handsteuerung kommt.  ;)

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #28 am: 13. Mai 2016, 21:49:33 »
Der Konus auf der Kapsel ... war der für den Fallschirm der Kapsellandung? Oder hatten sie dort andere/weitere Dinge eingebaut?
Die Frage geht eigentlich an unserer Wostok-Spezialisten .... Wilga und co. ...  :D
In RaumfahrtConcret wurde das mal im Detail beschreiben. Es handelt sich, wenn ich mich recht erinnere, um ein zusätzliches Bremstriebwerk für den Notfall. Bei Wostok gab es so etwas nicht.
Und der Notfall trat ein, dieses Bremstriebwerk kam auch zum Einsatz, soweit ich informiert bin.

Gruß    Pirx

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #29 am: 13. Mai 2016, 22:03:08 »
Genau... Woschod-2. Einer peilte über den Visor und über den Globus. Dann gab es die Handsteuerungshebel noch zu erreichen. Das die Jungs überhaupt die UdSSR getroffen haben, ist schon 'ne Leistung.

Wilga35

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #30 am: 13. Mai 2016, 23:09:23 »
In der Tat beherbergte der aufgesetzte Konus ein zusätzliches Feststoff-Bremstriebwerk, das für den Fall des Versagens des primären Bremstriebwerks zum Einleiten der Rückkehr zum Einsatz gekommen wäre. Harro Zimmer behauptete in seinem Buch "Der Rote Orbit" dann auch, dieses Triebwerk wäre zum Einleiten der Rückkehr von Woschod-2 benutzt worden, was aber offensichtlich nicht stimmt.
Zwar konnte bei Woschod-2 das primäre Bremstriebwerk von der Automatik nicht gezündet werden, sodass man einen weiteren Orbit fliegen musste. Im folgenden Umlauf konnte Beljajew das primäre Triebwerk aber von Hand aktivieren, mit den bereits erwähnten 48 Sekunden Verzögerung, was dann auch die Rückkehr einleitete.
Das zusätzliche Feststoff-Bremstriebwerk war ein reines Notsystem, das zum Glück nie zum Einsatz kommen musste. Es hatte enorme Schubkraft und hätte die Kapsel regelrecht aus dem Orbit katapultiert.

Gruß, Wilga35

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Woschod-Programm
« Antwort #31 am: 14. Mai 2016, 00:08:25 »
In der Tat beherbergte der aufgesetzte Konus ein zusätzliches Feststoff-Bremstriebwerk, das für den Fall des Versagens des primären Bremstriebwerks zum Einleiten der Rückkehr zum Einsatz gekommen wäre. Harro Zimmer behauptete in seinem Buch "Der Rote Orbit" dann auch, dieses Triebwerk wäre zum Einleiten der Rückkehr von Woschod-2 benutzt worden, was aber offensichtlich nicht stimmt.
Zwar konnte bei Woschod-2 das primäre Bremstriebwerk von der Automatik nicht gezündet werden, sodass man einen weiteren Orbit fliegen musste. Im folgenden Umlauf konnte Beljajew das primäre Triebwerk aber von Hand aktivieren, mit den bereits erwähnten 48 Sekunden Verzögerung, was dann auch die Rückkehr einleitete.
Das zusätzliche Feststoff-Bremstriebwerk war ein reines Notsystem, das zum Glück nie zum Einsatz kommen musste. Es hatte enorme Schubkraft und hätte die Kapsel regelrecht aus dem Orbit katapultiert.
Gruß, Wilga35
Stimmt. Das Problem war aber nicht das Antriebssystem selbst, sondern die Orientierung gelang nicht, da ein Sonnensensor versagte. Daher hat die Automatik die Zündung unterbunden. Beim nächsten Orbit haben beide Kosmonauten die Kapsel von Hand orientiert und das Triebwerk von Hand gezündet.
Das Reservetreibwerk hatte 87 kg Festtreibstoff und produzierte 118 kN Schub für 2 Sekunden.
« Letzte Änderung: 14. Mai 2016, 10:39:09 von proton01 »

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19601
Re: Woschod-Programm
« Antwort #32 am: 14. Mai 2016, 06:03:22 »
Warum hielt man dieses Triebwerk für notwendig, im Vergleich zu Wostok?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #33 am: 14. Mai 2016, 08:27:06 »
Warum hielt man dieses Triebwerk für notwendig, im Vergleich zu Wostok?
Ich kann mir vorstellen, dass das mit dem anvisierten Orbit zu tun hat. Die Wostoks wurden auf Bahnen gebracht, bei denen der Restwiderstand der Atmosphäre in einem möglicherweise überlebbaren Zeitraum für einen Wiedereintritt gesorgt hätte. Gagarins R7 indes tat zuviel, und das Apogäum geriet zu hoch.

Die beiden Woschods waren wegen der konstruktiven Zwänge Gewicht zu sparen mit deutlich geringeren Vorräten pro Person versehen, und wurden ausserdem auf Bahnen mit geplanter Weise (-vielleicht konnte man aus technischen Gründen auch gar nicht anders-) höherem Apogäum gebracht, das keinen "baldigen automatischen" Wiedereintritt mehr zuließ, den eine lebende Besatzung bei Fehlfunktionen oder Defekten hätte abwarten können.

Woschod-Bahnen nach Heinz Mielke - Meyers Taschenlexikon Raketentechnik Raumfahrt - VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1967:

Woschod 1:
Bahn 178x409 km, Neigung 65 Grad
Start 12.10.1964, Flugdauer 24h 17m, 16 Umläufe

Woschod 2:
Bahn 173x495 km, Neigung 65 Grad
Start 18.03.1965, Flugdauer 26h 02m, 18 Umläufe

Deshalb gab es zusätzlich zum Bremsraketensystem TDU hinten noch das Feststoffbremsraketensystem TPRD vorne.

Soweit mein Stand - dabei war ich aber nicht ;-)

Gruß   Pirx

Edit: Daten ergänzt.
« Letzte Änderung: 14. Mai 2016, 16:18:46 von Pirx »

Trillian

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #34 am: 14. Mai 2016, 12:38:13 »
Bei den Woschod-Programm gab es zwei Unbekannte: Das eine betraf das Aussehen von Woschod? Und dabei stellt sich die Frage wann war es bekannt das Woschod eigentlich nur Wostok war? Mit dem Verweis auf den Spiegel wollte ich nur andeuten dass es relativ früh bekannt war! Ich gehe davon dass eine überregionale deutsche Tageszeitung (FAZ oder SZ) schon vor 1968 einen Artikel über das Aussehen von Woschod hatte. Das zweite unbekannte war das Landeverfahren, dazu möchte ich aus einen Buch aus den Jahr 1968 zitieren „…Im Fall der Woschod jedoch blieb die Besatzung an Bord, und ein in Bodennähe ausgelöstes Landungssystem ermöglichte das Aufsetzen auf die Erde mit einer Geschwindigkeit von praktisch Null. Über dieses System, das nach der Aussage eines der drei Kosmonauten »mit der Sanftheit eines Hubschraubers aufsetzten gestattet«, sind keinerlei Angaben veröffentlicht worden. …“
Über dieses Landungssystem gibt es in Bücher die vor 1970 veröffentlicht worden sind unterschiedliche Andeutungen. Das Bremstriebwerke ist unterhalb angebracht worden, wie dann bei Sojus. Oder es gab’s eine Bremsrakete, wie sie später bei den MARS-Missionen eingesetzt worden sind.
In den Buch befindet sich auch ein Bild über Woschod mit folgender Legende: „Das Raumschiff Woschod in seiner aerodynamischen Schutzhülle (ganz rechts die letzte Stufe der Trägerrakete). Die Wölbung, die man sieht, ist die Verkleidung der Schleusenkammer. Die Abbildung zeigt die allgemeine Ähnlichkeit der Woschod mit der Wostok. Der wesentlichste Unterschied scheint in der Verlängerung der Endstufe zu liegen.“

Wilga35

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #35 am: 14. Mai 2016, 13:35:19 »
Über dieses Landungssystem gibt es in Bücher die vor 1970 veröffentlicht worden sind unterschiedliche Andeutungen. Das Bremstriebwerke ist unterhalb angebracht worden, wie dann bei Sojus. Oder es gab’s eine Bremsrakete, wie sie später bei den MARS-Missionen eingesetzt worden sind.

Zum Woschod-Landesystem habe ich eine Grafik von Dietmar Röttler (das Einverständnis von ihm zur Veröffentlichung im Forum liegt vor) bekommen, die ich hier mal einfüge.



Grafik: (c) Dietmar Röttler

Vielleicht kann es einer der Moderatoren hier im Forum so einbinden, dass es ohne Anklicken des Links sofort zu sehen ist.
Habe es nun selbst hinbekommen, mittels Anleitung von fl67. Danke!
Gruß, Wilga35
« Letzte Änderung: 14. Mai 2016, 15:51:56 von Wilga35 »

Trillian

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #36 am: 14. Mai 2016, 14:28:30 »
Wenn ich richtig sehe, ist es das Landesystems dass die Sowjetunion später in ihren Marslandern "Mars 2" und "Mars 3" eingesetzt haben. Kurzbeschreibung: Kurz vor dem Aufsetzen, in etwa 30 m Höhe wurde der Fallschirm abgetrennt. In 20 m Höhe wurde ein Bremstriebwerk eingeschaltet.
Die Kurzbeschreibung habe ich aus einer Broschüre die im Jahre 1992 erschienen ist.
Man kann auch sagen es handelt sich um einen verkleinerten Rettungsturm.

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19601
Re: Woschod-Programm
« Antwort #37 am: 14. Mai 2016, 14:42:46 »
Steckte diese Landetriebwerk dann auch in dem Frontkonus/-zylinder?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Trillian

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #38 am: 14. Mai 2016, 15:39:48 »
In diesen Frontkonus war wahrscheinlich nur ein Feststofftriebwerk, dessen einzige Funktion darin bestand zum Einsatz zu kommen, wenn das eigentliche Triebwerk versagt hatte. Vor den Eintritt in die Erdatmosphäre wurde das Teil von der Rückkehrkapsel abgetrennt (es hatte auch den Schwerpunkt der Rückkehrkapsel verändert). Die zwei Fallschirme und das Landetriebwerk befanden sich innerhalb der Rückkehrkapsel, wie bei den Wostok-Kapseln.
Ich gebe zu, dass vermute ich, weil es in der deutschen Literatur praktisch zu Woschod nichts gibt, dass einzige was gibt’s sind Andeutungen!
mfg

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #39 am: 14. Mai 2016, 15:50:51 »
Das ist eher unwahrscheinlich. (Landetriebwerk) Es trat die reine Kugel den Eintritt an. Die Aufbauten wurden abgesprengt - eher abgeworfen. Die Kugel war mit vier Stahlbandlaschen an der Gerätesektion mit Sprengbolzen befestigt. Wo sich an der Spitze die Stahlbänder kreuzten, war auch der Konus befestigt - an den Stahlbändern, nicht an der Kugel selber.
Im Moskauer Museum der Kosmonautik steht das Modell von KOSMOS-1514. Diese Konstruktion ist defakto "Wostok". Man sieht gut die Stahlbandlaschen und den Trennmechanismus. Auch ist der "Große Stecker" gut zu sehen, der die Kabelverbindung von der Gerätesektion zur Kugel-Kabine realisiert. Dieser wird beim absprengen der Kugel getrennt. Bei Wostok-1 ging das schief und die Gerätesektion verbunden mit dem Kabelbaum schleuderte um die Kugel. Erst später brannten die Verbindungen durch. Durch diese Störung der ballistischen Flugbahn kam Gagarin rund 300 Kilometer zu früh herunter, wo die Bergungsmanmschaft natürlich  NICHT auf ihn wartete. Aber das ist eine andere Geschichte. Bilder stelle ich gleich rein.

Bin etwas zu langsam mit dem Tippen... hatte sich überschnitten.
      

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #40 am: 14. Mai 2016, 15:55:17 »
... Ich gebe zu, dass vermute ich, weil es in der deutschen Literatur praktisch zu Woschod nichts gibt, dass einzige was gibt’s sind Andeutungen!
mfg

Welche deutsche Literatur meinst Du? Ich möchte da schon etwas differenzieren. Das was in der DDR erschienen war und das was im übrigen westlichen deutschsprachigen Raum aufgelegt wurde.  Da gab es riesige Unterschiede. Und der "eiserne Vorhang" trennte auch informativ.

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #41 am: 14. Mai 2016, 15:58:46 »
Ganz kurz noch was zu den Bremsraketen. Diese waren in den Anfang-60er-Jahren in der Sowjetunion nicht neu. Die Sowjetarmee probte große Luftlandemanöver u.a. auch mit Luftlandepanzern. Die Fallschirme waren mit Bremsraketen ausgerüstet, damit das Gerät nicht gleich hart auf dem Boden aufschlug. Bei Woschod hat man sich solcher vorhandenen Systeme bedient.

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #42 am: 14. Mai 2016, 16:41:11 »
Bei den Woschod-Programm gab es zwei Unbekannte: Das eine betraf das Aussehen von Woschod? Und dabei stellt sich die Frage wann war es bekannt das Woschod eigentlich nur Wostok war? ...
Zu Zeiten eines der Höhepunkte des kalten Kriegs kaufte ich in Prag im August 1986 das "transpress Lexikon Raumfahrt Weltraumforschung", transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, Autor Heinz Mielke.

Dort sind detaillierte Grafiken von Wostok (S. 543) und Woschod (S. 541) enthalten, die neben dem Text Klarheit hinsichtlich der Verwandtschaft der Raumfahrzeuge schaffen. Eine der Beschriftungen der Woschod-Grafik lautet übrigens: "modifizierte Wostok-Kapsel".

Gruß   Pirx

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #43 am: 14. Mai 2016, 16:48:46 »
Steckte diese Landetriebwerk dann auch in dem Frontkonus/-zylinder?
Nein, der zylinderförmige Konstruktion dürfte den Wiedereintritt nicht überstanden haben. Außerdem wäre sie als Landetriebwerk irgendwie auch auf der völlig falschen Seite in Bezug auf die Körper der Besatzung ...

Hier geht imho gerade einiges durcheinander. Dass die Woschod-Fallschirmlandung wie in der bunten Grafik oben (Post # 35) ausgesehen haben soll, kann ich mir auch gar nicht vorstellen.

Wenn wir das Bild am Anfang des Threads zu Gagarins Flug
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10775.0
richtig als gelandete Woschod-Kapsel indentifiziert haben, wissen wir auch, wie der "Fallschirmanschluss" aussieht.

Gruß   Pirx

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #44 am: 14. Mai 2016, 17:18:03 »
... Modell von KOSMOS-1514 ...    ...
Jepp. Alias Bion 6. Eine von vielen Varianten des Wostok-Raumschiffs ... bzw. des Zenit-Photoaufklärers.

Gruß   Pirx

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #45 am: 14. Mai 2016, 19:31:44 »
Zu Zeiten eines der Höhepunkte des kalten Kriegs kaufte ich in Prag im August 1986 das "transpress Lexikon Raumfahrt Weltraumforschung", transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, Autor Heinz Mielke.

Dort sind detaillierte Grafiken von Wostok (S. 543) und Woschod (S. 541) enthalten, die neben dem Text Klarheit hinsichtlich der Verwandtschaft der Raumfahrzeuge schaffen. Eine der Beschriftungen der Woschod-Grafik lautet übrigens: "modifizierte Wostok-Kapsel".

Gruß   Pirx

Mielke... immer wieder Mielke! Ja der Mann wußte was! Übrigens auch DDR-Raumfahrtfans kauften in jenem Laden in Prag ("Kulturzentrum der DDR in der CSSR") Bücher ein. Viele Bücher vom Transpress-Verlag erreichten gar nicht die Ladenteke im heimischen Buchladen, weil sofort ausverkauft. OK: Mielkes Raumfahrtlexikon gab ea auch als dtv-Lexikon der Raumfahrt und Raumfahrttechnik (ich habe die Ausgabe 1972) und Lexikon der Raumfahrt und Raketentechnik vom Werner Hörmann Verlag Bonn (1970) im Westen. Beides als Transpress-Lizens.

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #46 am: 14. Mai 2016, 19:34:36 »
Dass die Woschod-Fallschirmlandung wie in der bunten Grafik oben (Post # 35) ausgesehen haben soll, kann ich mir auch gar nicht vorstellen.
...

Doch, das funktioniert. Die Zeichnung ist nur eine Prinzipskizze, die die Größenverhältnisse missachtet. Die Pulverraketen zur Bremsung müssen mit dem Fallschirm zusammen untergebarcht sein. Sie hängen an den Fallschirmleinen zwischen Kapsel und sich aufteilenden Schirmleinen. Wie die Auslösung erfolgt, weis ich nicht. Ich vermute aber, dass hier tatsächlich das System der Luftlandepanzer übernommen wurde. Das funktionierte ja und musste nur entsprechend mit eingebaut werden. Auslösung vermutlich über eine Leine, die bei Bodenberührung den Zündmechanismus auslöste. Ich tue mich etwas schwer, ein entsprechendes Video zu finden. Das meiste sind Propagandavideos und keine technischen Beschreibungen.
Anmerkung: Heutige russische Luftlandepanzer verwenden das System nicht mehr. Hier kommt ein Airbag zum Einsatz .

Ich habe leider keinen "schöneren" Film auf die Schnelle gefunden: Bitte ab Position 5:10 ansehen.


Der Herr, der da im Hintergrund "Reißzwecken gurgelt" ist übrigens Wladimir Wyssozki.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Semjonowitsch_Wyssozki

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #47 am: 14. Mai 2016, 20:24:43 »
So etwas?



Gruß   Pirx

*

Offline F-D-R

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 1830
Re: Woschod-Programm
« Antwort #48 am: 14. Mai 2016, 20:37:48 »
Ja, so in etwa. Das ist das Prinzip. Es ist aber zu beachten. Bei meinem und Deinem Filmchen (vermutlich 90er Jahre) war der Fallschirm relativ klein, die Landegeschwindigkeit daher hoch. Umso größer müssen die Raketenladungen sein. In den Anfang-60er-Jahren hing der Luftlandepanzer an vier (oder drei?) großen Hauptschirmen mit noch Nebenschirmen. Insofern musste der Bremsimpuls auch geringerer gewesen sein, Daher kleinere Raketen. Ich suche immer noch nach Video-Beispielen aus der Zeit. In meinen Büchern habe ich die Fotos drin.
 ???

tonthomas

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #49 am: 14. Mai 2016, 20:59:24 »
Ja, so in etwa. Das ist das Prinzip ...
Und das ganze Zeugs (Schirme, Raketen) war in dem Fallschirmbehälter in der Kapsel drin ... ?!. Die ESA beschreibt, wie Foton-M2 (noch so ein Wostok-Klon) gelandet ist.  In rund 300 km über der Erde bei 7,8 km/s wurde eine halbe Stunde vor der Landung 45 Sekunden lang das Bremstriebwerk des Servicemoduls betrieben. 8,5 Minuten vor der Landung zog ein Pilotschirm den Überschallschirm heraus, der für eine Abbremsung auf Unterschallgeschwindigkeit sorgte. Rund 30 Sekunden später in rund 2,5 km Höhe wurde der Hauptschirm geöffnet, der auf 10 m/s bremste. 0,35 s vor dem Aufschlag sorgten Bremsraketen für eine Verzögerung auf 3 m/s (das sind 10,8 km/h).

(Quelle: http://www.esa.int/About_Us/ESA_Permanent_Mission_in_Russia/European_experiments_back_on_Earth_with_successful_conclusion_of_Foton-M2_mission )

Jetzt wäre ein Video von einer Foton-M-Landung interessant ...

Gruß   Pirx