Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko

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Offline Ensi

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Hallo Leute,

Folgendes....
Im Jahr 2001 landete die Sonde NEAR Shoemaker am Ende ihrer Mission auf dem  33x13x13km großen Asteroiden Eros. Obwohl sie als reine Orbitersonde gebaut wurde, dies niemals geplant war und sie keinerlei Systeme für die Landung auf einem Himmelskörper an Bord hatte.

Mich würde mal interessieren ob es rein theoretisch möglich wäre Rosetta auf dem bedeutend kleineren (4 x 3,5 x 3,5km) Kometen Tschurjumow-Gerassimenko landen zu lassen. Tschurjumow-Gerassimenko ist 720x leichter wie Eros, was eine Landung erheblich erleichtern würde.

Als ich dies schon einmal in einem anderen Thread erwähnte, erntete ich eigentlich nur Hohn und Spott für diese Idee. Mir ist schon klar die Chancen für eine erfolgreiche Landung äußerst gering sind und die ESA wohl auch viel zu konservativ in ihrem Denken ist um solche Aktionen durchzuführen, doch was hätte man am Ende der Mission schon zu verlieren, wenn alle Missionsziele erfüllt sind?

Folgendes ist mir nicht klar:
Hatte NEAR Shoemaker  besondere Eigenschaften, welche eine Landung auf Eros erlaubten und die so bei Rosetta nicht gegeben sind?
(große Mengen Resttreibstoff am Ende der Mission, stabile Bauweise, Anordnung der Triebwerke)

Also warum ist es (nicht) möglich dass Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko  landet?
Wie unterscheidet sich die damalige Situation von NEAR Shoemaker von der heutigen von Rosetta ?

Auch wenn dies wohl nur Gedankenspiele bleiben werden, finde ich es eine äußerst spannende Möglichkeit.

mfg Ensi :)

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Offline Schillrich

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #1 am: 25. Februar 2015, 07:00:04 »
Hallo Ensi,

die abzuwägende Frage ist, wieso/wie wäre das sinnvoll? Einen funktionsfähigen Orbiter (Systeme und Instrumente arbeiten noch, man kann noch weiter Daten erfassen, beobachten, untersuchen, übertragen) auf der Oberfläche abstellen, heißt ja: Arbeiten einstellen. Ein Orbiter mit seinen Instrumente ist sinnvoll im Orbit. Dort kann er mehr ausrichten.

Eine "Landung" wäre höchstens technisch interessant ("mal schauen, ob's geht"). Wie das ausgeht, was dann noch funktioniert, wie lange das dann noch funktioniert, ist nicht wirklich planbar. Sobald das er Orbiter auf der Oberfläche "steht", hat man ja auch keine Kontrolle mehr, u.a. ihn zur Sonne ausrichten, Instrumente ausrichten, Antenne ausrichten, Energie- und Thermalmanagement, etc. ...

Also kurzum, im Orbit ist er sinnvoller, kontrollierbar und planbar. Auf der Oberfläche ist das Roulette ... und führt früher zum Kontaktverlust als im Orbit.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

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Offline Ensi

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #2 am: 25. Februar 2015, 08:12:44 »
Naja, Messungen aus extrem geringer Höhe beim Landeanflug machen und als krönender Abschluss der Mission vielleicht noch ein schönes Foto von der Oberfläche schießen, was Philae uns ja schuldig geblieben ist. Solange es im Orbit noch etwas sinnvolles zu tun gibt ist das natürlich unsinnig, aber es wird der Moment kommen, in dem die Mission vor ihrem Ende steht. Sei es wegen der Energieversorgung in zu großer Sonnenferne oder ganz einfach weil keine weitere Verlängerung finanziert wird. Sollte dann noch genug Sprit vorhanden sein, warum nicht?

Kennt vielleicht jemand von euch die Hintergründe, die die Verantwortlichen bei NEAR-Shoemaker dazu bewegt haben?

mfg Ensi

Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #3 am: 25. Februar 2015, 11:48:42 »
Ein paar Worte zur Landung. Nun, ich bin auch dagegen. Das hat technische Gründe. 1. die Sonde ist nicht dafür gebaut. 2. wir haben gesehen, was bei der sehr geringen Schwerkraft passiert, wenn nur die Landung ein wenig heftig ausfällt. (bei Near war zumindest die Schwerkraft höher) 3. die Sonde ist dann für alle Zeit verloren. 4. ...ich hätte da noch mehr anzuführen. Aber kurz gesagt, sie ist wertvoller im Orbit, egal wie hoch oder tief sie dort fliegt. Ganz zum Ende der Mission, aber dann auch wirklich gaaanz zum Ende, könnte man ja einmal darüber sinnen, sie dort abzustellen. Das würde aber auch bedeuten, man verzichtet auf weitere Messungen, weil für diese Abstellmission wieder andere Parameter benötigt werden. Grüssle, Charley.

Offline Makemake

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #4 am: 25. Februar 2015, 12:47:26 »
Ganz zum Ende der Mission, aber dann auch wirklich gaaanz zum Ende, könnte man ja einmal darüber sinnen, sie dort abzustellen.

Aber das genau ist ja der Punkt. Wenn die Treibstoffvorräte zur Neige gehen, dann ist es ja üblich vorher ein definiertes Ende zu planen, bzw riskantere Manöver zu fliegen. Ob das nun die Aerobraking Manöver bei Venus Express oder das geplante gezielte Abstürzen in den Saturn von Cassini aus Gründen der Planetary Protection ist.
Eine Sonde ohne Lageregelung ist auch im Orbit nichts mehr wert. Bei NEAR Showmaker war das Überleben auf der Oberfläche unerwartet, wichtiger waren die letzten Aufnahmen vom Abstieg mit natürlich der besten Auflösung der gesamten Mission.

Und wenn ich mich recht erinnere, wurde während des ganzen Presserummels bei Philaes Landung von Matt Taylor und/oder anderen Offiziellen auf die Frage was mit Rosetta passiert auch etwas in die Richtung "put it on the comet" geäußert. Ob damit nun ein hartes Aufsetzen oder tatsächlich ein weicher Landeversuch gemeint ist, ist mir nicht klar. Es wurde ganz hypothetisch gesprochen, aber ich hatte den Eindruck, dass man nicht davon ausgeht, nochmal in eine Hybernation Phase zu gehen. Wenn vorher nicht der Treibstoff ausgeht ist die Mission spätestens mit dem Erreichen des maximalen Sonnenabstandes zur notwenigen Energieerzeugung Schluss.

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Offline Ensi

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #5 am: 25. Februar 2015, 23:03:41 »
............ Ganz zum Ende der Mission, aber dann auch wirklich gaaanz zum Ende, könnte man ja einmal darüber sinnen, ..........

Natütlich nur gaaaanz am Ende der Mission, alles andere ist Unsinn ;D

Irgendwann könnte man vor der Entscheidung stehen den Mehrwert der Messungen während und nach der Landung abzuwägen gegen 1-2 Wochen weiter aus dem Orbit zu messen, weil die mission anschließend sowiso wegen dem Mangel an Strom, Sprit oder Geld zuende sein wird.

Führerschein

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #6 am: 09. März 2015, 14:53:06 »
Aus NSF:

http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=36067.msg1343297#msg1343297

Zitat
Yesterday, I attended a presentation given at the NRM/Aviodrome (in the Netherlands) by Fred Jansen, the ESA senior mission manager for Rosetta.
.......
- Mr. Jansen confirmed that there are two main scenarios for EOM (End Of Mission) in september 2016:

1. Fly Rosetta away from the comet to such a distance that it's trajectory is no longer affected by gas- and dust emissions from the comet. Rosetta will then be put in extended hibernation and essentially trail 67P in it's orbit towards aphelion. Under this scenario, a small amount of fuel will be preserved to possibly to support a wake-up of Rosetta four years from now, when the comet is at aphelion. Assuming Rosetta survives the four year hibernation, a short science stint would be performed at aphelion. Currently this scenario is under financial evaluation as it would require upkeeping (a bare bones) mission control and (bare bones) science teams for an additional four years

2. Not crash (as reported by some news media), but softly land Rosetta on the comets surface at EOM. It would be a fitting end with both elements of the mission ending up resting on the comet.

Aus einer Präsentation von Fred Jansen:

Es gibt zwei Szenarios für das Ende der Mission.

1. Die Sonde in Schlafzustand versetzt und es würde versucht, sie beim größten Sonnenabstand in 4 Jahren nochmal aufzuwecken.

Frage ist, wo die Energie für einen auch nur kurzfristigen Betrieb herkommen soll. Können die Batterien weit genug geladen sein, um die Sonde nochmal in Betrieb zu nehmen?

2. Es wird versucht, die Sonde weich zu landen.

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Offline Terminus

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #7 am: 09. März 2015, 21:29:31 »
Es gibt zwei Szenarios für das Ende der Mission.

1. Die Sonde in Schlafzustand versetzt und es würde versucht, sie beim größten Sonnenabstand in 4 Jahren nochmal aufzuwecken.

Frage ist, wo die Energie für einen auch nur kurzfristigen Betrieb herkommen soll. Können die Batterien weit genug geladen sein, um die Sonde nochmal in Betrieb zu nehmen?

2. Es wird versucht, die Sonde weich zu landen.

Zu 1.: Da müsste man wohl soviel Reservetreibstoff in den Tanks übrig lassen, dass Rosetta den Kometen auch wieder erreichen kann, wenn sie bis dahin Tausende oder Zehntausende von Kilometern vom Kometen abgedriftet ist?

Oder man gibt sich eben mit Fotos aus großer Entfernung zufrieden?

Zu 2. Eine sanfte Landung wäre natürlich extrem spektakulär!! :D

<Spinnmodus>
Und ausgeschlossen wäre IMHO auch dann nicht, die Sonde in 4 Jahren nochmal zu reaktivieren. Hätte auch den Charme, dass die Sonde dann nicht abdriften kann, sondern maximal nahe an ihrem Ziel bleibt. Man müsste Rosetta "nur" an einer Stelle auf dem Kometen parken, wo ihre Antenne in 4 Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Erde ausgerichtet ist - genau genug, eine solche Stelle zu finden, sollte man den Kometen bis nächstes Jahr ja kennen bzw. das traue ich den Navigatoren ohne Weiteres zu :) . Ein großes Risiko wäre allerdings, dass die riesigen Solarpanels bei der Landung beschädigt werden und/oder in 4 Jahren von zurückfallendem Staub verdreckt sind - aber wenn die Akkus alleine für ein paar Stunden Betrieb, also zum Abheben, Fotografieren und Kommunikation reichen sollten, könnte man es ja zumindest mal versuchen. Dann ist noch die Frage, ob die Manövriertriebwerke stärker sind als die Gravitation des Kometen. Oder könnte man mit dem Haupttriebwerk nach unten landen?
</Spinnmodus>

SpaceMech

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #8 am: 10. März 2015, 11:43:53 »
zu 1) Treibstoffvorrat: ROSETTA und 67 P fliegen seit August 2014 praktisch auf der gleichen Kepler-Bahn. Das Manövrieren im extrem schwachen Schwerefeld von 67 P erfordert kaum Treibstoff - deshalb kann man das ja auch noch 1,5 Jahre weiter so treiben (das Einbremsen vom Transfer-Orbit auf den 67 P-Orbit hat dagegen viel delta-v erfordert). Selbst wenn ROSETTA im weiteren Verlauf der Bahn ohne Korrekturen leicht von 67 P wegdriften würde, bräuchte man wenig delta-v (und damit Treibstoff), um wieder in die Nähe zu gelangen - nur etwas Zeit. - Das größere Problem ist die Energieversorgung über die Solarpaneele: ausserhalb von 4 AU reichten die nur für den Hibernation Mode, also das nackte Überleben - Science kann man damit nicht machen. Die Paneele werden übrigens im Laufe der Jahre auch nicht besser, ihr Wirkungsgrad sinkt.

Zu 2) weiche Landung: nicht so einfach - ROSETTA verfügt über keine Vorrichtungen zur Verankerung; was dann passieren kann, haben wir ja gesehen...
Wenn die Solarpaneele beschädigt werden, kann ROSETTA nicht überleben (Hibernation Mode, s.o.). Selbst wenn man die Battereien jetzt voll laden würde, um 4 Jahre später davon zu "leben", müssten die über die ganze Zwischenzeit bei ihrer Mindesttemperatur gehalten werden.
(das ist ja auch das große Fragezeichen bei Philae: sind die Bordbatterien in der Zwischenzeit warm genug geblieben, damit sie noch/wieder ladefähig sind ??)
Was mit einem gelandeten ROSETTA-Orbiter auf der Oberfläche passieren würde, wenn der Untergrund weiterhin Material "abbläst" (nach Modellrechnungen immerhin zwischen 1 und 20 m Schichtdicke pro Umlauf !), wär auch mal interessant zu sehen - es ist nicht gesagt, das der Orbiter sich dort halten könnte..

   Gruss  HHg

Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #9 am: 24. Februar 2016, 22:47:55 »
Hallo :-)

ich war gerade bei einem Vortrag von Prof. Wolfram Thiemann, der am COSAC-Experiment vom Lander mitgearbeitet hat. Laut seinen Äußerungen heute wäre es beabsichtigt ca. im September 2016 Rosetta auf dem Kometen zu landen, mit dem Ziel ein Foto von der Oberfläche oder sogar vom Lander zu machen.

Ob das jetzt eine Vermutung seinerseits war oder tatsächliches Wissen, ist mir nicht ganz klar, es klang aber schon sehr danach, als würde man eine Landung jetzt verfolgen.

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Offline -eumel-

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #10 am: 25. Februar 2016, 00:45:33 »
Ja das ist richtig, Spike77 - wurde auch schon hier diskutiert.

tonthomas

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #11 am: 25. Februar 2016, 08:33:45 »
Guten Morgen!

Hatte auf einer öffentlichen Veranstaltung, auf der Paolo Ferri vortrug, dass man versuchen werde, Rosetta auf 67P abzusetzen - von Landen wollte man ganz bewusst nicht sprechen - Gelegenheit, zu fragen, ob man denn nach einem Aufsetzen noch eine Gewinnung von wissenschaftlichen Daten plane. Das wurde ganz klar verneint.

Es gebe zwar tatsächlich solche Ideen der einzelnen Instrumentenbauer und -Betreiber, man wird nur sehr wahrscheinlich keine Datenverbindung zur Erde hinbekommen. Wenn Rosette nach dem Kontakt mit 67P dort "liegenbleibt" und vielleicht noch über ein eine Weile über Strom verfügt - eine Beschädigung der langen Solarzellenausleger beim Kontakt scheint nicht unwahrscheinlich - wird die Sonde sich nicht mehr Richtung Erde ausrichten können, um die Daten mit der richtbaren Hochgewinnantenne (HGA) zur Erde zu senden.

Spannend ist schon der Anflug. Wie wohl das Missionsdesign der letzten Orbits um Rosetta aussieht?  Und wie der Flug zum Schluss zum Kontaktpunkt? Wann gelingt es, letzte Bilder zu übermitteln?

Reine Spekulation: Sonde so orientieren, dass man mit der Seite des Raumfahrzeugs 67P berührt, an der die HGA nicht angebaut ist - meint mit der der HGA gegenüberliegenden Seite. Software lässt HGA einfach durchsenden, evtl. Ausrichten, nach dem Sonde zur Ruhe gekommen ist, und Komet mit Rosetta drauf durch das Sichtfeld der Erde/Sonne rotiert? Bin gespannt, was technisch möglich ist, und freue mich natürlich über Überraschungen.

Gruß   Pirx
« Letzte Änderung: 25. Februar 2016, 09:47:48 von Pirx »

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Offline Terminus

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #12 am: 25. Februar 2016, 20:39:07 »
Spannend ist schon der Anflug. Wie wohl das Missionsdesign der letzten Orbits um Rosetta aussieht?  Und wie der Flug zum Schluss zum Kontaktpunkt? Wann gelingt es, letzte Bilder zu übermitteln?

Das wüsste ich auch gern.

Zitat
Reine Spekulation: Sonde so orientieren, dass man mit der Seite des Raumfahrzeugs 67P berührt, an der die HGA nicht angebaut ist - meint mit der der HGA gegenüberliegenden Seite. Software lässt HGA einfach durchsenden, evtl. Ausrichten, nach dem Sonde zur Ruhe gekommen ist, und Komet mit Rosetta drauf durch das Sichtfeld der Erde/Sonne rotiert?

Ja, hoffentlich. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass es mit der Ausrichtung der HGA klappt?  :-\

Ansonsten hat hier ja schonmal jemand erklärt, dass die Sonde außer der HGA noch eine Mittel- und eine Niedriggewinn-Antenne hat, die nicht (so) richtungsgebunden sind, allerdings auch keine großen Datenmengen übertragen können. Ob es wohl für kleine Bilder reichen könnte? Allerdings sollen die eher unscharf sein, da die Objektive der Kameras eher auf kilometerweite Abstände ihrer Motive optimiert sind...

Die riesigen Solarpanel werden wohl abbrechen, von da an geht dann nicht mehr lange was. Selbst wenn Rosetta auf einer gerade der Erde zugewandten Seite von 67P landen kann, dreht sich der Komet ja schnell weiter, und somit Rosetta außer Sicht. Eine Kometenrotatation später dürfte Rosetta dann schon verstummt sein.  :'(

Wie ist es mit der Möglichkeit, sich in niedriger Höhe zu halten und das Aufsetzen hinauszuzögern, so lange es geht? Bei dem bisschen Gravitation könnte ich mir vorstellen, dass das im Prinzip tage- oder gar wochenlang ginge, je nach Feinsteuerungsmöglichkeiten und Treibstoffreserven...

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Offline Rücksturz

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #13 am: 13. März 2016, 15:36:23 »
Zur Landung von Rosetta auf 67/P hat Viktoria Schöneich einen ausführlichen Artikel im Portal verfasst:

"Rosetta soll auf ihrem Kometen landen
Bereits im Juni letzten Jahres wurde bei der Missionsverlängerung ein Landungsszenario vorgeschlagen und nimmt seit September immer weiter Form an."

Weiter geht es hier:
http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/11032016175221.shtml

LG
Rücksturz
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Offline Rücksturz

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #14 am: 13. März 2016, 15:49:03 »
Ansonsten hat hier ja schonmal jemand erklärt, dass die Sonde außer der HGA noch eine Mittel- und eine Niedriggewinn-Antenne hat, die nicht (so) richtungsgebunden sind, allerdings auch keine großen Datenmengen übertragen können. Ob es wohl für kleine Bilder reichen könnte? Allerdings sollen die eher unscharf sein, da die Objektive der Kameras eher auf kilometerweite Abstände ihrer Motive optimiert sind...

Die riesigen Solarpanel werden wohl abbrechen, von da an geht dann nicht mehr lange was. Selbst wenn Rosetta auf einer gerade der Erde zugewandten Seite von 67P landen kann, dreht sich der Komet ja schnell weiter, und somit Rosetta außer Sicht. Eine Kometenrotatation später dürfte Rosetta dann schon verstummt sein.  :'(

Wie ist es mit der Möglichkeit, sich in niedriger Höhe zu halten und das Aufsetzen hinauszuzögern, so lange es geht? Bei dem bisschen Gravitation könnte ich mir vorstellen, dass das im Prinzip tage- oder gar wochenlang ginge, je nach Feinsteuerungsmöglichkeiten und Treibstoffreserven...

Ob die Solarpaneele abbrechen, hängt von der Art des Aufsetzens (berührt ein Solarpaneel den Boden zu erst, bevor der eigentliche Korpus aufkommt...) und der Geschwindigkeit ab.

Um Terminus letzten Gedanken weiterzuspinnen, Rosetta ist ja dreiachsstabilisiert und orientiert sich über Sternensensoren.
Das sorgt für eine gezielte Ausrichtung im Raum und dafür, dass die HGA (zumindest bei Datenübertragung) auf die Erde ausgerichtet bleibt/wird.
Angenommen Rosetta überlebt den ersten Kontakt mit 67/P und macht dann einen oder mehrere weitere Hopser (so etwas soll es geben
 ;)), dann würde Rosetta doch versuchen sich wieder im Raum auszurichten und könnte bis zum nächsten Touchdown wieder Daten zur Erde senden...  ;D

OK, das ist wahrscheinlich zu viel Spekulation, aber man darf ja mal träumen.  ::)

Liebe Grüße
Rücksturz
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SpaceMech

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #15 am: 17. September 2016, 11:38:41 »
Weitere Einzeheiten zum geplanten Aufsetzen von ROSETTA auf 67 P:

  am 29.9.2016 um 20:50 UTC (22:50  MESZ) wird ROSETTA seine Lageregelungsdüsen für 3 Minuten feuern und so den "freien Fall" zur 19 km entfernten Kometenoberfläche einleiten. Dieser freie Fall wird 13 h 50 m dauern (Aufsetzen am 30.9. um 10:40 UTC), also deutlich länger als beim Absetzen von Philae (7 h). Die Aufsetzgeschwindigkeit wird ähnlich sein: ~0,9 m/s.
Das ursprünglich angedachte Bremsmanöver in 1,7 km Höhe (etwa 0,5 h vor dem Aufsetzen), das die Aufsetzgeschwindigkeit auf 0,5 m/s reduziert hätte, wurde verworfen : für die genaue Ausrichtung des Bremsschubvektors hätte man die Informationen der Starmapper benötigt, bei denen man aber damit rechnet, dass sie in dieser geringen Höhe durch Staubpartikel usw bereits gestört sind und keine zuverlässigen Daten mehr liefern. Damit die Starmapper in dieser kritischen Phase nicht einen "SafeMode" auslösen (wie in der Vergangenheit bereits mehrfach geschehen) und damit zum Abbruch der wissenschaftlichen Messungen führen, wird diese Funktion "disabled": die Orientierung von ROSETTA geschieht in dieser letzten Phase dann nur noch mit der IMU (Inertial Measurement Unit) bzw. den Gyros des AOCS (Attitude & Orbit Control System).
Die Timeline für die wissenschaftlichen Beobachtungen und deren Übertragung soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.

Von den geplanten 15 sehr nahen Vorbeiflügen seit dem 9. August sind 13 erfolgt; die beiden verbleibenden werden heute (17.9.) und am kommenden Dienstag (20.9.) stattfinden. Danach beginnen die Bahnänderungen in Vorbereitung des "Sturzfluges".

Quelle: http://blogs.esa.int/rosetta/2016/09/16/beginning-of-the-end/

McPhönix

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #16 am: 17. September 2016, 12:06:12 »
Wie ist dann die Laufzeit der Daten, sprich wann träfe das letzte (vermutlich unvollständige) Bild hier ein?
Denn 10:40 UTC ist doch die berechnete "Lande"zeit ?

SpaceMech

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #17 am: 17. September 2016, 12:14:32 »
Wie ist dann die Laufzeit der Daten, sprich wann träfe das letzte (vermutlich unvollständige) Bild hier ein?
Denn 10:40 UTC ist doch die berechnete "Lande"zeit ?

Die Datenlaufzeit am 30. September wird etwa 40 Minuten betragen.
Das Letzte, was man von ROSETTA hören wird, ist das Erlöschen des Trägersignals unmittelbar nach dem Aufsetzen - dies wird für 11:20 UTC (13:20 MESZ) erwartet. (Alle Zeiten haben -noch- eine Unsicherheit von +/- 20 Minuten)

"Taking into account the additional 40 minute signal travel time between Rosetta and Earth on 30 September, this means that the confirmation of impact is expected at ESA’s mission control in Darmstadt, Germany, within 20 minutes of 11:20 GMT (13:20 CEST)
« Letzte Änderung: 17. September 2016, 14:04:46 von SpaceMech »

McPhönix

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #18 am: 17. September 2016, 13:37:10 »
Danke ☺

SpaceMech

  • Gast
Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #19 am: 22. September 2016, 15:28:38 »
Im ROSETTA-Blog der ESA wurde heute eine Visualisierung der letzten Bahn-"Schlenker" veröffentlicht:


ROSETTAs final orbits

Quelle: http://blogs.esa.int/rosetta/2016/09/22/rosettas-final-orbits-animation/

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Offline -eumel-

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #20 am: 22. September 2016, 17:23:41 »
Offenbar wollen sie keine Aufnahmen aus der Nähe. :(
Sie wollen einen schnellen Tod.
Schade.

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Offline Nitro

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #21 am: 22. September 2016, 17:37:19 »
Offenbar wollen sie keine Aufnahmen aus der Nähe. :(
Sie wollen einen schnellen Tod.
Schade.

Schnell ist relative. Zwischen dem letzten Manoever und dem Auftreffen auf der Oberflaeche werden 14 Stunden vergehen. Fotos und Messungen werden auf dem gesamten Weg nach unten gemacht. Man geht allerdings davon aus das Bilder welche weniger als 15 Minuten vor dem Auftreffen gemacht werden unscharf werden. Versuchen wird man es trotzdem.

Ich habe das mal kurz ueberschlagen und das heisst, dass Bilder bis auf etwa 800 Meter ueber der Oberflaeche moeglich sein sollten. :)

Soweit ich weiss soll alle 5 Sekunden ein Bild gemacht werden.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Offline rok

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #22 am: 22. September 2016, 20:09:55 »
Das Problem ist nicht die Anfertigung der Bilder, sondern die  (komprimierte) Übertragung. Es werden halt auch weitere Daten gemessen und gesendet.

@ -eumel-: Ich finde deine Ausdrucksweise mittlerweile völlig daneben.

Du hast das Ende der Mission, bzw. das Abschalten der Sonde unter anderem als "Kamikaze-Kollisionsmanöver für einen schnellen Todessturz", "Sie wollen einen schnellen Tod. Schade." "töten ... durch eine Giftspritze" genannt. Hast du irgendein emotionales Problem damit oder was soll das?

Robert

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Offline -eumel-

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #23 am: 23. September 2016, 00:29:42 »
Aber das ist doch genau das, was sie jetzt machen wollen:
Ein Kollisionsmanöver aus großer Höhe, schnell auf die Oberfläche klatschen und sofort Sender aus.
Plötzlich geht es nur noch darum, ein schnelles, gründliches Ende zu programmieren.

Ich bin bitter enttäuscht, weil hier der vielleicht spannendste Teil der Mission einfach verschenkt wird:
Daten und Fotos mit höchster Auflösung aus nächster Nähe - das ist das, was fehlen wird.
Man hatte extra einen Lander gebaut, um möglichst viele Daten auch direkt von der Oberfläche zu gewinnen.
Philaes Civa-Kamerasystem sollte ein 360° Foto von der Oberfläche erstellen.
Leider haben sie mit dem Lander Pech gehabt - ist nicht so ganz nach Plan gelaufen.
Sowas kann passieren.

Aber Philae hat zumindest gezeigt, dass es möglich ist, mehrere Stunden über der Oberfläche zu schweben.
Jetzt wäre doch die Gelegenheit, das auch mit dem Lander zu versuchen:
Ein gezielter Bremsschub vor dem Aufschlag und ein Schub in Rotationsrichtung, damit man über dem gewünschten Gebiet bleibt.

Es ist doch eine Forschungsmission - und keine planwirtschaftliche Beendigungsmission!
Aus großer Entfernung dürften sie genug Daten aufgenommen haben.
Sie wissen, welche Bestandteile in der aktiven Phase den Kometen verlassen.
Knapp über der Oberfläche könnten sie jetzt ermitteln, welche Bestandteile wieder auf den Kometen zurück sinken.
Wie sieht die Oberfläche aus nächster Nähe aus?
Fotos von dort dürften spektakulär sein!
Gerade die letzten Aufnahmen sollten die Spannendsten sein.

Natürlich ist die Datenübertragung ein Problem.
Klar geht es nicht nur um Fotos, sondern auch um Daten der anderen Instrumente.
Vor allem ist mit zunehmender Entfernung auch die Datenübertragungsrate dramatisch geschrumpft.
Der Datenfluss ist sehr langsam geworden.
Man braucht mehr Zeit, um die Dateien zu übertragen.
Die Nähe zum Kometen schränkt zudem die Zeitfenster, in denen gesendet werden kann, erheblich ein, weil dann der Komet oft die Erde verdeckt.

Wenn man also mehr Zeit braucht, ist so ein schneller Sturz auf die Oberfläche eine unlogische Entscheidung.
Ebenso die schnelle Abschaltung des Senders.

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Offline -eumel-

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Re: Landung der Orbitersonde Rosetta auf Tschurjumow-Gerassimenko
« Antwort #24 am: 23. September 2016, 01:16:16 »
Natürlich sind Flugmanöver so dicht über der Oberfläche extrem schwierig - besonders bei einem so unförmigen, rotierenden Kometen.
Zu viele Störfaktoren, die wohl nicht alle kompensierbar sind.
Die Funkfenster werden zu kurz, die Übertragungsdauer ist zu lang - man kann nicht mehr eingreifen.
Man wird die Kontrolle über das Raumfahrzeug verlieren.
Kontrollverlust - das große Schreckgespenst der Controller!  :o
Aber das ist doch jetzt der Plan: Das Ende der Mission - Kontrolle abschalten.
Was kann jetzt noch passieren?

Klar war das nicht so vorgesehen.
Rosetta ist ein Orbiter, oder eine Raumsonde - kein Schweber oder Lander.
Es wurde ja auch erst spät in der Mission beschlossen, sie überhaupt auf der Oberfläche abzusetzen.
Warum kann man nicht etwas risikoreicher, aber langsam absteigen,
um dadurch in der spannendsten Phase mehr Zeit für Forschung und Datenübertragung zu gewinnen?

Keine bremsende Atmosphäre, keine unerbittliche Gravitation, die einen schnellen Abstieg erzwingt - hier kann man langsam sinken.
Den Sender könnte man so programmieren:  Schalte endgültig ab, wenn seit 10 Tagen keine Verbindung mehr zustande kam.