Hallo,
mein Gejammer über den Spiegel Artikel hat unerwartete Früchte getragen. Olli (hier aus dem Forum) konnte mir den Artikel "Carbon-rich dust in comet 67P/Churyumov-Gerasimenko measured by COSIMA/Rosetta" von Bardyn et. al. aus den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
(MNRAS 469, S712–S722 (2017)) herunterladen. Vielen Dank dafür.
Diese Mühen und meine Chemikerkritik haben zumindest eine kurze Zusammenfassung verdient:
Zuerst einmal muss mich meine Aussagen über die deutschen Medien (hier Spiegel) zurück nehmen.
Die Methodik von COSIMA erlaubt in der Tat nicht, einzelne organische Moleküle zu identifizieren. Somit kann mir auch kein Artikel einzelne Moleküle nennen. Allerdings erlaubt die Sekundärionen Massenspektroskopie (Time-Of-Flight Secondary Ion Mass Spectrometer; TOF-SIMS), wie sie auf Rosetta eingesetzt wurde, den Unterschied zu erkennen, ob ein Ion aus einem kohlenwasserstoffhaltigen Molekül (organische Materie) kommt oder mineralischem Ursprungs (Bleistiftmine, Diamant) ist. Damit ist die Kernaussage sowohl des original Artikels als auch des Spiegel Artikels, dass 67P/Churyumov-Gerasimenko zu 45% aus organischem Material besteht offensichtlich korrekt, da der gefundene Kohlenstoff wohl tatsächlich nachweisbar! aus organischen Molekülen stammt.
Das ganze Paper beschreibt auf jeden Fall "higly sophisitcated state of the art" massenspektroskopische Untersuchungen die mit COSIMA auf Rosetta durchgeführt wurden (Mein Eindruck als Chemiker aber Massenspektro-Laie).
Die TOF-SIMS Methodik ist in der Lage die elementare Zusammensetzung fester Objekte (bzw. der Oberflächen) zu ermitteln, und wie erwähnt kann sie unterscheiden, aus welchem Ursprungsmineral oder Molekül die gefundenen Element-Ionen mit Hilfe von Iridium
+ Ionen "herausgebraten" wurden.
Auf Rosetta wurden die Staubprartikel von Tschuri "at low impact velocity (< 10 m/s) on a set of target plates, each of 10 × 10 mm 2 in size" aufgefangen. Diese Platten wurden vor dem Einfangen und danach mit dem COSISCOPE Mikroskop angeschaut und geeignete Partikel für die SIMS Analyse ausgewählt. Die Massenspektren von 30 Partikeln wurden genauer auf ihre elementare Zusammensetzung untersucht. Für die Ergebnisse in verständlicher Form kann ich gerne auf
Wir sind ja nicht nur auf "SPIEGEL-Sprech" angewiesen:
hier die Original-Pressemitteilung des MPS/Göttingen:
http://www.mps.mpg.de/Die-Zutatenliste-des-Rosetta-Kometen
verweisen. Das MPI hat alles verständlich und Deutsch zusammengefasst.
Nochmals vielen Dank an Olli für den nicht unanspruchsvollen Artikel.
Massensprektroskopische Grüße
Mario
PS: nachdem mich schon COSIMA auf Rosetta beeindruckt hat, sollte ich mich vielleicht mal ausführlicher mit den Instrumenten die Curiosity so auf dem Mars rumschleppt, befassen